in Anspruch und verfocht die Ansicht, daß das Übergewicht des Hochdeutschen über das Niederdeutsche für die Entwickelung
unsrer Litteratur bedenklich gewesen sei, Behauptungen, mit denen er begreiflicherweise auf starken Widerspruch stieß. Noch
veröffentlichte er: »Voer de Goern«, Kinderreime (Leipz. 1858);
»Fif nie Lieder« (1866);
eine Schrift über »Mundarten und mundartige Dichtung« (Berl. 1873);
die Erzählungen:
»Ut min Jungsparadies« (das. 1875) und »Drei plattdeutsche Erzählungen« (das. 1881).
Vgl. Eggers, Klaus Groth und die plattdeutsche
Dichtung (Berl. 1885).
2) Paul, Mineralog, geb. 23. Juni 1843 zu Magdeburg, studierte seit 1862 in Freiberg, Dresden und Berlin, ward Assistent der Physik
und 1870 Lehrer der Mineralogie und Kristallographie an der dortigen Bergakademie sowie Privatdozent an der
Universität. 1872 ging er als Professor der Mineralogie nach Straßburg und gründete dort ein den modernen Anforderungen entsprechendes
Institut, ein Laboratorium für angehende Kristallographen und eine bedeutende Mineraliensammlung. 1883 folgte er einem Ruf
als Professor der Mineralogie und Konservator der wissenschaftlichen Sammlungen des Staats nach München.
Seine Arbeiten beziehen sich meist auf chemische und physikalische Kristallographie. Er schrieb: »Tabellarische Übersicht
der Mineralien, nach ihren kristallographisch-chemischen Beziehungen geordnet« (2. Aufl.,
Braunschw. 1882);
»Über das Studium der Mineralogie auf den deutschen Hochschulen« (Straßb. 1875);
»Physikalische Kristallographie
und Einleitung in die kristallographische Kenntnis der wichtigern Substanzen« (Leipz. 1876, 2. Aufl. 1885);
»Das Gneisgebiet von Markirch« (Straßb. 1877);
»Die Mineraliensammlung der Universität Straßburg« (das. 1878).
Auch gibt
er die »Zeitschrift für Kristallographie und Mineralogie« heraus (Leipz., seit 1877).
Hugo, eigentlich de Groot, namhafter holländ. Gelehrter und Staatsmann, geb. 10. April 1583 zu
Delft, widmete sich schon seit seinem elften Jahr in Leiden den Rechts- und Altertumswissenschaften und begleitete 1598 den
Ratspensionär Oldenbarneveldt auf seiner Gesandtschaftsreise nach Frankreich, wo ihn Heinrich IV. mit seinem Bildnis an goldener
Kette beschenkte. In Orléans zum Doktor der Rechte befördert, ließ sich Grotius im Haag als Advokat nieder und
wurde 1607 Generalfiskal, 1613 Pensionär von Rotterdam.
In dem Streit zwischen den Gomaristen und Arminianern stand er als Anhänger Oldenbarneveldts auf seiten der letztern, deren
Sache er durch Flugschriften unterstützte, ward deshalb mit jenem verhaftet und, während Oldenbarneveldt 1619 enthauptet wurde,
zu lebenslänglicher Gefangenschaft auf dem Schloß Loevestein verurteilt. Seine Gemahlin Maria v. Reigersberg
befreite ihn endlich aus dem Kerker, indem sie sich in einer Bücherkiste ins Gefängnis bringen ließ, mit ihm die Kleider
wechselte und im Gefängnis blieb, während er in der Kiste verborgen hinausgebracht wurde (1621). Grotius floh nach Frankreich,
wo ihm Ludwig XIII. eine Pension von 3000 Livres bewilligte, die er jedoch durch Richelieu wieder verlor.
Als nach dem Tode des Prinzen Moritz Prinz Friedrich Heinrich von Oranien Statthalter in den Niederlanden wurde, beschloß Grotius 1631,
in sein Vaterland zurückzukehren, sah sich hier aber bald neuen Verfolgungen seiner Feinde preisgegeben, die 1632 seine
ewige Verbannung zu bewirken wußten. Er wandte sich zunächst nach Hamburg, wo ihn der schwedische Kanzler
Oxenstierna bewog, 1634 in die Dienste Schwedens
zu treten. Er wurde Staatsrat und Gesandter am französischen Hof, in welcher
Eigenschaft Grotius 1635-45, anfangs mit geringem Erfolg, wirkte.
In dem zuletzt genannten Jahr nahm er seine Entlassung und gedachte von Stockholm nach Holland zurückzukehren,
wurde indessen durch einen Sturm nach Pommern verschlagen und starb 28. Aug. 1645 in Rostock. 1886 wurde ihm in Delft ein Kolossalstandbild
errichtet. Grotius war ein gründlicher Theolog, ausgezeichneter Humanist, scharfsinniger Philosoph und Jurist und ein mit kritischem
Geist begabter Historiker. Seine metrischen Übersetzungen aus dem Griechischen zeugen von großem dichterischen
Genius. Er war einer der besten neuern lateinischen Dichter und versuchte sich auch in holländischen Versen.
Mit großer Gelehrsamkeit und seltenen Talenten verband er Bescheidenheit, Frömmigkeit, Milde und Freimütigkeit und zugleich
die Gaben des gewandtesten Staatsmannes. Seine zahlreichen Schriften haben auf die Bildung eines reifern
Geschmacks und auf Verbreitung einer aufgeklärten Denkart in wissenschaftlichen Angelegenheiten entschiedenen Einfluß geübt.
Insbesondere wurde die Philosophie der Rechtswissenschaft durch seine Werke über das Natur-, Staats- und Völkerrecht gefördert,
die bis auf den heutigen Tag eine große Autorität besitzen.
Seine theologischen Schriften erschienen als »Opera theologica« (Amsterd. 1679, 4 Bde.),
unter denen seine Schrift »De veritate religionis christianae« (Leid. 1627 u. öfter; beste Ausgabe von J. C. ^[Johann Christoph]
Köcher, Halle 1740; deutsch von Hohl, Chemn. 1768; auch in die meisten andern europäischen und einige asiatische Sprachen übersetzt)
die beste Apologie des Christentums aus neuerer Zeit ist. Außerdem sind zu erwähnen: »De antiquitate rei
publicae batavicae« (Leid. 1610);
»Poemata« (das. 1617; am vollständigsten Amsterd.
1670);
»Annotationes in N. T.« (das. 1641-46, 2 Bde.;
neue Aufl., Halle 1769 u. Groning. 1826-29, 7 Bde.);
»Annotationes in V. T.« (Par. 1644, 3 Bde.;
hrsg. von Döderlein, Halle 1775-76, 3 Bde.);
»Annales et historiae de rebus belgicis« (Amsterd.
1657);
»Epistolae ineditae« (Haarlem 1806).
Sein Hauptwerk ist »De jure belli et pacis« (Par. 1625 u. öfter, Amsterd.
1720, 1735; mit Noten von H. Cocceji, Bresl. 1745-52, 4 Bde.;
von Hamaker, Haag 1869; deutsch von v. Kirchmann, Berl. 1869-70, 2 Bde.),
durch welches er den Grund zu einer neuen Wissenschaft legte. Biographien gaben Luden (Berl. 1806), Butler
(Lond. 1827), de Vries (Amsterd. 1827).
Vgl. auch Creuzer, Luther und Hugo Grotius (Heidelb. 1846);
Hartenstein, Darstellung der Rechtsphilosophie
des Hugo Grotius (Leipz. 1850);
Caumont, Étude sur la vie et les travaux de Grotius (Par. 1862);
Hély, Étude sur le droit de la guerre et de la paix de Grotius (das. 1875);
Neumann, Hugo Grotius (Berl. 1884). -
Sein zweiter Sohn, Pieter de Groot, geb. 28. März 1615, gest. 2. Juni 1678, auch als Dichter bekannt,
war ein hervorragendes Mitglied der aristokratischen Partei und Freund Johann de Witts. Er war von 1660 bis 1667 Pensionär
von Amsterdam, dann Gesandter in Stockholm und Paris, wurde 1672 bei der französischen Invasion des Verrats beschuldigt und mußte
nach Belgien flüchten, von wo er erst 1674 nach Holland zurückkehrte.
Philipp, Zeichner und Illustrator, geb. 27. Juni 1841 zu Stettin, wo er sich anfangs dem
Maschinenbau widmete und als Schlosserlehrling und Geselle in der Fabrik »Vulkan« arbeitete 1861 bezog er das Polytechnikum in
Hannover, wo er der Kunst näher geführt wurde und durch
mehr
Vermittelung von Cornelius es durchsetzte, nach Düsseldorf zu gehen. Hier verbrachte er, mit Ausnahme eines kurzen Aufenthalts
in Antwerpen, die nächsten Jahre und wählte nach Sohns Tod (1867) Lasch zu seinem Lehrer. Das Illustrieren, welches er schon
früher angefangen, setzte er hier fort und stattete Schiller, Goethe, Lessing und andre Dichter für die
Klassikerausgabe der Groteschen Buchhandlung in Berlin mit vielen Bildern aus, die von der Gabe glücklicher Charakteristik
und anmutiger Formgebung zeugen. Dann beteiligte er sich an der Illustration der Goethe-Ausgabe der Deutschen Verlagsanstalt
und illustrierte gemeinsam mit E. Kanoldt Eichendorffs Idyll »Aus dem Leben eines Taugenichts«. Er hat auch
Entwürfe für kunstgewerbliche Arbeiten angefertigt und dekorative Wandmalereien in Düsseldorf, Bochum u. a. O. ausgeführt.