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Zivilliste des Königs von den andern Staatsausgaben ward ein Anfang gemacht; auch ward eine Nationalbank gegründet, an welche sich das allmähliche Aufsteigen von Großbritannien [* 2] zur ersten Geldmacht Europas knüpfte. Auch die Erneuerung und das Aufblühen der Ostindischen Kompanie fällt in die Regierung Wilhelms III. Als die Whigs die Unabhängigkeit des Königs zu beeinträchtigen suchten, wendete sich dieser den Tories zu, die in größerer königlicher Macht eine Stütze ihrer eignen Herrschaft sahen, aber in dem unter dem Einfluß der Revolution gewählten Unterhaus weniger einflußreich waren.
In der auswärtigen Politik war der Hauptgesichtspunkt Wilhelms III. der Kampf gegen Frankreich und die Aufrechthaltung des von Ludwig XIV. gefährdeten europäischen Gleichgewichts, er war die Seele der großen Koalition, zu der halb Europa [* 3] gehörte, und die 1689 den Krieg gegen Frankreich aufnahm. Eine natürliche Folge davon war: daß Ludwig XIV. die Versuche Jakobs II., seinen Thron [* 4] wieder zu erobern, unterstützte. Derselbe landete mit 5000 Franzosen in Irland und unterwarf in kurzer Zeit die ganze Insel; nur wenige Plätze, darunter Londonderry, widerstanden.
Indessen wurde Jakob, als Wilhelm nach Irland eilte, schon im Juli 1690 am Boynefluß vollständig geschlagen und floh nach Frankreich, und nach der Eroberung von Cork und Kinsale durch Marlborough und dem Sieg des Generals Ginkel bei Agrim war die Unterwerfung Irlands vollendet. Wilhelm III. konnte nun den Kampf gegen Frankreich beginnen. Wiewohl er 1691 bei Steenkerken und 1693 bei Neerwinden unglücklich war, schloß doch das durch den Krieg erschöpfte Frankreich 1697 den Frieden zu Ryswyk, in welchem Ludwig XIV. Wilhelm als König anerkannte. Als aber Ludwig nichtsdestoweniger nach Jakobs II. Tod (1701) dessen Sohn, den Prätendenten Jakob III., als König von Großbritannien anerkannte, gewährte das Parlament Wilhelm bei dem Kampf um die spanische Erbfolge bereitwillig die zur Aufstellung von 45,000 Mann gegen Frankreich erforderlichen Mittel. Wilhelm starb kurz nach dem Ausbruch des Kriegs, Die Königin Maria war ihm schon 1695 vorangegangen.
Unter Wilhelms III. Schwägerin und Nachfolgerin Anna (1702-14) kam die Union zwischen England und Schottland zu stande, wodurch beide Länder unter dem Namen Großbritannien zu Einem Königreich mit gemeinsamer protestantischer Thronfolge und einem gemeinsamen Parlament sowie mit gleichen Rechten und gleichen Abgaben vereinigt wurden, während Schottland seine bürgerlichen Gesetze, seine Gerichtshöfe und seine besondere Kirchenverfassung behielt. In der ersten Periode der Regierung der Königin Anna hatten die Whigs und vor allen ihr glänzendster Führer, der als Staatsmann wie als Feldherr gleich ausgezeichnete Herzog von Marlborough (s. d.), die Staatsleitung in Händen.
Unter seiner Führung vollbrachten die englischen Heere im spanischen Erbfolgekrieg glänzende Waffenthaten, und die Schlachten [* 5] von Höchstädt-Blenheim (1704), Ramillies (1706), Oudenaarde (1708) und Malplaquet (1709) gehören zu den glorreichsten Siegen, [* 6] deren sich die englische Armee zu rühmen hat. Da trat 1710 ein Umschwung der Dinge ein, an dem kleinliche Hofintrigen und frauenzimmerhafte Zerwürfnisse zwischen der Königin und der Gemahlin des Herzogs, Lady Sara Marlborough, einen Teil der Schuld trugen; der bisher allmächtige Oberbefehlshaber der Armee fiel in Ungnade.
Als nun in demselben Jahr vollzogene Neuwahlen eine entschieden toryistische Mehrheit ergaben, wurde das Ministerium gestürzt und machte einer Toryregierung unter Bolingbroke Platz, die im Winter 1712, um sich gegen das Oberhaus zu behaupten, zum erstenmal zu einem sogen. Peersschub schritt, indem zwölf Lords auf einmal ernannt wurden. In dem Frieden, der 1713 in Utrecht [* 7] zu stande kam, erhielt Großbritannien von Frankreich die Hudsonbai, Neuschottland, Neufundland und die Anerkennung der protestantischen Thronfolge, von Spanien [* 8] die Festung [* 9] Gibraltar, [* 10] die Insel Menorca und das ausschließliche Recht, jährlich 4800 Negersklaven nach dem spanischen Indien einzuführen (s. Assiento). Dagegen erkannte Großbritannien die Ansprüche der Bourbonen auf den spanischen Thron und Philipp V. als Inhaber desselben an, zumal derselbe auf die Erbfolge in Frankreich für sich und seine Erben für immer Verzicht leistete.
Großbritannien unter den ersten Königen aus dem Haus Hannover. Die Begründung des parlamentarischen Königtums.
Nach Annas Tod fiel die Krone kraft der protestantischen Successionsakte von 1701 an den Kurfürsten von Hannover, [* 11] Georg I. (1714-1727), einen Enkel der unglücklichen Pfalzgräfin und Böhmenkönigin Elisabeth, der Tochter Jakobs I. Er berief sofort die Whigs wieder in das Kabinett und gab Marlborough das Kommando der Truppen zurück, während die Mitglieder des vorigen Ministeriums in Anklagezustand versetzt wurden. Bolingbroke floh nach Frankreich, verband sich mit dem Prätendenten Jakob III. und munterte denselben zu einem Versuch auf, sich wenigstens die Krone von Schottland zu erwerben.
Kaum aber war die Nachricht von seinen Rüstungen [* 12] nach Großbritannien gelangt, so ergriff die Regierung energische Gegenmaßregeln; Truppen wurden aufgeboten, die Habeaskorpusakte suspendiert, ein Preis von 100,000 Pfd. Sterl. auf den Kopf des Prätendenten gesetzt, und so kam es, daß, noch ehe derselbe an der schottischen Küste landete, sein Anhang schon zerstreut war. Auch alle spätern Erhebungsversuche der Jakobiten, die zum Teil mit auswärtiger Unterstützung geplant und ausgeführt wurden (1717 und 1719), scheiterten, ohne der Regierung ernstliche Gefahr zu bereiten. Da sich das Parlament bei der Unterdrückung des Aufstandes sehr thätig bewiesen hatte, so wurde durch die Septennial bill (1715) die Dauer seines Mandats (wie aller zukünftigen Parlamente) von drei auf sieben Jahre verlängert.
Handel und Gewerbe hoben sich unter Georgs friedlicher Regierung sehr rasch; aber in gleichem Maß wuchs auch die Sucht, schnell reich zu werden. Eine Frucht dieses Strebens war die berüchtigte Südseekompanie (1719), die der Regierung Vorschüsse im Betrag von fast 12 Mill. Pfd. Sterl. machte, und deren Direktor Blount in England einen ähnlichen Spekulationsschwindel hervorrief wie Law in Frankreich; im Spätherbst 1720 brach infolgedessen eine furchtbare Krisis aus, es zeigte sich, daß die Jobberei bis in die vornehmsten Kreise [* 13] hinein Beteiligung gefunden hatte; Zeitgenossen versichern, England habe durch den Aktienschwindel mehr gelitten, als es durch einen Krieg von zehn Jahren hätte leiden können. Um die Staatsschuld, die jetzt schon über 50 Mill. Pfd. Sterl. betrug, nach und nach abzutragen, wurde durch die Herabsetzung des Zinsfußes von 5 auf 4 Proz. ein Tilgungsfonds gebildet, der zwar wesentlich dazu beigetragen hat, das Anleihewesen zu ordnen und den öffentlichen Kredit zu sichern, aber nicht immer seiner ursprünglichen Bestimmung gemäß verwendet worden ist. ¶
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Nachdem Georg I. gestorben, folgte ihm sein Sohn Georg II. (1727-60). Der Minister Robert Walpole, der seit 1721 an der Spitze der Geschäfte stand und auch unter dem neuen König diese Stellung behielt, wußte bis 1739 den Frieden aufrecht zu erhalten. Als aber 1740 der österreichische Erbfolgekrieg ausbrach, ergriff Georg II., der für Großbritannien wie für sein Erbland Hannover die Pragmatische Sanktion gewährleistet hatte, zu gunsten Maria Theresias die Waffen, nachdem es schon 1739 aus Gründen der Handels- und Kolonialpolitik zu einem Bruch zwischen Großbritannien einerseits und den bourbonischen Mächten, Frankreich und Spanien, anderseits gekommen war.
Georg schloß ein Bündnis mit den Vereinigten [* 15] Niederlanden, landete 1742 mit 16,000 Engländern an der niederländischen Küste, zog, durch 16,000 Hannoveraner sowie durch hessische und österreichische Korps bis auf mehr als 40,000 Mann verstärkt, dem Main zu und schlug bei Dettingen die Franzosen unter dem Marschall Noailles, worauf dieselben über den Rhein zurückwichen. Dagegen erlitt der Herzog von Cumberland an der Spitze von Österreichern, Engländern und Holländern von den Franzosen eine blutige Niederlage bei Fontenoy. Der Kolonialkrieg war von seiten Großbritanniens mit der Wegnahme Portobellos durch Admiral Vernon begonnen worden.
Aber die weitern Unternehmungen entsprachen durchaus nicht den Hoffnungen der englischen Nation, und die Klagen über vernachlässigten Schutz des Handels verstärkten die Opposition im Parlament, zu welcher selbst der Prinz von Wales gehörte, in dem Maß, daß Walpole im Februar 1742 seine Entlassung nehmen mußte. Lord Carteret übernahm nun die Leitung der Geschäfte, bestätigte aber die meisten Kollegen Walpoles, die ihren Führer im Stiche gelassen hatten, in ihren Ämtern; doch fand die so zusammengesetzte Regierung, in sich selbst uneinig, im Volk wenig Sympathie.
Der Friede zu Breslau, [* 16] durch welchen der erste Schlesische Krieg beendet war, konnte immerhin als ein Erfolg der Politik Lord Carterets gelten; es war aber ein um so größerer Mißerfolg derselben, daß Friedrich II. von Preußen [* 17] 1744 aufs neue die Waffen gegen Österreich [* 18] ergriff. Man warf der Regierung vor, daß sie den eigentlich nationalen Krieg mit Spanien lässig betreibe und dagegen auf dem Festland die Kräfte Großbritanniens im Interesse des Kurfürstentums Hannover vergeude.
Inmitten dieser innern Differenzen landete Karl Eduard, Sohn des Prätendenten Jakob III., nachdem ein erster Versuch 1744 gescheitert war, in Schottland (Juli 1745), nahm Edinburg, [* 19] drang dann in England ein und war Ende 1745 bereits bis in die Nähe von London [* 20] vorgerückt, als er von dem aus den Niederlanden herbeigerufenen Herzog von Cumberland bei Culloden gänzlich geschlagen ward und kaum der Gefangenschaft entging. Viele seiner Anhänger starben auf dem Blutgerüst, andre im Kerker; die Besitzungen der schottischen Großen, welche an dem Aufstand teilgenommen hatten, wurden eingezogen. Es war der letzte Versuch der Stuarts, mit bewaffneter Hand [* 21] ihre Restauration zu erkämpfen; einige Jahre später wurden sie aus Frankreich verbannt, womit ihre Schilderhebungen gegen das Haus Hannover ihr Ende erreichten.
Inzwischen war das Ministerium Carteret schon im Dezember 1744 an dem innern Zwiespalt, an welchem es krankte, zu Grunde gegangen; die neue Regierung, welche durch den Herzog von Newcastle [* 22] gebildet war, und zu der auch Bedford, Grenville und William Pitt, der nachmalige Lord Chatham, gehörten, stellte den Grundsatz auf, fortan nur englische Politik zu treiben und derselben die hannöverschen Interessen unterzuordnen; in diesem Sinn setzte sie den Krieg gegen Frankreich und Spanien fort. Zur See war Großbritannien durchweg glücklich; aber seine festländischen Allianzen erwiesen sich als unzureichend, und auch die finanzielle Lage drängte zu Friedensverhandlungen. Im Aachener Frieden verstanden sich beide Teile zur Herausgabe der gemachten Eroberungen, und Großbritannien gewann nur einige Handelsvorteile und die Anerkennung des Hauses Hannover auf dem Thron von auch mit Spanien ward (1750) Friede geschlossen.
Der Gegensatz zwischen Großbritannien und Frankreich blieb aber bestehen; namentlich über die Grenzen [* 23] der beiderseitigen Kolonien in Nordamerika [* 24] kam es zu Irrungen, die 1755 den Wiederausbruch des Kampfes voraussehen ließen. Unter diesen Umständen näherte sich um die deutschen Erblande des Königs zu schützen, Preußen, und so fiel der 1756 zwischen Großbritannien und Frankreich entbrannte See- und Kolonialkrieg mit dem Siebenjährigen Krieg (s. d.) zusammen, den Friedrich II. für die Existenz des preußischen Staats führen mußte.
Die ersten Jahre des Kriegs waren für England unglücklich. Die englischen Truppen in Amerika, [* 25] welche aus Hannoveranern und gekauften Hessen [* 26] bestanden, konnten wenig ausrichten, und in Europa wurde die Insel Menorca von dem Herzog von Richelieu erobert, während Hannover von französischen Truppen überflutet ward. Erst als Pitt, der 1757 auf einige Monate aus dem Ministerium verdrängt war, mit leitender Stellung wieder in dasselbe eintrat, nahmen die Sachen eine günstigere Wendung.
Die Engländer eroberten Quebec drängten die Franzosen nach Montreal [* 27] zurück, zwangen dies im September 1760 zur Kapitulation und besetzten ganz Kanada. Gleichzeitig war die Englisch-Ostindische Kompanie überall siegreich; 1758 eroberten die Engländer Kalkutta, [* 28] 1759 Surate; 1761 verloren die Franzosen Ponditscherri (15. Jan.) und Mahé (10. Febr.), und damit waren sie vollständig aus Indien verdrängt. Auch in Europa war Frankreich nicht glücklicher. Eine Landung an der irischen Küste, die mit ungeheuern Kosten vorbereitet wurde, schlug gänzlich fehl, indem die Touloner Flotte unter dem Admiral de la Clue 1759 bei Kap Lagos und die Brester des Admirals Conflans in demselben Jahr in der Quiberonbai gänzlich geschlagen wurde.
Nach dem Tod Georgs II. folgte sein Enkel Georg III. (1760-1820). Wenngleich Pitt anfangs dem Einfluß des Grafen Bute (s. d.) auf den jungen König die Wage [* 29] hielt, so konnte er doch, als sich Spanien 1761 eng mit Frankreich verbunden hatte, den König nicht bestimmen, diesem sofort den Krieg zu erklären, und trat deshalb zurück, worauf die Tories unter Bute die Regierung übernahmen. Bald darauf erfolgte nichtsdestoweniger die Kriegserklärung Spaniens an England.
Letzteres befolgte jetzt den Kriegsplan des abgetretenen Ministers, richtete seine Angriffe besonders auf die spanischen Besitzungen in Westindien [* 30] und eroberte Havana [* 31] und Manila. Die hierauf von Frankreich angeknüpften Friedensunterhandlungen fanden von seiten des neuen englischen Kabinetts bereitwilliges Entgegenkommen, und so kam der Präliminarvertrag von Fontainebleau und der Friede von Paris [* 32] zu stande, in dem Frankreich ganz Kanada, Neuschottland, Cape Breton, die Inseln Grenada, St.-Vincent, Dominica und Tobago sowie seine Besitzungen am ¶