Comités historiques, durch Anregung zu Herausgabe wichtiger Quellensammlungen sowie durch seine eignen zahlreichen
Schriften
hat er sich um Beförderung der historischen
Studien in
Frankreich die größten
Verdienste erworben.
Leiden
[* 2] auch seine Geschichtswerke
an teleologisch-pragmatischem Doktrinarismus, so ist doch die große
Kunst der
Komposition und
Darstellung unbestritten, und
Guizot muß, wenn nicht zu den großen Staatsmännern, doch zu den ersten Schriftstellern
Frankreichs gezählt
werden. Im Auftrag der
Regierung der
Vereinigten Staaten
[* 3] von
Nordamerika
[* 4] bearbeitete er die Geschichte
Washingtons nach dessen
hinterlassenen
Papieren in
»Vie, correspondance et écrits de
Washington«
[* 5] (1839-40, 6 Bde.),
wofür sein Bildnis im Sitzungssaal
der Repräsentantenkammer zuWashington angebracht wurde. Als schriftstellerische
Produkte seiner Muße
seit der Februarkatastrophe sind hervorzuheben die politischen
Schriften: »De la dèmocratie en
France« (1849; deutsch. Leipz.
1849);
»Histoire de
Washington et de la fondation de la république des États-Unis« (3. Aufl. 1850; deutsch,
Leipz. 1850);
»Pourquoi la révolution d'Angleterre a-t-elle réussi?« (1850; deutsch,
Leipz. 1850);
»Monk, chute de la république et rétablissement de la monarchie en 1660« (1851, 6. Aufl.
1862; deutsch,
Wien
[* 6] 1852),
mit der Fortsetzung: »Études biographiques sur la révolution d'Angleterre« (1851, neue Ausg.
1862);
»Histoire de la république d'Angleterre et d'Oliver
Cromwell, 1649-58« (1854, 2 Bde.; 6. Aufl.
1871),
»La Belgique en 1857« (1857) und endlich die wertvollen
»Mémoires pour servir à l'histoire de mon temps depuis 1814 jusqu'à 22 février
1848« (1858-67, 8 Bde.);
die philosophischen: »Études sur les beaux-arts« (1851);
»Méditations et études morales« (1852, 3. Aufl.
1882; deutsch, Leipz. 1864);
»Méditations sur l'essence de la religion chrétienne« (1864; deutsch, Leipz. 1864);
»Mélanges politiques et historiques« (1869) und »Le
[* 7] duc de
Broglie« (1872).
Von der
»Histoire de
France, racontée
à mes petits enfants« (bis 1789 reichend, 1870-75, 5 Bde.)
wurde der letzte
Band
[* 8] durch seine Tochter
Mad.
de Witt herausgegeben, welche auch die Herausgabe der Fortsetzung bis 1848 in 2
Bänden
und der
»Histoire d'Angleterre racontée
a mes petits enfants« (1877-78, 2 Bde.) besorgte.
Vgl. Mad.
de Witt,
M. Guizot dans sa famille et avec ses amis (1880) und
»Lettres de
M.
à sa famille et à ses
amis« (1884);
Guizots erste Gemahlin,
ElisabethCharlottePauline de
Meulan, geb. zu
Paris,
[* 9] schrieb einige
Romane, wie »Les
contradictions« und »La chapelle d'Ayton«, und
Erzählungen für
Kinder unter dem
Titel: »Les enfants« (1812, oft aufgelegt).
Für das von Suard gegründete
Journal »Le Publiciste« lieferte sie eine
Reihe von
Jahren hindurch
Artikel über die verschiedenartigsten
Gegenstände und führte auch die polemische
und kritische
Feder mit gewandter
Hand,
[* 10] wovon die in ihren
»Éssais de littérature et de morale« (Par. 1802)
gesammelten
Aufsätze aus jener Zeit
Zeugnis geben.
Ihre zahlreichen
Jugendschriften, welche ihr mehrere akademische
Preise eintrugen, verraten weit mehr besonnene Umsicht und
Verstand als
Gemüt und
Phantasie. Ihr Hauptwerk sind die
»Lettres de famille sur l'éducation« (Par. 1827, 2 Bde.; 5. Aufl.
1860). Auch ihrem
Gatten leistete sie litterarische
Beihilfe. Sie starb Ch. de
Rémusat gab ausführliche biographische
Notizen von ihr als
Einleitung zu ihren nachgelassenen und von Guizot herausgegebenen
»Conseils de morale« (1828, 2 Bde.). -
ein ursprünglich ungarisches, jetzt durch ganz
Deutschland
[* 15] verbreitetes
Gericht, besteht aus in
Würfeln geschnittenem
Rind- oder Kalbfleisch, welches mit
Speck;
Erst 1784 wurde Guldberg durch den
Kronprinzen beseitigt. Von 1784 bis 1802 war er Stiftsamtmann in
Aarhus
[* 17] und starb Mit
Schytte, Sneedorf u. a. nahm er teil an der
Regeneration der dänischen
Prosa, die er durch seine wertvolle
»Weltgeschichte« (Kopenh. 1768-72, 3 Bde.)
bereicherte. Von seinen theologischen
Arbeiten sind hervorzuheben die »Zeitbestimmung für die
Bücher des
NeuenTestaments«
(1785) und die Ȇbersetzung des
NeuenTestaments mit Anmerkungen« (1794, 2 Bde.).
(Gülden,
Guldiner), ursprünglich Goldmünze, welche später von den Silbergulden als Goldgulden unterschieden
wurde. 1252 in
Florenz
[* 19] geprägte Fiorini d'oro zeigten auf einer Seite eine
Lilie mit der
Inschrift »Florentia«, und von letzterer
oder der
Blume (flos) stammt der
NameFloren
(Florin und die
AbkürzungFl.) für Gulden, welche von
¶
mehr
vielen Fürsten nach dem Muster der sehr verbreiteten und sehr geschätzten Fiorini geprägt wurden. Von den rheinischen Goldgulden
gingen anfänglich 64, später 72 auf 1 Mark, und erst im 17. Jahrh. wurde dieser Goldgulden durch den Dukaten verdrängt.
Der Silbergulden kam um die Mitte des 17. Jahrh. auf und fand weite Verbreitung.
Man teilte ihn gewöhnlich in 60 Kreuzer zu 4 Pfennig oder in 15 Batzen à 4 Kreuzer. Fast allenthalben aber rechnete man 3 Gulden = 2 Thaler
der betreffenden Münzfuße. Da der Gulden lange Zeit hindurch fast in ganz Deutschland und in mehreren angrenzenden Ländern als
gebräuchlichste Münze die Münzeinheit bildete, so wurden auch die verschiedenen deutschen Münzfuße
nach der Anzahl Gulden benannt, welche aus einer Mark feinen Silbers geprägt wurden, und man unterschied daher einen 18-, 20 und
24-Guldenfuß (s. Münzfuß). Die wichtigsten Guldensorten sind folgende:
1) Der sogen. feine sächsische Gulden oder das neue Zweidrittelstück (= ⅔ Thaler), wovon 18 auf eine kölnische
Mark fein Silber gehen, liegt dem LeipzigerMünzfuß von 1690, auch 18-Guldenfuß oder 12-Thalerfuß genannt, zu Grunde (= 2,33
Mark).
2) Der Konventionsgulden (Kaiser- oder Reichsgulden), wovon 20 auf eine kölnische Mark fein Silber gehen, ist die Grundlage
des 1748 in Österreich
[* 21] eingeführten und 1753 auch von Bayern
[* 22] angenommenen Konventionsfußes (= 2,10 Mark).
4) Der ältere süddeutsche Gulden, wovon 24½ = 1 kölnische Mark fein Silber, ist die Grundlage des 24½-Guldenfußes, welchen
die süddeutschen Staaten 1837 bei ihren Silberprägungen annahmen (= 1,714 Mark).
5) Der spätere süddeutsche Gulden, wovon 52½ auf ein neues deutsches Münzpfund fein
Silber gingen, von den erwähnten Staaten im Wiener Münzvertrag vom angenommen, war die Grundlage der neuen süddeutschen
Währung, die dem 24½-Guldenfuß nicht ganz ¼ Proz. (2½ pro Mille) im Wert nachsteht (gesetzmäßig ebenfalls = 1,714
Mark). Die jenem Vertrag beigetretenen Staaten prägten an gröbern SortenStücke zu 1 und ½ Gulden, dann als Vereinsmünze Stücke
zu 3½ Gulden (Doppelthaler); auch haben mehrere derselben Doppelgulden in dem vorherigen 24½-Guldenfuß gemünzt.
Dieser Gulden teilte sich in 60 Kreuzer à 4 Pfennig (in Bayern à 2 Heller).
6) Der neue österreichische Gulden, wovon 45 = 1 deutsches Münzpfund fein Silber, ward infolge des erwähnten
WienerVertrags von 1857 geprägt und ist die Grundlage der neuen österreichischen Währung, nach welcher im Kaiserstaat seit gesetzlich
gerechnet wird (= 2 Mark). Dieser Gulden wird in 100 Neukreuzer eingeteilt, und es werden in Österreich in
diesem neuen Münzfuß an Kurantsorten Stücke zu 2, 1 und ½ Gulden und bis 1868 als Vereinsmünzen Stücke zu 1½ Gulden oder Vereinsthaler
sowie Stücke zu 3 Gulden oder Doppelthaler geprägt. Im Venezianischen heißt dieser Gulden Fiorino, der Neukreuzer aber Soldo austriaco. 6 Gulden österreichischer
Währung = 7 Gulden süddeutscher Währung; 3 Gulden österreichischer Währung = 2 Thaler preußischer = 6 Mark, oder im 30-Thalerfuß 7 Gulden süddeutscher
Währung = 4 Thaler preußischer =
12 Mark. Der niederländische Gulden, eingeteilt in 100 Cent, früher, bis 1816, und bisweilen
noch jetzt in 20 Stüber (stuivers) à 16 Pfennig (penningen), wiegt 10 französische Gramm und hält 9 9/20
g fein Silber.
Hiernach ist ein niederländischer Gulden = 0,5670 Thaler = 1,701 Mark = 85,05 Neukreuzer österreichischer Währung. Der bis Ende 1841 üblich
gewesene und noch jetzt häufig in Preisstellungen vorkommende polnische Gulden (zlot) teilte sich in 30 Groschen
(groszy) und war = 0,486 Mark = 24,3 Neukreuzer österreichischer Währung. Es gab auch Stücke zu 2, 5 und 10 sowie bis 1814 zu 6 polnischen
Gulden. In Ost- und Westpreußen
[* 25] wurde der Drittelthaler (= 1 Mark) ebenfalls Gulden genannt und in 30 Kupfergroschen (à 4 preußische
Pfennige) geteilt.