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nichts geschehen. Nur in Liberia, [* 2] Gabun (durch die Firma Wörmann), namentlich aber in den portugiesischen Kolonien ist die Kultur von Handelspflanzen (Kaffee, Baumwolle, [* 3] Mais, Maniok u. a.) in Angriff genommen worden.
Die Bevölkerung [* 4] besteht vorherrschend aus Negern, zu denen nur wenige eingewanderte Europäer kommen. Die einheimische Bevölkerung zerfällt in eine Unzahl größerer oder kleinerer Stämme, die nach ihrer gemeinsamen Sprache [* 5] und Abstammung sich unter zwei Hauptgruppen verteilen lassen: die eigentlichen Neger, welche bis zum Rombigebirge reichen, und die Bantuneger von da ab südwärts. Eine vollständige Klassifizierung ist aber gegenwärtig nur für die erstern möglich, deren Sprache genau untersucht wurde.
An der Pfefferküste treffen wir auf die Kru, mit welchen die Avekvom von der Zahnküste nahe verwandt sind. Die Stämme östlich vom Assinifluß bis an den Niger stehen, wie ihre Sprachen darthun, zu einander in innigem Verwandtschaftsverhältnis. Es sind die Bewohner von Aschanti, Fanti, Akim, Akwapim und Akwambu, wo überall die Odschisprache geredet wird. Innig verwandt mit diesen ist das Volk der Akkra, welches die dem Odschi nahestehende Gasprache redet. Weitere Verwandte sind jene Stämme, welche die Ewesprache reden (östlich vom Volta), also die Bewohner von Dahomé, Angfue, ferner die Joruba.
Südöstlich von diesen im Nigerdelta und bis zum Altcalabar wohnt das Volk der Ibo, dessen Sprache in mehreren Dialekten sich weit nach NO. verbreitet. Ganz verschieden vom Ibo soll die Sprache einer Reihe von Stämmen sein, welche im Nigerdelta wohnen. An diese Negervölker schließen sich nach S. zu Bantuvölker an. Zu ihnen gehören die Isubu und südlich von ihnen die Dualla, auf den Inseln der Coriscobai und den beiden Vorgebirgen im N. und S. die Mbenga, am Gabun die Mpongwe und in den Landschaften Loango, Congo, Angola und Benguela Congovölker (vgl. die Tafel »Afrikanische Völker«). [* 6]
Die Regierungsform ist im größten Teil Guineas sehr despotisch, stellenweise, wie im Lande der Aschanti und in Dahomé, sogar bis zu dem Grade, daß wenig ähnliche Beispiele sich auf der Erde vorfinden möchten. Die einzelnen Staaten stehen meist unter erblichen Häuptlingen, außer denen noch jeder Ort seinen eignen Vorsteher hat, der Richter bei Streitigkeiten, auch Unteranführer im Krieg ist. Ganz abweichend von diesen politischen Verfassungen des östlichen Guinea ist die republikanische des Menastammes an der Körnerküste, bei dem die Gemeinen von gewählten Chefs mit verschiedenen Funktionen regiert werden.
Die Religion der einheimischen Bevölkerung ist fast durchaus ein grober Fetischismus, der in Aschanti, in Dahomé etc. Menschenopfer zu Hunderten fordert. Allmählich dringt der Islam infolge der Eroberungszüge der Fulbe und der Handelsverbindungen der Mandingo sowie durch den Eifer der mohammedanischen Lehrer aus dem Mandingovolk gegen die Küste vor. Das Christentum dagegen hat bisher noch wenig Fortschritte gemacht, obschon Missionsanstalten an verschiedenen Küstenplätzen zum Teil seit geraumer Zeit bestehen.
Über die katholischen Missionsgesellschaften ist nichts bekannt; die protestantischen hatten 1884: 165 Stationen (86 englische, 64 amerikanische, 13 deutsche, 2 französische) mit 86,155 Christen, die Ausgaben bezifferten sich auf nahe 1½ Mill. Mk. Ackerbau wird nur in unbedeutendem Maß und zumeist von den Frauen betrieben, da sich die Neger durchweg dem Handel, namentlich dem Zwischenhandel, zugewandt haben, den sie zwischen den Europäern an der Küste und der Bevölkerung des Innern vermitteln. Er ist nur in den portugiesischen Kolonien von Belang. In der technischen Industrie erscheinen die Aschanti am meisten fortgeschritten; bewundernswert sind besonders Feinheit, Glanz und Mannigfaltigkeit ihrer bessern Zeuge. Vorzüglich sind die Goldarbeiten an der Goldküste; Eisengewinnung und -Verarbeitung kommen in den Bergländern des Innern vor.
Der Handel Guineas hat seit der Unterdrückung des Sklavenhandels einen ganz andern Charakter gewonnen; an die Stelle der menschlichen. Ware sind in erster Linie Palmöl und Palmkerne, in Niederguinea Kautschuk, sodann Elfenbein, Gummi, Kopal, Farb- und Möbelhölzer, Erdnüsse, Häute, Wachs, von der Goldküste Goldstaub u. a. gekommen. Dagegen werden eingeführt: Baumwollwaren, Branntwein, Tabak, [* 7] Pulver und Steinschloßflinten, Faßdauben, Eisenwaren, Seife, Glas, [* 8] Spielwaren u. a. Ohne die Handelsumsätze mit Portugal, [* 9] Holland, Frankreich, Spanien, Belgien, [* 10] den Vereinigten Staaten [* 11] u. a. betrug 1883 der Handel mit
Einfuhr | Ausfuhr | |
---|---|---|
England | 46980000 Mark | 50120000 Mark |
Deutschland | 27501000 Mark | 31718000 Mark |
Bei der Einfuhr Deutschlands [* 12] entfielen auf Spirituosen 12, Nahrungsmittel [* 13] 1,8, Schießpulver [* 14] 4,5, Baumwollgewebe 2,1, Eisenwaren und Gewehre 2,8, Bier 0,8 und Tabak 0,7 Mill. Mk.; bei der Ausfuhr auf Palmkerne 9, Palmöl 3,4, Kautschuk 1,1, Elfenbein 0,5 Mill. Mk. Die Handelsusancen und Tauscheinheiten sind in den einzelnen Teilen Guineas sehr verschieden. In den englischen Besitzungen der Westküste gilt das Fünffrankstück (Dollar), im Handel mit den Eingebornen sind Guineas (Baumwollzeuge), Eisen- und Messingstäbe (Bars) Münze;
in Liberia, an der Gold- und Sklavenküste, an den Ölflüssen, in Camerun [* 15] herrscht die Palmölvaluta;
alles wird auf Palmölkru (in Camerun = 12 Gallons à 3½ kg, in Liberia = 6 Gall. à 3 kg) reduziert;
für die Hinterländer sind die Kauris Werteinheit.
Auch rechnet man nach Sklaven- oder Elfenbeinbündeln (Wert eines Sklaven oder eines Elfenbeinzahns). Vom Congo nach Ambriz gilt das Long oder Cortado, ein Stück Zeug von 5-6 Yards Länge. Auch Eisen [* 16] und Salz [* 17] sind Tauschartikel. Den Handels- und Postverkehr vermitteln die vereinigten englischen Linien British and African Steam Navigation Co. und African Steamship Co., die deutsche Wörmann-Linie und die portugiesische Empreza Nacional (s. Dampfschiffahrt, S. 491). Die Legung eines Kabels von St. Vincent aus nach den portugiesischen Besitzungen an der Westküste Afrikas übernahm 1885 eine englische Gesellschaft für die portugiesische Regierung und verpflichtete sich durch Kontrakt mit der französischen Regierung, dies Kabel mit Rio [* 18] Nunez, Groß Bassam, Porto Novo und Gabun zu verbinden.
[Besitzverhältnisse.]
Die Küste von Guinea ist mit Ausnahme einiger kurzer Küstenstrecken unter Frankreich, Portugal, England, Liberia, Deutschland, [* 19] Spanien und den Congostaat verteilt (s. oben). Die Spanier besitzen die Coriscobai und die größern Küsteninseln; die Holländer haben jetzt nur noch Faktoreien, die aber namentlich am Congo sehr zahlreich sind. Durch deutsche Kaufleute sind an der ganzen Westküste Afrikas 66 Faktoreien errichtet worden, wovon 20 allein der Firma Wörmann gehören. Diese sind von N. nach S.: Bissao und Bolama, Koba und Capitay am Dubrecka und Bramiah;
Kap Mount, Monrovia, Grand Bassa, Fishtown, Sinoe, Kap ¶
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Palmas und Taboe in Liberia; Akkra, Aida, Akuso, Kyong und Quittah an der Goldküste; Lome, Bageida, Klein-Popo, Groß-Popo, Porto Novo, Lagos und Weidah an der Sklavenküste, und weiter südlich Bimbia, Camerun, Malimba, Klein-Batanga, Batanga am Campofluß, Battabai, Benita, Klein-Eloby, Gabun, am Ogowe, Ogulawanja, Majumba, Sette Cama und Rudolfstadt. Deutsches Reichsgebiet sind: das Togoland und Camerun (s. diese Artikel), welche 1884 unter den Schutz der deutschen Flagge gestellt wurden.
Aber schon unter dem Großen Kurfürsten von Brandenburg [* 21] wurden deutsche Niederlassungen an dieser Küste errichtet. Nachdem Kapitän Blonck mit einigen Häuptlingen an der Guineaküste Verträge abgeschlossen hatte, wurde die Afrikanische Handelskompanie gegründet und, um von den erworbenen Plätzen Besitz zu nehmen, v. d. Gröben entsandt, der am am Kap der Drei Spitzen vor Anker [* 22] ging u. die brandenburgische Flagge auf dem Berg Manfro aufpflanzte, wo die später so berühmte Feste Groß-Friedrichsburg (s. d.) angelegt wurde. Am wurde Accada (wo man die Dorotheenschanze erbaute), Taccarary und später Taccrama erworben.
Alle diese Punkte liegen ziemlich nahe bei einander auf jetzigem englischen Besitz; sie waren damals von englischen und holländischen Besitzungen umgeben, Taccarary auch von den drei andern getrennt. Im J. 1685 kam noch das Gebiet Arguin vom 24°. nördl. Br. bis zur Senegalmündung hinzu, das durch eine Festung [* 23] auf der Insel Arguin geschützt wurde, sowie eine Handelsniederlassung auf St. Thomas in Westindien, [* 24] wohin diese brandenburgische Gesellschaft einen gewinnbringenden Handel mit afrikanischen Sklaven trieb. Im J. 1686 wurde der Besitz der Afrikanischen Kompanie vom Staat übernommen, aber schon 1687 begannen die offenen Feindseligkeiten der Holländer und Engländer in Oberguinea, [* 25] und Taccarary ging verloren.
Überhaupt machten die Kolonien in gleichem Maß wie die brandenburgische Kriegsflotte immer größere Rückschritte. Friedrich Wilhelm I. trat seine sämtlichen afrikanischen Besitzungen an die Holländisch-Westindische Kompanie ab, aber erst 1721 gelang es dieser, sich Groß-Friedrichsburgs, dessen letzter, heldenmütiger Kommandant der Negerhäuptling Jan Cuny war, zu bemächtigen. In demselben Jahr wurde Arguin, das Kapitän Wynen ebenso wacker verteidigte, von den Franzosen erobert.
Vgl. Robert, Afrika [* 26] als Handelsgebiet (Wien [* 27] 1883);
Falkenstein, Westafrika (Leipz. 1885);
»Brandenburg-Preußen an der Westküste von Afrika 1681-1721. Verfaßt vom Großen Generalstab« (Berl. 1885).