trat dann als
Hoboist ins
Militär ein und leitete, nachdem er zum
Kapellmeister avanciert war, acht Jahre hindurch die
Musik
seines
Regiments. Dann veranlaßten ihn seine Erfolge als
Komponist, namentlich mit dem 1836 erschienenen
»UngarischenMarsch«,
Op. 1, eine eigne
Kapelle zu bilden und mit derselben Kunstreisen zu unternehmen. In allen Hauptstädten
Deutschlands
[* 2] glänzend aufgenommen, wurde er in
Berlin,
[* 3] wo er von 1843 bis 1848 ständig konzertierte, als
Dirigent und
Komponist
wahrhaft gefeiert, daselbst auch im folgenden Jahr, nachdem er inzwischen noch
Nordamerika
[* 4] bereist hatte, zum königlichen
Musikdirektor ernannt. Die folgenden Jahre verbrachte er teils mit Konzertreisen, teils (von 1858 bis
1864) als
Kapellmeister des 23. österreichischen Infanterieregiments, zugleich so unermüdlich schaffend, daß 1874 die Zahl
der von ihm veröffentlichten
Tänze, der
Mehrzahl nach
Walzer, 300 betrug. Seit 1876 lebt er in
Frankfurt
[* 5] a. M.
Bergfeste in der russ.
ProvinzDaghestan
(Kaukasien), auf der
Kuppe eines einzeln stehenden, steil abfallenden, 2360 m
hohen
Bergs gelegen, der seine Umgebung überragt und nur auf einem einzigen Weg zu erklimmen ist. Gunib ist bekannt
als letzte Zuflucht
Schamyls (s. d.), der sich hier den
Russen, welche die
Feste mit
Sturm eroberten, ergab. 1862 wurde
hier eine
Befestigung angelegt und eineKircheerbaut.
L. (Gunnere),
Gattung aus der
Familie der
Haloragidaceen, ausdauernde, stengellose
Kräuter in
Amerika
[* 6] und auf
dem Hawaiarchipel, mit gestielten und rundlichen, grundständigen Blättern und unscheinbaren
Blüten in gedrängten
Ähren.
Gunnera scabra
Ruiz et
Pavon, in
Peru
[* 7] und
Chile
[* 8] auf sumpfigen
Stellen, mit fast 2 m breiten, rhabarberähnlichen, handförmig
gelappten, an den
Nerven
[* 9] auf der Unterseite wie an den
Stengeln mit krautigen
Stacheln besetzten Blättern, wird bei uns als
eine der prächtigsten Blattzierpflanzen kultiviert, muß aber im
Winter sehr gut gedeckt werden; die etwas adstringierende
Wurzel
[* 10] wird bei
Blutflüssen, auch zum
Gerben und
Schwarzfärben benutzt. Die fleischigen Blattstiele dienen
geschält als
Nahrungsmittel.
[* 11]
isländ.
Skalde, geboren im letzten
Viertel des 10. Jahrh., verweilte in seiner
Jugend in
Norwegen,
[* 12] auch wiederholt am
Hof
[* 13] des
KönigsEthelred II. von
England und kehrte 1005 auf seine Heimatsinsel zurück,
wo er um die schöne Helge einen
Zweikampf mit dem
Skalden Hrafn Önundarson zu bestehen hatte, infolge
dessen beide landesflüchtig wurden. Als sie sich 1008 zu Dirganes in
Norwegen wieder trafen, kam es von neuem zum
Kampf, in
welchem beide fielen. An GunnlaugsNamen knüpft sich die bekannte »Gunnlaugssaga«, welche sein
Leben und besonders sein Liebesverhältnis
zu Helge schildert (abgedruckt in den Lesebüchern von
Möbius und
Wimmer, besonders hrsg. von Rygh,
Christiania
[* 14] 1862; von Thorkelsson, Reykjawik 1880; übersetzt von Edzardi u. d. T.:
»Schön Helga und Gunnlaug«, Hannov. 1875; von
Kölbing
u. d. T.: »Die Geschichte von Gunnlaug Schlangenzunge«,
Heilbr. 1878). Von seinen Gedichten haben sich nur geringe Reste erhalten.
in der nord.
Mythologie die schöne Tochter des
Riesen Sultung ^[richtig: Suttung], der
sie zur Wächterin des Dichtermets bestellt hatte, verliebte sich in
Odin, behielt ihn drei
Tage und drei
Nächte bei sich und
erlaubte ihm, drei
Züge von dem Dichtermet zu trinken.
ist der
Güte (s. d.) darin verwandt, daß beide das
Wohl eines andern in uneigennütziger
Weise wollen, aber dadurch von derselben verschieden, daß der
Grund dieses Wohlwollens das Wohlgefallen am andern (Günstling)
ist.
1)
Erzbischof von
Köln
[* 19] seit 850, ein gewissenloser
Prälat von weltlicher
Gesinnung, ließ sich durch den karolingischen König
Lothar II. bewegen, 861 dessen verstoßener Gemahlin Theutberga ein falsches Schuldbekenntnis abzupressen und auf der
Synode zu
Aachen
[* 20] (April 862) die Ungültigkeitserklärung dieser
Ehe zu betreiben. Zum Dank dafür verlieh
Lothar seinem
Bruder Hilduin das
BistumCambrai. Aber
PapstNikolaus setzte ihn deswegen 863 ab. Obwohl ein
VersuchKaiserLudwigs
II., den
Papst zur
Zurücknahme der Absetzung zu zwingen, mißlang, verwaltete doch Günther sein
Bistum unbekümmert
weiter, da ihm
Volk und
Geistlichkeit treu anhingen. Als sich indes
Lothar 869 in
Rom
[* 21] unterwarf, fügte sich auch Günther seiner Absetzung.
Er starb 873 in
Italien.
[* 22]
1) JohannChristian, Dichter, geb. zu Striegau
[* 29] in Niederschlesien, erregte schon auf der Schule zu
Schweidnitz
[* 30] durch sein poetisches Talent Aufsehen, widmete sich zu Wittenberg
[* 31] dem Studium der Medizin und
ward hier in die wüste Roheit des damaligen Studentenlebens hineingerissen, wodurch er in Zerwürfnisse mit seinem bis zur
Härte strengen Vater geriet. Sein Dichtertalent trat bereits in diesen ersten Studienjahren siegreich hervor, obschon er es
nach der Sitte der Zeit meist in bezahlten Gelegenheitsgedichten vergeudete und wohl vergeuden mußte.
In Leipzig,
[* 32] wo er seine Studien fortsetzte, fand er anMenck einen Gönner, der ihn anscheinend für ein geregelteres Leben gewann.
Sein Gedicht auf den PassarowitzerFrieden machte ihn schnell bekannt. Von Menck dem König von Polen und Kurfürsten von Sachsen
[* 33] als Hofdichter vorgeschlagen, verscherzte Günther sein Lebensglück, indem er bei der ersten
Audienz völlig betrunken erschien. Günther kehrte hierauf in sein Vaterland zurück und lebte hier, da ihm das
väterliche Haus verschlossen war, von den Wohlthaten seiner Freunde, immer tiefer in Ausschweifungen versinkend. Einen Hauptanteil
an der Zerrüttung seines Wesens hatte seine Leidenschaft zu einer in seinen Gedichten Leonore genannten
Frau, welche ihm zweimal die verpfändete Treue brach.
Seine poetischen Ergüsse bieten ein treues Bild seines Lebens: neben dem Edelsten und Höchsten in ihnen findet sich nicht
selten das Gemeine, Lascive;
überall aber ist der ursprüngliche Dichtergenius erkennbar, welcher unbewußt die falschen Theorien
der gelehrten Dichtung seiner Zeit überwand.
Die erste Sammlung seiner Dichtungen erschien Breslau
[* 38] 1723,
welcher bis 1735 drei Fortsetzungen folgten; Gesamtausgabe 1742 (6. Aufl., Leipz.
1764; Nachtrag 1766). NeueAusgaben (Auswahl) besorgten Tittmann (Leipz. 1874, mit Biographie) und Litzmann (Reclams »Universalbibliothek«,
Nr. 1295 u. 1296). Eine angeblich von Günther selbst
verfaßte Geschichte seines Lebens erschien zu Schweidnitz 1732, eine andre von Siebrand (Leipz. 1738).
ein litterarhistorischer Versuch (Bresl. 1833); Roquette, Leben und Dichten J. Chr. Günthers (Stuttg. 1860);
M. Kalbeck, Neue Beiträge zur Biographie des Dichters Chr. Günther (Bresl. 1879); Litzmann, Zur Textkritik und Biographie J. Chr. Günthers
(Frankf. 1880).
A. v. Eye (»Eine Menschenseele«, Nördling. 1862) behandelte Günthers Leben romanhaft.
Weil seiner Überzeugung nach alle Versuche, dies auf dem Weg des Begriffs zu erreichen, zu Pantheismus
oder doch Halbpantheismus führten, den er als mit der Dogmatik der Kirche unvereinbar ansah, so glaubte er den entgegengesetzten,
der Mystik verwandten Pfad der innern Erfahrung und des Selbstbewußtseins einschlagen zu müssen. Auf diesem erwuchs nach mancherlei
in den »WienerJahrbüchern der Litteratur« erschienenen kritischen Abhandlungen allmählich sein theologisch-philosophisches
System, das er zuerst in seiner »Vorschule zur spekulativen Theologie des positiven Christentums« (1. Abt.: Die Kreationslehre; 2. Abt.:
Die Inkarnationslehre; Wien 1828, 2. Aufl. 1848), seinem Hauptwerk, der Welt vorlegte. Es erregte Aufsehen, und der Verfasser
sah sich für einen katholischen Theologen ungewöhnlich rasch in die gelehrte WeltDeutschlands eingeführt.
ein seltsames Produkt, bei dem man oft versucht wird, sich an Goethes »Tragelaphen« zu erinnern;
dann »Süd- und Nordlichter am Horizont
[* 42] spekulativer Theologie« (das. 1832), worin der Autor nach allen Seiten
hin Hiebe austeilte, die er sodann in den mit seinem Freunde, dem phantastisch-mystischen ArztJohannHeinrichPabst (geb. 1785,
gest. 1838),
gemeinschaftlich herausgegebenen »Janusköpfen« (das.
1834) noch überbot. In dem »LetztenSymboliker« (Wien 1834),
der, wie die Vorschule, in der bequemen Briefform geschrieben war,
wurden der katholische SymbolikerMöhler und der TübingerBaur, im »Thomas a Scrupulis« (das. 1836) die Hegelsche Philosophie
angegriffen. Die Versuche nachhegelscher Hegelianer, zwischen der linken und der rechten Seite der Schule¶