der
Seife als ein
Luxus angesehen wird, vorkommt. Auch nach lang andauerndem Kopfekzem tritt
Schwund des Haarwuchses ein. Die
Behandlung ist der des
Ekzems andrer Körperstellen gleichartig.
Der systematische
Haarschwund tritt bei einer
Reihe von Erkrankungen der Kopfhaut auf und ist durch die
Veränderung des Haarbodens bedingt. Als wichtigste
Ursachen sind hier vor allen die geschwürigen Veränderungen der Kopfhaut
anzusehen, sodann eine
Reihe von andern
Krankheiten mit ihren allgemeinen, den
Körper schwächenden Einflüssen. Hierher gehören
zuerst die akuten Infektionskrankheiten,
Typhus,
Scharlach,
Pocken, dann aber auch die chronischen, besonders
die
Syphilis.
Hier tritt der
Haarschwund meistens diffus auf, so daß entweder (in seltenern
Fällen) ein völliges
Ausfallen oder nur eine
den ganzen
Kopf betreffende Lichtung der
Haare
[* 4] eintritt. Die
Haare ergänzen sich hier mit dem Verschwinden der allgemeinen
Schwäche, bei
Syphilis oft erst nach längerer Zeit. Der
Haarschwund des höhern
Lebensalters beruht auf
denselben
Ursachen. Bei dem schon in frühern
Jahren vorkommenden Kahlwerden läßt sich meist
Erblichkeit des
Leidens feststellen.
Das
Grau- und Weißwerden der
Haare ist gewissermaßen ein normaler Vorgang und tritt regelmäßig im
Alter ein, entweder bei
allen oder nur bei einer größern oder kleinern Anzahl der
Haare.
Bedingt wird es durch das Fehlen des
Pigments und Auftreten von
Luft in der Marksubstanz. Die Beseitigung dieser Schönheitsfehler gehört mehr in das Gebiet der
Kosmetik, ebenso wie die Behandlung der abnorm starken
Behaarung an gewöhnlich haarlosen
Stellen, welche neuerdings durch
Galvanokaustik
geschieht (s.
Haare, S. 974). Dagegen gehört die sehr häufig vorkommende
Spaltung der
Haare in das Gebiet
der Haarkrankheiten. Die
Spitzen derHaare spalten sich entweder einfach, oder zerfallen pinselförmig. Leider vermag die
Therapie
sehr wenig hiergegen auszurichten. Das
Rasieren der
Haare führt keine dauernde
Heilung herbei, mehr Erfolg ist durch sorgfältige
Pflege, regelmäßige Waschungen mitSeife und darauf folgende Einfettung (mit irgend einer Fettsalbe oder
Brillantine) zu erzielen.
Auf dem großen und schönen Marktplatz steht (seit 1856) die Bronzestatue von
LaurensCoster (von
Royer), dem wenigstens früher
allgemein die
Holländer die
Erfindung derBuchdruckerkunst zuschrieben. Die Zahl der Bewohner beträgt
(1886) 46,730. Während die Fabrikindustrie nicht von hervorragender Bedeutung ist, ist Haarlem weltberühmt
durch seine Blumenzucht
(Tulpen,
Hyazinthen,
Narzissen, Ranunkeln). Der
Handel mit den Erzeugnissen der Blumengärten um die
Stadt und in den benachbarten Ortschaften Overveen und Bloemendaal ist noch jetzt bedeutend, war aber
einst ungleich blühender. Im 17. Jahrh. bezahlte man für eine seltene Tulpenzwiebel, wie
den
Semper Augustus, 13,000
Gulden und trieb ein
Börsenspiel mit Blumenzwiebeln wie jetzt mit
Staatspapieren.
Berühmt sind auch noch jetzt, wie in alter Zeit, die Linnenbleichen von Haarlem. Die Stadt ist Sitz des
Gouverneurs der
ProvinzNordholland, eines römisch-katholischen und eines jansenistischen
Bischofs. Die Umgebung der Stadt, in
welcher die reichsten Kaufleute von
Amsterdam
[* 11] Landhäuser besitzen, zeigt eine Pracht und einen
Reichtum wie kaum ein andrer
Ort derNiederlande. Besonders schön ist das
HaarlemerHolz
[* 12] (Hout), ein 40
Hektar großer
Wald alter prächtiger
Buchen mit Spaziergängen,
zahmem Damwild, Gesellschaftshäusern und einem 1823 errichteten DenkmalLaur.
Costers. In diesem
Wald liegt
auch der sogen.
Pavillon (Pavlijoen Welgelegen), ein im italienischen
Stil erbautes Landhaus, jetzt Staatsmuseum mit einer
Sammlung von etwa 300 Bildern moderner niederländischer
Künstler. Auf dem nahen Landsitz Hartekamp entwarf
Linné sein
Pflanzensystem.
Haarlem ist der Geburtsort des erwähnten
Coster und der
MalerOstade,
Wouwerman und
Berchem. Der Dichter
Bilderdijk
ist hier begraben. - Haarlem war anfangs ein festes
Schloß, aber schon um die Mitte des 12. Jahrh. eine große, feste und wohlhabende
Stadt, welche dann an den
KriegenHollands mit den Westfriesen bedeutenden
Anteil nahm. Im J. 1492 wurde
die Stadt durch die insurgierten
Bauern,
»Käse- und Brotvolk« genannt, eingenommen, noch in demselben Jahr aber von dem kaiserlichen
Statthalter,
HerzogAlbrecht vonSachsen,
[* 13] wiedererobert, aller ihrer Privilegien beraubt und mit schweren
Kontributionen belegt.
Im J. 1559 wurde Haarlem Bischofsitz. An dem
Aufstand der
Niederlande im 16. Jahrh. nahmen die Einwohner von
Haarlem 1572 thätigen
Anteil.
Albas Sohn,
DonFriedrich, rückte Ende 1572 mit 30,000 Mann spanischer Kerntruppen vor aber erst nach
einer Belagerung von sieben
Monaten, als die
Spanier die Zufuhr über das
Haarlemer Meer abgeschnitten, die Entsatztruppen zu
Wasser und zu
Lande geschlagen hatten und der
Hunger in der Stadt wütete, kapitulierte diese, bei deren
Verteidigung auch eine Anzahl
Frauen unter Anführung der mutigen
¶
mehr
Kenau Hasselaar tapfer mitgewirkt hatte, Die Spanier übten trotz verheißener Gnade die grausamste Rache, indem
sie den größern Teil der Besatzung sofort niederhieben und zahlreiche Bürger hinrichteten. 12,000 Menschen waren während
der Belagerung umgekommen, 2000 wurden nach der Übergabe getötet. Nachdem 1577 der Prinz vonOranien Haarlem den
Spaniern wieder entrissen hatte, blieb es seitdem mit den Niederlanden vereinigt. Ihre höchste Blüte
[* 15] erreichte die Stadt im 17. Jahrh.,
namentlich durch Aufnahme von französischen Ausgewanderten (sie zählte noch um 1750: 50,000 Einw.); allmählich
aber sank ihr Wohlstand, und erst in der neuesten Zeit hat er sich wieder zu heben begonnen.
Vgl. Allan,
Geschiedenis en beschrijving van Haarlem (Haarl. 1871-82);
van der Willigen, Les artistes de Haarlem (Haag
[* 16] 1870).