Einwohner beträgt (1885) mit der Garnison (3 Eskadrons Kürassiere Nr. 7 und 1 Füsilier-Bat.
Nr. 27) 34,037, darunter 3190 Katholiken und 698 Juden. Die Industrie der Stadt erstreckt sich auf Handschuh-, Hanfschlauch-,
Leder-, Knochenkohle-, Gummiwaren-, Papier-, Zigarren-, Zucker-, Bleiweiß-, Zichorien- und Maschinenfabrikation, Spiritusbrennerei
etc.; auch befindet sich in eine große Eisenbahn-Reparaturwerkstatt mit 500 Arbeitern. An ein ehemals
hochberühmtes Erzeugnis der Stadt erinnert eins der Wahrzeichen, das Broyhanmännchen an einem Haus der Worth, der Sage nach
Konrad Broyhan, der 1526 zuerst in Halberstadt (nach andern in Hannover) das nach ihm benannte Getränk braute. Halberstadt hat ein Gymnasium (seit
1675, mit Bibliothek von 30,000 Bänden), ein Realgymnasium, eine Oberrealschule, ein Lehrerseminar, eine
Provinzial-Taubstummenanstalt und ist Sitz eines Landgerichts (für die acht Amtsgerichte zu Aschersleben, Egeln, Gröningen, Halberstadt, Oschersleben,
Osterwieck, Quedlinburg und Wernigerode), eines Hauptsteueramtes, einer Handelskammer und einer Reichsbankagentur. Südlich von
Halberstadt liegen die Spiegelsberge, eine vom Domherrn v. Spiegel aus öden Sandhügeln gebildete anmutige Parkanlage,
und die Klusberge, mit uralten menschlichen Wohnungen in den Sandsteinfelsen. - Halberstadts Ursprung fällt mit der Gründung
des Hochstifts Halberstadt zusammen.
Unter dem Bischof Arnulf soll es 998 Stadtrechte erhalten haben. 1113 ward die Stadt vom Kaiser Heinrich V. niedergebrannt, ebenso
von Heinrich dem Löwen 1179. Im Dreißigjährigen Krieg war sie abwechselnd im Besitz der Kaiserlichen und
der Schweden; von letztern kam sie 1648 an Brandenburg. In den Anfang des 18. Jahrh. fällt die Anlage der Gröpervorstadt jenseit
der Holzemme. Durch Gleim, der als Domsekretär in Halberstadt lebte, erhielt auch eine Bedeutung für die Litteratur.
Namhafte Dichter, wie Lichtwer, Klamer-Schmidt u. a., haben in Halberstadt gewohnt; andre sprachen häufig dort
vor, und man spricht von einer Halberstädter Dichterschule. Im Juli 1809 wurde hier vom Herzog von Braunschweig-Öls ein Regiment
Westfalen gefangen genommen.
Vgl. Lucanus, Wegweiser durch Halberstadt (2. Aufl., Halberst.
1866);
»Urkundenbuch der Stadt Halberstadt« (hrsg.
von Schmidt, Halle 1878, 2 Bde.);
Zschiesche, Halberstadt sonst und jetzt (Halberst. 1882);
Elis, Der Dom zu Halberstadt (Berl. 1883).
heißen die Industrieprodukte in einem Stadium vor der Vollendung, z. B. rohes, ungebleichtes Gewebe, das
noch gebleicht oder gefärbt oder bedruckt werden soll;
der Loden in der Tuchfabrikation;
das Vorgarn
in der Spinnerei;
roh vorgeschmiedete oder gegossene Gegenstände u. dgl.
Die Belastung der Halbfabrikate mit Zöllen schädigt die Industrie in derselben Weise wie die Verteurung der Rohstoffe.
(Schnabelkerfe, Hemiptera, Rhynchota, hierzu Tafel »Halbflügler«),
Ordnung der Insekten, umfaßt Kerbtiere mit gegliedertem Schnabel, stechenden (oder doch nur ausnahmsweise
beißenden) Mundwerkzeugen u. unvollkommener Metamorphose. Der Saugapparat (der sogen. Schnabel) der fast durchweg von flüssiger
Nahrung lebenden Tiere besteht aus der langen, drei- oder viergliederigen Unterlippe, die ein nahezu geschlossenes Rohr darstellt,
der kleinern sie von oben her an der Basis bedeckenden Oberlippe und den vier Kiefern, welche zu Stechborsten
umgewandelt in
dem Rohr vor- und rückwärts geschoben werden können. Am Thorax ist der erste Abschnitt (Prothorax) meist frei
beweglich und oft von beträchtlichem Umfang; der Hinterleib ist sechs bis neunringelig.
Die Flügel fehlen bisweilen ganz (Aptera), selten sind zwei, meist vier vorhanden, und dann sind die
vordern entweder halb hornig und an der Spitze häutig (Hemiptera im engern Sinn) oder den hintern gleich gebildet und ganz
häutig (Homoptera). Die Beine sind meist Gangbeine, dienen aber auch wohl zum Anklammern oder zum Schwimmen und Springen, selbst
zum Raub. Die Augen bleiben klein und sind meist mit Facetten versehen, selten Punktaugen mit einfacher
Hornhaut; häufig finden sich zwei Ocellen zwischen den Facettenaugen.
Die Bauchkette des Nervensystems ist meist zu einer großen, in der Brust gelegenen Nervenmasse zusammengezogen. Der Darm ist
häufig sehr kompliziert gebaut. Die Zahl der Nierenschläuche (Malpighischen Gefäße) ist gewöhnlich
vier. Die Halbflügler haben der Mehrzahl nach geringe Flugkraft und bedienen sich der Flügel seltener als die übrigen Insekten. Viele
verbreiten einen widerlichen Geruch, welcher von dem Sekret der in der Brust oder im Hinterleib gelegenen Stinkdrüsen herrührt.
Andre sondern durch zahlreiche Hautdrüsen einen weißen Wachsflaum auf der Oberfläche ihres Körpers ab.
Viele werden bei massenhaftem Auftreten jungen Pflanzen verderblich und erzeugen zum Teil gallenartige Auswüchse, andre leben
als Parasiten an Tieren. Die Larven gleichen schon beim Ausschlüpfen aus dem Ei dem vollkommenen Insekt, zeigen bereits nach
der ersten Häutung die Anfänge der künftigen Flügel und leben in derselben Weise wie die Erwachsenen.
Meist ist die Metamorphose in einigen Monaten, bisweilen (Blattläuse) in viel kürzerer Zeit vollendet; nur die Cikaden bedürfen
hierzu eines Zeitraums von mehreren Jahren. Die Larven der männlichen Schildläuse verwandeln sich nach vollendetem Wachstum
innerhalb eines Kokons in eine ruhende Puppe. - Man kennt etwa 12,000 Arten dieser über alle Erdteile verbreiteten
Ordnung und bringt sie in vier großen Gruppen unter: I. Homopteren (Homoptera) oder Cikaden (s. d. und Laternenträger).
Beide Flügelpaare gleich, in der Ruhe schräg gerichtet. II. Heteropteren (Heteroptera) oder Wanzen (s. d.). Flügelpaare ungleich,
in der Ruhe horizontal. III. Pflanzenläuse (Phytophthires). Schmarotzer auf Pflanzen. Hierher die Schildläuse
(s. d., Coccidae; Kochenille, s. d.), Blattläuse (s. d., Aphidae), Blattflöhe (s. d., Psyllidae). IV. Tierläuse (Zoophthires),
Schmarotzer auf Tieren. Hierher die Läuse (s. d., Pediculidae) und die Pelzfresser (s. d., Mallophaga).
Vgl. Fieber, Die europäischen
Hemiptera (Wien 1860);
Fabricius, Systema Rhynchotorum (Braunschw. 1805);
Amyot und Serville, Histoire naturelle des insectes:
Hémiptères (Par. 1843);
Hahn, Die wanzenartigen Insekten, abgebildet und beschrieben (fortgesetzt von
Herrich-Schäffer, Nürnb. 1831-53, 9 Bde.).
(halbbürtige Geschwister, Halbgeburt), solche Geschwister, welche nicht beide Eltern, sondern entweder
nur den Vater (consanguinei) oder die Mutter (uterini) miteinander gemein haben, im Gegensatz zu den rechten,
vollbürtigen Geschwistern auch, allerdings unrichtigerweise,
mehr
Stiefgeschwister genannt; denn solche sind die aus verschiedenen Ehen zusammengebrachten Geschwister, deren Vater und Mutter einander
erst nach der Geburt dieser Kinder geheiratet haben. Nach dem römischen. Recht stehen die Halbgeschwister in der Erbfolge den vollbürtigen
nach und werden durch diese davon ausgeschlossen, aber nur in nähern Verwandtschaftsgraden. Partikularrechte, wie
namentlich das preußische Landrecht, haben dagegen den vollbürtigen und halbbürtigen Geschwistern ein gleiches Erbrecht eingeräumt.
Das französische und österreichische Recht teilen die Verlassenschaft sehr zweckmäßig in zwei Hälften, in eine auf die
Seite des Vaters und in eine auf die Seite der Mutter fallende, wonach die Vollgeburt in Erbrecht auf beiden
Seiten, die Halbgeburt aber nur ein solches auf der einen Seite hat.