Das im laufenden Alphabet nicht Verzeichnete ist im Register des Schlußbandes aufzusuchen.
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(Hageleite), Bergkette im nördlichen Thüringen, schließt sich nordwestlich von Sondershausen [* 2] an den östlichen Nordrand des Eichsfeldplateaus, den Dün, an, zieht sich 40 km in südöstlicher Richtung zwischen Wipper und Helbe meist durch schwarzburgisches Gebiet bis an die Unstrut und endet in dem 300 m hohen Rücken der Sachsenburg, welcher hier mit dem jenseit des Flusses sich fortsetzenden Zug der Schmücke die »Thüringische Pforte« oder »Sachsenlücke« bildet.
Zwischen Sega und Günzerode wird der Zug von dem tiefen und romantischen Thal [* 3] der Wipper durchbrochen, der nordwestliche Teil bildet ein nach der Wipper steil abfallendes, prächtig bewaldetes, nach der Helbe sanft abgedachtes Plateau, der südöstliche dagegen einen Bergkamm (Mittelhöhe 330 m), der sich nach beiden Seiten gleichmäßig abschrägt. Der höchste Punkt ist die 465 m hohe Wetternburg zwischen Immenrode und Wernrode, bekannter aber der aussichtsreiche Possen, 461 m hoch, südlich bei Sondershausen. S. Karte »Braunschweig«. [* 4]
s. v. w. Baulebung. ^[= (Besthaupt, Gewandrecht, Butteil, Todfall, Hauptfall, Kurmede, Mortuarium), ehemals eine Abgabe ...]
Dorf in der sächs. Kreis [* 5] und Amtshauptmannschaft Dresden, [* 6] am westlichen Ausgang des Plauenschen Grundes, am Zusammenfluß der Roten und Wilden Weißeritz, Knotenpunkt der Linien Dresden-Chemnitz und Hainsberg-Kipsdorf der Sächsischen Staatsbahn, hat bedeutende Papierfabrikation, [* 7] Türkischrotfärberei, Schmelztiegel und Stuhlfabrikation, Kunsttischlerei und (1885) 946 evang. Einwohner.
s. v. w. Hainbinse, ^[= Pflanzengattung, s. Luzula.] s. Luzula.
(engl., spr. hehr-, »Haarstricke«),
sehr feine weiße Baumwollgewebe, an welchen in Abständen durch stärkere farbige Kettenfäden erhabene Längsstreifen gebildet werden.
Stadt im württemberg.
Schwarzwaldkreis, Oberamt Nagold, 534 m ü. M., mit Pfarrkirche, Möbeltischlerei und Böttcherei und (1885) 1863 evang. Einwohnern.
s. v. w. Gelose. ^[= ein neues Appreturmittel für Baumwollenstoffe, wird aus einer in Kochinchina und ...]
[* 8] (Hayti, mit dem spanischen, in der Handelswelt gebräuchlichen Namen San Domingo), eine der Großen Antillen Westindiens, nächst Cuba die größte, reichste und schönste Insel der Gruppe, liegt zwischen 17° 37' und 20° nördl. Br., hat 656 km größte Länge, 260 km größte Breite [* 9] und enthält einschließlich der kleinen dazu gehörigen Nachbarinseln Tortuga, Gonave etc. 77,253 qkm (1403 QM.) mit 850,000 Einw. Im O. wird Haïti durch die 110 km breite Monapassage von Puerto Rico, im W. durch die 67 km breite Windwardpassage von Cuba getrennt.
Die Insel Haïti kehrt nach O., gegen Puerto Rico, eine schmale Kante mit den Kaps Engano und Espada; nach W. hin verbreitert sie sich mehr und mehr und streckt zuletzt gegen die Nachbarinseln zwei Halbinseln aus. Die nach NW. gegen Cuba hin auslaufende kürzere (89 km lang) endigt mit dem Kap à Foux; die südliche längere Halbinsel (230 km lang), welche nach Jamaica weist, läuft in die Kaps Dame Marie und Tiburon aus. Zwischen beiden Halbinseln erstreckt sich die große Bucht von Gonave, nach einer darin liegenden Insel benannt.
Die Küsten von Haïti sind überhaupt zerrissener als die der übrigen Antillen, daher eine Menge Buchten, Halbinseln und Vorgebirge. Das Innere der Insel wird von mehreren Gebirgszügen erfüllt. Man unterscheidet deutlich ein nordöstliches Küstengebirge, ein Gebirgsplateau in der Mitte mit aufgesetzten Bergzügen und ein südwestliches Küstengebirge in der langgestreckten Halbinsel. Zwischen dem Zentralgebirge, das vom Kap à Foux bis zum Kap Engaño zieht und im Pico del Yaqui 2955 m, im Loma Tina 3140 m Höhe erreicht, und dem nördlichen Küstengebirge (Sierra de Monte Cristi, 1220 m), das an der Halbinsel Samana plötzlich endigt, jenseit der sumpfigen Einsenkung in der Halbinsel wieder aufsteigt, dehnt sich die 220 km lange Vega Real hin, ein ungemein fruchtbarer Strich ebenen Landes, der vom Gran, [* 10] Yaqui und Yuna bewässert wird.
Die südliche Gebirgskette, welche von dem Zentralgebirge durch eine Einsenkung mit den Lagunas del Fonde und de Enriquillo getrennt wird, erreicht im Mont la Selle eine Höhe von 2715 m. Der Mineralreichtum der Insel ist nicht unbedeutend. Eisen, [* 11] Silber, Gold, [* 12] Zinn, Steinkohlen etc. sind gefunden und früher auch teilweise ausgebeutet worden; jetzt liegt das Bergwesen ganz danieder. Die geologische Bildung der Insel ist mannigfaltig. Im Innern haben vulkanische und andre eruptive Gesteine [* 13] die Kreidebildung durchbrochen. Vulkane [* 14] kennt man nicht; aber schon häufig ist Haïti von verheerenden Erdbeben [* 15] heimgesucht worden, besonders 1564, 1684, 1691, 1751, 1770, 1842. Das Klima [* 16] ist heiß und feucht, auf den Bergen [* 17] im N. herrscht ein ewiger ¶
Frühling. In manchen Gegenden sind indessen Jahre vergangen, ohne daß ein Regentropfen gefallen ist. An der Südküste herrschen häufig heftige Orkane. In San Domingo sind die Extreme der Temperatur 15,5 und 35° C. (Mittel 25,7), in Port au Prince 17,2 und 40° (Mittel 27,2). Die Vegetation der Insel ist die üppigste der Tropen. Prachtvolle Urwaldungen bedecken die Gebirge, und alle kostbaren Früchte dieser Zone gedeihen in den Thälern und Ebenen. Große wilde Tiere gibt es gar nicht; dagegen sind die von Europa [* 19] eingeführten Haustiere in verwildertem Zustand in Fülle vorhanden, namentlich Rinder [* 20] und Schweine. [* 21] Sehr reich vertreten sind Vögel [* 22] und Insekten, [* 23] unter denen sich viele giftige und lästige finden; Seen und Flüsse [* 24] sind von Kaimans und Alligatoren belebt, die Küsten von Krebsen, Krabben und Schildkröten, [* 25] und das Meer besuchen häufig Wale. [* 26]
In politischer Hinsicht teilt sich Haïti in zwei selbständige Republiken, nämlich und die Dominikanische Republik (s. d.). Die Negerrepublik Haïti umfaßt die kleinere westliche Hälfte der Insel, 23,911 qkm (434,25 QM.) mit etwa 550,000 Einw. (1789: 523,000), von denen neun Zehntel Neger, der Rest Mulatten. Die Neger sind zwar nominell Christen, haben auch Gelegenheit, eine 1876 gegründete Universität oder eine der öffentlichen Schulen (1875: 368 mit 19,250 Schülern) zu besuchen, sind aber in der That in ihr altes Heidentum zurückgefallen.
Ihre »Vaudoux« genannte Religion ist ein Mischding von Fetischglauben und katholischem Christentum, die ihre eignen Priester (Papa Loi oder Papa Vaudoux) hat und Feste mit Menschenopfern feiert. Die katholischen Beichtväter wissen recht wohl, was es bedeutet, von einem »schwarzen, haarlosen Schwein« [* 27] gefressen zu haben (Stuarts Konsularbericht, 1877). Die einst blühende Plantagenwirtschaft und die Viehzucht [* 28] sind sehr herabgekommen, und nur Kaffee, weil ohne viel Mühe zu gewinnen, wird noch in den frühern Quantitäten produziert.
Die Tabakskultur ist seit 1818 eingeführt, und seit 1859 baut man auch Baumwolle [* 29] und außerdem Kakao und Zucker. [* 30] Der große Waldreichtum wird ungenügend ausgebeutet, die Mineralschätze des Landes liegen brach. Der Gewerbfleiß ist äußerst gering. Der Handel hat sich in jüngerer Zeit gehoben, wenn auch die Ausfuhr noch immer sehr viel weniger bedeutend ist als zur Zeit der Sklavenwirtschaft. Der Wert derselben war 1789: 165 Mill. Mk., 1855 nur 13 Mill. Mk., 1865 aber 34 Mill. Mk. und 1883-84: 29,6, 1884-85: 19,6 Mill. Mk. Die früher so bedeutende Zuckerausfuhr hat fast aufgehört, und jetzt besteht die Ausfuhr wesentlich aus Kaffee, Kampescheholz, Mahagoni, Kakao, Baumwolle, Häuten, Honig, Wachs, Gummi etc. Die Einfuhr betrug 1883-84: 16,9 und 1884-85: 28,5 Mill. Mk. Im J. 1883-84 liefen in die 7 Häfen: Port au Prince, Aux Cayes, Jacmel, Gonaives, Petit Goave, Jérémie und Port de Paix, 563 Schiffe [* 31] von 604,270 Ton. Gehalt ein. Es gibt weder Eisenbahnen noch Kanäle, und die Landstraßen sind im traurigsten Zustand.
Maße und Gewichte sind die französischen. Die Gourde (Peso) hat einen Nominalwert von 4 Mk. Die jetzt gültige Verfassung datiert von 1879. An der Spitze der Verwaltung steht ein auf sieben Jahre gewählter Präsident. Ihm zur Seite stehen fünf verantwortliche Minister, ein Senat und ein Abgeordnetenhaus. Die Mitglieder des letztern werden vom Volk auf drei Jahre gewählt und wählen ihrerseits die Senatoren. Weiße können weder Grundbesitz noch das Bürgerrecht erwerben.
Für die Rechtspflege bestehen ein Appellationsgericht, 6 Bezirksgerichte und 5 Handelsgerichte mit unabsetzbaren Richtern. Die katholische Religion ist Staatsreligion, jedoch jeder andre Kultus erlaubt. Eingeteilt wird der Staat in zehn Arrondissements. Hauptstadt ist Port au Prince; daselbst Sitz eines deutschen Konsuls. Die Finanzen waren früher in einem jämmerlichen Zustand, haben sich aber in jüngster Zeit wesentlich gebessert. Die Ausgaben beliefen sich 1882-83 auf 24 Mill. Mk. (den Peso fuerte zu 4 Mk. gerechnet).
Die Zölle (die Hauptquelle der Einnahmen) warfen 1884-85: 24 Mill. Mk. ab. Die Staatsschuld belief sich im J. 1877 (nachdem Papiergeld im Nominalwert von 2400 Mill. Mk. für 8 Mill. Mk. klingender Münze eingelöst worden war) auf 29,2 Mill. Mk., im J. 1882 auf 50 Mill. Mk. (wovon 30 Mill. äußere Schuld). Die 1825 in Frankreich gemachte Anleihe war bis auf 1,2 Mill. Mk. abgezahlt worden. 1885 wurde abermals für 8 Mill. Mk. Papiergeld ausgegeben. Das stehende Heer zählt 6828 Mann (einschließlich von 1978 Mann Gendarmen, einer Garde von 650 Mann, 4 Batterien und 6 Bataillonen); die Seemacht wird durch drei Avisos repräsentiert. S. Karte »Westindien« [* 32] und Tafel »Flaggen [* 33] I«. [* 34]
Haïti (in der Sprache [* 35] der Ureinwohner s. v. w. Bergland) wurde von Christoph Kolumbus entdeckt und Española oder Hispaniola genannt: Die herrliche Natur, die prachtvolle Vegetation entzückten die Spanier. Die Insel war damals von einem harmlosen Indianervolk, wahrscheinlich vom Stamm der Kariben, bewohnt, das man auf 1 Mill. Seelen schätzte, und welches unter einer Menge kleiner Häuptlinge oder Kaziken stand. Nach Goldlagerstätten forschend, entdeckte Kolumbus die Häfen von Valparaiso [* 36] (jetzt Port de Paix), Thomas (jetzt Bai d'Acal), Punta Santa (Point Picolet) und errichtete vor seiner Rückkehr nach Europa in der Nähe des letztern mit Hilfe der Eingebornen aus den Trümmern des gescheiterten Schiffs Santa Maria ein kleines Fort, La Navidad, worin er eine Besatzung von 40 Mann zurückließ.
Bei seinem Wiedererscheinen auf Haïti fand er das Fort in Trümmern; der Kazike Caonabo hatte, gereizt durch die Gewaltthaten und Plünderungszüge der Spanier, das Fort zerstört und die Besatzung niedergemacht. Die Spanier legten hierauf im Osten des Kap Monte Cristo die Stadt Isabella an, von wo aus sie sich in den Besitz der reichen Goldminen von Cibao setzten und zur Sicherung derselben das Fort St. Thomas errichteten. Bald darauf erstand an der Mündung des Flusses Ozama eine neue Stadt und Citadelle, San Domingo, welche die Hauptstadt der Insel wurde und derselben später ihren Namen gab.
Die von dem Statthalter Franc. de Bobadilla aufgefundenen und von ihm sowie seinem Nachfolger Ovando ausgebeuteten Goldminen von San Cristoforo lieferten zwar reiche Ausbeute; doch rieb der Betrieb derselben die zu Sklaven gemachten Eingebornen so schnell auf, daß die Zahl derselben schon 1507 auf 60,000 Köpfe vermindert war. Um diese Zeit verpflanzte Pedro d'Atenza das Zuckerrohr von den Kanarischen Inseln nach und Gonzalez gab den Impuls zum Plantagenbau. Zur Betreibung desselben ersetzte Ovando die aufgeriebenen Ureinwohner von Haïti durch 40,000 Kariben der Bahamainseln; aber auch diese gingen infolge der anstrengenden Arbeiten bald zu Grunde, worauf Negersklaven aus Afrika [* 37] eingeführt wurden. Der Rest der Indianer von 4000 Mann behauptete unter dem Kaziken Enrico nach 13jähriger blutiger Fehde 1532 ¶