Geheimen Oberregierungsrat befördert, um die »Provinzialkorrespondenz« zu redigieren und die Regierungspresse zu leiten. 1884 legte
er sein Amt nieder. Er schrieb: »Das Unterrichtswesen in Frankreich« (Bresl. 1848, 2 Bde.);
»Geschichte des preußischen Vaterlandes« (20. Aufl.,
Berl. 1885);
»Leitfaden der vaterländischen Geschichte« (42. Aufl.,
das. 1886);
»Friedrich der Große« (das. 1855, 2. Aufl. 1865);
»Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg« (das. 1859);
»Zwei Jahre preußisch-deutscher Politik« (das. 1867);
»Der Krieg Deutschlands
gegen Frankreich« (das. 1871);
»Das deutsche Theater und seine Zukunft, von
einem Staatsbeamten« (anonym, das. 1879; 2. Aufl. 1880);
»Fürst Bismarck, sein politisches Leben und Wirken«,
eine vollständige, pragmatisch geordnete Sammlung der Reden, Depeschen, wichtigen Staatsschriften und politischen Briefe des
Fürsten (das. 1878-1885, 4 Bde.);
»Geschichte des Kulturkampfs in Preußen« (das. 1881);
»Zwanzig Jahre, 1862-82. Rückblicke auf Fürst Bismarcks Wirksamkeit«
(das. 1882);
»Das Heer und das Vaterland« (das. 1884).
10) Friedrich von, Rechtsgelehrter, Bruder von Hahn 6), geb. zu Homburg v. d. H.,
studierte in Jena und Heidelberg, habilitierte sich 1847 als Privatdozent in Jena und ward hier 1850 außerordentlicher Professor, 1862 ordentlicher
Professor und Oberappellationsgerichtsrat. Auf den Nürnberger und Hamburger Konferenzen zur Beratung eines deutschen Handelsgesetzbuchs
vertrat er die großherzoglich und herzoglich sächsischen Regierungen. 1872 wurde er zum Rat bei dem Reichsoberhandelsgericht
in Leipzig, 1879 zum Reichsgerichtsrat ernannt. Außer der Monographie »Die materielle Übereinstimmung der römischen und
germanischen Rechtsprinzipien« (Jena 1856) verfaßte er einen »Kommentar zum allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuch« (Braunschw.
1862-67, 2 Bde.; Bd.
1, 3. Aufl. 1877-79; Bd. 2, 2. Aufl.
1875-83).
11) Albert, Musikschriftsteller, geb. zu Thorn, trat nach beendigten Gymnasialstudien in die preußische Armee ein,
nahm jedoch 1853 infolge eines Sturzes vom Pferde den Abschied und widmete sich der Musik. Nachdem er in Köln durch Hiller, in
Berlin durch Marx, Stern und v. Bülow seine Ausbildung erhalten, war er seit 1858 in letzterer Stadt als
Musikreferent der »Spenerschen Zeitung« und Dirigent eines Gesangvereins thätig, wirkte später (1864-70) als Musikdirektor
in Bielefeld, ging dann nach Königsberg, wo er bis 1875 den Sängerverein dirigierte, kehrte jedoch im letztern Jahr wieder
nach Berlin zurück und gründete hier die Musikzeitung »Tonkunst«. Indessen gelang es ihm nicht, sich
hier einzubürgern, und ebensowenig in Königsberg, wohin er sich Ende der 70er Jahre ein zweites Mal wandte; 1880 siedelte
er nach Leipzig über, starb aber hier schon 14. Juli d. J. Als eifriger Kämpfer für den musikalischen Fortschritt (unter anderm
auch für Einführung der chromatischen Klaviatur) hat er in den betreffenden Kreisen eine dankbare Erinnerung
hinterlassen.
12) Emil, Schauspieler und Theaterdirektor, geb. zu Leipzig, Sohn des Sängers und Malers Eduard Hahn, widmete sich anfangs
der Landwirtschaft, wurde aber von einem unwiderstehlichen Drang zur Bühne getrieben und betrat diese im Januar 1850 in
Stettin zum erstenmal. 1853 kam er ans Karlsruher Hoftheater, wo Eduard Devrient sein ihm besonders gewogener Lehrer und Meister
wurde; von 1854 bis 1859 war er in Hamburg engagiert. Nachdem er hierauf in Riga, dann wieder in Hamburg bis
1863 als Schauspieler
thätig gewesen, übernahm er die Direktion des Theaters in Würzburg, wo er sich 1865 mit seiner Landsmännin,
der Schauspielerin Ida Claus, vermählte.
Nachdem er darauf bis 1871 die Leitung des Stadttheaters zu Graz geführt, übernahm er 1871 die Direktion des Viktoriatheaters
in Berlin, welches er zur bedeutendsten Heimstätte des Ausstattungsstückes und der Feerie machte, später die des
Residenztheaters daselbst, endlich die des Zentralhallentheaters in Hamburg. Seit neuester Zeit ist er artistischer Leiter des
Carltheaters in Wien. Als Schauspieler zeichnet sich Hahn durch Schwung der Empfindung, gemütlichen und liebenswürdigen Humor
und vollendete Sicherheit aus.
Johann Friedrich, evang. Schulmann, geb. 1710 zu Baireuth, später Klostergeistlicher und
Schulinspektor unter dem Abt Steinmetz in Klosterberge bei Magdeburg, 1749 Feldprediger in Berlin, 1753 Inspektor der dortigen Realschule
als Gehilfe J. J. ^[Johann Julius] Heckers (s. d.), 1759 Generalsuperintendent zu Stendal, 1762 als solcher und zugleich als Abt
nach Klosterberge, 1771 als Generalsuperintendent nach Aurich (Ostfriesland) versetzt, wo er 1789 starb.
Hähn war seiner Zeit als Erfinder der sogen. Tabellar- oder Litteralmethode berühmt,
nach welcher das Einprägen des Lernstoffs zunächst durch übersichtliche Anordnung und dann durch Andeutung desselben mittels
der Anfangsbuchstaben der Hauptwörter erleichtert werden sollte.
Ernst Julius, Bildhauer, geb. zu Dresden, widmete sich an der dortigen Bauschule,
seit 1830 in München der Architektur, dann der Plastik, der er sich später in Rom ausschließlich zuwandte. Seit 1835 in München
verweilend, wurde er 1838 nach Dresden berufen und mit Anfertigung eines Teils der Skulpturen am neuen Theater betraut.
Dieselben sind beim Brande desselben zu Grunde gegangen. Seine Beethovenstatue für Bonn, von Burgschmiet in Erz gegossen (1845
enthüllt), ist von großartiger Auffassung. 1846 vollendete Hähnel für das 500jährige Jubiläum der Prager Universität die 4 m
hohe Statue Kaiser Karls IV. Mit einer Madonna (1850) versuchte er sich in einer ihm bisher ferner liegenden
Richtung, bewies sich aber auch hier als tüchtigen Künstler.
Sodann schuf er für das neue Museum zu Dresden zahlreiche Basreliefs und sechs Statuen in Sandstein: Alexander, Lysippos, Michelangelo,
Dante, Raffael und Cornelius, worunter Raffael (s. Tafel »Bildhauerkunst VIII«,
[* ] Fig. 5; Wiederholung in Marmor in der Berliner
Nationalgalerie und dem Leipziger Museum) die gelungenste ist. Seine nächsten größern Arbeiten waren das Standbild des Königs
Friedrich August II. in Dresden, 1867 enthüllt, und die Reiterstatue des Fürsten Schwarzenberg in Wien. 1871 erhielt Dresden einen
neuen Schmuck von ihm in der Statue Theodor Körners.
Dann schuf Hähnel die Reiterstatue des Herzogs Friedrich Wilhelm für den Schloßplatz von Braunschweig sowie
umfassende Arbeiten für das Wiener Opernhaus (darunter die klassische und romantische Poesie auf Flügelrossen) und 1883 eine
Bronzestatue von Leibniz für Leipzig. Hähnels eigentliches Gebiet ist die ideale Plastik; seine Figuren zeigen eine edle Durchbildung
und eine maßvolle, bisweilen nur etwas nüchterne Haltung, die an die Antike erinnert. Er ist seit 1859 Ehrendoktor
der Universität Leipzig.
Samuel Christian Friedrich, der Begründer der Homöopathie, geb. zu
mehr
Meißen, studierte in Leipzig, Wien und Erlangen, praktizierte dann in Hettstedt und Dessau und nahm 1781 das Physikat in Gommern
bei Magdeburg an, daneben ununterbrochen Chemie, Mineralogie und Metallurgie studierend. Er schrieb ein Apothekerlexikon (Leipz.
1793-99, 2 Bde.); Ȇber
Arsenikvergiftungen« (das. 1786); eine Schrift »Über venerische Krankheiten« (das. 1788), wobei er ein neues
auflösliches Quecksilberpräparat (Mercurius solubilis Hahnemanni) empfahl, das, wie seine Weinprobe, allgemeine Aufnahme fand. 1784 ging
er nach Dresden und 1789 nach Leipzig. In einer Anmerkung zu seiner Übersetzung von Cullens »Materia medica« trat er zuerst
mit der Behauptung auf, daß eine starke Dosis China im stande sei, Wechselfieber zu erregen, wie sie es
zu heilen vermöge, und baute in der Folge auf diese Behauptung das Prinzip einer neuen, als Homöopathie (s. d.) bezeichneten
Heillehre. Deshalb als Charlatan angefeindet, zugleich von Nahrungssorgen gedrängt, lebte er nacheinander zu Georgenthal,
Braunschweig, Königslutter, Hamburg, Eilenburg, Schildau und Torgau, kehrte aber 1811 nach Leipzig zurück,
um durch akademische Vorlesungen seiner neuen Lehre, die er in seinem »Organon der rationellen Heilkunde« (Dresd. 1810; 7. Aufl.
von A. Lutze, Köth. 1881) zuerst als ein Ganzes der Öffentlichkeit übergab, Eingang zu verschaffen. Da ihm aber nicht verstattet
wurde, Medikamente zu bereiten und auszugeben, begab er sich 1820 nach Köthen und wurde von dem Herzog
Ferdinand zum Hofrat und Leibarzt ernannt. 1835 siedelte er nach Paris über und starb hier Seine Gemahlin hatte
ihn bei der Behandlung der Kranken unterstützt und setzte die homöopathische Praxis selbständig fort. Er schrieb noch:
»Fragmenta de viribus medicamentorum positivis« (Leipz.
1805, 2 Bde.);
Seine kleinern Schriften wurden von Stapf gesammelt (Dresd. u. Leipz. 1829-34, 2 Bde.).
Im J. 1851 wurde Hahnemann von den homöopathischen Ärzten Deutschlands zu Leipzig, 1855 in Köthen eine Statue, erstere von Steinhäuser,
letztere von Schmitz, errichtet.
Vgl. Albrecht, S. Hahnemanns Leben und Wirken (2. Aufl., Leipz. 1875).