31. Mai drangen die
Jakobiner in den
Konvent ein und erlangten trotz Guadets
Widerstand die
Zurücknahme der gegen die Munizipalität
beschlossenen Maßregeln, aber nicht die
Verhaftung der
Girondisten. Diese erfolgte erst 2. Juni nach einem neuen
Aufstand unter
Leitung
Henriots. Guadet entzog sich der leichten
Haft und begab sich in seinen Geburtsort, wo er allmählich
eine Anzahl seiner geflüchteten Schicksalsgenossen um sich sammelte. Auch hier verfolgt, floh er in das
Haus seines
Vaters
nach
Libourne, wo er nebst seinem
Kollegen Salle ergriffen wurde. Am fiel sein
Haupt unter der
Guillotine. Auch die
meisten
Glieder
[* 2] seiner
Familie starben auf dem
Schafott. Guadets und seiner Parteigenossen letzte erschütternde
Schicksale hat sein
Neffe, der
HistorikerJoseph Guadet (geb. 1795, gest. 1881) beschrieben in:
»Les Girondins, leur vie privée, leur vie publique, leur proscription et leur
mort« (Par. 1861, 2 Bde.).
Letzterer hat sich auch durch seine
Förderung des Bandenwesens hervorgethan
(vgl. La Sizeranne,
Joseph Guadet et les aveugles,
Tournon 1886).
(spr. ŭadjāna, v. arab.
WadiAna,
»FlußAna«, der
Anas der Alten), einer der fünf Hauptströme der
Pyrenäischen Halbinsel, entsteht nach älterer
Annahme
auf dem öden
Campo de Montiel, 15 km nordwestlich von
Alcaraz, aus dem Abfluß mehrerer sumpfiger
Lachen
(den
Lagunas de Ruidera), der nach kurzem
Lauf in einer weiten Sumpfebene sich wieder verliert. Von den neuern Geographen wird
dagegen als eigentlicher Quellfluß des Guadiana der viel längere Zancara angesehen, der in der
HohenMancha entspringt und sich
mit dem Giguela vereinigt, jedoch in den meisten
Sommern ebenfalls in jener Sumpfebene verschwindet und
nur im
Winter oder nach starken Regengüssen ungehindert weiter fließt.
Ungefähr 40 km südwestlich von dieser Gegend empfängt derselbe den Abfluß mehrerer starker
Quellen, welche, mit Ungestüm
aus dem Kalkboden hervorbrechend,
Teiche bilden und vom Volksglauben als der wiedergeborne Guadiana betrachtet, daher auch Ojos
(»Augen«) de Guadiana genannt werden. Jedenfalls führt der Zancara nach
Aufnahme der Ojos den
Namen Guadiana. Dieser
strömt nun in einer weiten, entvölkerten, größtenteils unangebauten, mit Schaftriften erfüllten
Mulde der
Mancha, dann
durch die
ProvinzBadajoz, große
Krümmungen bildend und in westlicher Hauptrichtung, bis an die
Grenze von
Portugal,
[* 3] wendet
sich hier nach
SW. und später bei
Serpa direkt nach S., indem er in einem immer enger und wilder werdenden
Thal
[* 4] das Marianische
Gebirge (den
KataraktPulo de
Lobo bildend) durchbricht.
Weiterhin strömt er breit und ruhig in einem von grünen Wellenbergen eingeschlossenen
Thal und mündet in ansehnlicher
Breite
[* 5] (640 m) zwischen
Ayamonte und
Villareal in den
Golf von
Cadiz.
[* 6] An zwei
Stellen, unterhalb
Badajoz und im untersten
Lauf, bildet der
Strom die politische
Grenze zwischen
Spanien und
Portugal. Die Mündung ist durch
Sandbänke und Sumpfinseln in
mehrere Eingänge geteilt und kann nur von kleinern
Schiffen passiert werden. Seine gesamteLänge beträgt 820 km,
sein Stromgebiet umfaßt 65,520 qkm (1190 QM.). Der Guadiana ist unter den fünf Hauptströmen
der
Halbinsel der schmälste, wasserärmste und versandetste. Im
Sommer hat er meist so wenig
Wasser, daß er fast überall
zu durchwaten ist, ja sich sogar hier und da zu stehenden
Lachen auflöst, da er (außer dem
Ardila in
Portugal) keinen im
Sommer durch Schneeschmelzen gespeisten Zufluß erhält, daher auch die Schiffbarmachung desselben fast
als unausführbar sich herausstellt. Die wichtigsten Zuflüsse erhält er zur
Linken: den Azuel, Jabalon, Zujar, Matachel,
den wilden und wasserreichen
Ardila und den Chanza;
die rechts einmündenden sind sämtlich unbedeutend.
Menor (spr. ŭadjāna), linker Nebenfluß desGuadalquivir in Südspanien, entsteht aus
der Vereinigung des
Guadix (oder Fardes) und des Barbata (oder Guardal) und mündet nach 150 km langem
Lauf bei
San Bartolomé.
(spr. ŭadichch),Bezirksstadt in der span.
ProvinzGranada,
[* 7] am gleichnamigen
Fluß, an der Nordseite der
Sierra Nevada,
hat
Ruinen eines maurischen
Kastells und zählt (1878) 11,787 Einw.,
welche Weinbau,
Hanf- und Seidenmanufakturen betreiben. Guadix ist Bischofsitz und hat ein Priesterseminar.
Westlich davon der
zur Maurenzeit berühmte, jetzt wenig besuchte Badeort Graena mit warmen
Eisen- und
Schwefelquellen (14-40° C.).
La (spr. ŭaira), wichtigster Seehafen der südamerikan.
RepublikVenezuela, mit der Hauptstadt
Caracas durch eine 38 km lange
Eisenbahn verbunden, liegt auf schmaler,
nicht eben gesunder Küstenebene am
Fuß der Küstenkordillere und hat mit der Vorstadt Maiquetia (1883) 14,000 Einw.
Der
Hafen ist bloß eine offene
Reede, doch steht derselbe durch Dampferlinien mit
Liverpool,
[* 11]
Southampton,
Hamburg,
[* 12]
Havre,
[* 13]
Bordeaux,
[* 14] New York und vielen Küstenstädten in
Verbindung; es liefen in denselben 1882-83: 271
Schiffe
[* 15] vom
Ausland
ein (darunter 72 englische und 58 deutsche). Die Einfuhr belief sich auf 23,130,127
Bolivares (aus
Deutschland
[* 16] für 4,706,746
Bol.), die Ausfuhr auf 20,851,164
Bol. Die Ausfuhr bestand aus 12 Mill. kg
Kaffee (Wert 12,211,372
Bol.), 3,494,660 kg Kakao
(Wert 5,022,482
Bol.), ferner aus Rindshäuten,
Reh- und
Ziegenfellen etc. Im Küstenhandel wurden
Waren im Wert von 5,969,876
Bol. und 5,700,437
Bol. ein- und ausgeführt.
L.
(Guajakbaum),
Gattung aus der
Familie der Zygophyllaceen,
Bäume oder
Sträucher mit sehr hartem, harzreichem
Holz,
[* 17] gegenständigen, paarig gefiederten Blättern, einblütigen, achselständigen
Blüten und etwas fleischiger,
fast kreiselförmiger, zwei- bis fünffächeriger
Kapsel; acht
Arten im tropischen und wärmern
Amerika.
[* 18] Guajacum officinaleL. (Franzosenholzbaum,
Pockholzbaum), ein 12 m hoher, immergrüner
Baum mit ausgebreiteter
Krone, gegenständigen, zwei-, selten dreijochigen Blättern,
ovalen, kahlen Blättchen, langgestielten, blauen
Blüten und zweifächeriger
Kapsel, wächst in
Westindien
[* 19] und
auf der
NordküsteSüdamerikas, Guajacum sanctumL., mit drei- bis vierjochigen Blättern und fünffächeriger
Kapsel, auf
Florida,
den
Bahama- und westindischen
Inseln. Beide
Arten liefern das Guajakholz
(Pockholz,
Franzosenholz,
Lignum¶
mehr
sanctum), welches in oft zentnerschweren Stammstücken oder in starken Ästen, meist entrindet, in den Handel kommt. Es ist
sehr schwer (spezifisches Gewicht etwa 1,4), fest, hart, brüchig, spaltet schwer und unregelmäßig,
ist grünlichbraun, mit hellgelblichem Splint umgeben und von diesem scharf abgegrenzt. An ältern, über 20 cm starken Stämmen
ist der Splint so schwach, daß er nicht in die Augen fällt. Im Kern und im Splint finden sich abwechselnd
hellere und dunklere Schichten, welche sehr zahlreiche, an Jahresringe erinnernde Kreise
[* 21] bilden.
Der Splint ist geschmacklos; das Kernholz schmeckt schwach aromatisch, ein wenig kratzend und entwickelt beim Erwärmen einen
schwachen angenehmen Geruch. Es ist sehr harzreich (25-27 Proz.) und liefert das Guajakharz (s. d.). Gute,
feste Stücke dienen zum Schiffbau, zu Achsenlagern, Preßwalzen, Kegelkugeln, Mörsern, Pistillen etc.; rissige, dünne und
schlechte Stücke werden geraspelt, um medizinisch benutzt zu werden. Es dient gegen Syphilis (besonders im Holzthee, dessen
Hauptbestandteil es bildet), hartnäckige chronische Exantheme, auch wohl gegen veraltete rheumatische
Affektionen und Gicht. Um es für technische Zwecke zu bleichen, legt man es einige Stunden in nicht zu starke Natronlauge, spült
es ab und bringt es in ein Gemisch von 1 Teil Salzsäure und 8 Teilen Wasser, in welchem man 6 Teile unterschwefligsaures Natron
gelöst hat.
Nach 24 Stunden ist es auf der Oberfläche hellgelblich und wird nun gewaschen und getrocknet. Gebleicht und ungebleicht nimmt
es schöne Politur an. Die Rinde des Guajacum war früher offizinell. Das Wort Guajak ist westindischen Ursprungs. Die Anwendung des
Holzes lernten die Spanier von den Eingebornen San Domingos kennen; sie brachten es schon 1508 unter dem
NamenPalo santo (Lignum vitae, Lignum sanctum) nach Europa,
[* 22] wo es noch 1532 sehr teuer war. In Deutschland trugen Poll und Schmaus,
besonders aber Ulrich v. Hutten zur Verbreitung des »heiligen oder indischen Holzes« bei. Letzterer will nach langem vergeblichen
Gebrauch des Quecksilbers seine angebliche Heilung von der Syphilis dem »Lebensholz« (vgl. Ulrich v. Huttens
»De Guajaci medicina et morbo gallico«, Mainz
[* 23] 1519) verdankt haben.