Guts
chein,
ein vom Verkäufer nicht sofort lieferbarer Effekten dem Käufer vorläufig übergebener Schein, welcher bei Empfangnahme der Papiere dem erstern quittiert zurückzugeben ist.
Gutschein,
ein vom Verkäufer nicht sofort lieferbarer Effekten dem Käufer vorläufig übergebener Schein, welcher bei Empfangnahme der Papiere dem erstern quittiert zurückzugeben ist.
Gutschen,
chines. Stadt, s. Kutschân. ^[= (Kubaschan), feste Stadt in der pers. Provinz Chorasan, im obern fruchtbaren und wohlangebauten ...]
Gutschmid,
Alfred von, Historiker, geb. zu Loschwitz bei Dresden, [* 2] studierte in Leipzig [* 3] und Bonn [* 4] Philologie und Geschichte und promovierte 1854 an der Leipziger Universität mit einer Dissertation: »De rerum aegyptiacarum scriptoribus graecis ante Alexandrum Magnum« (abgedr. im »Philologus«, Bd. 10). 1863 ward er als außerordentlicher Professor der Geschichte an die Universität Kiel [* 5] berufen und 1866 zum ordentlichen Professor ernannt. 1873 folgte er einem Ruf nach Königsberg, [* 6] 1876 nach Jena [* 7] und 1877 nach Tübingen; [* 8]
auch ist er Mitglied der sächsischen Akademie der Wissenschaften. hat sich namentlich der Geschichte des vorgriechischen und des hellenistischen Orients sowie der alten Chronologie und Annalistik zugewendet;
in seinen zahlreichen Arbeiten überwiegt die kritische Richtung. Er schrieb unter anderm: »Kritik der polnischen Urgeschichte des Vincentius Kadlubek« (»Archiv für österreichische Geschichtsquellen«, Bd. 17);
»Über die Fragmente des Pompejus Trogus und die Glaubwürdigkeit ihrer Gewährsmänner« (Supplementband der »Jahrbücher für klassische Philologie« 1857);
»Die makedonische Anagraphe« (»Symbola philologorum Bonnensium in honorem Fr. Ritschelii collecta«, 1864);
»Die Apokalypse des Esra und ihre spätern Bearbeitungen« (»Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie«, Bd. 3);
»Beiträge zur Geschichte des alten Orients« (Leipz. 1858);
»Die nabatäische Landwirtschaft und ihre Geschwister« (»Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, Bd. 15);
»Neue Beiträge zur Geschichte des alten Orients«, Bd. 1: »Die Assyriologie« (Leipz. 1876).
eine Summe im Konto eines Geschäftsfreundes unter Haben eintragen, im Gegensatz zu »belasten«.
Polizei, die in manchen Gegenden, namentlich in den östlichen Provinzen Preußens, [* 9] mit dem Besitz eines Gutes verbundene Polizeigewalt;
durch die Kreisordnung vom welche die Ortspolizei den Amtsvorstehern überträgt, beseitigt.
Muths
,
Johann
Christoph
Friedrich, namhafter
Pädagog und Mitbegründer der
Turnkunst, geb. zu
Quedlinburg,
[* 10] studierte in
Halle
[* 11]
Theologie und wurde dann wieder, wie schon als
Schüler,
Erzieher im Elternhaus des nachmals
berühmten Geographen
Karl
Ritter.
Letztern brachte er 1785 in die von
Salzmann eben gegründete Erziehungsanstalt
Schnepfenthal,
an der er von da ab selbst als
Lehrer, besonders des
Turnens und der
Geographie, bis 1837 wirkte, seit 1797 in
dem nahen Dorf Ibenhain wohnend.
Hier starb er hat nicht nur die Notwendigkeit geregelter Körperausbildung zumal der Jugend energisch verfochten, sondern dieser Ausbildung auch, anknüpfend an die von Salzmann nach Schnepfenthal gebrachten Anfänge des Basedowschen Philanthropins zu Dessau, [* 12] ein reichhaltiges Übungsgebiet erschlossen und diesem über seine Anstalt und Deutschland [* 13] hinaus Verbreitung verschafft durch seine »Gymnastik für die Jugend«, das erste Lehrbuch der Turnkunst (zuerst Schnepfenth. 1793; erweitert 1804 und hrsg. von Klumpp, 1847). Eine Neubearbeitung für den Zweck der Erziehung zur Wehrhaftigkeit ist sein nach Jahns »Deutscher Turnkunst« erschienenes »Turnbuch für die Söhne des Vaterlandes« (Frankf. 1817),
ein
Auszug
daraus sein
»Katechismus der
Turnkunst«. Ergänzungen zu diesen Werken sind Guts Muths'
»Spiele für die
Jugend« (Schnepfenth. 1796; 7. Aufl.
von Schettler,
Hof
[* 14] 1884),
sein »Kleines Lehrbuch der Schwimmkunst« (Weim. 1798, 2. Aufl. 1833) u. a. Auch schrieb er: »Mechanische Nebenbeschäftigungen für Jünglinge und Männer« (Altenb. 1801),
ferner ein »Elementarbuch für Stadt- und Landschulen« (Frankf. 1813, 3. Aufl. 1831) und gab 1800-1820 die »Bibliothek für Pädagogik, Schulwesen und die gesamte pädagogische Litteratur Deutschlands« [* 15] (unter verschiedenen Titeln) heraus. Durch sein »Handbuch der Geographie« (Leipz. 1810, 2 Bde.; 4. Aufl. 1826),
von dem ein
Auszug als beliebtes Schulbuch erschien, wie durch seinen
»Versuch einer
Methodik des
geographischen
Unterrichts« (das. 1835) hat er viel zu einer zweckmäßigern
Methode des geographischen
Unterrichts beigetragen.
Mit
Gaspari, Hassel u. a. verband er sich zur Bearbeitung des »Vollständigen
Handbuchs der neuesten
Erdbeschreibung«, für welches er die
Beschreibung der südamerikanischen
Staaten (Bd. 19 u. 20,
Weim. 1827-30) lieferte. Für das von ihm und
Jakobi herausgegebene Werk
»Deutsches Land und deutsches
Volk« verfaßte
er den 1. Teil,
der auch unter dem besondern
Titel:
»Deutsches Land« (Leipz. 1820-32, 4 Bde.)
erschien. Bemerkenswert ist der Einfluß, welchen der Geograph Guts Muths
auf seinen ihm innig zugethanen
Schüler
Karl
Ritter
ausgeübt hat.
Friedr. Guts Muths
(Heidelb. 1884).
(Gutsabtretungs-, Gutsübergabs-, Güterüberlassungs-, Abfindungs-, Altenteilsvertrag), derjenige Vertrag, vermöge dessen der alt gewordene Hofbesitzer bei Lebzeiten einem jüngern Verwandten, meist einem Kind (Anerben), das Gut zum Eigentum abtritt und übergibt.
Das in der Natur der Bauernwirtschaft begründete Erfordernis körperlicher Rüstigkeit des Besitzers ist in der Regel die Veranlassung dazu, daß der alternde Landwirt sein Besitztum an die jüngere Generation abgibt, sich selbst und seiner Ehefrau den Altenteil (s. d.) vorbehaltend und für die übrigen Kinder eine Abfindung (s. d.) festsetzend.
(lat.), Tropfen;
in der Pathologie ehedem s. v. w. tropfenähnlicher Fleck, daher z. B. Gutta rosacea, Kupferrose (s. Kupferausschlag).
bedeutendster Markt auf der Großen Schüttinsel im ungar. Komitat Komorn, gegenüber der Mündung der Waag in den Neuhäuseler Donauarm (Waag-Donau), mit (1881) 6097 ungar. Einwohnern und reichem Fischfang.
cavat lapidem (lat.), »der Tropfen höhlt (allmählich) den Stein«, Citat aus Ovids »Epistolae ex Ponto« (IV, 10).
Gambir, s. Katechu. ^[= gerbstoffhaltige Extrakte von verschiedener Abstammung. Pegukatechu (Catechu nigrum, Cutch, ...]
Dorf im schweizer. Kanton Bern, [* 16] im Haslethal, an der Aare, 1049 m ü. M., mit 465 Einw. Hier endet die von Meiringen über Innertkirchen kommende Fahrstraße, und es beginnt der Saumpfad nach dem Grimselhospiz.
(Tubangummi, Gettaniagummi, Gummi plasticum, Percha), der erstarrte Milchsaft des zur Familie der Sapotaceen gehörenden Baums Isonandra (Dichopsis) Gutta Hook., welcher auf Singapur [* 17] und nördlich bis Pinang, südlich bis auf der Ostküste von Sumatra und Java und östlich bis Borneo vorkommt. Andre Arten der Gattungen Dichopsis, Ceratophorus und Payena liefern weniger Guttapercha. Man gewinnt den Milchsaft aus Einschnitten, die man in den Stamm der Bäume macht, und knetet ihn nach dem Gerinnen und vor dem völligen Erstarren mit ¶
Wasser, um eine kompakte Masse zu erhalten, welche in Blöcken von 10-20 kg in den Handel kommt. Die rohe Guttapercha ist häufig mit Rindenstückchen, Erde, Steinchen etc. verunreinigt, rötlich, oft ziemlich dunkel gesalbt und marmoriert. Sie fühlt sich fettig an, ist geschmacklos, riecht namentlich beim Erwärmen kautschukähnlich, besitzt etwa das spezifische Gewicht des Wassers, ist undurchsichtig, zäh, wenig elastisch und dehnbar und zeigt besonders in Form dünner Blättchen das Verhalten eines faserigen Körpers, der in der Richtung der Fasern sich bedeutend strecken läßt, aber zerreißt, sobald man versucht, ihn quer gegen die Fasern zu strecken.
Bei 25° wird Guttapercha biegsam, bei 48° läßt sie sich unter starkem Drucke kneten, und zwischen 55 und 60° ist sie so plastisch, daß man sie zu Röhren, [* 19] Fäden und Bändern ausziehen kann. Bei 100° wird sie klebrig, auch in kochendem Wasser, in welchem sie ihre Form verliert und aufquillt. Sie nimmt hierbei 5-6 Proz. Wasser auf, welches sie an der Luft sehr langsam wieder abgibt. Die erwärmte Guttapercha läßt sich in jede Form pressen, nimmt die feinsten Details derselben an und bewahrt dieselben auch beim Erkalten.
Sie leitet Wärme [* 20] und Elektrizität [* 21] sehr schlecht, und durch Reiben wird sie stark negativ elektrisch. Guttapercha widersteht den meisten Lösungsmitteln. In Wasser ist sie vollkommen unlöslich, Alkohol und Äther lösen sie nur zum Teil, Öl löst nur in der Hitze geringe Mengen. Dagegen löst sich Guttapercha leicht in Schwefelkohlenstoff und Chloroform, bei gelindem Erwärmen in Benzin, den flüchtigen Steinkohlenteerölen, Terpentinöl und Steinöl. Sie widersteht konzentrierten Lösungen von Alkalien, Salzlösungen, verdünnten Säuren und dem Chlor, während sie von konzentrierter Schwefel- und Salpetersäure angegriffen wird.
Guttapercha besteht aus 78-82 Proz. Gutta C20H32 und zwei Oxydationsprodukten dieses Kohlenwasserstoffs, dem Fluavil C20H32O und dem Alban C20H32O2 . An Luft und Licht, [* 22] besonders bei 25-40° und in Form dünner Platten, Bänder oder Fäden, oder wenn sie abwechselnd befeuchtet und getrocknet wird, verändert sich Guttapercha schnell, wird brüchig, zerreiblich, harzig, in Alkohol und Alkalien löslicher und selbst ein guter Leiter der Elektrizität.
Diese Oxydation erfolgt nicht im Dunkeln und unter Wasser, namentlich nicht unter Seewasser. Bei 130° schmilzt Guttapercha, und bei höherer Temperatur zersetzt sie sich und gibt dieselben Produkte der trocknen Destillation [* 23] wie Kautschuk. Behufs der Verarbeitung wird die Guttapercha auf einer Schneidemaschine in feine Späne zerschnitten, die man mit Wasser wäscht und von den abgelösten Verunreinigungen durch Absetzen trennt, dann durch Einleiten von Dampf [* 24] erweicht und zu Blöcken vereinigt.
Diese zerreißt man in noch weichem Zustand durch eine schnell rotierende Zahntrommel in feine Teilchen, welche durch zuströmendes Wasser fortgespült und ausgewaschen werden. Die erhaltene gleichförmige Masse wird zwischen Walzen mit dicken, stumpfen Zähnen geknetet und ist dann für den Gebrauch fertig. Läßt man sie zwischen glatten Walzen hindurchgehen, so erhält man sie in Form von Platten oder Papier und bei Einschaltung eines Schneideapparats in Form von Bändern.
Ebenso werden Röhren gepreßt und nach einem ähnlichen Verfahren Telegraphendrähte mit Guttapercha umkleidet. Wie Kautschuk, kann man auch vulkanisieren und ihr dadurch die unangenehme Eigenschaft entziehen, bei 40-60° zu erweichen. Besser als Schwefel, der beim Vulkanisieren des Kautschuks angewendet wird, eignen sich aber für Guttapercha die Unterschwefligsäuresalze des Bleies oder Zinks. Man mischt 100 Teile Guttapercha mit 15 Teilen des Salzes bei 100° und erwärmt den geformten Gegenstand auf 140°.
G. findet ungemein mannigfache Verwendung; man benutzt sie als Surrogat von Leder, Pappe, Papiermaché, Holz, [* 25] Papier, Metall etc. in allen Fällen, wo es auf Undurchdringlichkeit gegen Wasser, Widerstand gegen Alkohol, Laugen und Säuren ankommt und keine höhere Temperatur mitwirkt. Die in der Wärme erweichte Guttapercha gibt beim Einpressen in befeuchtete Formen, Holzschnitte etc. sehr scharfe Abdrücke derselben, und man braucht sie deshalb in der Galvanoplastik [* 26] zur Darstellung der Formen.
Einige der wichtigsten Verwendungen der Guttapercha sind außerdem: Treibriemen, Röhren für Wasserleitungen, Pumpen [* 27] und Spritzen, allerlei Gefäße, Liderungen, Sohlen, Bougies, Katheter, [* 28] Ornamente, [* 29] Rahmen, Messerhefte, Säbelgriffe, Peitschen, Knöpfe, Dosen, Hähne, Heber, [* 30] Trichter, Überzüge für Walzen zum Pressen und Appretieren, Büsten, Statuen etc. Man überzieht mit Guttapercha Telegraphendrähte zu unterirdischen und unterseeischen Leitungen, muß dieselben aber dann gegen direkte Einwirkung des Wassers schützen.
Ein Gemenge von 1 Teil Guttapercha mit 2 Teilen Kautschuk steht in Bezug auf seine Eigenschaften in der Mitte zwischen beiden Substanzen und läßt sich wie Guttapercha vulkanisieren. Zur Darstellung von reiner, farbloser Guttapercha löst man 10 Teile in 64 Teilen Schwefelkohlenstoff, setzt 2,5 Teile Pulver von unglasiertem Thongeschirr zu, schüttelt einigemal um, läßt 3-4 Tage stehen, filtriert dann die geklärte Lösung in 60-70 Teilen Weingeist von ca. 0,833 spez. Gew., schüttelt wiederholt stark durch, trennt nach einigen Tagen die Guttaperchalösung von der auf ihr schwimmenden alkoholischen Flüssigkeit, schüttelt sie noch einmal mit 40 Teilen Alkohol aus, destilliert dann den Schwefelkohlenstoff ab, knetet die farblose in kochendem destillierten Wasser und rollt sie schließlich in dünne Stangen aus, die unter Wasser aufbewahrt werden müssen.
Sie dient meist nur als Zahnkitt, indem man sie in heißem Wasser erweicht und in die ausgetrocknete Zahnhöhlung drückt. Eine Lösung in 12-14 Teilen Chloroform diente früher unter dem Namen Traumaticin als elastisches Kollodium, haftet aber der Haut [* 31] wenig fest an und zerfällt leicht. Guttaperchaabfälle können leicht wieder zusammengeknetet werden; durch Einwirkung der Luft brüchig und harzartig gewordene Guttapercha läßt sich zwar auch wieder zu einer homogenen Masse verarbeiten, erhält aber die Eigenschaften frischer Guttapercha nicht wieder.
Man kann die Guttapercha mit Leinöl in jedem Verhältnis zusammenschmelzen und erhält dadurch Mischungen von verschiedener Konsistenz; 1 Teil Guttapercha gibt mit 10 Teilen Leinöl eine gleichförmige Auflösung, die sich zum Überziehen von Geweben u. dgl., also zum Wasserdichtmachen, eignet. Weißer Kattun wird durch diese Flüssigkeit gelblich durchscheinend, bleibt sehr weich und läßt sich leicht mit Farben bedrucken. Man kann die Auflösung auch mit Kienruß, Schlämmkreide, Ocker, Umbra u. dgl. färben und verdicken.
Will man Leder damit lackieren oder Taft oder Gaze überziehen, so setzt man Kopalfirnis hinzu. Firnisse aus Guttapercha zum Überziehen von Guttaperchafabrikaten oder zum Wasserdichtmachen von Geweben bereitet Fry mit Terpentinöl oder Steinkohlenteeröl, welche er aber zunächst mit Kautschuk oder Guttapercha (auf 10 Pfd. Öl 180-240 g) destilliert. Um den Geruch des Lösungsmittels nach Auftragung des Firnisses zu vertreiben, setzt Fry die Gegenstände oder Stoffe in geschlossenen Räumen der Einwirkung von Wasserdampf aus, welcher nur eine Spannung von einer ¶