auch Längsteilungen auftreten, so entwickelt sich ein flächenförmig ausgebreitetes Gebilde (Haarschuppe), das schildförmig
(z. B. bei
Elaeagnus) erscheint oder einseitig angeheftet wird, wie bei den
Spreublättern der
Farne.
[* 2] Treten zahlreiche
Zellen
zur
Bildung haarförmiger
Körper zusammen, so bezeichnet man dieselben als Haarzotten, die wieder sehr verschiedene Gestalten
(Cabc) annehmen können und in ihren höchst entwickelten
Formen als die aus vielen
Zellen zusammengesetzten
Stacheln auftreten, bei deren
Bildung sich außer der
Epidermis
[* 3] in der
Regel auch unter derselben liegende Gewebepartien beteiligen
(Emergenzen).
Andre Haare der Pflanzen dienen als
Haft- oder Klammerorgane, z. B. beim
Hopfen,
[* 9] oder auch als Verbreitungsmittel für
Früchte und
Samen.
[* 10] In
andern
Fällen wird vermittelst der Haare der Pflanzen die Oberfläche der Pflanzenteile mit einem schützenden klebrigen
Überzug von harz- oder schleimartigen
Stoffen versehen; dies findet besonders an jungen Teilen, in den
Knospen
[* 11] statt, deren
Blätter bei vielen
Pflanzen mit Haarbildungen versehen sind, deren
Zellen sich auflösen und dadurch das
ebengenannte
Sekret erzeugen, welches die Knospenschuppen und die innern Teile miteinander verklebt (s.
Drüsen). Sogar als
Fruktifikationsorgane werden Haare der Pflanzen verwertet, wie dies bei den
Farnkräutern der
Fall ist, deren Sporangien
nichts sind als metamorphosierte Haarbildungen auf der Unterseite der
Wedel (s.
Farne, S. 51). Mitunter treten auch als krankhafte
Bildungen auf, verursacht von tierischen
Parasiten (s.
Erineum).
gröbere und feinere
Fabrikate ausPferdehaaren und in
Gerbereien abfallenden
Haaren,
welche nach der
Reinigung wie
Wolle kardätscht oder gekrempelt, gesponnen, dubliert und leinwandartig verwebt werden. Diese
Fabrikate, Haarziechen, dienen als Packtuch, zu ordinären
Teppichen,
Pferde- und Schiffsdecken, Preßtüchern, Regenmänteln
etc. Die langen
Haare der Pferdeschweife können ohne weiteres für sich oder mit andern Spinnstoffen verwebt
werden
(Haartuch).
Gewebe mit baumwollener
Kette und
Einschuß von
Haaren dienen zu Damenhüten, als Einlage in Halsbinden, als bauschende Unterfutter,
zu
Mützen,
Beuteltuch etc.
Reine Roßhaargewebe waren früher als
Möbelstoffe beliebt. Am wichtigsten sind die
Gewebe für Siebböden
aus reinem
Roßhaar von verschiedener, aber sehr gleichmäßiger Dichte. Je nach der Feinheit unterscheidet
man
Pfeffer-,
Safran-,
Pulver-, Müllerboden etc.; sie dienen zum
Beuteln des
Mehls und zum
Sieben verschiedener
Pulver.
Die gewöhnlichste Haarkrankheit ist die trockne Schinnenbildung (Seborrhoea sicca); sie tritt meistens
erst mit der
Geschlechtsreife auf und kann lange fortbestehen.
Männer werden häufiger von ihr befallen
als
Frauen. Die Kopfhaut bleibt im
Gegensatz zu dem trocknen, schuppenden
Ekzem ganz unverändert, während sie dort gerötet
und geschwollen erscheint. Bei der Behandlung ist übermäßige mechanische Reizung der Kopfhaut durch enge
Kämme,
Drahtbürsten
etc. sorgsam zu meiden, während die
Patienten gerade dies als
Heilmittel anzuwenden pflegen.
Die Schuppenbildung wird am besten durch anfangs tägliche, später seltenere abends vorzunehmende
Einreibungen mit alkalischen
Flüssigkeiten beseitigt.
Doppeltkohlensaures Natron oder
Ammoniak gleichzeitig mit wöchentlich ein- oder zweimaliger Waschung
mit lauwarmem Seifenwasser sind sehr beliebt. Bei großer
Sprödigkeit der
Haare wird
Fett oder
Haaröl angewandt. Auch sind
Schwefelsalben sehr wirksam. Die Behandlung muß eine
Reihe von
Wochen fortgesetzt und, um die Wiederkehr des Übels zu verhüten,
von Zeit zu Zeit wiederholt werden. Die
Folge der Vernachlässigung des Übels besteht im
Ausfallen und
Schwinden der
Haare.
Das chronische trockne und nässende
Ekzem der Kopfhaut gehören zu den hartnäckigsten Erkrankungen derselben.
Beim trocknen
Ekzem ist die ergriffene
Haut
[* 15] nur wenig über das gesunde
Niveau erhaben, gerötet und mit lockern, kleinen
Schuppen
bedeckt. Der Verlauf ist ein sehr langsamer. Das nässende
Ekzem tritt entweder in kleinern, nässenden oder mit
Borken bedeckten
Stellen auf, oder die ganze Kopfhaut wird von dem Erkrankungsprozeß ergriffen. Bei kurz geschornen
Haaren treten die
Borken zu
Tage und ebenso nach ihrer
Ablösung die nässende, der
Oberhaut beraubte
Haut.
Bei längern
Haaren verkleben diese zu einer unentwirrbaren
Masse, die eine
Besichtigung der Kopfhaut unmöglich macht. Der
Ekzemflüssigkeit mischen sich die
Sekrete der
Talgdrüsen bei, und bei unreinlichen Individuen, welche
die abgesonderten
Massen nicht vom
Kopf entfernen, treten Zersetzungsvorgänge auf, die einen intensiven, moderigen oder muffigen
Geruch hervorrufen. Schließlich wird das
Bild fast regelmäßig durch die Anwesenheit von Kopfläusen vervollständigt, und
es wurde diese
Krankheit, ehe man sie als ein durch diese
Parasiten hervorgerufenes
Ekzem zu analysieren verstand,
als
Weichselzopf (s. d.) beschrieben, eine Krankheitsform, die jetzt nur noch
in Gegenden, wo der
Gebrauch¶
mehr
der Seife als ein Luxus angesehen wird, vorkommt. Auch nach lang andauerndem Kopfekzem tritt Schwund des Haarwuchses ein. Die
Behandlung ist der des Ekzems andrer Körperstellen gleichartig.
Der systematische Haarschwund tritt bei einer Reihe von Erkrankungen der Kopfhaut auf und ist durch die
Veränderung des Haarbodens bedingt. Als wichtigste Ursachen sind hier vor allen die geschwürigen Veränderungen der Kopfhaut
anzusehen, sodann eine Reihe von andern Krankheiten mit ihren allgemeinen, den Körper schwächenden Einflüssen. Hierher gehören
zuerst die akuten Infektionskrankheiten, Typhus, Scharlach, Pocken, dann aber auch die chronischen, besonders
die Syphilis.
Hier tritt der Haarschwund meistens diffus auf, so daß entweder (in seltenern Fällen) ein völliges Ausfallen oder nur eine
den ganzen Kopf betreffende Lichtung der Haare eintritt. Die Haare ergänzen sich hier mit dem Verschwinden der allgemeinen
Schwäche, bei Syphilis oft erst nach längerer Zeit. Der Haarschwund des höhern Lebensalters beruht auf
denselben Ursachen. Bei dem schon in frühern Jahren vorkommenden Kahlwerden läßt sich meist Erblichkeit des Leidens feststellen.
Das Grau- und Weißwerden der Haare ist gewissermaßen ein normaler Vorgang und tritt regelmäßig im Alter ein, entweder bei
allen oder nur bei einer größern oder kleinern Anzahl der Haare. Bedingt wird es durch das Fehlen des
Pigments und Auftreten von Luft in der Marksubstanz. Die Beseitigung dieser Schönheitsfehler gehört mehr in das Gebiet der
Kosmetik, ebenso wie die Behandlung der abnorm starken Behaarung an gewöhnlich haarlosen Stellen, welche neuerdings durch Galvanokaustik
geschieht (s. Haare, S. 974). Dagegen gehört die sehr häufig vorkommende Spaltung der Haare in das Gebiet
der Haarkrankheiten. Die Spitzen derHaare spalten sich entweder einfach, oder zerfallen pinselförmig. Leider vermag die Therapie
sehr wenig hiergegen auszurichten. Das Rasieren der Haare führt keine dauernde Heilung herbei, mehr Erfolg ist durch sorgfältige
Pflege, regelmäßige Waschungen mit Seife und darauf folgende Einfettung (mit irgend einer Fettsalbe oder
Brillantine) zu erzielen.