Grindelwaldgletscher, aus dessen prachtvollem Eisthor die durch den Schieferschlamm des Bergelbaches dunkel gefärbte
SchwarzeLütschine hervorbricht, und der Untere Grindelwaldgletscher, dessen Mittelstück den
NamenEismeer führt. Beide sind zugänglich
vom Hauptort Gydisdorf (1057 m ü. M.) aus. Das
Thal
[* 2] zählt (1880) 3089 Einw. deutscher
Zunge und protestantischer
Konfession;
es wird neuerdings wegen seiner geschützten
Lage und des verhältnismäßig milden
Klimas sogar als
Winterkurort
empfohlen.
(spr. gränggor, auch Gringoire),
Pierre, franz. Dichter, geb. 1475 zuCaen, durchstreifte
Europa,
[* 5] besonders
Italien,
[* 6] ließ sich
ca. 1502 in
Paris
[* 7] nieder und trat der
Gesellschaft der
Enfants-sans-soucy bei, einer Art
Karnevalsgesellschaft, die zur
Darstellung von
Possen (sotties) privilegiert war, und in welcher Gringore nächst dem Narrenkönig
die Hauptperson (mère-sotte) darstellte und die
Funktionen eines
Regisseurs und Theaterdichters versah. Als
solcher dichtete er nach und nach eine
Menge teils allegorischer, teils politischer Possenspiele, die ungeheuern Beifall fanden,
z. B. »Les folles entreprises«, »Les
abuz du monde« etc., und die Gedichte: »L'entreprise
des Vénitiens«, »La chasse du cerf des cerfs«
(Anspielung auf den
Papst, der sich servus servorum nannte), voll beißenden
Spottes auf die vornehmsten
Personen, vorzüglich auf die Feinde
Ludwigs XII.
Die interessanteste und wichtigste aller seiner
Possen ist aber die zur
Fastnacht 1511 in den
Hallen von
Paris (der
Bühne der
Enfants-sans-soucy) aufgeführte
Sottie
»Jeu et sothie du
Prince des Sotz«, die gegen den
PapstJulius II. gerichtet war, und
an der
Ludwig XII. mitgearbeitet haben soll. An demselben
Tag gab er die »Moralité de l'Homme obstiné« (der
Papst) und die
zotige
»Farce de dire et de faire«. Hier zeigten sich seine lebhafte, witzige
Natur, sein trockner
Humor und seine Formgewandtheit
aufs glänzendste. Nach
LudwigsTod zog Gringore nachLothringen, dichtete nur noch für kirchliche
Zwecke und
starb 1547 als Waffenherold des
Herzogs von
Lothringen. Gringore ist die Hauptfigur in einem
LustspielBanvilles (1866). Seine Werke
wurden von Héricault und Montaiglon (Par. 1858 ff., 4 Bde.)
herausgegeben.
Vgl.
Picot,
Pierre Gringore et les comédiens italiens sous
François I (Par. 1878).
Land im arkt.
Amerika,
[* 10] nördlich vom
Smithsund (bis 81° 35' nördl.
Br.), wurde 1854 von
Kane entdeckt
und nach dem Nordamerikaner
HenryGrinnell (s. d.)
benannt.
Südwestlicher, unter 77° nördl.
Br. am Nordende der Wellingtonstraße,
liegt die Grinnellinsel, welche 1850 von de
Haven entdeckt wurde. S.
Karte
»Nordpolarländer«.
[* 11]
(Weichselmarmor), ein flaseriges
Gestein, besteht aus rotbraunem oder rötlichem
Thonschiefer mit Einlagerungen
von größern, linsenförmigen, grauen oder gelblichen
Kalkmassen, welche oft
Cephalopoden (Clymenia,
Goniatiten, Orthoceras)
enthalten. Derartiger
Marmor findet sich bei Sarrancolin in den
Pyrenäen und wird zu
Bagnères de
Bigorre
zu
Ornamenten verarbeitet. Bei dem Kampaner
Marmor aus dem Kampanerthal sind die Thonschieferlager grünlich, während die
Kalknieren rot oder weiß sind. Caune bei
Narbonne liefert den Griotte d'Italie von schön feuerroter
Farbe mit ovalen, hellern
Flocken und schwarzen Spirallinien, die vonMuscheln
[* 12] herrühren. Dahin gehören auch
Rouge sanguin und
BeauLanguedoc aus der obern
Garonne im
Hérault.
bei den Griechen in metaphorischem
Sinn eine
Gattung gleich
Netzen ausgeworfener verfänglicher
Rätsel in gebundener oder ungebundener
Rede, nicht ohne
Ähnlichkeit
[* 13] mit den französischen
Calembourgs. Ein bekannter Griphos
ist der von Klearch angeführte: »Ein Mann, der zugleich kein
Mann war, sah einen
Vogel, der kein
Vogel war, auf einem
Holz,
[* 14] das kein
Holz war, sitzen und tötete ihn mit einem
Stein, der
kein
Stein war«, d. h.: Ein
Verschnittener sah eine Fledermaus auf einer Narthexstaude und tötete sie durch einen Bimssteinwurf.
Selbst Delirien können dabei auftreten. Das
Nervensystem ist oft so sehr ergriffen, daß ein
Nervenfieber
oder eine
Gehirnentzündung ausbrechen zu wollen scheint. Die Dauer der
Krankheit ist in der
Regel 8-14
Tage; die
Genesung aber
schleppt sich oft ungewöhnlich lange hinaus, und die Kranken klagen noch längere Zeit über
Schwäche und Kraftlosigkeit.
Namentlich ist dies bei alten Leuten der
Fall, bei welchen überhaupt die Grippe häufig einen sehr gefährlichen
Charakter annimmt.
Die Behandlung der Grippe beschränkt sich in der
Regel auf gleichmäßige
Wärme
[* 16] und einfache
Diät. Die Kranken liegen am besten
zu
Bett,
[* 17] um sobald wie möglich in einen gelinden
Schweiß zu kommen, welcher durch reichliches
Getränk unterhalten werden
kann. Ist der
Husten heftig, so dienen
beruhigende Mittel. Bei alten Leuten darf aber die
Diät nicht zu
knapp sein; im Gegenteil muß man durch Darreichung von kräftiger
Fleischbrühe, starkem
Wein u. dgl. die
Kräfte des
Patienten
möglichst zu erhalten suchen. Stockt der
Auswurf, so bedarf es eines kräftigen
Brechmittels, um denselben zu entfernen, was
auch bei
¶
mehr
Kindern oft die vortrefflichste Wirkung äußert. Die Verbreitung der Grippe bietet das interessante Phänomen dar, daß sie bis
zum Ende des 16. Jahrh., soweit wir dieses aus den vorhandenen Nachrichten zu schließen im
stande sind, ihren Gang
[* 19] von Westen nach Osten nahm; von den Epidemien der Jahre 1387, 1510, 1557, 1580 und 1593 läßt
sich wenigstens diese Richtung mit Bestimmtheit nachweisen. Vom Ende des 16. Jahrh. ab aber nehmen alle Epidemien der Influenza
die umgekehrte Richtung, von Osten nach Westen. Die erste sicher konstatierte Epidemie der Grippe fällt in das Jahr 1387; seitdem
haben zahlreiche Grippe-Epidemien, zum Teil von einer fast über Erdteile sich erstreckenden Verbreitung,
geherrscht. In dem gegenwärtigen Jahrhundert waren die Jahre 1800-1803, dann 1830-37 und endlich 1857 und 1858 durch große
Grippe-Epidemien heimgesucht.