abweichender Form gebaut. Virdung (1511) nennt »Quinterna« ein
Instrument, welches in allem der
Laute entspricht, aber kleinere
Dimensionen und nur fünf
Saiten hat.
Prätorius (1618) dagegen gibt der »Quinterna« oder »Chiterna«
bereits einen platten Schallkasten (»kaum zween oder drey
Fingerhoch«) und vier oder fünf
Saiten. Die Geschichte der Guitarre ist
daher ursprünglich die der
Laute; sie kam durch die
Mauren nach
Spanien,
[* 2] von da zuerst nach Unteritalien, wo sich verschiedene
Abarten entwickelten (s.
Bandola). In
Deutschland
[* 3] scheint sie nicht besonders goutiert worden zu sein, da sie dort zu Ende des
vorigen
Jahrhunderts als etwas ganz
Neues wieder auftauchte (1788 durch die Herzogin Amalie von
Weimar).
[* 4]
Die
Stimmung der heutigen Guitarre ist E
A d g
h e'; durch einen sogen.
Capotasto kann die
Stimmung erhöht werden. Die vier höhern
Saiten sind
Darmsaiten, die beiden tiefern dagegen aus
Seide
[* 5] verfertigt und mit
Draht
[* 6] übersponnen; statt der
Darmsaiten hat man
neuerdings auch Metallsaiten angewendet. Verschiedene Vervollkommnungen und Umformungen der Guitarre sind
versucht worden; doch haben sie sich nicht erhalten; so die Guitare d'amour (Bogenguitarre), die Klavierguitarre, Birnbachs
Guitarre, die Lyraguitarre, die Flügelguitarre von J.
Rott in
Nürnberg,
[* 7] welche sieben
Saiten mehr besitzt als die gewöhnliche Guitarre, u. a.
Vgl. Schrön, Die Guitarre und ihre Geschichte (Leipz. 1880).
d'Arrezzo ^[richtig: Guittone d'Arezzo] (spr. guittone-),Fra, alter ital. Dichter, geboren zu
Santa Firmina,
einem
Flecken beiArezzo, lebte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. Er hatte eine gelehrte
Erziehung erhalten
und verstand außer dem
Lateinischen auch
Provençalisch,
Französisch und
Spanisch, welchen
Sprachen er auch öfters
Wörter in
seinen
Schriften entlehnt. Nachdem er in seiner
Jugend ein ziemlich freies
Leben geführt, trat er in den
Orden
[* 10] der
Cavalieri oder Frati gaudenti und widmete sich von da an ganz der Aufgabe, den
Geist desselben zu veredeln, überhaupt gegen
die Sittenlosigkeit der Zeit, insbesondere gegen das wüste Parteitreiben der
Aretiner, zu predigen. Durch einen ungerechten
Richterspruch seines Besitztums beraubt, verließ er
Arezzo und starb 1294 in
Florenz,
[* 11] nachdem er noch
ein Jahr zuvor das Kamaldulenserkloster degli Angioli daselbst gegründet hatte. Seine Gedichte, bestehend in
Sonetten (welcher
Dichtungsform er ihre gegenwärtige regelmäßige Form gab),
Kanzonen und poetischen
Briefen, wurden zuerst in den »Rime antiche«
(Flor. 1527) gedruckt. Eine besondere, nach
Handschriften berichtigte und vermehrte
AusgabebesorgteL. Valeriani
(Flor. 1828, 2 Bde.);
eine neuere erschien 1867.
Noch hat man von Guittone eine Anzahl
Briefe, die ältesten in italienischer
Sprache
[* 12]
(Rom
[* 13] 1745).
Vgl. Romanelli,Di G. e delle sue opere
(Campobasso 1875);
(spr. ghiso),FrançoisPierreGuillaume, hervorragender franz. Staatsmann und Schriftsteller,
wurde
zu
Nîmes
(Gard) von protestantischen Eltern geboren.
SeinVater, welcher
Advokat war, starb in der Schreckenszeit unter
der
Guillotine, und der
Knabe Guizot begleitete hierauf seine
Mutter nach Genf,
[* 14] wo er auf dem
Gymnasium eine gründliche
Bildung erhielt. 1805 begab
er sich nach
Paris,
[* 15] um die
Rechte zu studieren, übernahm 1807 eine Hauslehrerstelle im
Haus des
Herrn Stapfer
aus Bern,
[* 16] und nachdem er sich 1812 mit der 14 Jahre ältern bekannten Schriftstellerin
Pauline de
Meulan verheiratet, wurde er vom
Marquis de
Fontanes zum
Professor der Geschichte an der schönwissenschaftlichen
Fakultät zu
Paris ernannt.
Als Schriftsteller hatte er sich schon früher versucht, und zwar war er zuerst mit einer
Ausgabe von
Girards »Nouveau dictionnaire
universel des synonymes de la langue française« (1809, 2 Bde.; 8. Aufl.
1874) vor das größere
Publikum getreten, welcher bald die Werke: »De l'état des beaux-arts en
France et du
Salon de 1810« (1811),
»Vie des poètes français du siècle de
Louis XIV« (1813, Bd. 1),
die »Annales de l'éducation« (1811-15, 6 Bde.)
sowie die Übersetzung von
Rehfues'
»Spanien im Jahr 1808« (1811, 2 Bde.) folgten. Nach
der
Restauration wurde er 1814 vom
Minister des Innern,
Abbé Montesquiou, zum Generalsekretär ernannt,
saß im Zensurausschuß und half das neue strenge
Preßgesetz ausarbeiten. Nach
Napoleons Rückkehr von
Elba begab er sich nach
Gent
[* 17] an den
Hof
[* 18]
Ludwigs XVIII. und wurde nach der zweiten
Restauration zum Generalsekretär der
Justiz ernannt, trat zwar schon
1816, da seine Maßregeln gegen die realistischen
Exzesse (weißerSchrecken) im
Süden erfolglos waren,
zugleich mit dem Justizminister
Barbé-Marbois zurück; doch nur, um bald darauf vom König zum
Requetenmeister und
Staatsrat
befördert zu werden, in welcher
Stellung er mit
Decazes,
Royer-Collard und seinen andern politischen
Freunden die
Partei der
Doktrinäre (s. d.) gründete.
Infolge seiner
Denkschrift über die damaligen Zustande der
Kammern erhielt er Anfang 1819 zugleich die
Generaldirektion der
Kommunal- und Departementalverwaltung. Gleichzeitig mit dem
MinisteriumDecazes 1820 entlassen, trat Guizot wieder
als
Lehrer der neuern Geschichte bei der Faculté des lettres sowie bei der
Normalschule ein, doch ward letztere schon 1822 aufgehoben;
gleichzeitig verlor er auch seine
Stelle als
Zensor. Seine von 1820 bis 1822 gehaltenen Vorlesungen sind
enthalten in der
»Histoire des origines du gouvernement représentatif« (1851, 2 Bde.; 4. Aufl.
1880). Außerdem veröffentlichte er damals einige kleinere
Schriften: »Du gouvernement représentatif et de l'état actuel
de la
France« (4. Aufl. 1821);
»Des conspirations et de la justice politique« (1820);
»Les moyens de gouvernement et d'opposition dans l'état actuel de la
France« (1821);
»Sur la peine de mort en matière politique«
(1822).
1824 wurden ihm infolge seiner
Angriffe auf das
MinisteriumVillèle auch seine geschichtlichen
Vorträge an der Faculté
des lettres untersagt, und erst unter dem
MinisteriumMartignac (1828) konnte er sie wieder beginnen. Von
nun an
lag er im offenen
Kampf mit den Bestrebungen der
Regierung und wirkte denselben als Mitglied und endlich als
Präsident
der
Gesellschaft
»Aide-toi, et le ciel t'aidera«, die damals lediglich zum
Schutz der Unabhängigkeit der
Wahlen gegründet war,
auf alle
Weise entgegen, während er zugleich als Schriftsteller eine außerordentliche Thätigkeit entwickelte.
Seine
Vorträge von 1828 bis 1830 erschienen unter dem
Titel: »Cours¶
mehr
d'histoire moderne« (1828-30, 6 Bde.),
wozu die »Histoire de la civilisation en France depuis la chute de l'empire romain jusqu'à la révolution française« (1828-30, 4 Bde.; 14. Aufl.
1886) und die als Einleitung dienende »Histoire de la civilisation en Europe« (1828; 19. Aufl., das.
1883; deutsch, Stuttg. 1844) gehören. In Verbindung mit mehreren Gelehrten besorgte er die »Collection
des mémoires relatifs à l'histoire de France depuis la fondation de la monarchie française jusqu'au XIII. siècle« (1823
ff., 31 Bde.) und die »Collection
des mémoires relatifs à l'histoire de la révolution d'Angleterre« (1823 ff., 26 Bde.),
versah viele Werke andrer, z. B. Letourneurs Übersetzung des Shakespeare (1821, 12 Bde.; neueste Ausg.
1869),
mit Einleitungen und Anmerkungen und fügte Mablys »Observations sur l'histoire de France« (1823, 3 Bde.) den »Essai
sur l'histoire de France« (1824, 12. Aufl. 1868) als vierten Band
[* 20] bei. Seine »Histoire de la révolution d'Angleterre«, 1. Abt.,
»Histoire de Charles I, 1625-49« (1828, 2 Bde.; 12. Aufl.
1881) ist die bedeutendste Produktion der sogen. pragmatischen Schule; ihr schließen sich an die unten genannten Werke über
die beiden Cromwell. 1826 übernahm Guizot die Direktion der »Encyclopédie progressive«, welches Unternehmen jedoch
bald ins Stocken geriet; 1828 gründete er die »Revue française«, die von der Julirevolution unterbrochen
und erst 1837 auf kurze Zeit wieder aufgenommen wurde.
Mit einer kurzen Unterbrechung blieb Guizot im Besitz des Unterrichtsministeriums bis Mit OdilonBarrot
und Thiers verbündet, intrigierte er dann so lange gegen das MinisteriumMolé, bis dasselbe 1839 fiel. Doch wurde Guizot nicht
in das neue Kabinett berufen, sondern an SébastianisStelle als Gesandter nach London
[* 21] geschickt, wo er aufs wohlwollendste empfangen
wurde, aber den gegen Frankreichs orientalische Politik gerichteten Vertrag der vier Großmächte vom nicht
hindern konnte. Am übernahm er nach Thiers' Rücktritt im neugeschaffenen MinisteriumSoult, dem 19. und letzten
der Julidynastie, das Portefeuille des Auswärtigen, und bald war er einer der Hauptleiter und seit Soults Rücktritt im September 1847 auch
der offizielle Chef dieses Kabinetts, das bis zur Februarrevolution von 1848 am Ruder blieb und, durch sein
ganzes Verfahren in den innern wie in den äußern Angelegenheiten die persönliche PolitikLudwigPhilipps repräsentierend,
nicht wenig dazu beitrug, die konstitutionelle Monarchie in Mißkredit zu bringen und den endlichen Sturz der Julidynastie
herbeizuführen.
In der Ausführung seiner systematischen Repressivpolitik bewies er sich halsstarrig, ja zuletzt geradezu
verstockt. Gegen die Wünsche des Königs stets gefügig, war er unzugänglich gegen die des Volkes und forderte durch seinen
Hochmut seine Gegner geradezu heraus. Obwohl selbst seine heftigsten Feinde seinen moralischen Charakter nicht anfochten und
insbesondere nie der Vorwurf gegen ihn laut wurde, daß er seine einflußreiche Stellung dazu benutzt
habe, sich zu bereichern, so schwieg er doch aus politischen Rücksichten zu höchst zweideutigen Spekulationen seiner Parteigenossen
und wandte bei den Wahlen von 1846 selbst unwürdige Mittel an, um eine gefügige Majorität zu erlangen.
Ja, er scheute sich nicht, den Deputierten ihre Korruption vorzuwerfen und deswegen unbedingte Fügsamkeit
zu verlangen. In der auswärtigen Politik führte er durch die Intrigen bei den spanischen Heiraten die Entfremdung mit England
herbei und erregte durch die Unterstützung der Jesuiten in der Schweiz
[* 22] die Unzufriedenheit der Liberalen. Die Wahlreform lehnte
er hartnäckig ab und rief dadurch die Bewegung von 1848 hervor, die sich wegen seiner allgemeinen Unpopularität
zuerst gegen seine Person richtete. Am 16. Febr. reichte er seine Entlassung ein, die jedoch der König nicht annahm; am mußte
er aus Paris flüchten und ward von der provisorischen Regierung in Anklagestand versetzt, aber im November
d. J. vom Gerichtshof in Paris freigesprochen. Er lebte seit März 1848 zu London und erließ von hier aus im April 1849 ein
Wahlmanifest ( Guizot et ses amis«),
Zum letztenmal trat er 1870 beim Plebiszit öffentlich auf, indem er in einem Brief das bejahende Votum anriet. Auch an den
Fusionsverhandlungen 1873 hatte er einen bedeutenden, aber geheimen und erfolglosen Anteil. Seine immer starrsinnigere Orthodoxie
veranlaßte ihn, für das Papsttum aufzutreten und in der protestantischen KircheFrankreichs eine beklagenswerte Spaltung herbeizuführen,
indem unter seinem Einfluß die Synode 1874 den Ausschluß der liberalen Protestanten beschloß. Als er mit den Bonapartisten
in einen Streit geriet, bereiteten ihm diese den Schmerz, zu veröffentlichen, daß Guizots Sohn 1855 von Napoleon
III. ein Geschenk von 50,000 Frank angenommen habe. Guizot verkaufte ein Bild, um der KaiserinEugenie die Summe zurückzuzahlen, die
nicht angenommen wurde. Guizot starb auf seinem LandgutValRicher bei Lisieux in der Normandie.
So gerechten Angriffen seine ministerielle Thätigkeit ausgesetzt gewesen ist, so bereitwillige Anerkennung
haben von allen Seiten seine schriftstellerischen Leistungen gefunden. Durch die Gründung der
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