Villa (ital.
VillaAdriana), auf dem Abhang der
Höhen von
Tivoli bei
Rom gelegen, die berühmte
Schöpfung des
KaisersHadrianus, in welcher er
Nachbildungen der merkwürdigsten Bauten und Gegenden seines Weltreichs, die
er auf seinen weiten
Reisen kennen gelernt, zu einem großartigen Ganzen vereinigen ließ. Nach
Spartianus enthielt das
Landgut,
dessen
Umfang etwa 7 Miglien betrug, ein
Lyceum, eineAkademie, ein Prytaneum, einen
Kanopus (ägyptisches
Heiligtum, dessen Reste sich noch durch ihren
Stil kennzeichnen), eine
Poikile (nach der mit Fresken geschmückten
Säulenhalle
in
Athen),
[* 14] ein Tempethal (dem dichterisch gepriesenen in
Thessalien nachgebildet), ja sogar eine
Darstellung des Schattenreichs
der
Unterwelt.
Publius Älius, röm.
Kaiser, regierte 117-138
n. Chr. und nimmt nicht nur in der politischen Geschichte
des römischen
Reichs, sondern auch in der Geschichte der alten
Wissenschaft und
Kunst eine bedeutende
Stelle ein. Er war 24. Jan. 76 zu
Rom geboren, wo sein
Vater Älius Hadrianus Afer als
Senator und gewesener Prätor sein
Domizil hatte, stammte aber aus dem Munizipium
Italica in
Spanien, wohin seine Vorfahren zur Zeit
Scipios aus
Hadria in
Picenum übergesiedelten sollen.
Sein Landsmann, der nachherige
römische
Kaiser Ulpius
Trajanus, war der Vormund des frühzeitig verwaisten und ihm verwandten
Knaben.
Bis in sein 15.
¶
mehr
Lebensjahr verweilte dieser in Rom, wo er dem Studium der griechischen und römischen Litteratur oblag, trat sodann in Spanien
in den Kriegsdienst und wurde als Legionstribun nach Niedermösien und von da (97) in das obere Germanien
[* 20] gesandt. Nachdem
er sich mit Sabina, einer Enkelin von Trajans SchwesterMarciana, vermählt, bekleidete er im Lauf der folgenden
Jahre teils die höhern Staatsämter in Rom, das Quästoramt (101), das Volkstribunat (105), die Prätur (107) und das Konsulat
(109), teils focht er in den dacischen Kriegen Trajans (101-102 und 105-106) an der Seite des Kaisers und verwaltete später
(108) als prätorischer Legat die ProvinzPannonien. Im J. 117 zum Konsul für das folgende Jahr designiert,
blieb er, als der Kaiser nach Italien zurückkehrte, an der Spitze des Heers und als StatthalterSyriens in dieser Provinz zurück
und erhielt in Antiochia die Nachricht erst von seiner Adoption durch Trajan und gleich darauf von dessen Tod.
Hadrianus ward sofort vom Heer als Imperator ausgerufen, doch ließ er vom Senat noch nachträglich seine Erhebung bestätigen.
Hierauf begab er sich, nachdem er denFrieden mit dem Partherkönig Chosroes durch Verzichtleistung auf die von Trajan jenseit
des Euphrat gemachten Eroberungen erkauft hatte, über Illyrien nach Rom, wo er den seinem Vorgänger gebührenden
Triumph in dessen Namen feierte, indem er das Bild desselben auf dem Triumphwagen vorausführen ließ. Seine Regierung zeigt
durchweg, von den letzten Jahren abgesehen, das lebhafteste Bestreben, das Reich durch die Segnungen des Friedens, durch Fürsorge für
das materielle Wohl und durch Förderung von Kunst und Wissenschaft zu beglücken; er selbst war fortwährend
eifrigst bemüht, seinen Geist durch die Schätze des Wissens zu bereichern und auszubilden. Er gab sogleich mehrfache Beweise
seiner humanen Gesinnung, indem er z. B. die von seinen Vorgängern Nerva und Trajan gegründete Stiftung zur Erziehung armer
Kinder durch neue Schenkungen erweiterte, die bei jedem Thronwechsel unter dem Namen Krongold übliche Abgabe
den Bewohnern von Italien ganz und den Provinzialen zum großen Teil erließ und die rückständigen Abgaben an den Fiskus für
einen Zeitraum von 16 Jahren niederschlug.
Dabei vermied er in seiner Erscheinung und in seinem Verhalten alles, was als Anspruch auf eine bevorzugte
Stellung verletzen konnte; er schien mehr Philosoph als Kaiser sein zu wollen. Zunächst wurde er in den ersten Jahren durch
Kriege in den Donaugegenden beschäftigt: er selbst führte den Krieg gegen die Roxolanen, den er indes bald durch einen Vergleich
beendete;
einen andern gegen die Sarmaten ließ er durch Marcius Turbo führen. In diese seine Abwesenheit
fällt auch eine Verschwörung gegen ihn, die aber von seinen Stellvertretern in Rom, den Befehlshabern der Prätorianer, rasch
niedergeschlagen wurde.
Nachdem er hierauf in der Zwischenzeit noch eine Reise nach Afrika
[* 22] gemacht, trat er 129 seine zweite Reise (bis 135) an, auf
der er Athen, Palästina,
[* 23]
Arabien, Ägypten,
[* 24] Syrien und nochmals Athen besuchte. Der mit großer Aufopferung
und Ausdauer verfolgte Zweck dieser Reisen war: die Provinzen selbst kennen zu lernen, Anordnungen für ihr Bestes zu treffen,
in den Städten wissenschaftliche Anstalten zu gründen, sie durch öffentliche Gebäude zu schmücken und überall durch
den Verkehr mit ausgezeichneten Männern selbst zu lernen;
außerdem ließ er es sich angelegen sein,
die Grenzen
[* 25] des Reichs gegen die anwohnenden Völker zu sichern, weshalb er denGrenzwall gegen die Deutschen, den sogen. Pfahlgraben
(s. d.), abschloß u. in Britannien die Piktenmauer oder den Hadrianswall (s. d.) aufführen ließ, namentlich aber auch für
die Aushebung und die zweckmäßige Verteilung sowie für Aufrechthaltung der Disziplin der Truppen sorgte,
denen er selbst mit gutem Beispiel vorausging. Am liebsten verweilte er in Athen und in Alexandria, den Hauptsitzen der damaligen
Philosophie und Rhetorik. Er pflegte dort mit den Philosophen (den sogen. Sophisten) zu verkehren und mit ihnen über allerlei
Gegenstände zu disputieren, da sein Interesse sich auf die verschiedensten Zweige des Wissens erstreckte.
Er beschenkte daher auch die Stadt Athen mit einer kostbaren Wasserleitung,
[* 26] vollendete den von Peisistratos begonnenen, von
AntiochosEpiphanes fortgesetzten, seitdem aber nicht fortgeführten prachtvollen Tempel
[* 27] des olympischen Zeus,
[* 28] das sogen. Olympieion,
vergrößerte die Stadt durch einen neuen von ihm benannten Stadtteil und setzte für die Lehrer an der
dortigen Philosophenschule, einer Art Universität, Besoldungen aus; auch in Alexandria erhob sich durch ihn neben andern Bauten
ein neuer Stadtteil.
Nach Beendigung seiner Reisen brachte er die ihm noch vergönnte Zeit in Rom und auf den in der Nähe belegenen Villen zu. Auch
hier führte er noch mehrere bedeutende Bauten aus, so den großartigen Tempel der Venus und Roma
[* 29] sowie das
dem Kerne nach noch jetzt in der Engelsburg erhaltene Mausoleum, die Grabstätte für sich und seine Familie (s. Tafel »Baukunst
[* 30] V
[* 31] und VI«); auch die Anlage der Tiburtinischen Villa verdient noch bemerkt zu werden, die einen Umfang von
etwa 10 km hatte.
Indessen war diese letzte Zeit eine trübe, für ihn selbst wie für das Reich unheilvolle. Er verfiel infolge körperlicher
Leiden
[* 32] in eine gereizte, mißtrauische Stimmung, in der er sich vielfach zu grausamen Handlungen, z. B. zur Ermordung des 90jährigen
Servianus, des Gemahls seiner Schwester, und dessen Enkels Fuscus, hinreißen ließ. In Palästina brach 132 ein
blutiger Krieg aus, weil Hadrianus auf den Trümmern des im Jahr 70 zerstörten Jerusalem
[* 33] eine Kolonie unter dem NamenÄlia Capitolina
mit einem Tempel des JupiterCapitolinus an der Stelle des ehemaligen Salomonischen Tempels gründete.
Die Juden kämpften unter der Führung von Bar-Kochba mit der äußersten Erbitterung und dem Mute der Verzweiflung,
wurden aber endlich 135 völlig besiegt und damit ihre selbständige politische Existenz für immer vernichtet. Hadrianus starb 10. Juli 138 in
Bajä, nachdem er den nachmaligen KaiserAntoninusPius adoptiert und diesen zugleich veranlaßt hatte, die spätern
KaiserMarcus Aurelius und LuciusVerus zu adoptieren. Der Senat war durch die Grausamkeiten seiner letzten Jahre so gegen ihn
gereizt, daß er nur mit Mühe von AntoninusPius vermocht werden konnte, ihm die üblichen göttlichen Ehren zuzuerkennen.
Hadrianus ließ die Edikte der Prätoren, die Hauptquelle des römischen Rechts, durch den Rechtsgelehrten SalviusJulianus sammeln und zu einem »immerwährenden Edikt«, dem Edictum
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