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der Theologie und Prediger zu Leipzig. [* 2] In seiner Antrittsdisputation »De rationalismi, qui dicitur, vera indole et qua cum naturalismo contineatur ratione« (Leipz. 1827) sowie in seiner »Offenen Erklärung an die evangelische Kirche, zunächst in Sachsen [* 3] und Preußen« [* 4] (das. 1827) gab er den Rationalisten den Rat, aus der Kirche auszuscheiden, worüber er mit Bretschneider, an den er das »Sendschreiben über die Lage des Christentums in unsrer Zeit und das Verhältnis christlicher Theologie zur Wissenschaft überhaupt« (1832) richtete, in heftigen Streit geriet. Im J. 1833 wurde er als Konsistorialrat und ordentlicher Professor nach Breslau [* 5] berufen, und 1844 ward ihm das Amt eines Generalsuperintendenten für Schlesien [* 6] übertragen. In dieser Eigenschaft führte er 1845 die Ordinationsverpflichtung auf die Augsburgische Konfession wieder ein. Er starb in Breslau. Sein dogmatisches System enthält sein »Lehrbuch des christlichen Glaubens« (Leipz. 1828; 2. Aufl. 1857-1859, 2 Tle.). Noch sind zu erwähnen seine Ausgabe des hebräischen Textes des Alten Testaments (Leipz. 1831 u. öfter) und die »Bibliothek der Symbole und Glaubensregeln der apostolisch-katholischen Kirche« (das. 1842; 2. Aufl. von G. L. Hahn, [* 7] 1877). - Sein Sohn Heinrich August, geb. zu Königsberg, [* 8] habilitierte sich 1845 als Privatdozent der Theologie in Breslau, wurde 1851 außerordentlicher und 1860 ordentlicher Professor in Greifswald, [* 9] wo er starb. Er schrieb orthodoxe Kommentare über Hiob (Berl. 1850), das Hohelied (Bresl. 1852) und den Prediger Salomos (Leipz. 1860). Sein zweiter Sohn, Georg Ludwig, geb. zu Königsberg, studierte 1841-45 Theologie in Breslau und Berlin, [* 10] wurde 1848 Privatdozent, 1857 außerordentlicher, 1867 ordentlicher Professor in der theologischen Fakultät zu Breslau. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: »Die Theologie des Neuen Testaments« (Leipz. 1854) und »Die Lehre [* 11] von den Sakramenten« (das. 1864).
5) Karl August, Sprachforscher, geb. zu Heidelberg, [* 12] habilitierte sich 1839 daselbst für deutsche Sprache, wurde 1849 als ordentlicher Professor nach Prag, [* 13] 1851 in derselben Eigenschaft nach Wien [* 14] berufen; starb daselbst. In der »Bibliothek der gesamten deutschen Nationallitteratur« erschienen von ihm: Konrad von Würzburgs »Otto mit dem Bart«, »Gedichte des 12. und 13. Jahrhunderts« und der »Jüngere Titurel«. Seine grammatischen Werke sind: »Mittelhochdeutsche Grammatik« (Frankf. 1843-47, 2 Abtlgn.; 4. Aufl., Basel [* 15] 1884);
»Neuhochdeutsche Grammatik« (Frankf. 1848) und »Althochdeutsche Grammatik« (Prag 1852; 5. Aufl. von Strobl, 1882).
Noch gab er heraus: »Lanzelot. Eine Erzählung von Ulrich von Zatzikhoven« (Heidelb. 1845) u. a.
6) Johann Georg von, österreich. Reisender, Bruder von Hahn 10), geb. 1810 zu Jena, [* 16] bereiste mit Unterstützung der Wiener Akademie der Wissenschaften die Türkei, [* 17] namentlich das westliche Albanien, wurde dann österreichischer Konsul, später Generalkonsul in Griechenland, [* 18] zuletzt in Syra und starb in Jena. Hahn hat sich um die Erforschung Albaniens und der albanischen Sprache [* 19] wie überhaupt der europäischen Türkei wesentliche Verdienste erworben. Sein Hauptwerk sind die grundlegenden »Albanesischen Studien« (Jena 1854),
denen »Bemerkungen über das albanesische Alphabet« (Wien 1851) vorhergegangen waren. Außerdem veröffentlichte er: »Reise von Belgrad [* 20] nach Salonichi« (mit Karte von Hahn Kiepert, Wien 1861; 2. Aufl. 1868) und »Reise durch die Gebiete des Drin und Wardar« (ebenfalls mit Karte von Hahn Kiepert, das. 1867). Nach seinem Tod erschienen noch »Sagwissenschaftliche Studien« (Jena 1872-79, 7 Lfgn.).
7) Werner, Schriftsteller, geb. zu Marienburg [* 21] in Westpreußen, [* 22] studierte Theologie und Philosophie zu Berlin und Halle [* 23] und widmete sich dann, seinen Aufenthalt in Berlin nehmend, litterarhistorischen und ästhetischen Studien. Ein warmer preußisch-deutscher Patriot, verfaßte er eine Reihe von vaterländischen Volksschriften, wie: »Friedrich Wilhelm III. und Luise, Königin von Preußen« (Berl. 1850, 3. Aufl. 1877);
»Hans Joachim v. Zieten« (das. 1850, 5. Aufl. 1878);
»Friedrich I., König in Preußen« (das. 1851, 3. Aufl. 1876);
»Kunersdorf« [* 24] (das. 1852);
»Kurprinz Friedrich Wilhelm, Geschichte der Kindheit des nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm I.« (das. 1867);
»Der Krieg Deutschlands [* 25] gegen Frankreich« (Leipz. 1871).
Von seinen litterarhistorischen Studien geben Zeugnis: »Geschichte der poetischen Litteratur der Deutschen« (10. Aufl., Berl. 1883);
»Helgi und Sigrun«, zwölf Lieder germanischer Heldensage (das. 1867);
»Deutsche [* 26] Litteraturgeschichte in Tabellen« (3. Aufl., das. 1881);
»Edda, Lieder germanischer Göttersage, bearbeitet und erläutert« (das. 1872);
»Deutsche Poetik« (das. 1879);
»Odin und sein Reich« (das. 1886) u. a. Seit 1870 wohnt Hahn in Sakrow bei Potsdam. [* 27]
8) C. Hugo, Missionär, geb. bei Riga, [* 28] wurde in Barmen [* 29] ausgebildet und 1841 nach Südafrika [* 30] geschickt, wo er zuerst bis 1844 im Lande des Namaquahäuptlings Jonker Afrikaner, dann, seit 1844, im Damaland als erster europäischer Missionär wirkte und die Station Neubarmen gründete. Neben seiner Missionsthätigkeit studierte er die Sprache der dortigen Bewohner, und bei einer Besuchsreise in Europa [* 31] (1854-55) gab er eine Grammatik und ein Lexikon der Hererosprache (Berl. 1858) heraus; auch unterstützte er manchen Reisenden in jenem Gebiet, wie er auch selbst mehrere Forschungsreisen unternahm, namentlich nördlich nach dem Cunene zu. So ging er 1857 und 1859 mit dem Missionär Rath, in letzterm Jahr auch mit dem Elefantenjäger Green, der sich unterwegs angeschlossen hatte, bis nach Ondonga, wo der König Nangoro, erzürnt, daß man ihn bei einem beabsichtigten Raubzug nicht unterstützen wollte, die Weiterreise verbot. 1866 wurde er durch die Einladung Tjikongos, Nangoros Bruder und Nachfolger, der die Errichtung einer Mission wünschte, veranlaßt, nach Otjimbingue zu gehen, und von da aus erreichte er dann auch den Cunene. 1870 gelang es ihm, einen dauernden Frieden zwischen den Namaqua und Herero herzustellen, und sogleich brach er auch wieder nach dem Cunene auf und bereiste 1873 das Hereroland. Nach einer kurzen Besuchsreise in Deutschland [* 32] 1874 kehrte er wieder nach dem alten Feld seiner Thätigkeit zurück.
9) Ludwig Ernst, Geschichtschreiber, geb. zu Breslau, studierte daselbst und in Berlin Theologie, war 1842-48 Erzieher im Haus des Finanzministers Humann in Paris, [* 33] wo er Beziehungen zu hervorragenden Persönlichkeiten, wie Guizot, Cousin, Broglie, Thiers u. a., anknüpfte, und ward 1849 als Hilfsarbeiter in die Schulabteilung der Regierung zu Breslau, dann in das Kultusministerium berufen. 1851 ward er an die Regierung zu Breslau, 1855 als Geheimer Regierungsrat und vortragender Rat in das Ministerium des Innern versetzt, in dem er das litterarische Büreau leitete. Unter dem Ministerium Schwerin [* 34] wurde als Schulrat an die Regierung in Stralsund [* 35] versetzt, aber 1862 wieder in das Ministerium zurückberufen und später zum ¶
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Geheimen Oberregierungsrat befördert, um die »Provinzialkorrespondenz« zu redigieren und die Regierungspresse zu leiten. 1884 legte er sein Amt nieder. Er schrieb: »Das Unterrichtswesen in Frankreich« (Bresl. 1848, 2 Bde.);
»Geschichte des preußischen Vaterlandes« (20. Aufl., Berl. 1885);
»Leitfaden der vaterländischen Geschichte« (42. Aufl., das. 1886);
»Friedrich der Große« (das. 1855, 2. Aufl. 1865);
»Kurfürst Friedrich I. von Brandenburg« [* 37] (das. 1859);
»Zwei Jahre preußisch-deutscher Politik« (das. 1867);
»Der Krieg Deutschlands gegen Frankreich« (das. 1871);
»Kaiser Wilhelms Gedenkbuch« (5. Aufl., das. 1880);
»Das deutsche Theater [* 38] und seine Zukunft, von einem Staatsbeamten« (anonym, das. 1879; 2. Aufl. 1880);
»Fürst Bismarck, sein politisches Leben und Wirken«, eine vollständige, pragmatisch geordnete Sammlung der Reden, Depeschen, wichtigen Staatsschriften und politischen Briefe des Fürsten (das. 1878-1885, 4 Bde.);
»Geschichte des Kulturkampfs in Preußen« (das. 1881);
»Zwanzig Jahre, 1862-82. Rückblicke auf Fürst Bismarcks Wirksamkeit« (das. 1882);
»Das Heer und das Vaterland« (das. 1884).
10) Friedrich von, Rechtsgelehrter, Bruder von Hahn 6), geb. zu Homburg [* 39] v. d. H., studierte in Jena und Heidelberg, habilitierte sich 1847 als Privatdozent in Jena und ward hier 1850 außerordentlicher Professor, 1862 ordentlicher Professor und Oberappellationsgerichtsrat. Auf den Nürnberger und Hamburger Konferenzen zur Beratung eines deutschen Handelsgesetzbuchs vertrat er die großherzoglich und herzoglich sächsischen Regierungen. 1872 wurde er zum Rat bei dem Reichsoberhandelsgericht in Leipzig, 1879 zum Reichsgerichtsrat ernannt. Außer der Monographie »Die materielle Übereinstimmung der römischen und germanischen Rechtsprinzipien« (Jena 1856) verfaßte er einen »Kommentar zum allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuch« (Braunschw. 1862-67, 2 Bde.; Bd. 1, 3. Aufl. 1877-79; Bd. 2, 2. Aufl. 1875-83).
11) Albert, Musikschriftsteller, geb. zu Thorn, [* 40] trat nach beendigten Gymnasialstudien in die preußische Armee ein, nahm jedoch 1853 infolge eines Sturzes vom Pferde [* 41] den Abschied und widmete sich der Musik. Nachdem er in Köln [* 42] durch Hiller, in Berlin durch Marx, Stern und v. Bülow seine Ausbildung erhalten, war er seit 1858 in letzterer Stadt als Musikreferent der »Spenerschen Zeitung« und Dirigent eines Gesangvereins thätig, wirkte später (1864-70) als Musikdirektor in Bielefeld, [* 43] ging dann nach Königsberg, wo er bis 1875 den Sängerverein dirigierte, kehrte jedoch im letztern Jahr wieder nach Berlin zurück und gründete hier die Musikzeitung »Tonkunst«. Indessen gelang es ihm nicht, sich hier einzubürgern, und ebensowenig in Königsberg, wohin er sich Ende der 70er Jahre ein zweites Mal wandte; 1880 siedelte er nach Leipzig über, starb aber hier schon 14. Juli d. J. Als eifriger Kämpfer für den musikalischen Fortschritt (unter anderm auch für Einführung der chromatischen Klaviatur) [* 44] hat er in den betreffenden Kreisen eine dankbare Erinnerung hinterlassen.
12) Emil, Schauspieler und Theaterdirektor, geb. zu Leipzig, Sohn des Sängers und Malers Eduard Hahn, widmete sich anfangs der Landwirtschaft, wurde aber von einem unwiderstehlichen Drang zur Bühne getrieben und betrat diese im Januar 1850 in Stettin [* 45] zum erstenmal. 1853 kam er ans Karlsruher Hoftheater, wo Eduard Devrient sein ihm besonders gewogener Lehrer und Meister wurde; von 1854 bis 1859 war er in Hamburg [* 46] engagiert. Nachdem er hierauf in Riga, dann wieder in Hamburg bis 1863 als Schauspieler thätig gewesen, übernahm er die Direktion des Theaters in Würzburg, [* 47] wo er sich 1865 mit seiner Landsmännin, der Schauspielerin Ida Claus, vermählte.
Nachdem er darauf bis 1871 die Leitung des Stadttheaters zu Graz [* 48] geführt, übernahm er 1871 die Direktion des Viktoriatheaters in Berlin, welches er zur bedeutendsten Heimstätte des Ausstattungsstückes und der Feerie machte, später die des Residenztheaters daselbst, endlich die des Zentralhallentheaters in Hamburg. Seit neuester Zeit ist er artistischer Leiter des Carltheaters in Wien. Als Schauspieler zeichnet sich Hahn durch Schwung der Empfindung, gemütlichen und liebenswürdigen Humor und vollendete Sicherheit aus.
13) Ulrich, s. Buchdruckerkunst, S. 554.