LeitungFr.
Schneiders zu einem ebenso tüchtigen
Komponisten aus. 1848 begab er sich nach
Leipzig,
[* 2] wo er zunächst in einem
Musikchor ein Unterkommen fand, bis er durch Vermittelung Ferd.
Davids, der sein
Talent erkannte, nach B.
Coßmanns Weggang
von
Leipzig als erster Violoncellist und Solospieler am
Gewandhaus sowie alsLehrer am
Konservatorium angestellt
wurde. Diese
Stellung, in welcher sich sein
Talent zu einer bedeutenden
Höhe entwickelte, vertauschte er 1860 mit der eines
ersten Violoncellisten der Hofkapelle zu
Dresden,
[* 3] welche er, Ende der 60er Jahre zum Kammervirtuosen ernannt, noch gegenwärtig
bekleidet. Seine
Kompositionen für das
Violoncello gehören zu den besten dieser
Gattung und haben sowohl
zu
Konzert- als Unterrichtszwecken weite Verbreitung gefunden; nicht minder hat Grützmacher durch Bearbeitung von
Werken älterer
Meister, des
Boccherini,
Ascoli u. a., die Litteratur seines
Instruments bereichert und seinen zahlreichen
Schülern
Anregung zum
Studium gewährt. - Zu letztern gehört auch sein
BruderLeopold Grützmacher, geb. zu
Dessau,
[* 4] früher Mitglied des
Leipziger Gewandhausorchesters, später erster Violoncellist der Hofkapelle in
Meiningen,
[* 5] seit 1876 der
Hofkapelle zu
Weimar.
[* 6] Auch er ist ein fleißiger
Komponist für sein
Instrument.
Eduard,
Maler, geb. zu Großkarlowitz in
Schlesien,
[* 7] besuchte das
Gymnasium zu
Neiße
[* 8] und suchte sich
hier ohne Anleitung zum
Künstler auszubilden, bis der
ArchitektHirschberg
[* 9] sein
Talent erkannte und ihn 1864 nach
München
[* 10] brachte. Nachdem Grützner einige Zeit in der Vorschule zur
Akademie und dann in dieser selbst
Unterricht erhalten, trat er 1865 in
die
SchulePilotys ein. Er lieferte sieben Ölbilder für die
Decke
[* 11] eines Gemachs in
HirschbergsHaus, die
Künste darstellend, und trat 1869 mit mehreren Gemälden vor das
Publikum, in welchen sich seine große Begabung für das
humoristische
Fach zuerst offenbarte.
Zunächst entlehnte er
Shakespeare seine
Stoffe:
Falstaff in der Kneipe der
Frau Hurtig, die
Musterung der
Rekruten aus
»Heinrich
IV.«,
Illustrationen zu »Was ihr wollt«, der
Überfall im Hohlweg, die Geschichte von den Steifleinenen,
Falstaff im Wäschkorb etc. Dazwischen malte er: Mephisto und die Tänzerin hinter den
Kulissen, in der Theatergarderobe.
Sein
hauptsächlichstes Stoffgebiet ist jedoch das
Leben der
Mönche, welchem er eine große Anzahl humoristischer
Motive entnommen
hat, die seinenNamen populär gemacht haben.
Die bekanntesten dieser
Bilder sind: Weinprobe, im Klosterbräustübchen, Klosterschneider, im Klosterbräustübchen beim
Abendgebetläuten, die Klosterbrauerei, die lustige
Lektüre in der Klosterbibliothek. Auch dem Jägerleben
weiß er die komischen
Seiten abzugewinnen, wie sein
Jägerlatein zeigt. Grützner ist ein kecker Zeichner, beherrscht die
Technik mit voller Meisterschaft
und besitzt ein hervorragendes
Talent für treffende Charakterisierung, verbunden mit glücklichem
Farbensinn.
(spr. grüjeh),Anatole, franz. Kunstschriftsteller,
geb. zu
Paris,
[* 12] war anfangs als
Ingenieur und Chemiker thätig und widmete sich dann dem
Studium der
Kunstgeschichte. 1872 wurde
er zum Generalinspektor der schönen
Künste, 1875 zum Mitglied derAkademie und 1881 zum
Konservator der
Gemäldegalerie des
Louvre ernannt. Seine hervorragendsten
Schriften sind: »Essai sur les fresques de
Raphaël au Vatican« (1858-59, 2 Bde.);
(spr. grüjähr, deutsch
Greyerz), Landstädtchen im voralpinen Gebiet des schweizer. Kantons Freiburg,
830 m ü. M.,
mit (1880) 1075 Einw., im
Mittelalter, zur Zeit der begüterten
Grafen von Gruyères, der Hauptort des Greyerzer-Landes, welches als
unterste der drei alpinen
Stufen der
Saane (s. d.) zu den ergiebigsten Alpenthälern gehört und namentlich
durch seinen Fettkäse berühmt ist;
heute jedoch sieht sich Gruyères von dem aufstrebenden
Bulle (s. d.) an Bedeutung überflügelt.
Phantasiegebilde der griech.
Mythologie, zum Teil entstanden durch Zusammenfügung bacchischer
Masken
[* 16] mit andern
Gesichtern oder durch Anstücken tierischer wie menschlicher Teile.
1) (Greyff)
Sebastian,
Buchdrucker, geb. 1493 zuReutlingen
[* 32] als Sohn des dasigen
BuchdruckersMartin Greyff (nach andern in einem Dorf in der
Nähe von
Augsburg),
[* 33] ließ sich 1528 in
Lyon
[* 34] nieder und starb daselbst.
Gryphius war sowohl wegen der
Schönheit als auch wegen der außerordentlichen Korrektheit seiner
Drucke berühmt, die er mit einem
Gebetbuch in hebräischer, griechischer und lateinischer
Sprache
[* 35] begonnen hatte, und als deren berühmteste
seine lateinische
Bibel
[* 36] von 1550, die in
¶
mehr
den größten bis dahin für Bibeldruck gebrauchten Typen ausgeführt wurde, und sein »Thesaurus linguae sanctae« von Sanctès
Pagnin (1529) gelten.
VonGryphius datiert in Lyon das Wiederaufleben der daselbst sehr in Verfall geratenen Buchdruckerkunst. Sein
Sohn Antoine setzte anfänglich das Geschäft des Vaters in einer dessen würdigen Weise fort, vernachlässigte
es aber später. - SebastiansBruderFranz erwarb sich in Paris einen Namen als tüchtiger Meister in seinem Beruf. Ein »Lexicon
graeco-latinum« in Quart
[* 38] gilt als einer seiner hervorragendsten und zugleich als sein einziger griechischer Druck. Er soll
um 1540 seine Thätigkeit als Drucker eingestellt haben.
Die Schwermut und Bitterkeit, die sein Gemüt erfüllten, spiegeln sich auch in seinen Dichtungen wider; doch zeichnen sich dieselben
fast sämtlich durch Schwung und Ernst der Gesinnung vor allen Erzeugnissen des Jahrhunderts aus. Das Sonett scheint seinem sinnigen
Gemüt besonders zugesagt zu haben. In seinen Epigrammen geißelte er mutig die Schwächen und Thorheiten
seiner Zeit, doch entbehren dieselben oft des satirischen Stachels; dagegen wird er in seinen geistlichen Oden wieder von wenigen
seiner Zeitgenossen erreicht.
Sein Dichterruhm gründet sich indes hauptsächlich auf seine dramatischen Leistungen, die ihn zum »Vater des neuern deutschen
Dramas« machen. Seine Tragödien: »LeoArminius« (1646),
Die besten und relativ vollständigsten Ausgaben seiner Werke sind die zu Breslau
[* 51] 1657 und 1663 erschienenen und die von seinem
Sohn besorgte (Bresl. u. Leipz. 1698, 2 Tle.). In den »Publikationen des Litterarischen Vereins in Stuttgart«
[* 52] erschienen die »Lustspiele« (Bd. 138, 1879),
herausgegeben von Palm, der auch eine Auswahl der dramatischen Dichtungen nebst Gedichten (in »KürschnersDeutscherNationallitteratur«,
Bd. 29, Stuttg. 1883) veröffentlichte;
Tittmann gab eine Auswahl aus den dramatischen Dichtungen (Leipz. 1870) und die »Lyrischen Gedichte« (das.
1880) heraus.
3) Christian, deutscher Dichter und Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. zu Fraustadt, ward 1686 Rektor, 1699 zugleich
Bibliothekar am Magdalenengymnasium zu Breslau, wo er starb. Er ist als lyrischer Dichter nicht
ohne Verdienst, steht aber seinem Vater weit nach. Seine dichterischen Arbeiten erschienen unter dem Titel: »PoetischeWälder«
(Frankf. 1698; 3. Aufl., Bresl. u. Leipz.
1718). Er schrieb auch: »KurzeBeschreibung der geistlichen und weltlichen Ritterorden« (Leipz. 1697, Bresl. 1709) u. a.