Hallier leugnete, daß alle bei
Gärungen,
Fäulnis- und Verwesungsprozessen
sowie bei
Krankheiten am
Tier- und Pflanzenkörper auftretenden Pilzbildungen spezifisch selbständige Organismen seien, und
behauptete, daß die niedern Organismen verschiedene
Formen annehmen je nach dem
Substrat, auf welches
die
Keime gelangen. Er ging hierin weiter als alle andern
Botaniker und fand heftigen
Widerspruch. Jedenfalls gebührt Hallier das
Verdienst, auf das konstante Vorhandensein bestimmter
Schmarotzerpilze, zumal
Bakterien, bei verschiedenen pathologischen
Prozessen
des Tierkörpers zuerst aufmerksam gemacht und die Untersuchungen und die
Diskussion über diese dunkeln Gebiete angeregt
zu haben.
Außerdem schrieb Hallier: »Ausflüge in die
Natur« (Berl. 1876);
die nicht durch
Deiche geschützten oder durch Zerstörung derselben bei
Sturmfluten schutzlos gewordenen
drei kleinern Eilande im schleswig-holsteinischen
Wattenmeer im
Gegensatz zu den größern, durch
Dünen und
Deiche gesicherten
Inseln. Eine solche Hallig bildet eine kaum 1 m über den gewöhnlichen
Stand der
Flut sich erhebende Grasfläche, die oft zweimal
an einem
Tag überschwemmt wird. Die größten dieser Eilande sind kaum 25 qkm groß, die kleinern, oft nur von einer
Familie
bewohnten kaum 500-600 m lang und breit; die kleinsten, unbewohnten besucht man nur, um das daselbst wachsende kurze und
feine
Gras abzumähen.
Die
Wohnungen stehen auf künstlichen Erdaufwürfen oder Warfen, sind durch
Pfahlwerke befestigt und mit
Stroh gedeckt, werden aber häufig genug von den
Fluten verschlungen. Von
Bäumen und Sträuchern findet sich keine
Spur; ebenso
fehlt alles Gartenland. Wenige
Rinder
[* 9] und
Schafe
[* 10] sind der einzige
Besitz der Bewohner, die nicht einmal Fischfang treiben können,
weil die
Fische
[* 11] die bei der
Ebbe stundenweit trocken liegenden schlammigen Meeresstellen rings um die Halligen meiden;
dagegen sind die
Männer kühne und unerschrockene Seefahrer.
Während einige dieser Eilande infolge von
Alluvion wachsen, werden andre durch die Meereswogen nach und nach abgespült.
Die bedeutendsten
Inseln sind: Hooge mit 195,
Langeneß mit 147 und Nordmarsch mit 87 Einw.;
James Orchard, engl. Litterarhistoriker, geb. zu
Chelsea, studierte in
Cambridge und widmete sich dann dem
Studium der ältern vaterländischen Litteratur, namentlich
Shakespeares
und seiner Zeit. Seine Hauptschriften sind: »Shakespeariana« (Lond. 1841);
»Stratford records and
Shakespeare autotypes« (1885) u. a. Auch gab er einen
von ihm entdeckten metrischen
Roman aus dem 15. Jahrh.: »Torrent ofPortugal«
[* 13] (1842, 2. Aufl. 1856),
sowie
interessante, bisher unbekannte »Letters of the kings of
England« (1846, 2 Bde.) heraus.
Anton,
Architekt,
Maler, Zeichner und Schriftsteller, geb. 1812 zu
Hannover,
[* 14] besuchte die
Akademie in
München,
[* 15] begab sich 1833 nach
Italien
[* 16] und verweilte besonders in
Rom.
[* 17] Im J. 1834 verband er sich mit
WilhelmSchulz
aus
Dresden
[* 18] zur Herausgabe eines Werkes über die normännischen Bauwerke in
Kalabrien und
Sizilien.
[* 19] Das Werk erschien aber
erst 1846 im
Druck. Im J. 1839 kehrte Hallmann nach
München zurück, begab sich aber schon im folgenden Jahr nach
Petersburg,
[* 20] dann
nach
England undFrankreich. Im
Frühling 1841 nach
Rom zurückgekehrt, malte er Architekturbilder in
Öl,
unter andern den Klostergarten bei
Fossa Nuova. 1842 gab er eine
Schrift: »Kunstbestrebungen der Gegenwart«, heraus. Im J. 1843 reiste
er wieder nach
Rom und vollendete hier mehrere große Ölbilder, worunter ein
Tag auf
Cypern
[* 21] sich durch
Reichtum der
Komposition und Üppigkeit der
Phantasie auszeichnet. Im J. 1844 malte er für den König von
Preußen
[* 22] eine große verfallene
Villa bei Abendbeleuchtung. Er starb in
Livorno.
[* 23]
die
Arbeiter in den
Salinen zu
Halle
[* 24] a. S., welche sich durch ihre eigentümliche
Tracht und althergebrachten
Sitten auszeichnen; ihre Abstammung wird verschieden hergeleitet. Während man früher geneigt war,
sie für Abkömmlinge der altenwendischen
Bevölkerung
[* 25] zu halten, glaubt man jetzt die Nachkommen des unfreien Teils der ältesten
fränkischen
Kolonie in ihnen sehen zu müssen. Früher hielten sie sich in strenger, kastenartiger Abgeschlossenheit, so
daß sie selbst nicht durch
Heirat sich mit der Stadtgemeinde vermischten, und ihre Anzahl war so bedeutend,
daß sie noch 1545 über 600 streitbare
Männer gestellt haben sollen. Seit einerseits 1789 zwei große gemeinschaftliche
Siedehäuser an die
Stelle der zahlreichen kleinen
Koten (Siedehäuser) getreten sind, anderseits aber die Bedeutung der
Salinen
für
Halle wesentlich abgenommen hat, ist die Anzahl der Salinenarbeiter sehr zusammengeschmolzen.
¶
mehr
Gegenwärtig, wo (seit 1868) mit der Aufhebung des Salzmonopols und des Vertrags der Pfännerschaft (von 1817) mit dem Staate
die gesamte Salzfabrikation wieder in die Hand
[* 27] der Pfännerschaft gelegt, der Betrieb aber ausschließlich in die Räume der
königlichen Saline verlegt worden ist, wird nur etwa noch die Hälfte der (zur Zeit bis auf etwa 800 Köpfe
zusammengeschmolzenen) Halloren bei der Saline beschäftigt; die übrigen Halloren haben sich andern bürgerlichen Beschäftigungen, namentlich
der Bestattung derLeichen, zugewendet. Von den Privilegien der Halloren haben sich erhalten: der Genuß gewisser Lieferungen vom
AmtGiebichenstein an ihre Knappschaft und die Bevorzugung, den Landesherrn nicht nur durch Neujahrsgratulation
und Geschenke begrüßen, sondern auch durch besondere Abgeordnete an der Huldigung teilnehmen zu dürfen, wogegen sie eine
neue Fahne und ein Pferd
[* 28] aus dem königlichen Marstall erhalten.