13)
George,
Lord, dritter Sohn des
Herzogs von
Abercorn, brit. Staatsmann, geb. erzogen zu
Harrow, trat 1864 als
Fähnrich
in die Riflebrigade und wurde bald
Leutnant
in derGarde. Bei den allgemeinen
Wahlen von 1868 bewarb er
sich als konservativer
Kandidat um einen Parlamentssitz in
Middlesex
(London) und zog sich, als es ihm wider Erwarten gelungen
war, diesen Sitz der liberalen
Partei zu entreißen, aus der
Armee zurück; um sich ganz der politischen Laufbahn zu widmen.
Auch 1874 und 1880 wurde er in
London wiedergewählt. 1874 wurde er zum
Unterstaatssekretär im indischen
Amt ernannt, im
Februar 1878 aber an
Lord Sandons
Stelle zum Vizepräsidenten des
GeheimenRats (Unterrichtsminister) befördert.
Als nach den
Neuwahlen 1880
LordBeaconsfield seine Entlassung einreichte, legte auch Hamilton sein
Amt nieder und trat in die
Opposition zurück. Im
KabinettSalisbury von 1885 und 1886 ward er erster
Lord der
Admiralität.
(spr. hammilt'n), 1)
Anthony,
Graf von, von einem jüngern
Zweig der
Familie Hamilton abstammend, geb. 1646 in
Irland,
folgte nach der
HinrichtungKarls I. mit seinen Eltern den königlichen
Prinzen nach
Frankreich, kehrte aber
nach der
Restauration nach
England zurück.
Jakob II. gab ihm ein Infanterieregiment in
Irland und den Oberbefehl in
Limerick.
Später ließ sich Hamilton in
Frankreich nieder und starb in
St.-Germain en Laye. Unter seinen
Schriften sind besonders
die
»Mémoires du comte de
Grammont« (seines
Schwagers, 1713, oft herausgegeben, von
Sainte-Beuve 1866; mit
Anmerkungen von W.
Scott, neue Ausg., Land. 1884, 2 Bde.;
deutsch, Leipz. 1853) als eine reiche Fundgrube für die Sittengeschichte hervorzuheben. Voll
Geist und
Witz sind auch seine
»Contes de féerie« (Par. 1805, 3 Bde.;
hrsg. von Lescure, 1873-74, 4 Bde.),
worin er sich als anmutiger Märchenerzähler zeigt. Die beste
Ausgabe seiner sämtlichen Werke ist die
von
Renouard (1812, 4 Bde.).
5)
WilliamGerard, geb. 1728, der schottischen
Familie (s.
oben) angehörig, ward 1754 in das
Parlament gewählt und gehörte
demselben bis zu seinem
Tod an, hielt aber nur 1755 eine ausgezeichnete, aufsehenerregende
Rede; er ward
von
Fox in das
Ministerium berufen, war viele Jahre
Kanzler des irischen Schatzamtes und starb 1798. Nach seinem
Tod erst erschien 1808 seine
»Parliamentary logic« (deutsch, 2. Aufl.,
Tübing. 1872;
franz. von J. Reinach, Par. 1886), welcheRegeln
und Ratschläge der parlamentarischen
Rhetorik und
Taktik enthält und die
Künste und Kniffe derselben schonungslos enthüllt.
¶
mehr
6) SirWilliam, Altertumsforscher, Sohn des Admirals Archibald Hamilton, geb. 1730, ging 1764 als englischer Gesandter nach Neapel
[* 13] und trug hier viel zur Ausgrabung von Herculaneum und Pompeji
[* 14] bei. Die Resultate seiner Forschungen enthalten seine »Observations
on mount Vesuvius etc.« (Lond. 1772),
»Campi Phlegraei« (das. 1776-79) und »Account
of the discoveries at Pompeji« (das. 1777). Im J. 1765 kaufte Hamilton die große Sammlung griechischer
Vasen
[* 15] aus dem Haus Porcinari, die er zeichnen und durch den Kupferstich vervielfältigen ließ: »Antiquités étrusques, grecques
et romaines« (Neapel 1766-67; 2. Ausg., Florenz
[* 16] 1801-1808, 4 Bde.),
welcher Sammlung sich die »Vases engraved in outline by
Kirk« (Lond. 1814) und die Tischbeinschen Vasengemälde (das.
1791-95, 4 Bde.) anschlossen. 1791 vermählte er sich zum zweitenmal
mit der berüchtigten LadyEmma Hamilton (s. Hamilton 8), mit deren Beihilfe er 1793 den Allianztraktat zwischen Neapel und England schloß.
Beim Einrücken der Franzosen 1798 begleitete er den König nach Palermo,
[* 17] kehrte 1800 nach England zurück
und starb in London. Einen Teil seiner Kunstschätze hatte er durch Schiffbruch an den britischen Küsten verloren.
Über seine Sammlungen vgl. Kirk, Gravures au trait d'après les tableaux etc. de vases étrusques, grecs et romains,
recueillis par feu SirWilliam Hamilton (Lond. 1806).
Bei Begründung der neuen Regierung 1789 ward er zum Sekretär
[* 22] des Schatzes ernannt, bewirkte zunächst zur Hebung
[* 23] des Kredits
die Fundierung der innern Schuld, gründete die Bank, ordnete das Steuerwesen und ward überhaupt der Begründer des Finanzwesens
der Union. Von den Demokraten heftig angefeindet, dankte er 1795 ab. Als 1798 der Krieg mit Frankreich drohte,
ward er auf Washingtons Veranlassung zum zweiten Befehlshaber des Heers ernannt und mußte nach dessen Tod (1799) auf kurze
Zeit bis zum Friedensschluß den Oberbefehl übernehmen.
Nach Entlassung der Armee kehrte er nach New York zurück und starb daselbst an einer im Duell
mit dem Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten,
[* 24] Obersten Burr, erhaltenen Wunde. Seine politischen Ideen wirken auch auf die
Gegenwart noch nach. Hamiltons »Complete works«, herausgegeben von Lodge,
mit seinem Briefwechsel und dem »Federalist« erschienen New York 1885-86 (7 Bde.).
Vgl. seines SohnsJohnChurch
Hamilton »History of the republic of the United States of
America, as traced in the writings of Alexander and of his contemporaries«
(4. Aufl., Boston
[* 25] 1879, 7 Bde.);
8) EmmaHarte, nachher Lady Hamilton, zweite Gattin von Hamilton 6), berühmt und berüchtigt durch ihre Schönheit, ihr
plastisch-mimisches Talent und ihre politische Thätigkeit, geb. 1760 zu Preston in Lancashire, hieß eigentlich EmmaLyons und
war die Tochter armer Eltern. Nach dem Tod ihres Vaters in Wales erzogen, ward sie seit ihrem 13. Jahr nacheinander Kindermädchen
in Hawarden, Hausmagd in London, Kammerzofe, Magd in einer Taverne, wo besonders Schauspieler ihr Wesen trieben,
Geliebte des KapitänsJohn Willet Payne, sodann des Ritters Featherstongbough, bis sie Graham zu seiner GöttinHygieia
[* 26] bei seinem
sogen. himmlischen Bett
[* 27] (einer medizinischen Charlatanerie) machte.
IhreSchönheit wurde von Dichtern gepriesen, und der MalerRomney malte mehrere Bilder von ihr. Bald darauf
ward sie Geliebte des LordsCharlesGreville, dem sie drei Kinder gebar. Damals führte sie denNamenHarte und bildete ihre Talente
regelmäßig aus. Sie sang und deklamierte ausgezeichnet, wetteiferte in mimischen Spielen und Stellungen mit Künstlern und
erfand einen vielbewunderten Shawltanz. Von Greville an seinen Oheim SirWilliam Hamilton gesandt, um diesen
um Unterstützung anzugehen, fesselte sie den Oheim dergestalt, daß dieser sie mit nach Neapel nahm, wo er Gesandter war,
und sich in London mit ihr vermählte.
Sie wurde dem neapolitanischen Hofe vorgestellt und bald die Vertraute der KöniginKaroline, welche sie
für die englische Politik gewann und zum Kriege gegen Frankreich anstachelte. Ein vertrauter Brief des Königs von Spanien
[* 28] an den
König von Neapel, den die Königin derLady Hamilton mitteilte, verriet dem englischen Hof die
[* 29] feindlichen Absichten Spaniens und beschleunigte
die energischen Maßregeln, welche England ergriff. Als Nelson, dem die Hamilton schon bei seiner ersten Anwesenheit
in Neapel (1793) heftige Liebe eingeflößt hatte, 1798 während der ägyptischen Expedition in Neapel erschien, wurden seine
Flottenunternehmungen auf Betreiben der Hamilton von der Königin unterstützt.
Nach Nelsons Rückkehr von Abukir trat die Hamilton in engere Beziehung zu diesem, begleitete 1798 die königliche
Familie auf ihrer Flucht nach Palermo und war 1799 bei der Wiedereroberung Neapels eifrig thätig. Als SirWilliam Hamilton 1800 nach
England zurückgerufen wurde, legte auch Nelson sein Kommando nieder und folgte der Geliebten nach England. Hier genas sie 1801 heimlich
einer Tochter, welche NelsonsNamen Horatia empfing, und bezog nach dem Tod ihres Gemahls (1803) ein Landhaus,
Merton Place, welches Nelson für sie gekauft hatte.
Nach ihres Geliebten Tod (1805) geriet sie in große Bedrängnis, weil die englische RegierungNelsons dringende Bitte, für
die Hamilton zu sorgen, nicht beachtete und diese allzu sorglos mit ihrem Vermögen umging. 1808 mußte sie
aus England flüchten und starb in Armut und Elend zu Calais.
[* 30] Als Künstlerin ist sie als eine Wiedererweckerin der
antiken plastischen Mimik
[* 31] und Orchestik zu betrachten. Zu ihren plastischen Vorstellungen wählte sie besonders die Darstellung
antiker Statuen; einzig war namentlich ihre Niobe in fünf Darstellungen, worin die Hendel-Schütz sie glücklich
nachahmte (vgl. Attitüde). Bald nach ihrem Tod erschienen die BriefeNelsons an sie (Lond. 1815, 2 Bde.)
und ihre
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