Großbeamte der französischen Krone, sich doch von dieser fast ganz unabhängig gemacht. Auf Herzog Wilhelm II., Eisenarm,
von Guienne, einen Zeitgenossen Hugo Capets, folgte sein Sohn Wilhelm III., der Große, der 1030 starb. Seine Tochter war die Kaiserin
Agnes, die Mutter Heinrichs IV. Da sein Nachfolger Wilhelm IV. (gest. 1037) keine Kinder hinterließ, so folgte
ihm sein Bruder Odo und, nachdem dieser im Kampf mit dem Grafen Gaufried von Anjou gefallen, der dritte Bruder, Peter, welcher den
Namen Wilhelm V. annahm und 1045 in Poitiers starb.
Sein jüngster Bruder und Nachfolger, Veit Gottfried, der außer einem Teil von Guienne seit 1054 auch das Herzogtum
Gascogne besaß, nahm den Namen Wilhelm VI. an und kämpfte siegreich gegen die Herren von Buzignan. Sein Sohn Wilhelm VII., der
ihm 1087 folgte, nannte sich Herzog von Aquitanien und Graf von Toulouse, welch letzteres Land er 1098 eroberte, aber 1100 wieder
abtreten mußte; er starb 1127. Sein Sohn und Nachfolger Wilhelm VIII. unterstützte 1136 den Grafen Gottfried
Plantagenet bei dessen Einfall in die Normandie und starb 1137. Da er keinen Sohn hinterließ, so erbte seine an König Ludwig
VII. von Frankreich vermählte Tochter Eleonore das Land. Nachdem sich Ludwig VII. 1152 wegen ihres ausschweifenden Lebens
und unter dem Vorwand zu naher Verwandtschaft von Eleonore hatte scheiden lassen, heiratete sie Heinrich Plantagenet, der 1154 König
von England wurde, und so kam das Herzogtum an England.
König Heinrich trat 1169 das Herzogtum seinem Sohn Richard Löwenherz ab, der es durch Raoul von Faye verwalten ließ. Die
Großen empörten sich gegen diesen, wurden aber von Richard bezwungen; derselbe bekriegte und eroberte 1186-88 auch Toulouse
und La Rochelle und trat 1196 an seinen Neffen Otto von Braunschweig ab. Letzterer verließ jedoch Guienne, als er 1198 zum deutschen
König gewählt wurde, und Eleonore nahm das Land nach dem Tod ihres Sohns, des Königs Richard (1199), wieder
in Besitz und behielt es bis zu ihrem Tod (1203). In dem Krieg Philipps IV. gegen Eduard I. von England eroberten die Franzosen Guienne, gaben
es aber beim Frieden (1303) wieder an die Engländer zurück, denen es nun bis 1451 verblieb.
Damals ließ König Karl VII. von Frankreich nach der Eroberung der Normandie auch Guienne besetzen. Graf Talbot
landete 1452 vergebens, um es wiederzuerobern; nachdem er 1453 bei dem Sturm auf das Lager von Châtillon geblieben war, wurde
die englische Armee geschlagen. Seitdem blieb Guienne bei Frankreich. Ludwig IX. überließ es 1469 seinem Bruder,
dem Herzog von Berri, statt der Champagne und Brie. Nach dessen Tod (1472) fiel es an die Krone Frankreich zurück.
Vgl. Ducourneau,
La Guienne historique et monumentale (Bordeaux 1842-45, 2 Bde.);
Ribadieu, Histoire de la conquête de la Guienne par les Français (das.
1866);
Brissaud, Les Anglais en Guienne (Par. 1875).
(spr. ghifrä), Jules, franz. Kunstschriftsteller,
geb. 29. Nov. 1840 zu Paris, studierte Rechtswissenschaft, wurde Lizentiat und erhielt eine Anstellung im Archivdienst anfangs beim
Finanzministerium, seit 1866 im Nationalarchiv. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen sind zu erwähnen: »L'œuvre de
Charles Jacque« (1866);
»Histoire de la réunion du Dauphiné à la France« (1866);
»Les Caffieri, sculpteurs
et fondeurs-ciseleurs« (1877);
»Histoire générale de la tapisserie« (1879);
»Comptes des bâtiments du roi sous Louis XIV
et XV« (1879);
»Antoine van Dyck, sa vie et son œuvre« (1882),
sein Hauptwerk;
»Inventaire général
du mobilier de la couronne
sous Louis XIV« (1886, 2 Bde.);
»Histoire de la tapisserie« (1885).
1869 bis 1872 veranstaltete er einen
Wiederabdruck der Kataloge der alten Kunstausstellungen der königlichen Akademie von 1673 bis 1800 in 42 Bänden.
(spr. ghīnj), 1) Joseph de, franz. Orientalist, geb. 19. Okt. 1721 zu Pontoise, studierte in Paris die orientalischen
Sprachen, wurde 1745 Sekretär an der königlichen Bibliothek, 1757 Professor der syrischen Sprache am Collège
royal, 1769 Aufseher der Altertümer im Louvre und 1773 Mitglied der Akademie. Durch die Revolution seiner Stelle beraubt, starb
er 19. März 1800 zu Paris in großer Dürftigkeit. Mit besonderm Eifer betrieb Guignes das Studium des Chinesischen. Sein
Hauptwerk ist die »Histoire générale des Turcs, des Mogols etc.« (Par.
1756-1758, 4 Bde.). Auch übersetzte er den »Schu-King« (Par. 1771) und veröffentlichte eine große Anzahl »Mémoires«.
2) Louis Joseph de, Sohn des vorigen, geb. 20. Aug. 1759, ging 1784 nach China, begleitete 1794 die holländische Gesandtschaft
nach Peking und gab nach seiner Rückkehr (1801) die »Voyage à Pekin etc.« (Par. 1809, 3 Bde.)
sowie das von Basilius de Glemona bearbeitete »Dictionnaire chinois-français et latin« (das. 1813-53; neue Ausg.
von Mangieri, 1853) heraus. Guignes starb 1845.
(spr. ghillfŏrd), Hauptstadt der engl. Grafschaft Surrey, in malerischer Gegend am Wey,
der sich hier durch die nördlichen Downs eine Bahn bricht, mit der Ruine eines normännischen Schlosses, Theater, Lateinschule,
Papier- und Pulvermühlen, Brauereien und (1881) 10,850 Einw.
CourtHouse (spr. ghillfŏrd kohrt haus'), Ort im nordamerikan. Staat Nordcarolina, Grafschaft
Guilford.
Hier 15. März 1781 Schlacht zwischen den Briten unter Cornwallis und den Amerikanern unter Greene, worin erstere siegten.
Mart., Gattung aus der Familie der Palmen, Bäume mit hohem, etwas schlankem, schwarz-stachligem Stamm, fiederspaltigen
Blättern, stachligen Blattstielen, monözischen, grünen oder gelben Blüten und großen, eiförmigen,
fleischigen oder mehligen, gelbroten Beeren.
Guiliélma speciosa Mart. ist ein 18 m hoher Baum in Südamerika mit beinahe sphärischer
Krone, die fast federartig erscheint, da die Blattsegmente nach allen Seiten hin abstehen und selbst kraus und wellenförmig
sind. Die Früchte haben die Größe einer Aprikose, sind dreieckig-oval und meist samenlos. Die samenhaltenden
Früchte sind doppelt so groß. Der Baum vertritt im Amazonendistrikt die Kokospalme und findet sich in den Indianerdörfern
häufig kultiviert; man genießt die Früchte gekocht oder gebraten, verbäckt das Mehl zu Kuchen oder bereitet daraus durch
Gärung mit Wasser ein säuerliches Getränk. Das Holz wird im Alter ungemein hart und widersteht dann der
Axt. Die Samen (graines de Paripou) enthalten über 31 Proz. Fett.
(spr. ghijōm), Eugène, franz. Bildhauer, geb. 3. Febr. 1822 zu Montbard (Côte d'Or), machte
seine ersten künstlerischen Studien in Dijon und kam
mehr
dann nach Paris, wo er Schüler Pradiers wurde. 1845 erhielt er für einen Theseus, der unter einem Felsen das Schwert seines Vaters
findet, den großen Preis für Rom, wo er sich dem Studium der römischen Denkmäler, vornehmlich der Porträtplastik, widmete
und sich von ihnen eine herbe, strenge Formensprache aneignete, welche zu der weichlichen und sinnlichen
Auffassung Pradiers in Gegensatz trat. Von Rom aus sandte er die später in Bronze gegossene Statue eines Schnitters (Paris, Luxembourg-Museum).
Es folgte 1852 die sitzende Marmorfigur eines Anakreon mit der Taube der Venus.
Sein eigentliches Gebiet betrat er aber erst 1853 mit der Doppelbüste der Gracchen, in welcher sich
die ihm eigentümliche Schärfe und Schneidigkeit realistischer Charakteristik, mit höchster Vollendung in der Ausführung
gepaart, zuerst offenbarte. In demselben Stil sind die Büste einer römischen Hausfrau, die Freigruppe eines sitzenden römischen
Patrizierpaars in Hochzeitskleidern, die Statuen Napoleons I. als Artillerieleutnant und als Imperator, sechs Büsten des
Kaisers und die Büste des Erzbischofs Darboy gehalten.
Minder glücklich ist er in Idealfiguren, weil es ihm an poetischer Kraft und Tiefe der Empfindung gebricht. Hervorzuheben sind:
die Gruppe der Musik an der Fassade der Neuen Oper zu Paris (1869), der Quell der Poesie (1873), Orpheus (1878) und zwei Hermen:
Anakreon mit Eros und Sappho mit Eros. Guillaume war 1865-75 Direktor der École des beaux-arts und eine Zeitlang Direktor der schönen
Künste im Unterrichtsministerium. Er ist auch als Kunstschriftsteller thätig.