(spr. grinjóng), ein früher berühmtes
Restaurant in
Paris,
[* 3] das in den
Romanen französischer
Schriftsteller während der Julidynastie eine Hauptrolle spielte.
2)
Apollon
[* 9] Alexandrowitsch, russ. Schriftsteller und
Kritiker, geb. 1822 zu
Moskau,
[* 10] studierte daselbst
Jura, erhielt dann eine
Anstellung im
Senat, gab dieselbe aber bald auf, um sich ganz der Litteratur zu widmen, und starb 25. Sept.
(a. St.) 1864 in
Petersburg an den
Folgen einer wüsten Lebensweise. hat in einem Zeitraum von 20
Jahren in den tonangebendsten russischen
Revuen
alle neuesten
Erscheinungen der Litteratur besprochen und mehrere kritische Abhandlungen von Wert veröffentlicht.
Eine Auswahl derselben gab Strachow nach demTod Grigorjews heraus: »Ssotschinénija Apollóna Grigorjewa«
(»Werke von A. Grigórjew«, Petersb.
1876). Anfangs ein
Parteigänger der
Slawophilen, verfocht er später die allgemein-menschlichen Kulturideen. Er ist weder
ein Anhänger der rein ästhetischen noch der historischen
Schule in der litterarischen
Kritik, sondern, wie er sich ausdrückt,
der
Repräsentant einer »organischen«
Kritik, als deren Schöpfer er
Carlyle betrachtet.
Die
Kunst ist nach Grigórjew das Spiegelbild des
Idealen. Die
Gesetze, durch welche die
Kritik dieses Spiegelbild erklärt, werden nicht
aus dem Spiegelbild selbst geschöpft, welches als
Erscheinung immer mehr oder weniger unzulänglich ist, sondern aus dem
Wesen des
Idealen. Es besteht daher zwischen
Kunst und
Kritik eine organische
Verwandtschaft in der
Erkenntnis
des
Idealen, und die
Kritik muß daher ebenso organisch sein wie die
Kunst selbst, indem sie analytisch dieselben organischen
Lebenselemente vergeistigt, denen die
Kunst synthetisch
Fleisch und
Blut verleiht.
Dmitrij Wasiljewitsch, russ. Schriftsteller, geb. 1820, der Sohn
eines
Edelmanns aus demGouvernementRjäsan, erhielt seine
Erziehung in einer Privatpension zu
Moskau und
kam dann in die
PetersburgerIngenieurschule, die er jedoch, ohne den
Kursus vollendet zu haben, 1846 verließ, um sich der
künstlerischen Laufbahn zu widmen. Er trat in die
Akademie der
Künste ein, wo er eine Zeitlang
Schüler des bekannten russischen
Malers Brüllow war, betrieb aber gleichzeitig auch ästhetisch-litterarische
Studien.
Seine litterarische Laufbahn begann er mit der
Erzählung »Das Dorf«, die von dem bedeutendsten russischen
Kritiker,
Belinskij,
mit großem Beifall begrüßt wurde; später folgten die
Erzählungen: »Ein verfehltes
Leben« (in welcher Grigorówitsch seine eignen Jugendschicksale
erzählte),
»Anton Goremyka«, »Die
Fischer«, »Die Proletarier«, »Die
Übergesiedelten« (deutsch,
Wien
[* 11] 1859) und endlich »Zwei
Generale«, die letzte, 1863 erschienene
Erzählung von Grigorówitsch, der nun
der Litteratur entsagte und sich ganz der bildenden
Kunst widmete.
GroßesVerdienst hat sich in der spätern Zeit um die
PetersburgerGesellschaft zur
Förderung der
Künstler erworben, in welcher er als
Sekretär
[* 12] eine rastlose Thätigkeit
entfaltete. Grigorówitsch ist ein ästhetisch gut durchgebildetes
Talent; seine
Farben sind warm und lebendig, seine
Zeichnung ist naturgetreu,
wenn auch der
Stoff meist etwas idealisiert erscheint.
(franz., spr. grijahd'), gekochtes oder gebackenes
Fleisch, welches mit
Butter,
Ei
[* 13] und zerriebener Semmel paniert und auf dem
Rost gebraten wird.
Franz, hervorragender
Dramatiker, geb. zu
Wien als der Sohn eines geachteten
Advokaten, studierte
auf der
Universität seiner Vaterstadt die
Rechte und trat 1813 als Konzeptspraktikant bei der kaiserlichen Hofkammer in den
österreichischen
Staatsdienst. Er ward 1823 Hofkonzipist, 1832 Archivdirektor bei der kaiserlichen Hofkammer, dem spätern
Finanzministerium, und trat 1856 in den
Ruhestand. Dies geräuschlose Dasein eines altösterreichischen Beamten barg jedoch
bei Grillparzer eine
Reihe innerer Erlebnisse und
Kämpfe, welche selbst in seinen
Dichtungen nur zum Teil hervortreten.
Seine Bildungsjahre fielen in die
Zeiten der französischen
Revolution und der
NapoleonischenEpoche, deren
Wirkungen selbst von
Österreich
[* 15] um so weniger fern zu halten waren, als damals die
Traditionen der Josephinischen
Epoche noch fortlebten.
Wer sich,
wie Grillparzer, mit liebevoller Hingabe an das Bestehende anschloß und dennoch den unseligen Geistesdruck, die gewaltsame
Bildungsreaktion unter der
Regierung des
Kaisers Franz I. in tiefster
Seele empfand; wer auf der einen Seite die geistigen Errungenschaften
der
Sturm- und Drangperiode und der klassischen Litteratur
in sich aufnahm und auf der andern jeden
Konflikt
mit dem in
Österreich herrschenden
System, ja selbst mit der herrschenden Lebensanschauung zu vermeiden trachtete, dabei aber
einen starken Drang des
Schaffens und poetischen Bildens
in sich fühlte, sah sich in einer tragischen
Situation. Grillparzers
poetische Anfänge wurden von der
Romantik (die ihm die bleibende Vorliebe für die spanischen
Dramatiker
einprägte) und von der
¶
mehr
vorübergehenden Irrung der Schicksalstragik, der er in der »Ahnfrau« sein Opfer brachte, beeinflußt. Wenn er sich von diesen
Einflüssen verhältnismäßig rasch zu emanzipieren wußte, so gelang ihm dies nicht ebenso mit denen seiner heimatlichen
Verhältnisse und Bildungszustände. Zunächst war es eine bedeutende That schöpferischer Kraft
[* 17] und Selbständigkeit, daß
der Dichter seiner 1817 mit außerordentlichem Erfolg aufgeführten Schicksalstragödie »Die
Ahnfrau«, welche alsbald über alle deutschen Bühnen ging, ein so völlig verschiedenes Werk wie »Sappho« (1818) folgen zu
lassen vermochte.
In der »Sappho« (Wien 1819) stellte er sich zuerst auf den Boden des rein Menschlichen, wie er es verstand und auffaßte. Unverkennbar
lag in seiner Auffassung ein quietistisches Moment. Wer denBoden der gegebenen möglichst einfachen Verhältnisse verläßt,
den Kreis der nächsten Pflicht überschreitet, der verfällt Mächten, die er nicht bezwingen kann. Nicht das Maß des Menschlichen,
welches die edle, hoch tragende, ungeahnte Kräfte erweckende, läuterungsfähige Leidenschaft mit einschließt, sondern jenes,
welches die Leidenschaft ausschließt, ward das Maß von Grillparzers Welt.
Daher konnte er sich einerseits eng an die klare Durchbildung und Gestaltung des Stoffes, an die Formenschönheit unsrer klassischen
Dichtung anschließen und blieb anderseits doch durch eine tiefe Kluft von derselben getrennt. Nur in der Darstellung derLiebe,
als der natürlichsten, unvermeidlichsten und edelsten der Leidenschaften, fand eine Vermittelung statt.
Die Hauptstärke Grillparzers lag in der Entwickelung des Liebesgefühls zu einer dramatischen Handlung, daher in gewissem
Sinn die Tragödien: »Sappho« und »Des Meeres und der LiebeWellen«
[* 18] (worin die Sage von Hero und Leander behandelt ist) als seine
vollendetsten Werke gelten können. Von 1821 an, wo im Wiener Hofburgtheater die Trilogie »Das GoldeneVlies«
(Wien 1822) mit großem Erfolg aufgeführt ward, deren letzter Teil, die Tragödie »Medea«, rasch über alle deutschen Bühnen
ging und durch die Heroinenrolle des Titels sich auf den Brettern behauptete, zählte Grillparzer etwa ein Jahrzehnt lang zu
den begünstigten Dramatikern. 1825 wurde die Tragödie »König OttokarsGlück und Ende« (Wien 1825),
1828 »Ein treuer Diener
seines Herrn« (das. 1830),
1834 das Drama »Der Traum ein Leben« (das. 1840)
mit großem Erfolg im Wiener Burgtheater aufgeführt. Die litterarische Strömung indes, welche nach 1830 im
eigentlichen Deutschland
[* 19] herrschend und maßgebend geworden war, zeigte sich gegen Grillparzer feindselig; seine Vorzüge galten
ihr nichts, seine Mängel wußte die jungdeutsche Kritik scharf hervorzuheben. Grillparzer selbst litt unter der Ungunst seiner heimischen
Zustände. Seine äußere Situation war lange Zeit hindurch eine so beschränkte, daß sie ihn verurteilte,
lebenslang nur der Bräutigam seiner Jugendgeliebten, KatharinaFröhlich, zu bleiben.
Jede größere Reise (Grillparzer ging 1819 nach Italien,
[* 20] 1826 durchreiste er Deutschland, 1838 hielt er sich mehrere Monate in Paris auf, 1843 sah
er Athen
[* 21] und Konstantinopel)
[* 22] rückte ihm den Widerspruch seiner Ideale und der heimischen Verhältnisse immer
unabweislicher vor Augen. Trotz seiner unzweifelhaften Loyalität hatte er mit dem stupiden Zensurdruck der Sedlnitzkyschen
Zeit zu kämpfen, mehrere seiner besten lyrischen Gedichte wurden unterdrückt und ihm die Lust zur Herausgabe einer Sammlung
verleidet.
Schließlich gesellte sich 1838 noch eine förmliche Niederlage seines Lustspiels
»Weh dem, der lügt« (Wien
1848) bei der ersten Aufführung im Burgtheater hinzu. Grillparzer beschloß, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, und hielt
diesen Entschluß unverbrüchlich, ohne darum der Ausübung der poetischen Kunst zu entsagen. In den nächstfolgenden Jahrzehnten
entstanden die Dramen: »Libussa«, »Die Jüdin von Toledo«,
[* 23] »Ein Bruderzwist im HauseHabsburg« sowie das stimmungsvolle Fragment
»Esther« und zahlreiche lyrische Dichtungen.
Erst seit 1848 aber drangen wieder einzelne poetische Leistungen Grillparzers in die Öffentlichkeit, so sein berühmtes Gedicht
»An Radetzky«. Seit 1850 begann man sich dann in Österreich, vereinzelt auch in Deutschland bewußt zu werden, welch einen
Dichter man in Grillparzer besitze. Auf das Haupt des alternden Mannes häuften sich die Ehren und Anerkennungen, die
er in schöpfungskräftigen Tagen bitter entbehrt hatte. 1847 zum Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ernannt,
durch mehrere Orden
[* 24] ausgezeichnet, 1859 von der UniversitätLeipzig
[* 25] bei Gelegenheit des Schiller-Jubiläums zum Ehrendoktor
krëiert, 1861 zum lebenslänglichen Mitglied des österreichischen Herrenhauses, 1846 zum Ehrenbürger
der Stadt Wien erhoben, 1871 an seinem 80. Geburtstag in unerhört glänzender Weise gefeiert, erlebte Grillparzer halb erfreut, halb
wehmütig resigniert die späte Genugthuung. Er starb Erst nach seinem Tod erschien eine Ausgabe seiner »Sämtlichen
Werke« (Stuttg. 1872, 10 Bde.; 3. Ausg.
1881),
herausgegeben von H. Laube und JosephWeilen, welche neben allen genannten Dramen auch die Gedichte,
die wenigen Novellen (unter ihnen das Meisterstück: »Der arme Spielmann«),