Guisborough
(spr. ghisböro), alte Stadt in dem Cleveland genannten Bezirk der engl. Grafschaft York, inmitten von Eisengruben, mit Ruinen einer Augustinerabtei und (1881) 6616 Einw.
(spr. ghisböro), alte Stadt in dem Cleveland genannten Bezirk der engl. Grafschaft York, inmitten von Eisengruben, mit Ruinen einer Augustinerabtei und (1881) 6616 Einw.
Robert, Herzog von Apulien, s. Robert. ^[= # (Ruprecht), Könige von Frankreich: 1) R. I., jüngerer Bruder König Odos, behielt nach dessen ...]
(spr. gwīs'), Stadt im franz.
Departement
Aisne,
Arrondissement
Vervins, an der
Oise und einer Zweiglinie
der Nordbahn,
hat ein altes
Schloß (aus dem 16. Jahrh.) mit
Wällen und
Basteien und (1881) 7120 Einw., welche
Woll- und Baumwollweberei,
Eisen- und Kupfergießerei treiben, namentlich aber
Öfen
[* 2] und Heizeinrichtungen fabrizieren. Die
ca. 1400
Arbeiter der letztern
Fabrik wohnen in einem großen, trefflich eingerichteten Gebäude, einem Familistère (Ausführliches darüber im »Arbeiterfreund«
1884, Heft 4). - Guise kommt zuerst im 11. Jahrh. unter dem
Namen Guisia vor und war der Sitz einer Herrschaft, welche durch
Heirat an den
Herzog
Ludwig von
Anjou und durch denselben an die französische
Krone, später aber an das lothringische Fürstenhaus
fiel.
Franz I. erhob Guise 1527 zum Herzogtum. Die Nachkommen des ersten
Herzogs
Claude (s. unten) begründeten
die
Linien
Mayenne,
Aumale,
Elbeuf,
Harcourt,
Lillebonne und
Marsan; mit
Karl
Eugen,
Prinzen von
Lothringen, erlosch 1825 das
Haus.
(spr. gwīs', nicht ghīs'!), Nebenzweig des Hauses Lothringen, welches die Herrschaft Guise 1333 als Mitgift erhalten hatte; er teilte sich später in die Linien Guise und Elbeuf. Die namhaftesten Träger [* 3] dieses Namens sind:
1) Claude von Lothringen, Stammvater der Familie, fünfter Sohn des Herzogs Rene II. von Lothringen, geb. 1496, hieß zuerst Graf von Aumale, ließ sich 1506 in Frankreich nationalisieren und vermählte sich 1513 mit der Prinzessin Antoinette von Bourbon. Unter Franz I. zeichnete er sich in der Schlacht von Marignano 1515 aus, besiegte die Engländer 1522 bei Hesdin und schlug 1525 bei Zabern [* 4] die schwäbischen Bauern zurück, welche in Lothringen einfallen wollten. Er war Besitzer von Aumale, Guise, Joinville, Elbeuf und Mayenne und hatte auch Güter in der Picardie und Normandie. Zu seinen gunsten wurde 1527 die Herrschaft in ein Herzogtum verwandelt. 1542 eroberte er das Herzogtum Luxemburg. [* 5] Er starb und hinterließ fünf Töchter, von denen die älteste, Maria, durch ihre Vermählung mit Jakob V. von Schottland die Mutter der unglücklichen Maria Stuart ward, und sechs Söhne, unter denen Franz, Claude von Aumale und der Kardinal Karl die bedeutendsten waren.
2) Jean, Bruder des vorigen, geb. 1498, ward 1518 Kardinal, Erzbischof von Lyon, [* 6] Reims [* 7] und Narbonne, Bischof von Metz [* 8] und sechs andern Bistümern, war ein einflußreicher Staatsmann Franz' I. und Heinrichs II. und starb 1550.
3) Franz von Lothringen, Herzog von, le Balafré, »der Benarbte«, genannt, ältester Sohn von Guise 1), geb. zu Bar, war einer der größten Kriegshelden Frankreichs. Bei Lebzeiten seines Vaters den Titel eines Grafen von Aumale führend, zeichnete er sich früh schon bei mehreren Gelegenheiten aus, so bei der Belagerung von Boulogne 1545, wo er die Wunde empfing, die ihm seinen Beinamen verschaffte. 1552 erhielt er den Oberbefehl in Metz, das er mit 11,000 Mann gegen die 60,000 Mann starke Armee Karls V. glorreich verteidigte, so daß im Januar 1553 das auf die Hälfte zusammengeschmolzene Belagerungsheer abziehen mußte.
In der Schlacht bei Renti, rettete er den Ruhm der französischen Waffen; [* 9] 1556 befehligte er das französische Heer in Italien, [* 10] konnte aber Neapel [* 11] nicht erobern. 1557 nach der Schlacht bei St.-Quentin aus Italien zurückgerufen, eroberte er Calais [* 12] und Diedenhofen [* 13] und bewirkte den Abschluß des Friedens von Cateau-Cambrésis. Von seinem Kriegsruhm und einem mächtigen Familienanhang unterstützt, verdrängte er unter dem schwachen König Franz II., dem Gemahl seiner Nichte Maria Stuart, die Prinzen von Geblüt vom Hof [* 14] und riß mit seinem Bruder, dem Kardinal von Lothringen, alle Regierungsgewalt an sich. Um die Bourbonen zu schwächen und sich in der Gunst des Volkes zu befestigen, verfolgte er die Protestanten mit fanatischer Wut, was die auf den Sturz der Guisen gerichtete Verschwörung der protestantischen Großen zu Amboise veranlaßte. Guise entdeckte sie jedoch und lockte den Prinzen Louis von Condé, das Haupt der Protestanten, nach Orleàns. Der Tod Franz' II. beraubte Guise seines herrschenden Einflusses.
Doch schloß er mit dem Connetable von Montmorency und dem Marschall Saint-André die unter dem Namen des Triumvirats bekannte Verbindung, zu welcher später auch König Anton von Navarra trat. Infolge des Blutbades von Vassy, welches das Gefolge des Herzogs im März 1562 unter einer reformierten Versammlung anrichtete, brach der erste Hugenottenkrieg aus. Guise eroberte Rouen, [* 15] Bourges und andre Städte, trug bei Dreux über die Protestanten einen vollständigen Sieg davon und ging nun mit dem Plan um, die Königin-Mutter aus der Regierung zu verdrängen. Im Februar 1563 unternahm er die Belagerung von Orléans, [* 16] dem Waffenplatz der Protestanten, und hatte sich bereits der Vorstadt bemächtigt, als er von einem protestantischen Edelmann, Poltrot de Meré aus Angoumois, erschossen wurde.
Vgl. Brisset, François de Guise (Par. 1840, 2 Bde.);
Cauvin, vie de François de Lorraine (Tours [* 17] 1885).
4) Karl von Guise, Kardinal von Lothringen, Bruder des vorigen, geb. zu Joinville, wurde schon 1540 durch Zession seines Oheims Erzbischof von Reims und 1555 Kardinal. Er hatte auf Heinrich II. großen Einfluß, war ein schlauer und geistreicher Politiker, jedoch ehrgeizig und lasterhaft und ohne Gewissens bedenken. 1556 bewog er Papst Paul IV. zur Kriegserklärung gegen Karl V. und Philipp II. Als Minister Franz' II. erlaubte er sich Übergriffe aller Art; er verbot das Tragen von Waffen, ließ zu Fontainebleau einen Galgen aufrichten und durch ein Edikt bekannt machen, daß er alle Supplikanten und Gläubiger des Hofs werde hängen lassen, wenn sie sich nicht binnen 24 Stunden entfernten.
Gleiches Ansehen behauptete er unter Karl IX. Wie sein Bruder, war er ein erbitterter Feind der Protestanten und bemühte sich vergeblich, die Inquisition in Frankreich einzuführen; doch veranlaßte er aus politischen Gründen 1561 das Religionsgespräch zu Poissy, auf dem er mit Beza disputierte, und suchte die Hugenotten wiederholt zu überlisten. Auf dem Konzil in Trient [* 18] spielte er 1562 eine wichtige Rolle, anfangs gegen den Papst, nachher, als seine persönliche Eitelkeit zufriedengestellt war, im Interesse der Kurie. In Frankreich stieß er mit der Regierung der Königin-Mutter und Montmorencys wiederholt zusammen, so daß er eine Weile sich vom Hof nach Reims zurückzog. Später kam er wieder nach Paris, [* 19] hatte aber an der Bartholomäusnacht keinen direkten Anteil, da er damals in Rom [* 20] war. ¶
Nach Karls IX. Tod ging er nach Avignon, um Heinrich III. zu begrüßen, und starb hier wenige Tage darauf,
Vgl. Guillemin, Le [* 22] Cardinal de Lorraine (Reims 1847).
5) Heinrich I. von Lothringen, Herzog von, ältester Sohn von Guise 3), geb. ward am Hof Heinrichs II. erzogen und führte erst den Titel eines Prinzen von Joinville. Schon 1563 nahm er teil an der Belagerung von Orléans, wobei sein Vater das Leben verlor, und hegte seitdem einen unauslöschlichen Haß gegen die Protestanten. Kaum 16 Jahre alt, ging er nach Ungarn, [* 23] um gegen die Türken zu fechten; nach seiner Rückkehr zeichnete er sich in dem Treffen bei Massagnac und in der Schlacht von Jarnac aus und war kaum 19 Jahre alt, als er 1569 durch seine siegreiche Verteidigung von Poitiers gegen Coligny die Blicke von ganz Frankreich auf sich zog. Er war einer der Anstifter der Bartholomäusnacht und nahm, um den Tod seines Vaters zu rächen, die Ermordung Colignys persönlich auf sich. In einem Treffen gegen deutsche Hilfstruppen der Hugenotten bei Dormanis 1575 erhielt er eine Wunde, die ihm ebenfalls den Beinamen Le Balafré verschaffte.
Als nach Heinrichs III. Thronbesteigung die Protestanten eine Zeitlang vom Hof begünstigt wurden, bildete er 1576 die sogen. heilige Ligue, welcher der König, um sie unschädlich zu machen, selbst beitrat. Sofort begann ein neuer Bürgerkrieg, der am mit dem für die Protestanten ungünstigen Frieden zu Fleix in Périgord endigte. Die Schwäche des Königs bewog den Herzog, die Ligue zu erneuern und durch Ausschließung Heinrichs von Navarra sich selbst den Weg zum Thron [* 24] zu bahnen. Zu dem Ende trat er mit Philipp II. von Spanien [* 25] und dem Papst in Verbindung, besetzte im März 1585 die Städte im südlichen und westlichen Frankreich mit Truppen seiner Partei, nötigte im Juli den König zu einem Vertrag, nach welchem nur die katholische Religion im Reiche geduldet werden sollte, und gab dadurch zu dem sogen. Krieg der drei Heinriche Veranlassung, in welchem der König von Navarra das liguistische Heer bei Coutras aufs Haupt schlug. Guise erregte hierauf im Mai 1588 zu Paris einen Aufstand der Katholiken, um den König, den er im Louvre eingesperrt hielt, förmlich gefangen zu nehmen.
Derselbe entkam zwar, doch ließ sich die Königin-Mutter zu dem den Protestanten sehr ungünstigen Reunionsedikt bewegen; gleichzeitig wurden Guise die Rechte eines Connetables erteilt und der schwache Kardinal von Bourbon zum ersten Prinzen von Geblüt erklärt. Zur Befestigung dieses Zustandes ward im Oktober der Reichstag zu Blois versammelt; hier ließ König Heinrich den übermächtig gewordenen Herzog von Guise ermorden. Mit ihm sank die Macht und der Glanz des Hauses Guise.
Vgl. Rénauld, Henri de Lorraine, duc de Guise (Par. 1879).
6) Karl von Guise, Herzog von Mayenne, Bruder des vorigen, geb. 1554, zeichnete sich in den Hugenottenkriegen durch seine Tapferkeit aus, übernahm nach dem Tod seiner beiden Brüder die Leitung der Ligue, nannte sich Generalleutnant des Königreichs und strebte an der Spitze der französischen Katholiken und im Bund mit Spanien nach dem Tode des Kardinals von Bourbon (1590) selbst nach der Krone von Frankreich. Seine allzu starke Fettleibigkeit machte ihn schwerfällig und bequem, so daß er einem Gegner wie Heinrich IV. nicht gewachsen war. Daher unterlag er im Kampf mit diesem bei Arques und Ivry, unterwarf sich 1596 und wurde dann zum Gouverneur von Isle de France ernannt; er starb
7) Ludwig II. von Guise, Kardinal von Lothringen, Bruder des vorigen, geb. 1556 zu Dampierre, folgte 1574 seinem Oheim im Erzbistum von Reims. Er stellte sich mit seinem Bruder an die Spitze der Ligue. Durch seine Anmaßungen auf dem Reichstag zu Blois befestigte er den König in seinem Entschluß, die Guisen zu stürzen. Er war bei der Ermordung seines Bruders gegenwärtig und wurde tags darauf, im Gefängnis hingerichtet.
8) Karl von Lothringen, Herzog von, ältester Sohn von Guise 5) und der Katharina von Kleve, geb. ward nach der Ermordung seines Vaters zu Blois gefangen genommen und saß bis 1591 im Schloß zu Tours, entfloh dann und wurde zu Paris mit Jubel empfangen. Er kämpfte anfangs gegen Heinrich IV., unterwarf sich aber bald, wurde zum Statthalter der Provence ernannt und leistete dem König sehr ersprießliche Dienste, [* 26] mußte aber unter Ludwig XIII. Frankreich verlassen, da er Richelieu verdächtig geworden war, begab sich nach Florenz [* 27] und starb 1640 in Cuna im Gebiet von Siena.
9) Heinrich II. von Lothringen, Herzog von, vierter Sohn des vorigen, geb. zu Blois, trat in den geistlichen Stand und war schon zum Erzbischof von Reims ernannt worden, als er durch den Tod seiner ältern Brüder Haupt der Familie wurde und in den Laienstand zurücktrat. Als Feind Richelieus verband er sich mit Spanien und einer Anzahl französischer Unzufriedenen zu der »Ligue für den allgemeinen Frieden der Christenheit« gegen den Kardinal. Dieser erhielt davon Kunde und lud den Herzog vor Gericht. Guise rettete sich jedoch nach Flandern und ward im September 1641 zum Tod verurteilt.
Seiner Güter und Würden beraubt, heiratete er zu Brüssel [* 28] die Witwe des Grafen von Bossut, Honorée de Berghes. Als er nach Richelieus und Ludwigs XIII. Tod nach Paris zurückkehren durfte und in seine Würden und Güter wieder eingesetzt worden war, begab er sich nach Rom, um des Papstes Einwilligung zur Trennung seiner Ehe zu erhalten. Der Aufstand in Neapel unter Mas Aniello erregte in ihm den Wunsch, die Rechte des Hauses Anjou, dem er entstammte, auf Neapel geltend zu machen. Er stellte sich deshalb im November 1647 an die Spitze der Insurgenten und machte sich zum Herrn des Landes.
Jedoch nicht lange nachher wurde er nach tapferster Gegenwehr von den Spaniern gefangen und erst 1652 auf Veranlassung des Prinzen Condé freigelassen. 1654 versuchte er noch einmal, wiewohl vergeblich, Neapel zu erobern. Er lebte fortan als Großkammerherr am Hof Ludwigs XIV. in großem Ansehen und starb im Juni 1664 in Paris ohne Nachkommen. Seine »Mémoires« (Par. 1669, 2 Bde.),
wahrscheinlich teils vom Grafen Raimund von Modena, teils von seinem Sekretär [* 29] Saint-Yon verfaßt, stehen in Petitots »Collection des mémoires relatifs à l'histoire de France«, Bd. 55 und 56 (Par. 1826; deutsch, Frankf. 1670). Das Geschlecht der Herzöge von Guise aus dem Haus Lothringen erlosch mit Elisabeth von Orléans, Herzogin von Guise, vermählt mit dem Neffen des vorigen, Louis Joseph von Lothringen, Prinzen von Joinville (gest. 1671). Die Besitzungen fielen an die Condés, die nächsten einheimischen Agnaten.
Vgl. Bouillé, Histoire des ducs de Guise (Par. 1850, 4 Bde.);
Forneron, Les ducs de Guise et leur époque (Par. 1877, 2 Bde.).