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Senegal, Spanien [* 2] aber Florida an Großbritannien [* 3] abtraten. Gleichwohl war die Opposition im Parlament, da die Nationalschuld durch diese Kriege auf 138 Mill. Pfd. Sterl. angewachsen war, mit jenen Errungenschaften noch nicht zufrieden; doch blieb sie in der Minorität. Lord Bute legte zwar die Stelle eines Ministerpräsidenten, die George Grenville (s. d. 2) übernahm, nieder, übte aber immer noch bedeutenden Einfluß auf den König aus. Durch diese Abhängigkeit von dem unbeliebten Lord Bute büßte Georg III. mehr und mehr die Gunst des Volkes ein. Zugleich traten die innern Parteistreitigkeiten stärker hervor. Immer offener verriet die Regierung, deren Leiter seit 1765 der Marquis von Rockingham, seit 1766 der Herzog von Grafton (s. d. 2) war, das Streben, die Macht der Krone zum Nachteil der bestehenden Verfassung zu erhöhen.
Einen lebhaften Ausdruck fand die oppositionelle Stimmung in den meisterhaft geschriebenen Juniusbriefen (s. d.), die, 1769-71 im »Public Advertiser« veröffentlicht, durch ihre scharfen Angriffe gegen König, Minister, Parlament, Gerichtshöfe das größte Aufsehen machten. Ein Konflikt der Regierung mit der Ostindischen Kompanie endete 1772 damit, daß letztere einen Teil ihres Überschusses an die Schatzkammer zu zahlen versprach und sich den Einrichtungen fügte, welche das Parlament zur Abstellung der eingerissenen Mißbräuche in ihrer Verwaltung traf.
Die Zeiten der amerikanischen und französischen Revolution.
Auch die amerikanischen Kolonien glaubte man zu größern Leistungen herbeiziehen zu können, da die Staatsschuld gerade durch den zu gunsten dieser Kolonien geführten Krieg bedeutend vermehrt worden war und es von diesem Gesichtspunkt aus nur billig erschien, wenn die letztern einen Teil der Kosten ihrer Verzinsung und Tilgung trugen. Das Ministerium Grenville setzte daher 1764 im Parlament eine Bill durch, welche auf einige Handelsartikel in Amerika [* 4] Eingangszölle legte, und führte durch ein Gesetz vom in den amerikanischen Kolonien eine Stempeltaxe ein, deren Erträge zunächst die Kosten der amerikanischen Verwaltung decken, deren Überschüsse aber in den englischen Schatz fließen sollten.
Die Amerikaner sprachen jedoch dem Parlament, in welchem sie nicht vertreten waren, das Recht ab, sie zu besteuern. Der Glaube an ihr gutes Recht, das Bewußtsein der Kraft, [* 5] welches sie in dem letzten Kriege gewonnen hatten, sowie der von den Vätern, die um ihrer religiösen oder politischen Überzeugung willen die Heimat verlassen hatten, ererbte Sinn für Unabhängigkeit erzeugten in den Amerikanern ein hohes Selbstgefühl; sie untersagten die Einfuhr verzollbarer Artikel und widersetzten sich der Stempeltaxe.
Die Ministerien Grenville, Rockingham und Grafton konnten sich infolgedessen nicht lange halten. Die Stempeltaxe wurde zwar 1766 zurückgenommen; aber die prinzipiellen Gegensätze blieben darum nicht minder scharf, weil man in an dem Grundsatz festhielt, daß dem Parlament das Recht zustehe, den Kolonien Steuern aufzuerlegen. Aus diesem Grund fand auch ein neuer Versuch, einige Artikel, wie Glas, [* 6] Papier, Thee etc., mit einem Einfuhrzoll zu belegen, den heftigsten Widerstand, und derselbe hörte selbst dann nicht auf, als das Ministerium North 1770 die Auflage auf sämtliche Artikel zurückzog und lediglich, um das Prinzip zu wahren, für den Thee den geringen Zoll von 4 Pence für das Pfund (in Großbritannien betrug die Abgabe das Dreifache) bestehen ließ.
Inzwischen war die Erbitterung der Amerikaner gegen das Mutterland so hoch gestiegen, daß man zu Boston [* 7] drei Schiffsladungen Thee, die in den Hafen eingebracht werden sollten, in das Meer warf. Die in Großbritannien beschlossenen Strafmaßregeln gegen Boston steigerten die Aufregung, und im folgenden Jahr versammelte sich in Philadelphia [* 8] ein Kongreß von Abgeordneten sämtlicher Kolonien, welcher den Beschluß faßte, allen Handelsverkehr mit England abzubrechen. Nachdem hierauf Großbritannien den Krieg begonnen hatte, sprach der Kongreß die Unabhängigkeit der 13 vereinigten Staaten aus.
Das Kriegsglück war anfangs dem jungen Staatenbund nicht günstig, wiewohl derselbe in Washington [* 9] einen ausgezeichneten Feldherrn besaß, bis 1778 die französische Regierung die Unabhängigkeit Nordamerikas anerkannte und dem Kongreß ihre Unterstützung zusicherte. Diesem Bunde trat im folgenden Jahr auch Spanien bei. Da nun ein allgemeiner Seekrieg zu erwarten stand, so schlossen, durch die Kaiserin Katharina II. veranlaßt, Dänemark, [* 10] Schweden, [* 11] das Deutsche Reich, [* 12] Neapel [* 13] und Portugal mit Rußland einen bewaffneten Neutralitätsbund, um den freien Handel dieser Staaten und den Grundsatz, daß die neutrale Flagge das unter ihr verladene Gut decke, gegen Großbritannien nötigen Falls mit gewaffneter Hand [* 14] zu schützen. An Holland erklärte Großbritannien den Krieg, ehe noch die Verhandlungen wegen seines Eintritts in jenen Bund beendigt waren.
Obgleich in diesem Krieg, in welchem es alle Seemächte gegen sich hatte, außerordentliche Kräfte entfaltete, so sah es sich doch endlich, da seine Staatsschuld in wenig Jahren um 120 Mill. wuchs, zum Frieden genötigt, welcher zu Paris [* 15] geschlossen wurde. Die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten [* 16] wurde dadurch anerkannt; Spanien erhielt Florida und Menorca, Frankreich Tobago, Ste.-Lucie, ansehnliche Distrikte in Ostindien, [* 17] Gorée und die Inseln St.-Pierre und Miquelon; als einzige Entschädigung erhielt Großbritannien von Holland Negapatam. Dieser Friede fand im englischen Volk und im Parlament so heftigen Widerstand, daß das Ministerium Shelburne, welches ihn geschlossen hatte, abtreten mußte. Aber das neugebildete Koalitionskabinett Fox und Lord North sah sich gleichfalls genötigt, den abgeschlossenen Vertrag zu bestätigen.
Trotz dieser sehr beträchtlichen Verluste behauptete Großbritannien seine Übermacht zur See, und in Ostindien, wo gleichzeitig mit dem amerikanischen Krieg heftige Kämpfe ausgebrochen waren, erweiterte es sogar sein Gebiet durch neue Erwerbungen. Die Erhebungen der Marathenfürsten und des von Frankreich unterstützten Radscha Haider Ali von Maissur sowie seines Nachfolgers Tippu Sahib wurden glücklich niedergeschlagen; Tippu Sahib mußte 1784 alle Eroberungen herausgeben und den britischen Kaufleuten freien Handel gestatten.
Dieser Krieg hatte die Kompanie so tief in Schulden gestürzt, daß sie ihren Verpflichtungen gegen die Regierung nicht nachkommen konnte. Daher setzte William Pitt der jüngere, welcher seit 1783 an der Spitze des Ministeriums stand, im Parlament eine Bill durch, nach welcher über die Direktoren und Aktionäre der Gesellschaft eine von der Regierung ernannte Aufsichtsbehörde (board of control) gesetzt ward. Indessen blieben die Mißbräuche in der Verwaltung der Kompanie, welche schon lange von den Rednern der Opposition, namentlich Fox und Burke, im Parlament zur Sprache [* 18] gebracht worden waren, meist bestehen. Im J. 1790 brach zwischen Tippu Sahib und den Engländern ein neuer Krieg aus, der von den Feldherren ¶
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der Kompanie, Cornwallis und Abercromby, so glücklich geführt wurde, daß jener sein halbes Reich abtreten und ansehnliche Kriegskosten zahlen mußte. Einen andern Ersatz für die verlornen amerikanischen Kolonien boten die durch James Cook (s. d.) gemachten Entdeckungen in Australien, [* 20] welche später zur Anlegung von Kolonien daselbst führten.
Während dieser auswärtigen Kriege war auch im Innern nicht unbedeutenden Gefahren ausgesetzt. Der glückliche Aufstand der nordamerikanischen Kolonien erweckte in Irland ähnliche Bestrebungen. Die Irländer forderten zunächst die Selbständigkeit ihres Parlaments, das seit 1719 dem englischen unterworfen war, und Freiheit für ihren Handel, dem zur Zeit der Tudors zu gunsten Englands lästige Beschränkungen auferlegt waren. Die Regierung sah sich gezwungen, 1782 beide Forderungen zu gewähren, da 40,000 Irländer unter Waffen [* 21] traten und England mit einem Einfall bedrohten; die Handelssperre wurde beseitigt und das irische Parlament dem englischen ebenbürtig gemacht.
Besonders gefährliche Rückwirkungen auf die britischen Verhältnisse aber hatte der Ausbruch der französischen Revolution. Die Häupter der parlamentarischen Opposition, Fox und Sheridan, standen im vertrauten Verkehr mit Condorcet, Brissot und andern Männern der Revolution, zahlreiche demokratische Klubs bildeten sich in London [* 22] und den Provinzen, und eine geräuschvolle Agitation für Parlamentsreform und allgemeines Stimmrecht wurde unterhalten. Je ärgere Ausschreitungen nun aber die Revolution in Paris verübte, desto entschiedenere Gegner derselben wurden in Großbritannien sowohl die Tories als auch ein Teil der gemäßigtern Whigs, vor allen der größte Redner des Unterhauses, Edmund Burke; sie billigten die strengen polizeilichen Maßregeln, welche die Regierung gegen die Umtriebe in Großbritannien traf, und drängten Pitt zu einem Aufgeben seiner bisherigen neutralen Haltung Frankreich gegenüber. Pitt gab diesem Drängen erst nach der am vollzogenen Hinrichtung Ludwigs XVI. nach; drei Tage darauf ließ er den französischen Gesandten auffordern, binnen acht Tagen Großbritannien zu verlassen. Darauf erklärte der französische Konvent an Großbritannien und Holland und 7. März auch an Spanien den Krieg.
So kam eine Koalition gegen Frankreich zu stande, welcher die meisten europäischen Staaten angehörten. Soweit dieser Krieg zu Lande geführt wurde, blieb Frankreich durchaus im Vorteil: Holland ward 1795 erobert und als Batavische Republik organisiert;
Preußen [* 23] und Spanien schlossen 5. April und den ruhmlosen Frieden zu Basel, [* 24] und Österreich [* 25] ward unter ungeheuern Verlusten zum Frieden von Campo Formio genötigt.
Währenddessen aber beherrschten die Briten mit ihren Flotten alle Meere und behaupteten sich überall als Sieger. Nachdem sie unter Hood und Howe eine französische Flotte im Mittelmeer fast vernichtet hatten, vertrieben sie die Franzosen in Amerika und Asien, [* 26] mit Ausnahme von Cayenne und einem Teil von Guayana, aus allen ihren Kolonien, zerstörten den Handel der Holländer nach deren Bündnis mit Frankreich und nahmen ihnen gleichfalls sämtliche Besitzungen in Ostindien, das Kap der Guten Hoffnung sowie Malakka, Ceylon, [* 27] Amboina, Ternate und andre Inseln weg.
Der Krieg, den 1799 eine neue Koalition der meisten europäischen Mächte, mit Ausnahme Preußens, [* 28] gegen Frankreich eröffnete, begann für die Verbündeten glücklich. Während die französische Flotte, auf welcher Bonaparte nach Ägypten [* 29] übergesetzt war, von den Briten unter Nelson bei Abukir (s. d.) teils zerstört, teils weggeführt wurde, trieben die Österreicher die Franzosen über den Rhein zurück und eroberten in Verbindung mit den Russen Italien. [* 30]
Aber Eifersucht hinderte die Verbündeten an der Verfolgung ihres Siegs, und der russische Kaiser Paul trat bald von der Koalition zurück und schloß sich an Bonaparte an. Da sich nun auch Österreich nach der Niederlage bei Hohenlinden zum Frieden von Lüneville genötigt sah und bald darauf auch Neapel, Spanien und Portugal mit Frankreich Frieden schlossen, so stand Großbritannien wiederum ganz allein Frankreich gegenüber. Andre Schwierigkeiten kamen hinzu. Der Kaiser Paul von Rußland, ohnehin gegen Großbritannien verstimmt, weil dasselbe zögerte, ihm die eroberte Insel Malta zu überlassen, erneuerte gegenüber dem von in Anspruch genommenen Durchsuchungsrecht neutraler Schiffe [* 31] den bereits im amerikanischen Krieg erprobten Bund der Nordmächte zur Aufrechthaltung einer bewaffneten Neutralität zur See.
Schweden, Dänemark und Preußen traten bei, was Großbritannien als eine Kriegserklärung betrachtete und mit einem Angriff auf Dänemark erwiderte, der am zu einer vollständigen Niederlage der dänischen Flotte durch Nelson vor Kopenhagen [* 32] führte. Gleichwohl machte sich, besonders durch das Anwachsen der Staatsschuld, die schon beinahe 500 Mill. Pfd. Sterl. betrug, das Friedensbedürfnis auch in England allgemein fühlbar. Pitt trat unter diesen Umständen im Februar 1801 zurück, und das Ministerium Addington, das ihm folgte, schloß im März 1802 den sehr ungünstigen Frieden von Amiens, [* 33] worin Großbritannien versprach, alle seine Eroberungen an die Franzosen, Holländer und Spanier zurückzugeben, und für seine ungeheuern Kriegskosten und seine großen Erfolge nichts als Ceylon und Trinidad erhielt.
Während der äußern Kriege hatte Großbritannien wiederum in Irland einen sehr bedenklichen Konflikt zu bestehen gehabt. Schon 1791 hatte sich hier unter den Einwirkungen der französischen Umwälzung ein Bund der vereinigten Irländer (United Irishmen) gebildet, der im geheimen mit Frankreich in Verbindung getreten war. Es half wenig, daß die englische Regierung durch ein Gesetz vom den irischen Katholiken den Eintritt in die Miliz und das aktive Wahlrecht gewährte; die drohende Haltung des Bundes dauerte fort.
Auch die Gewaltmaßregeln, zu denen die Regierung nun schritt, hinderten seine Ausdehnung [* 34] nicht. 1796 zählte er schon 100,000 Mitglieder, die ganz militärisch organisiert waren. Eine im Dezember 1796 von den Franzosen unter Hoche in Irland versuchte Landung scheiterte zwar, aber im Frühjahr 1798 brach in den nördlichen Grafschaften ein förmlicher Aufstand aus, der die Losreißung von England bezweckte und erst nach mehreren Monaten grausamster Kämpfe niedergeschlagen wurde. Um diese Aufstände für die Folge zu beseitigen, wurde 1800 auf einen Beschluß der beiden Parlamente Irland mit England auch der Form nach ganz vereinigt. 22 irische Lords traten in das britische Oberhaus und 100 Deputierte ins Unterhaus; Handel und Verkehr waren zwischen beiden Ländern frei, die politischen Rechte gleich. Indessen hatten davon nur die irischen Protestanten Vorteil; die Katholiken, sieben Achtel der Bevölkerung, [* 35] waren durch den Testeid von dem Eintritt ins Parlament und von jedem öffentlichen Amt nach wie vor ausgeschlossen.
Der Friede mit Frankreich war nicht von langer Dauer. Kaum war er geschlossen, so tauchten überall ¶