9)
James, der Erfinder der nach ihm benannten
Methode, fremde
Sprachen zu erlernen, geb. 1769 zu
London,
[* 6] ließ sich 1798 in
Hamburg
[* 7] nieder, wo er unter Anleitung des französischen
Emigranten d'Angeli nach einer eigentümlichen
Methode die
deutsche Sprache
erlernte. Im J. 1815 nach
Nordamerika
[* 8] ausgewandert, begann er inNew YorkUnterricht in der französischen
Sprache
[* 9] nach jener
Methode zu erteilen, die er mehr und mehr ausbildete, und die sich von der grammatischen Lehrart besonders
dadurch unterscheidet, daß der Lernende mittels einer wortgetreuen Linearübersetzung sofort und ohne weitere Vorbereitung
in das Verständnis der fremden
Sprache eingeführt wird.
Schwarz,
KurzeKritik der Hamiltonschen Sprachlehrmethode (Stuttg. 1837);
Tafel, Die analytische
Sprachlehrmethode
(Tübing. 1845).
10)
SirWilliam, engl.
Philosoph, geb. 1788 zu
Glasgow,
[* 15] widmete sich in
Oxford
[* 16] philosophischen und rechtswissenschaftlichen
Studien,
ward 1821
Professor der Geschichte an der
UniversitätEdinburg,
[* 17] 1836 der
Logik und
Metaphysik und starb daselbst.
Hamilton gehört zu den hervorragendsten Vertretern der sogen. schottischen
Schule (s.
Englische Litteratur,
[* 18] S. 654). Außer einer
Ausgabe der Werke seines
LehrersReid, welcher er ein paar selbständige Abhandlungen beigefügt hat, und zahlreichen
Essays
für die »Edinburgh
Review« erschienen bei seinen Lebzeiten: »Discussions on philosophy
and literature, education and university reform« (Lond. u.
Edinb. 1852, 3. Aufl. 1866). Nach seinem
Tod gaben seine
Schüler Mansel undVeitch seine »Lectures on metaphysics and logics«
(das. 1859, 4 Bde.; 2. Aufl.
1866) heraus, worin sich die Bekanntschaft des Verfassers mit
Kant und seine Beeinflussung durch diesen zeigt. Hauptsächlich
gegen ihn richtete sich die
Polemik der sogen. induktiven
LogikJohnStuartMills (s. d.).
11)
SirWilliam Rowan,
Mathematiker und königlicher Astronom von
Irland, geb. 1805 zu
Dublin, gest. in
Dunsink, lebte bis zu seinem
Tod als
Professor der
Astronomie
[* 19] zu
Dublin. Er entdeckte auf theoretischem Weg die sogen. konische
Refraktion des
Lichts in zweiachsigen
Kristallen und ist der Erfinder einer ganz neuen mathematischen
Theorie,
des Quaternionenkalküls, über welchen er zwei fundamentale Werke: »Lectures
on quaternions« (Dubl. 1853) und
»Elements of quaternions« (Lond. 1866, aus seinem
Nachlaß; deutsch von
Glan, Leipz. 1882-84, 2 Bde.),
veröffentlichte.
Vgl.
Graves, Life of
Sir W. R. Hamilton, including selections of his
poems, correspondence and miscellaneous writings
(Dublin 1882-85, 2 Bde.).
die Nachkommen von
Ham oder
Cham (s. d.). Mit diesem biblischen
Namen werden jetzt gewöhnlich nach dem Vorgang
von
Lepsius und
Fr.
Müller eine
Reihe afrikanischer
Völker, die Ägypter an der
Spitze, begriffen, welche die ziemlich nahe untereinander
verwandten hamitischen
Sprachen reden. Sie zerfallen in drei
Gruppen: die ägyptische, die aus zahlreichen
Inschriften und
Papyrusrollen
bekannte
Sprache der alten Ägypter und die in der ältesten christlichen Zeit daraus hervorgegangene,
jetzt gleichfalls ausgestorbene
Sprache der
Kopten
[* 20] umfassend;
drittens die kuschitische oder äthiopische Sprachengruppe (nicht zu verwechseln
mit der äthiopischen
Sprache, s. d.), die von
Ägypten südwärts bis zu dem Gebiet der Bantusprachen reicht und das
Bedscha
(als Verkehrssprache auch in Oberägypten herrschend),
Belen,
Saho,
Agau,
Falascha,
Galla, Dankali und Somali
in sich befaßt (vgl.
Karte
»Menschenrassen«).
[* 24]
Auch die Urbewohner von
Mesopotamien,
Palästina
[* 25] (Kanaaniter) und
Arabien sind möglicherweise
und die frühern Bewohner der
Kanarischen Inseln
(Guanchen oder Wandschen) mit
Bestimmtheit den Hamiten beizuzählen.
Alle hamitischen
Sprachen stimmen in betreff der persönlichen Pronomina sowie der aus ihnen entstandenen Personalendungen des
Verbums, ferner
in betreff der Geschlechtsbeziehung, dann in der
Bildung des
Plurals und anderer grammatischer
Formen auffällig überein.
Einige dieser
Punkte, besonders die wichtigsten Pronominalstämme und die Bezeichnung des
Femininums und
des
Plurals, haben die hamitischen
Sprachen auch mit den semitischen in
Vorderasien (s.
Semiten) gemein. Vermutlich stammen die
aus
Vorderasien, wo sie sich von den
Semiten schon zu einer Zeit trennten, als ihre gemeinsame
Sprache noch sehr
wenig entwickelt war.
sagenhafter
Prinz vonDänemark,
[* 26] dessen Geschichte vonShakespeare zu seiner tiefsinnigen
Tragödie gleiches
Namens benutzt wurde. Zuerst finden wir die
Erzählung im dänischen Geschichtschreiber
Saxo Grammaticus.
Von hier ging sie in die
»Histoires tragiques« des Belleforest über (1564 begonnen). Von letzterm Werk erschien zwar erst 1596 eine
vollständige englische Übersetzung; doch liefen schon früher
Übertragungen einzelner
Stücke in¶
mehr
England um, darunter »The hystorie of Hamblett«. Wie Hebler in seinen Aufsätzen über Shakespeare(Bern
[* 28] 1865) nachgewiesen hat, benutzte
letzterer diese englische Übertragung des Belleforest. Die ältere Sage lautet etwas anders. Hamlet soll 500 Jahre v. Chr. gelebt
haben, nach einigen auf Seeland, nach andern in Jütland. Die Namen lauten verschieden: der des Prinzen bald
Aminth, bald Amleth;
der des Usurpators bald Claudius Fago, bald Fengo;
der von Hamlets Vater Hervondillus oder Horvendill.
Auch bringt Fengo seinen Bruder Hamlet öffentlich um; es weiß also Geruthe, die Gemahlin des Ermordeten, wie sich der Tod ihres
ersten Gemahls ereignet hat. Hamlet rächt den Tod seines Vaters, indem er die Anhänger seines Oheims während
einer Festlichkeit in dem Festsaal verbrennt, seinen Oheim aber ersticht. Auch sonst hat Shakespeare freier mit seinem Stoff
gewaltet als gewöhnlich. Denn nach der Sage vermählt sich Hamlet mit der schottischen Prinzessin Hermuntrut, unterliegt aber
als jütländischer Unterkönig dem Dänenkönig Viglet auf einer Heide in Jütland, welche später die
Hamletsheide genannt wurde, worauf Hermuntrut sich mit Viglet vermählt.
Vgl. Zinzow, Die Hamletsage an und mit verwandten
Sagen erläutert (Halle
[* 29] 1877);