Die
Bevölkerung
[* 7] besteht zum größern Teil aus
Hindu, zum kleinern aus Mohammedanern und
Parsen. Unter den
Hindu sind die
Brahmanen
zahlreich; dieRadschputen nehmen in
Kathiawar, die
Marathen auf dem
Festland eine hervorragende
Stelle ein.
Die kaufmännische
Klasse der
Banjanen ist in allen Handelsstädten vertreten. Die
Sprache,
[* 8] das Gudscharati, ist eine Tochtersprache
des
Sanskrits, mit einer sehr ausgedehnten Litteratur, in welcher viele Werke der altpersischen
Religion auf uns gekommen sind,
und in welcher 1818 die erste
Zeitung, 1872 die Geschichte des deutsch-französischen
Kriegs erschien.
Die
Schrift ist dem
Devanagari (s. d.) nachgebildet. Außerdem wohnen in Gudscharat noch
zahlreiche halbwilde
Stämme, von denen die
Kol (s. d.) in
Kathiawar die zahlreichsten sind; im nordöstlichen Gudscharat treffen wir
die allerdings immer mehr zurückweichenden
Bhil und andreStämme. In
Kathiawar waren früher die wandernden
Horden im Innern ein
Schrecken der seßhaften
Bevölkerung; sie machten Raubzüge weit ins
Festland hinein, während an der Südwestküste
sich das Seeräubertum entwickelte, bis eine englische Expedition 1868 dem Unwesen dauernd ein Ende setzte.
Kathiawar hat mehrere durch ihre großartigen Tempelbauten sowie durchIndustrie und
Handel bedeutende
Städte
(Bhaunagar, Nawanagar, Dschunagarh). Der englische Aufsichtsagent sitzt aber in Radschkot im Innern der
Halbinsel, mit (1881)
15,139 Einw., einer Militärstation (6013 Einw.) und einer höhern
Schule (unter europäischen
Lehrern), welche alle künftigen
Regenten besuchen müssen. Auf dem
Festland sind
Ahmedabad,
Surate,
Barotsch,
Cambay,
Patan die wichtigsten
Orte.
Arische Eroberer scheinen sehr früh nach Gudscharat gekommen zu sein; die Griechen nannten es Surachtrene und
trieben
Handel mit
Barygaza, dem jetzigen
Barotsch. Im J. 1294 wurde Gudscharat eine
Provinz des mohammedanischen Kaiserreichs
Dehli;
von 1611 an gründeten
Engländer, Portugiesen und
FranzosenFaktoreien in
Surate,
Cambay,
Barotsch,
Gogo, Diu
und
Daman. Als sich der
Gaikawar unabhängig machte, wurde er von den Engländern unterstützt, die sich aber 1802 dafür die
DistrikteSurate,
Barotsch,
Ahmedabad und Kaira abtreten ließen und ihre Machtsphäre allmählich immer mehr erweiterten.
yRenté (spr. uell),José, span. Schriftsteller
und
Politiker, geb. zu
Havana
[* 25] auf
Cuba, wurde, nachdem er seine juristischen
Studien in
Barcelona
[* 26] vollendet hatte,
in seiner Vaterstadt
Advokat, begab sich aber bald nach
Madrid,
[* 27] wo er im Juni 1848 die Infantin
Donna Josepha, die
Schwester
des
KönigsFranz, heiratete.
Darin lag für ihn die
Quelle
[* 28] langer Unannehmlichkeiten. Das königliche
Haus
sah die
Ehe höchst ungern, man verwies ihn ins königliche
Palais von
Valladolid; er aber stellte sich 1854 an die
Spitze der
Volksbewegung und des
¶
mehr
aufständischen Heers. So kam er als Volksmann in die Kammer und wurde zum Kommandanten des 4. Bataillons der Nationalmiliz in
Madrid erwählt, wobei er immer auf Esparteros Seite stand. In denStürmen von 1856 nach Paris
[* 30] verbannt, lebte er hier vorzugsweise
der litterarischen Thätigkeit (zum Teil in französischer Sprache); 1879 wurde er für die InselCuba zum
Senator ernannt. Er starb in Madrid. Außer zahlreichen Beiträgen zur liberalen spanischen Presse
[* 31] veröffentlichte
er die Gedichtsammlungen: »Lagrimas del corazon« (Valladolid 1854) und »Duelos del corazon« (das.
1855);
die historischen Studien: »Philippe II et Don Carlos devant l'histoire« (1878) und »Los restos de Colon«
(Par. 1884) u. a. Eine neue Ausgabe seiner »Poesías« erschien 1881 in Paris.