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ganzen Mächtigkeit hin. Das Klima [* 2] ist hier trockner als irgendwo sonst in der Nordpolregion, abgesehen von den Festländern; im Winter herrscht strenge Kälte, doch ermöglichen die heißen Sommer ein verhältnismäßig üppiges Pflanzenleben. Die Tierwelt Grönlands ist ziemlich reich ausgestattet. Das Meer hat Überfluß an Fischen und großen Säugetieren; unter den Landsäugetieren sind der Eisbär, der Eisfuchs, der Eskimohund, der Lemming, der Schneehase, das Renntier, das Hermelin und der Moschusochs zu nennen.
Zahllose Scharen von Seevögeln beleben im Sommer die Küsten. Für menschliche Ansiedelungen geeignet sind nur der westliche und südliche Küstenrand, etwa 88,100 qkm (1600 QM.); an der Westküste zählte man 9781 Eskimo (5503 in Südgrönland, 4278 in Nordgrönland) und 280 Europäer. An der Ostküste fand man im Herbst 1884 südlich vom 68.° nördl. Br. 548 Bewohner, davon 247 männlichen, 301 weiblichen Geschlechts. Lebensweise, Wohnung und Kleidung der grönländischen Eskimo sind den polaren Verhältnissen vortrefflich angepaßt, Schlitten und Kajak (Einmannboot) ihre wichtigsten Geräte, ihre Haupterwerbsquellen der Fang der Seehunde, Wale [* 3] und Weißfische, die Renntierjagd und die Ausbeutung der Vogelfjelde.
Auf Moralität und Bildungszustand dieser Naturmenschen haben die dänischen und deutschen Missionäre in vorteilhafter Weise eingewirkt. Von den jetzt bestehenden 13 Missionsplätzen gehören 7 der 1721 von Hans Egede begründeten dänischen Mission an, welche 7 europäische Missionäre und 10 eingeborne Gehilfen beschäftigt und gegen 6000 Bekenner zählt, die übrigen 6 der Herrnhuter Brüdergemeinde, welche sich seit 1733 mit Erfolg an dem grönländischen Missionswerk beteiligt hat und 9 europäische Missionäre mit 36 eingebornen Gehilfen beschäftigt; die Zahl ihrer Anhänger betrug 1886: 1556. In kirchlicher Beziehung wird das dänische Grönland zum Sprengel des Bischofs von Zeeland gerechnet, in weltlicher Beziehung steht es unter dem Direktorat für den königlichen grönländischen Handel und zerfällt in zwei Inspektorate: Nordgrönland mit den Kolonien Upernavik, Omenak, Ritenbenk, Jakobshavn, Kristianshaab, Egedesminde und Godhavn und Südgrönland mit Holstenborg ^[richtig: Holstensborg], Sukkertoppen, Godthaab, Frederikshaab (mit dem Bergwerksort Ivigtut) und Julianehaab. Der Handel ist ausschließlich in den Händen der Regierung, welche 1883 für 742,644 Kronen [* 4] ein- und für 462,433 Kronen ausführte. Die Ausfuhr bestand 1883 bis 1884 aus 10,632 Ton. Robbenspeck, 1419 Ton. Fischleber, Seehundsfellen, Walfischbarten, Eiderdaunen und etwas Pelzwerk; [* 5] die Einfuhr aus Schiffsbrot, Butter, Speck, Grieß, Erbsen etc. und den nötigen Kolonialwaren. S. Karte »Nordpolarländer« [* 6] und »Nordamerika«. [* 7]
[Geschichte.]
Im Anfang des 10. Jahrh. n. Chr. entdeckte der Isländer Gunnbjörn, des Ulf Kraka Sohn, die nach ihm benannten Gunnbjörnschären (jetzt Danellsinseln) und sah von hier aus die südliche Ostküste Grönlands. Dann landete 983 der aus Island [* 8] verbannte Normanne Eirekr hinn Raudi Thorvaldson (Erich der Rote) an der Westküste und brachte mehrere Jahre an derselben zu. 985 kehrte er nach Island zurück, wo er über das »grüne Land« im Innern der Fjorde so günstig berichtete, daß er 986 eine größere Ansiedelung dorthin führen konnte, der bald andre folgten.
Erik selbst erbaute sich sein Haus zu Brattahlid zwischen dem Eriks- und dem Einarsfjord, wo noch heute die Grundmauern desselben zu sehen sind. Die Kolonie blühte 300-400 Jahre, und es entstand zwischen ihr und dem Mutterland ein regelmäßiger Verkehr. Die Zahl der Ansiedler wuchs so schnell, daß bald nach Einführung der christlichen Religion (um 1000) durch Leif Erikson, den der norwegische König Olaf dahin sandte, mehrere Kirchen längs der Küste gebaut und unter einen Bischof gestellt wurden, der 1126 seinen Sitz zu Gardar bei Brattahlid aufschlug.
Die Kolonisten hielten Rindvieh und Schafe [* 9] und trieben Jagd und Fischerei. [* 10] Die Niederlassung hatte etwa 10,000 Einw. und zerfiel in einen östlichen und einen westlichen Teil, Estribygd und Vestribygd, beide auf der Westküste gelegen, das erste zählte im 13. Jahrh. 190 Höfe und 12 Kirchen, das zweite 90 Höfe und 4 Kirchen. Die Kolonie kam 1261 unter die Herrschaft Norwegens, die ihr durchaus nicht förderlich war. Der Handel mit Europa [* 11] geriet in Verfall, jahrelang war der Verkehr völlig unterbrochen.
Ende des 14. Jahrh. wurde die Vestribygd von den Skrälingern (Eskimo) vollständig, 1418 die Estribygd von englischen Seeräubern fast ganz verwüstet. Erfolglos sandten in der Folge mehrere Könige von Dänemark [* 12] Expeditionen zur Wiederauffindung der verschwundenen grönländischen Kolonie aus, die man irrigerweise an der Ostküste suchte. Auch als die Westküste unterdessen von Davis (1585-87), Hudson (1607), Baffin (1616) und von Walfischfahrern wieder besucht ward, fand man keine Spur von einer europäischen Niederlassung.
Erst 1723 ward eine neue Kolonie (Godthaab) auf Grönland und zwar auf der Westküste durch den Missionär Hans Egede (s. d.) gegründet. Während eine militärische und Strafkolonie, welche 1728 von der dänischen Regierung in Grönland gegründet ward, bald wieder einging, behauptete sich Egede trotz großer Schwierigkeiten. Der Handel, der 1750 einer besondern Kompanie als Monopol übertragen wurde, begann aufzublühen. 1782 erhielt die Niederlassung ihr Grundgesetz. Seit der Abnahme des Walfischfanges sank der Handel wieder und erlitt auch zur Zeit der Napoleonischen Kriege harte Verluste.
Neuere Seefahrer haben die Kenntnis der Küsten bedeutend erweitert. Auf der Westküste drang Kane 1853 bis zur Rensselaerbai vor (78° 38' nördl. Br.); den nördlichsten Punkt (83° 24' nördl. Br.) erreichte Lockwood In das Innere in westöstlicher Richtung über die berühmte grönländische Eisdecke zu dringen, wurde wiederholt versucht, so drangen 1878 Jensen, Kornerup und Groth 10 geogr. Meilen weit ins Innere vor und erstiegen am fernsten Punkte der mühevollen Eisfahrt einen Gipfel von 1556 m absoluter Höhe, von dessen Spitze aus jedoch nur Eis [* 13] auf ansteigendem Boden zu sehen war.
In den Sommern der Jahre 1880 und 1881 bereiste der Marineleutnant Holm die Gegend beim Kap Farewell, betrat dieses als erster Europäer und bestimmte seine Lage mit Sicherheit. Im Sommer 1883 machte Nordenskjöld auf Kosten des Großhändlers Oskar Dickson, und vom König von Schweden [* 14] durch Überlassung des Postdampfers Sophia zu diesem Zweck unterstützt, den Versuch, von dem Aulaitsivikfjord an der Westküste, südlich der Diskobai, aus den von ihm im Innern vermuteten eisfreien Kontinent zu erreichen, fand seine Theorie aber nach einmonatlichen Versuchen widerlegt, so daß man zu dem sichern Schluß gelangt ist, daß Binnengrönland unter Eis begraben liegt. Ebenfalls 1883, aber nach Nordenskjöld, gingen von Dänemark zwei Expeditionen nach Grönland, von denen die eine unter dem Marineleutnant Hammer [* 15] ihre Aufgabe, die Lücken an der Küste auszufüllen, welche die Karte zur Zeit noch bot, ziemlich vollständig lösen konnte. Hammers Arbeiten wurden durch die ¶
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Untersuchungen des Leutnants Jensen im nächsten Jahr zwischen 64° 15' und 65° 30' nördl. Br. ergänzt, so daß damit die ganze südliche Westküste genau festgelegt wurde.
Die Küste von Ostgrönland ist bisher bloß in geringem Maß bekannt geworden. Sie ist nur von zwei Stellen aus zugänglich: von der Südspitze aus, indem man der Küste folgt, und nordwärts zwischen Jan Mayen und dem 75. Breitengrad. An letzterer Stelle öffnen sich im Sommer Wege durch das Treibeis, welche mehrfach zu Entdeckungsfahrten benutzt worden sind (Scoresby 1822, Clavering 1823, zweite deutsche Nordpolfahrt 1869-70). Die neuern Entdeckungen (Scoresbyland, König Wilhelms-Land) reichen hier bis 77° nördl. Br.; 1670 soll ein gewisser Lambert bis 79° 10' nördl. Br. gelangt sein.
Die Küstenstrecke in der Dänemarkstraße, südlich von 69° (Egedesland), ist bisher nur aus der Ferne gesichtet worden, neuerdings von Mourier 1879. Das Treibeis liegt hier so dicht, daß eine völlige Durchbrechung desselben unmöglich scheint. Von Süden her drang Graah 1829-30 bis 65° 15' 36'' nördl. Br. vor (König Friedrich VI.-Küste). Die heidnische Eskimobevölkerung von Ostgrönland ist seit 1823 bedeutend nach Süden zurückgewichen, was sich durch die von den dänischen Kolonien ausgeübte Anziehungskraft erklärt.
Die Hoffnung, auf der Ostküste Reste der normännischen Ansiedler aufzufinden, verwirklichte sich 1881 durch des Missionärs Brodbeck Entdeckung einer großen Ruine in einem der südlichsten Fjorde, was zu der Wiederaufnahme der Ansicht Anlaß gab, daß man hier doch die alte Estribygd zu suchen habe. Indessen wurde durch die Reisen von Hammer, Jensen und Holm endgültig bestätigt, daß die Ruinen im Distrikt Julianehaab, obschon auf der Westküste gelegen, die Reste der alten Estribygd ausmachen, während die um Godthaabfjord und Ameralikfjord zerstreuten Ruinen die Reste der alten Vestribygd sind.
Holm war 1883 zugleich mit Hammer ausgesandt worden; ihm fiel die Untersuchung der Ostküste zu. Er vollendete dieselbe 1883 zwischen 60 und 61° nördl. Br., überwinterte an der Westküste in Nanortalik, brach abermals auf und gelangte an der Ostküste bis 65° 52', im Innern des Angmagsalikfjords bis 66° 8' nördl. Br. Überwintert wurde in Tasiusarsik am Angmagsalikfjord, nordöstlich vom König Oskar-Hafen; langte die Expedition wieder in Kopenhagen [* 17] an. Über die Smithsundfahrten von Inglefield, Kane, Hayes, Hall, [* 18] Nares und Greeley s. die Artikel »Nordpolarexpeditionen«, »Eismeer«, »Smithsund« und »Robesonkanal«.
Außer den vielen Polarreisebeschreibungen vgl. H. Egede, Beschreibung und Naturgeschichte von Grönland (deutsch von Krünitz, Berl. 1763);
Derselbe, Nachrichten von Grönland (Kopenh. 1790);
Sabye, Bruchstücke eines Tagebuchs, gehalten in Grönland (deutsch, Hamb. 1807);
v. Egger, Über die wahre Lage des alten Ostgrönland (Kiel [* 19] 1794);
Scoresby, Tagebuch einer Reise nach der Ostküste von Grönland (deutsch, Hamb. 1825);
Graah, Untersögelser Reise til Oestkysten of Grönland (Kopenh. 1832);
Rink, Die dänischen Handelsbezirke in Nordgrönland (das. 1852);
C. Ch. Rafn, Antiquitates americanae (das. 1837);
v. Etzel, Grönland, geographisch und statistisch beschrieben (Stuttg. 1860);
Helms, Grönland und die Grönländer (Leipz. 1867);
»Die zweite deutsche Nordpolarfahrt 1869 und 1870«, Bd. 1 (das. 1874);
Nordenskjöld, Grönland, seine Eiswüsten im Innern und seine Ostküste (das. 1886).