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großes Hospital, Kreislazarett, eine Salzburger Kolonieanstalt, eine Eisengießerei und Maschinenfabrik, mechanische Weberei,
eine Möbelfabrik, Dampfsäge, Ziegeleien, Bierbrauerei und Hefefabrikation, Molkerei, besuchte Pferde- und Viehmärkte, einen
bedeutenden Füllenmarkt im September (Auftrieb etwa 5000 Füllen) und 1885 mit Garnison (2 Bat. Grenadiere Nr. 3) 10,206 meist
evang. Einwohner. hat ein Gymnasium, ein Realprogymnasium, eine landwirtschaftliche Winterschule und ist
Sitz der Regierung, einer Oberpostdirektion, eines Amtsgerichts, eines Hauptsteueramts, einer Reichsbanknebenstelle und des
landwirtschaftlichen Zentralvereins für Litauen. Auf dem Marktplatz steht ein Standbild Friedrich Wilhelms I. (von Rauch), der
Gumbinnen 1724 zur Stadt erhob und 1732 viele wegen ihrer Religion vertriebene Salzburger dorthin zog. 13 km östlich
von Gumbinnen liegt das Hauptgestüt Trakehnen (s. d.).
Der Regierungsbezirk Gumbinnen (s. Karte »Ost- und
[* ] Westpreußen«),
der östlichste des Königreichs Preußen, umfaßt das alte Preußisch-Litauen
und Masuren, zählt 1885 auf 15,870,39 qkm (288,24 QM.)
788,074 Einw. (Zunahme gegen 1880: 1,24 Proz.); 1880 waren
756,448 Evangelische, 12,064 Katholiken, 4088 sonstige Christen und 5791 Juden. Er zerfällt in die 16 Kreise:
|
QKilometer |
QMeilen |
Einwohner 1885 |
Einw. auf 1 QKil. |
Angerburg |
924.87 |
16.79 |
38169 |
41 |
Darkehmen |
758.63 |
13.77 |
35090 |
46 |
Goldap |
994.06 |
18.05 |
45459 |
45 |
Gumbinnen |
729.06 |
13.24 |
47854 |
65 |
Heydekrug |
801.88 |
14.56 |
42334 |
52 |
Insterburg |
1200.10 |
21.79 |
72063 |
60 |
Johannisburg |
1675.38 |
30.42 |
48666 |
29 |
Lötzen |
895.33 |
16.26 |
42649 |
47 |
Lyck |
1127.48 |
20.47 |
53774 |
47 |
Niederung |
892.88 |
16.21 |
55666 |
62 |
Oletzko |
841.06 |
15.27 |
41212 |
49 |
Pillkallen |
1060.11 |
19.25 |
46377 |
43 |
Ragnit |
1217.31 |
22.10 |
54495 |
45 |
Sensburg |
1233.93 |
22.41 |
48901 |
39 |
Stallupönen |
703.05 |
12.76 |
45727 |
65 |
Tilsit |
815.26 |
14.80 |
69638 |
85 |
[* ]
^[Abb.: Wappen von Gumbinnen.]
weitverbreitete stickstofffreie, mit Zellstoff und Stärke isomere Pflanzenstoffe, welche
am reichlichsten in der Rinde baumartiger Gewächse auftreten. Sie sind amorph, farblos (durch Beimengungen gelblich bis braunrot),
durchsichtig bis undurchsichtig, geruch- und geschmacklos, lösen sich in Wasser zu einer schleimigen, klebenden Flüssigkeit
oder quellen darin nur sehr stark auf, sind unlöslich in Alkohol und werden daher durch diesen aus der
wässerigen Lösung gefällt.
Beim Kochen mit verdünnter Schwefelsäure werden sie langsam in Traubenzucker, durch Salpetersäure aber meist in Schleimsäure
verwandelt. Hauptbestandteile sind:
Arabin, Bassorin, Cerasin, neben welchen Dextrin, Zucker, Gerbsäure, Farbstoffe, ferner 2-3
Proz. Mineralbestandteile und 12-15 Proz. Wasser vorkommen. Nach ihrer chemischen Beschaffenheit kann man
die Gummiarten einteilen in arabinreiche: Akaziengummi (Gummi arabikum), ostindisches oder Feroniagummi, Acajougummi;
cerasinführende:
Kirsch-, Pflaumen-, Aprikosen-, Mandelgummi;
bassorinführende: Tragant, Kuteragummi, Bassora-, Kokos-, Chagualgummi.
Man gewinnt
das Gummi gewöhnlich nur durch Einsammeln, da es freiwillig aus der Rinde der Bäume oder Sträucher ausfließt und dann bald
erhärtet. Mit Harz und ätherischen Ölen gemengt, tritt das in den Gummiharzen (s. d.) auf. Früher hielt
man die Gummiarten durchweg für Sekretionsprodukte der Pflanzen; neuere Untersuchungen haben aber ganz bestimmt dargethan,
daß wenigstens einige durch chemische Metamorphose aus ganzen Geweben entstehen. Vorzugsweise wird das Material der Zellwände
in die Gummimetamorphose hineingezogen. Viele Gummiarten, besonders Gummi arabikum, Tragant, finden technische
Verwendung.
Vgl. Wiesner, Die technisch verwendeten Gummiarten, Harze und Balsame (Erlang. 1869). -
Australisches Gummi (neuseeländisches Harz, Botanybaiharz), s. v. w. Akaroidharz;
auch ein Akaziengummi, s. Gummi arabicum;
künstliches
Gummi, s. v. w. Dextrin;
ostindisches Gummi, s. Feronia;
plastisches Gummi, s. v. w. Guttapercha;
vulkanisiertes Gummi, s. v. w.
vulkanisiertes Kautschuk.
arabicum (Gummi Mimosae, arabisches Gummi, Mimosengummi, Akaziengummi), aus der Rinde von Acacia-Arten gewonnenes
Gummi, stammt hauptsächlich von Acacia Senegal Willd. (Verek) in Senegambien, im Stromgebiet des Weißen Nils und des Atbara, ganz
besonders in Kordofan, und tritt meist freiwillig aus; nur selten werden die Gummibäume angeschnitten.
Andre Arten liefern weniger und meist braunes oder rötliches Gummi arabicum. Die Gummiernte wird sehr stark durch die
Witterung beeinflußt, auch richten Elefanten in den Gummiwäldern gelegentlich die größten Verwüstungen an. Das Gummi arabicum bildet
runde oder längliche, auch wurmförmige, zerbrechliche, rissige, farblose, gelbe bis braunrote, mehr oder weniger durchsichtige
und glasglänzende Stücke vom spez. Gew. 1,35-1,6
(ausgesucht reine Stücke nach dem Trocknen 1,525). Es löst sich bei gewöhnlicher Temperatur in seinem gleichen Gewicht Wasser
und gibt eine opalisierende, dicke, klebrige, sauer reagierende, fade schmeckende Flüssigkeit; auch bei 100° nimmt Wasser
nicht viel mehr Gummi arabicum auf, doch erfolgt die Lösung dann etwas schneller.
Die Lösung mischt sich mit Glycerin, welches auf trocknes Gummi arabicum nur wenig einwirkt. 100 Weingeist von 20 Volumprozent lösen 57,
bei 50 Volumprozent nur 4 Gummi arabicum. Die wässerige Lösung des Gummi arabicum polarisiert nach links, wird bei längerm Stehen unter Zuckerbildung
sauer und schimmelt. Zur Verhinderung des Schimmelns ist ein geringer Zusatz von Chinin empfohlen worden.
Lösliche Kieselsäure-, Borsäure- und Eisenoxydsalze trüben die Gummilösung oder verdicken sie zur Gallerte. Lufttrocknes
Gummi arabicum verliert bei 100° noch 13-14 Proz. Wasser und nimmt nach dem Trocknen dieselbe Menge Wasser an der Luft wieder auf. Bei 100°
erleidet das Gummi arabicum bereits eine gelinde Röstung, und bei 150° wird es schwerer löslich.
Beim Verbrennen hinterläßt es 2,5-4 Proz. Asche, welche im wesentlichen aus kohlensaurem Kalk besteht. Dieser Gehalt an Kalk
ist wesentlich, denn das Gummi arabicum ist als ein saures Salz der
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Arabinsäure (Arabin) zu betrachten, entsprechend der Formel (C12H21O11)2Ca + 3(C12H22O11 + 3H2O) ^[C12H21O11)2Ca+3(C12H22O11+3H2O)].
Diese Säure, welche im Pflanzenreich ziemlich, vielleicht ganz allgemein verbreitet und mit Metapektinsäure identisch ist,
auch in den Maikäfern, Seidenraupen, in der Leber und den Kiemen des Flußkrebses vorkommt und bei freiwilliger Zersetzung der
Schießbaumwolle entsteht, kann durch Dialyse der mit Salzsäure versetzten Lösung von Gummi arabicum erhalten werden;
sie ist farb- und geschmacklos, amorph, löst sich nach dem Trocknen nicht in Wasser, wohl aber bei Gegenwart von Alkali, gibt
mit verdünnter Schwefelsäure Zucker, mit Salpetersäure vorzugsweise Schleimsäure.
Von den Handelssorten ist das Kordofangummi in rundlichen, meist blaß weingelben Körnern das beste.
Ihm am nächsten stehen das blaßgelbliche Senaargummi und das Suakingummi, welches mit dunkel rotbraunen Körnern gemischt
ist. Das minderwertige Senegalgummi stammt ebenfalls größtenteils von A. Senegal Willd., bildet häufig bis 4 cm große, oft
aber weit größere, kugelige, eiförmige oder unregelmäßig verlängerte, meist gelbliche bis schwachrötliche Stücke mit
minder tiefen und zahlreichen Rissen.
Wurmförmige Stücke zeigen Schichtung und Streifung. Ostindisches Gummi, in großen Mengen aus Bombay nach Europa verschifft, stammt
wohl größten teils aus Nordostafrika. Australisches Gummi (Wattle gum) wird hauptsächlich von A. pycnantha Benth. gesammelt,
ist bräunlich, wenig rissig und löst sich klar in Wasser. Man benutzt das reinste Gummi in der Likörfabrikation,
zu seinen Appreturen für Seidenwaren und Spitzen und in der Medizin; geringere Sorten als Kleb- und Bindemittel, im Zeugdruck,
zur Bereitung von Wasserfarben, Zündhölzchen, ordinären Appreturen, für den Steindruck; die geringsten Sorten zur Darstellung
von Tinte. Für sehr viele Zwecke ist das Gummi arabicum vorteilhaft durch Dextrin ersetzt worden.
Zur Prüfung des sehr verschiedenen Verdickungsvermögens der Gummisorten benutzt man das Viskosimeter, einen Trichter mit
fein ausgezogener Spitze, welcher mit Gummilösung gefüllt wird, die man stets in denselben Verhältnissen bereitet. Die
Zeit des Ausfließens gibt einen Maßstab für die Dickflüssigkeit der Lösung. Das Viskosimeter von Ochs besteht aus
einem Cylinder von Weißblech von 9 cm Länge und 45 mm Durchmesser und ist an dem einen Ende durch einen flachen Boden, der in der
Mitte ein 4 mm weites Loch hat, geschlossen. 7-8 cm unterhalb dieses Bodens befindet sich ein Gewicht, welches durch zwei Messingdrähte
gehalten wird.
Zur Prüfung der Gummilösung stellt man diesen Cylinder mit seinem Boden auf dieselbe; das Gewicht hält
ihn dabei in vertikaler Lage und zieht ihn abwärts, so daß er mehr und mehr und zwar in dem Maß, als die Lösung durch das
Loch des Bodens in das Innere des Cylinders tritt, in die dicke Flüssigkeit einsinkt. Der Cylinder wird um
so schneller sinken, je dünnflüssiger die Lösung ist. Dünne Lösungen, die nicht mehr als 1 in 5 Wasser enthalten, kann
man mit dem Aräometer prüfen.
Bei gutem Gummi arabicum entspricht 1° Baumé einer Lösung von 1 in 50 Wasser, 2° B. 1 in 25 Wasser, 3° B. 1 in 20 Wasser,
5° B. 1 in 10 Wasser und 9° B. 1 in 5 Wasser. Zum Bleichen des Gummis löst man es in 6-12 Teilen einer gesättigten wässerigen
Lösung von schwefliger Säure, kocht nach der Entfärbung, versetzt die Lösung mit kohlensaurem Baryt,
erhitzt zum Kochen und filtriert durch eine zwischen zwei Stücken Leinwand liegende
Schicht von feuchtem Thonerdehydrat.
Die alten Ägypter benutzten Kami (griech. kommi) in der Malerei und bezogen es von der Somalküste. Von dort gelangte es über
arabische Häfen ins Abendland und erhielt daher den Namen arabisches Gummi. Auch Theophrastos und Dioskorides
sprechen vom Gummi arabicum, und die arabischen Ärzte benutzten es als Heilmittel. Im Mittelalter wurde es nur wenig angewandt, und es
kamen sehr geringe Mengen nach Europa; doch scheint es niemals ganz gefehlt zu haben. Vom Senegal wurden 1760 bereits 18,000
Ztr. exportiert, doch erst seit 30 Jahren ist das Senegalgummi für Europa von größerer Bedeutung geworden.
Gegenwärtig kommen über England jährlich 100,000 Ztr. Gummi arabicum, über Frankreich 80-100,000 Ztr. (hauptsächlich Senegalgummi)
in den Handel. Die Zufuhr nach Triest betrug 1880: 20,637 Kolli. Deutschland erhielt 1881: 20,000 Ztr.