Die untersten
Schichten der Guanolager bestehen meist aus
Exkrementen und
Knochen
[* 2] von
Seehunden,
Seelöwen; auch sind im G. zahllose
meerbewohnende
Diatomeen etc., versteinerte
Eier,
[* 3]
Federn und in
Mumien verwandelte
Vögel
[* 4] aufgefunden worden. Der Guano erscheint
als heller oder dunkler gelbbraune, erdige oder feste
Masse, riecht stark eigentümlich und deutlich ammoniakalisch,
löst sich unter Brausen nicht vollständig in
Salzsäure, entwickelt mit
Kalilauge viel
Ammoniak, beim Erhitzen brenzlige
Dämpfe
und hinterläßt eine weiße
Asche, welche in 100 Teilen etwa 1,56-2,03Kali, 34-37
Kalk, 2,56-2
Magnesia und 41-40
Phosphorsäure
enthält. Der
Peru-Guano, der aus noch ganz frischen Tierresten bestehende Angamos-Guano und der Guano von
den benachbarten Lobosinseln enthalten im
Durchschnitt:
Außerdem
finden sich im G. geringe
Mengen von
Guanin,
Xanthin und
Fett, an zufälligen
Bestandteilen Gesteinstrümmer und
Konkretionen
aus konzentrischen
Lagen einer weißen kristallinischen
Substanz, die im wesentlichen schwefelsaures
Kali
und schwefelsaures
Ammoniak enthalten. Wie sich aus den
Analysen ergibt, enthält der Guano vorwiegend in
Wasser lösliche
Salze;
mithin kann er sich in einer
Beschaffenheit wie die des Guanos der
Chinchainseln nur in Gegenden bilden, in denen die
Luft einen
sehr geringen Wassergehalt besitzt und
Regen fast nie eintritt. Wo dagegen massenhaft abgelagerte
Exkremente
der Einwirkung von
Wasser ausgesetzt sind, müssen wesentlich andre
Produkte entstehen (s. unten).
Übergießt man Guano mit
Wasser und filtriert, so erhält man eine
Lösung von oxalsaurem, schwefelsaurem und wenig phosphorsaurem
Ammoniak; läßt man ihn aber angefeuchtet einige Zeit liegen, so verschwindet die lösliche
Oxalsäure,
und an ihre
Stelle tritt infolge der
Zersetzung von phosphorsaurem
Kalk lösliche
Phosphorsäure. Hieraus ergibt sich die ungleiche
Wirkung des Guanos bei anhaltendem starken
Regen u. bei mäßiger
Feuchtigkeit nach dem Ausstreuen.
Die nicht in regenlosen Gegenden gebildeten Guanosorten sind durch
Wasser ihrer löslichen
Salze, zum Teil auch ihrer organischen
Substanz beraubt worden (Guanophosphate). Als Guano kommen aber auch rein mineralische, wesentlich aus phosphorsaurem
Kalk bestehende
Substanzen in den
Handel, welche wahrscheinlich durch Einwirkung von
Exkrementen auf
Kalkstein
entstanden sind. Zu der ersten
Klasse gehören der pulverige, von
Wurzeln durchsetzte
Baker-Guano von der Bakerinsel im
StillenOzean, der etwa 78 Proz. phosphorsauren
Kalk, 6 Proz. phosphorsaure
Magnesia enthält; der ebenfalls pulverige
Mejillones-Guano
aus der
Bucht von
Mejillones inBolivia,
[* 12] der ganz überwiegend aus phosphorsaurem
Kalk besteht und fast farblose
Knollen
[* 13] von phosphorsaurer
Magnesia enthält, sowie der Jarvis-Guano.
Zur zweiten
Gruppe gehören dagegen der
Sombrero-Guano
(Sombrerit, metamorphosierter westindischer Guano, Guano von den Mönchsinseln)
von der Sombreroinsel, wahrscheinlich ein Zersetzungsprodukt des
Korallenkalks, aus welchem die kleinen westindischen
Inseln
gebildet sind. Er enthält 75-90 Proz.
Phosphate (34-42 Proz.
Phosphorsäure), 4-10 Proz. kohlensauren
Kalk und nicht unbeträchtliche
Mengen von
Eisenoxyd und
Thonerde. Sehr ähnlich ist der von der benachbarten Navassainsel stammende
Navassa-Guano
(Navassit); er ist, wie der vorige, dicht und fest, enthält 70-75 Proz. phosphorsauren
Kalk und sehr bedeutende
MengenEisenoxyd undThonerde. Am reichsten an phosphorsaurem
Kalk ist das
Curassaophosphat (s. d.). Diese
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mehr
und manche ähnliche Produkte werden hauptsächlich nur zur Darstellung von Superphosphat benutzt, weil die in ihnen enthaltene
Phosphorsäure ohne vorherige Überführung in sauren phosphorsauren Kalk zu langsam zur Wirkung kommt. In Südamerika
[* 15] fand der
Guano schon in alten Zeiten Verwendung, und die Inkakönige bedrohten das Betreten der Guanoinseln während der
Brutzeit der Vögel mit dem Tod. In Europa
[* 16] wurde der Guano und seine Verwendung seitens der Indianer von Peru
[* 17] und Chile zuerst 1804 bekannt,
aber erst als 1840 in England glänzende Resultate mit Proben von Guano erzielt worden waren, fand derselbe größere Beachtung.
Der Verbrauch steigerte sich nun ganz außerordentlich, so daß jährlich 4-500,000 Ton. nach Europa gebracht
werden konnten. Unter solchen Verhältnissen wurden die Chinchainseln wie auch die Balastas-, Guañape-, Baker- und andre Inseln
abgebaut, und auch die Mejillonesinseln sind so weit erschöpft, daß die chilenische Regierung den weitern Abbau untersagte.
Viele Inseln des StillenOzeans liefern gegenwärtig nur wenig Guano nach Europa, weil die Ausbeutung der Kostspieligkeit
und niedern Werte halber eingestellt wurde.
Die überaus ergiebige Maldeninsel liefert jährlich 12-15,000 Ton. Außerdem beteiligen sich die Fanning-, Brown- und Lacepèdeinseln,
die Sidneyinseln, Westindien
[* 18] und Afrika
[* 19] an der Versorgung Europas mit Guano England importierte 1883: 1,500,000 Ztr. Guano vorwiegend
von den westindischen und pazifischen Inseln, während der peruanische Guano (von den Inseln Pabillon de Pica,
Huanillos und Punta deLobos) immer mehr zurücktritt. In das Zollgebiet des DeutschenReichs wurden 1882: 2,126,000 Ztr., 1883 ca.
1,460,000 Ztr. Guano eingeführt, im ganzen dürften gegenwärtig jährlich 3,400,000 Ztr.
Guano nach Europa kommen.