Kopie der
GeorgeSand gelten durfte. Die
Stoffe sind mager und nach bekannter
Schablone erfunden, nur die Behandlung verleiht
ihnen einiges
Interesse.
Ihre hoch aristokratische
Manier persiflierte der anonym erschienene (von
FannyLewald verfaßte)
Roman
»Diogena. Von Gräfin Iduna Hahn-Hahn-Hahn« (Leipz. 1847)
aufs köstlichste. Von ihren zahlreichen Reisewerken sind »Jenseit
der
Berge« (Leipz. 1840, 2 Bde.; 2. Aufl.
1845),
»Ein Reiseversuch im
Norden«
[* 2] (das. 1843) und
»OrientalischeBriefe« (das. 1844, 3 Bde.)
zu nennen. Ein geistreiches und blendendes, aber höchst flüchtiges
Urteil und die aristokratischeSuffisance,
die sich in ihren
Romanen bekunden, charakterisieren auch diese
Schriften. Der
Tod ihres
Freundes, eines
Herrn v. Bistram aus
Kurland,
[* 3] hinterließ in ihrem ohnedies nie befriedigten
Herzen eine
Leere, deren Ausfüllung sie in der alleinseligmachenden
Kirche zu finden hoffte.
BischofKetteler in
Mainz
[* 4] ward ihr
Gewissensrat, und so erfolgte 1850 ihr Übertritt
zur katholischen
Kirche. Als echte Konvertitin wirkte sie nun in fanatischem
Eifer für dieselbe, zunächst durch die
Schrift
»Von
Babylon nach
Jerusalem«
[* 5]
(Mainz 1851),
welche ihren
Schritt rechtfertigen sollte, die aber durch die geistreiche, ebenso
milde wie scharfe Entgegnung
Abekens: »Babylon und
Jerusalem; ein Sendschreiben etc.« (Berl. 1851)
in das verdiente
Licht
[* 6] gestellt wurde. Demselben
Zweck dienten: die Gedichtsammlung »Unsrer
LiebenFrau«
(Mainz 1851, 3. Aufl.
1856);
»Der breite Weg und die enge
Straße« (das. 1877, 2 Bde.)
und
»Wahl und
Führung« (das. 1878, 2 Bde.),
machten in derselben äußerlich blendenden
Weise für ihre ultramontanen
AnschauungenPropaganda wie die frühern
Romane für
die jungdeutschen. Eine Gesamtausgabe ihrer frühern
Romane erschien zu
Berlin
[* 7] 1851 in 21
Bänden.
eine besonders im vorigen
Jahrhundert in
Aufnahme gekommene und jetzt unter anderm in
Siebenbürgen am
Osterfest stattfindende Volksbelustigung, welche darin besteht, daß ein
Hahn
[* 8] in ein
Loch in der
Erde gesetzt
und mit einem
Topf bedeckt wird, worauf die Teilnehmer, einer nach dem andern, mit verbundenen
Augen und mit einem
Stock oder
Dreschflegel bewaffnet, nachdem sie mehrere
Male imKreis
[* 9] herumgeführt worden sind, in der vermeintlichen
Richtung nach dem
Topf zu schreiten und nach demselben schlagen.
Wer ihn trifft, gewinnt den
Hahn. Den Bestrebungen der Tierschutzvereine ist es gelungen, durchzusetzen, daß
man in neuerer
Zeit meist nur nach dem leeren
Topf schlägt und den
Hahn als
Preis im
Korbe bewahrt. Man hat den Hahnschlag auf
altheidnische
Vorstellungen zurückgeführt. Der mit andern
Dämonen im Kornfeld hausende Gewitterhahn wurde mit dem letzten
Sensenhieb getötet, oder man schlug ihn, wo man annahm, daß er in der letzten
Garbe sitze, in dieser mit Knütteln tot.
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft
Böhmisch-Leipa, an der
Böhmischen Nordbahn, hat (1880) 2737 Einw.,
Porzellanfabrikation und Glashandel, ein Bezirksgericht und eine gewerbliche
Fachschule. Haida mit Umgebung
(Steinschönau, Arnsdorf,
Parchen, Blottendorf,
Langenau, Meistersdorf u. a.) ist der Hauptsitz der berühmten böhmischen
Glasraffinerie, welche
Tausende fleißiger
Arbeiter beschäftigt und nach allen
WeltteilenExport treibt. 3 km südöstlich von
Haida liegt das Dorf Bürgstein mit gräflich Kinskyschem
Schloß, (1880) 1234 Einw., berühmter
Spiegel- und Rahmenfabrik und
Kattundruckerei, Geburtsort der Bildhauer
Joseph und
EmanuelMax und des Archäologen Mikovec. Dabei der isolierte
Sandfels Einsiedlerstein mit Schloßruine u.
Höhlen.
(Hyderabad), 1)
Reich des
Nizams, der größte Vasallenstaat des britisch-ind. Kaiserreichs, im zentralen
Teil der vorderindischen
Halbinsel, zwischen 15° 10' und 21° 41' nördl.
Br. und 74° 40' und 81° 31' östl. L. v. Gr.,
umgeben von dem ihm früher zugehörigen, jetzt unter englischeVerwaltung gestellten
Berar (s. d.), den
Zentralprovinzen und den
PräsidentschaftenBombay
[* 10] und
Madras,
[* 11] hat einen
Umfang von 211,872 qkm (3848 QM.). Haidarabad nimmt den größten
Teil des
Tafellandes des
Dekhan ein und erhebt sich im
Plateau von Bider zu 762 m
Höhe.
Die Gebirgsgegenden an der Nordgrenze sind unfruchtbar: südlich davon zur
Godaweri, die das Land von
W. nach O. durchzieht und dann die Ostgrenze bildet, erstreckt sich der
»Garten
[* 12] des
Dekhan«, welcher reiche
Baumwoll- und Weizenernten
liefert. Den
Süden durchzieht in gleicher
Richtung die
Krischna oder
Kistna, welche später die Südgrenze abgibt; hier wiegt
die Reiskultur vor, zu deren
Förderung staunenswerte Bewässerungsanlagen ausgeführt wurden. Die Gebirgsgegenden
sind mit Wäldern und Dickichten bedeckt, auch hat die
Regierung des
Nizams bereits bedeutende Waldbestände zu Forstreserven
erklärt und Baumanpflanzungen in größerm
Maßstab
[* 13] machen lassen.
Eisen- und
Kohlenlager sind vorhanden, werden indes nicht ausgebeutet. Wilde
Tiere
(Tiger, Panther,
Hirsche
[* 14] u. a.) sind zahlreich,
dagegen ist die
Viehzucht
[* 15] unbedeutend. Das
Klima
[* 16] ist heiß (in der Hauptstadt Haidarabad 25,2° C. im Jahresmittel)
und trocken, aber nicht ungesund. Die
Bevölkerung,
[* 17] welche 1881 auf 9,845,594
Seelen ermittelt wurde, besteht zumeist aus
Hindu
(8,893,181); ihnen zunächst stehen 925,929 Mohammedaner, welche aber, da der
Fürst sich zum
Islam bekennt, die herrschende
Klasse bilden, nur 13,614 sind
Christen. Von Arabern, aus denen der
Nizam sich eine
Leibwache bildete, sind 5654 im
Lande. Die
Hindu, welche in eine
Menge von
Kasten zerfallen, sind meist
Ackerbauer, die Mohammedaner meist Beamte und
Soldaten.
Hauptsprachen sind
Marathi (s. d.) und
Telugu (s. d.). Die
Industrie ist bedeutend inStickereien und in
verzierten Metallgeschirren, im übrigen nicht nennenswert. Der
¶
mehr
immer lebhafte Handel hat sich, seitdem die Bombay-Madras-Eisenbahn, welche den Südwesten von Haidarabad durchzieht, mit der Hauptstadt
verbunden wurde, bedeutend gehoben; vorher soll der Umsatz 200 Mill. Mk. im Jahr erreicht haben. Hauptausfuhrartikel sind:
Rohstoffe (Baumwolle,
[* 19] Ölsamen), Stickereien und Gewebe,
[* 20] dann Metallwaren;
die Einfuhr besteht aus Salz,
[* 21] Zucker,
[* 22] europäischem
Stückgut und Eisenwaren. Die Verwaltung wurde 1867 unter englischem Einfluß neu organisiert und die altmohammedanischen
Einrichtungen beseitigt; wirklich gebessert hat sich jedoch nur das Steuerwesen. Bis 1821 waren die Abgaben unerschwinglich;
das Land lag infolgedessen vielfach öde, die Steuern gingen nicht mehr ein. Auf Anregung des englischen Aufsichtsbeamten
werden letztere jetzt auch in Geld, statt in Naturalien, gezahlt, für jedes Grundstück ist die Steuer nach
Größe und Güte desselben bestimmt. Der Besitz ist dem Bauer gesichert, solange er die Abgaben zahlt. Hierdurch hoben sich die
Einnahmen in wenigen Jahren und beziffern sich jetzt mit Berar auf 80 Mill. Mk. Für Schulen ist bisher nur
in der Hauptstadt gesorgt. Die Armee zählt 12,775 Mann Infanterie, 1400 Mann Kavallerie, 551 Mann Artillerie und 725 Geschütze,
[* 23] wozu noch eine große Zahl Irregulärer kommen. In der Hauptstadt Haidarabad besteht eine Münze, in welcher Rupien geschlagen werden.
- Die Hauptstadt Haidarabad liegt in 557 m Höhe inmitten einer weiten, von zahlreichen Teichen besäeten Ebene,
die zum Teil von einer chaotischen Masse granitischer Felsblöcke wallartig eingefaßt wird.
Die eigentliche, von einer Mauer mit fünf Thoren umgebene Stadt enthält die weitläufigen, niedrigen Gebäude, welche den
Palast des Nizams bilden und 7000 Personen, darunter die aus Amazonen bestehende Leibgarde, beherbergen. Rings
um die Stadt erstrecken sich mehrere Kilometer weit die Vorstädte. Hier erhebt sich auch, von Bastionen umgeben, der prächtige
Palast des britischen Residenten inmitten eines herrlichen Parks; ein zweites, ebenso wohlverteidigtes Schloß desselben liegt 16 km
nördlich von Haidarabad, zwischen beiden ziehen sich die weiten Kantonnements von Sikanderabad hin, der stärksten
militärischen Station der Engländer in Indien, welche einen Raum von 50 qkm einnimmt und eine Handelsstadt nebst mehreren Dörfern
einschließt. Im Zentrum gewährt ein auf zwölf Monate vollständig verproviantiertes verschanztes Lager
[* 24] den Europäern vorkommenden
Falls eine sichere Zufluchtsstätte. Die Bevölkerung zählte 1881: 231,287, mit den Vorstädten 354,962
Seelen. Nordwestlich von Haidarabad die verlassene und verfallene Feste und Gräberstadt Golkonda, ehemals die prachtvolle Hauptstadt
der Nizams und immer noch reich an den schönsten mohammedanischen Bauwerken.
Geschichte. Hinduherrscher hatten den Staat nie in seinem ganzen Umfang einheitlich regiert und zu großem Einfluß gebracht. 1294 fand
im Norden der Islam Eingang durch die SiegeAla-ud-dins, des Feldherrn von Firoz-Ghilzi, dem Mogulkaiser zu
Dehli; die Ausdehnung
[* 25] nach Süden erfolgte durch die Schlacht von Talikota wo die vereinigten Heere der Fürsten
im nördlichen Teil von Haidarabad dem König von Widschajanagar eine entscheidende Niederlage beibrachten. Zu Bedeutung erhob sich
jetzt die Kutb-Schah-Dynastie zu Golkonda (s. unten). 1584 wurde die Stadt Haidarabad erbaut. 1672 unterwarf Aurengzib
das Land und teilte es in drei Provinzen; 1717 machte sich der unter seinem Nachfolger unter dem TitelNizam ul Mulk (»Ordner
des Staats«) zum Vizekönig ernannte Asaf Dschah unabhängig, behauptete sich gegen die Marathen und
wurde
Gründer der noch jetzt regierenden Dynastie.
Eine große Bedeutung erhielten die Nizams im Streit zwischen den Engländern und Franzosen um die Oberherrschaft in Ostindien.
[* 26] Zum erstenmal genannt und zum unabhängigen Königreich erklärt ward Haidarabad 1763 im Frieden von Paris.
[* 27] Schon wenige Jahre später
mußte sich Haidarabad jedoch der englischen Oberhoheit fügen; am trat es das Mündungsgebiet der
Godaweri an die Engländer ab, und wenn auch gleichzeitig Geldkompensation gegeben und ein ewiger Freundschaftsvertrag
geschlossen wurde, so kamen die Nizams doch immer mehr in Abhängigkeit von der OstindischenKompanie.
Unter den zahlreichen Verträgen sind die wichtigsten jene vom und durch welche
der Nizam seine Nordprovinz Berar (s. d.) der englischen Verwaltung unterstellte als Unterpfand für Bezahlung der Kosten des
Hilfskontingents von 8 BataillonenInfanterie und 2 Regimentern Kavallerie (welche im Land zu unterhalten die Kompanie durch
den Vertrag vom sich verpflichtet hatte) und der bis 1853 zu 9 Mill. Mk.
aufgelaufenen Zahlungsrückstände.
Der Überschuß über die Kosten der Verwaltung der öffentlichen Arbeiten und des Hilfskorps (1883: 62,859 Pfd. Sterl.) wird
dem Nizam ausbezahlt. Mit Rücksicht auf die Verminderung des Überschusses, die in größern Ausgaben für gemeinnützige
Zwecke ihren Grund hat, bietet Haidarabad seit 1872 Bezahlung der alten Schuld an und verlangt Rückgabe der Verwaltung
von Berar; Ende 1874 wurde diese Forderung bestimmt abgelehnt, hat den Landesfürsten und seine Regierung aber nachhaltig gegen
England eingenommen.
Der Fürst, geb. 1866, hatte unter seiner Minderjährigkeit als leitenden MinisterSir Salar Dschang, einen
bedeutenden Staatsmann, dem trotz aller Selbstsucht Haidarabad viel dankt. Am gelangte der Fürst zur vollen Reichsgewalt,
aber der erste Minister, jetzt Laik Ali, blieb die einflußreichste Persönlichkeit. In der anglo-indischen Rangliste nimmt
der Fürst den obersten Platz ein. Das Verhältnis zur englischen Regierung von Indien wird als Subsidienallianz
bezeichnet; der Nizam zahlt bar einen Tribut von 421,200 Mk. und hat auf Erfordern einige RegimenterTruppen zu stellen.
2) Distrikt der Division Sind in der britisch-ind. PräsidentschaftBombay, ein durchaus ebenes Gebiet, im S. eine salzdurchtränkte
Heide, am linken Ufer des untern Indus, von welchem ein von der englischen Regierung seit 1861 ausgeführtes
großartiges Bewässerungssystem den Distrikt durchzieht, umfaßt 23,387 qkm (425 QM.) mit (1881)
754,624 Einw., davon 77 Proz. Mohammedaner, die ungebildet und fanatisch,
dabei aber gutmütig sind und sich mit dem Anbau von Reis, Baumwolle, Weizen und Tabak
[* 28] beschäftigen sowie mit der Anfertigung
von Teppichen, Baumwoll- und Seidenzeugen, Töpfer- und Lederwaren, die sämtlich als vortrefflich gelten.
Das Land wurde von den Engländern 1843 erworben. Die Hauptstadt Haidarabad auf der linken Seite des Indus, 6 km von demselben auf
einem Felsplateau, besteht aus der Altstadt mit jetzt wertloser Citadelle, engen Straßen, vielen Moscheen und Bazaren,
in welchen berühmte Lackwaren, Gold- und Silberstickereien, Emailarbeiten, damaszierte Waffen,
[* 29] Sättel u. a. ausliegen. Die
Neustadt
[* 30] mit regelmäßigen Straßen ist seit der Eroberung durch die Engländer angelegt. Haidarabad ist Sitz der englischen Behörden
und zählt (1881) 45,195 Einw. Die nahe englische Garnisonsstadt
hat 2958 Einw. Am rechten Indusufer Kotri, der Hafen von an der Industhalbahn, mit 7349 Einw.
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