lang seine Rechtsstudien fort und begab sich 1800 wieder nach Jena, wo er von nun an ganz seinen Neigungen lebte. Später siedelte
er nach Weimar, dann nach Hamburg über, wo er starb. Seine poetischen Übertragungen zeichnen sich durch Reinheit
und Gewandtheit der Sprache und glückliches Treffen des originalen Tons aus;
Bojardos »Verliebter Roland« (Stuttg. 1835-37, 3 Bde.)
u. a. Seine eignen Gedichte und kleinern Übersetzungen erschienen in 2 Bändchen
(Stuttg. 1829, 2. Aufl. 1859).
1) einer der Kniebisbadeorte, im bad. Kreis Offenburg, im Renchthal, 580 m ü. M., hat (1885) 894 meist
kath. Einwohner, 2 Badehäuser, 5 Kurhäuser und 8 Mineralquellen, von denen 4 erdig-salinische, 4 reine Eisensäuerlinge sind.
Die letztern enthalten etwas mehr freie Kohlensäure, die erstern dagegen mehr feste Bestandteile (schwefelsaures Natron und
Eisen). Die jährliche Durchschnittswärme der Luft beträgt 8,5,° die der Quellen 9-10° C. Die Kur in Griesbach erweist sich wirksam
gegen Schwächezustände, sobald sie vom Blutsystem ausgehen, Anämie, Oligämie, Chlorose, Krankheiten des Nervensystems, Frauenkrankheiten
etc. Die Zahl der Kurgäste betrug 1885: 988. hat ferner bedeutende Harz-, Pech- und Baumwachsfabrikation, Fruchtbranntweinbrennerei,
Mineralwasserversand und Holzhandel.
Vgl. Haberer, Die Renchbäder Petersthal und Griesbach (Würzb. 1866). -
2) Flecken im bayr. Regierungsbezirk Niederbayern, an der Linie Rosenheim-Eisenstein der Bayrischen Staatsbahn, hat ein Bezirksamt,
ein Amtsgericht und (1885) 1264 kath. Einwohner.
Johann Jakob, biblischer Kritiker, geb. zu Butzbach im Großherzogtum Hessen, widmete sich vorzugsweise
der Kritik des neutestamentlichen Textes und machte zu diesem Zweck 1769 und 1770 eine gelehrte Reise durch Deutschland, Holland,
England und Frankreich. Im J. 1771 habilitierte er sich zu Halle als akademischer Dozent, ward 1773 daselbst
außerordentlicher Professor, folgte 1776 dem Ruf als ordentlicher Professor der Theologie nach Jena, wo er starb.
Sein bleibendes Verdienst besteht in einer großartigen Textrevision des Neuen Testaments: »Synopsis Evangeliorum« (Halle 1774-75, 2 Bde.; 3. Aufl.
1809);
»Novum Testamentum« (das. 1775-77, 2 Bde.; 2. Aufl. 1796 u.
1806; 3. Aufl., hrsg. von D. Schulz, Berl. 1827, Bd. 1).
Dazu kommen noch: »Symbolae criticae ad supplendas et corrigendas
varias lectiones N. T.« (Halle 1785-93, 2 Bde.);
»Commentarius criticus in textum graecum N. T.« (Jena 1798-1811, 2 Bde.) und
»Opuscula academica«, herausgegeben von Gabler (das. 1824-25, 2 Bde.).
1) Jakob, genannt Jacobus Allemannus oder Jakob von Ulm, Glasmaler, wurde 1407 zu Ulm geboren, ging als Soldat
nach Italien, trat um 1440 als Laienbruder in den Dominikanerorden zu Bologna und widmete sich dort der Glasmalerei. Er starb 1491 daselbst.
Von seinen Glasgemälden hat sich nur ein Fenster in San Petronio zu Bologna erhalten, dessen Stil ein Gemisch
aus deutschem und italienischem Realismus ist. Er wurde im 19. Jahrh. selig gesprochen.
2) Theodor, Schriftsteller, geb. zu Kirnbach bei Hornberg im Schwarzwald, studierte in
Tübingen Theologie, war eine
Zeitlang im geistlichen Amte thätig, widmete sich aber schließlich der Schriftstellerei. Er debütierte
mit den beifällig aufgenommenen »Silhouetten aus Schwaben« (Heilbr. 1838; 4. Aufl., Stuttg.
1868),
redigierte 1839-41 die Zeitschrift »Der schwäbische Humorist« und trat dann in eine Buchhandlung
ein, bis ihn die Wogen des Jahrs 1848 wieder an die Öffentlichkeit rissen. Er gründete das demokratische
Blatt »Die Volkswehr«, verfiel einem Hochverratsprozeß und mußte
zwei Jahre in Untersuchungshaft auf dem Hohenasperg verbringen. Schließlich von den Geschwornen freigesprochen, wanderte er
nach Nordamerika aus, kehrte aber 1857 nach Stuttgart zurück, wo er starb.
Von seinen Werken, die zum Teil dem historischen Roman angehören, sind die bedeutendsten: »Lebende Bilder
aus Amerika« (Stuttg. 1858);
»Emigrantengeschichten« (das. 1858, 2 Bde.);
»Die alte Brauerei, oder Kriminalmysterien aus New York« (Tuttl. 1859; neue Ausg., Leipz. 1873);
»Mysterien des Vatikans« (4.
Aufl., Stuttg. 1865);
»Die Jesuiten« (das. 1866, 2 Bde.);
»Das Damenregiment an den verschiedenen Höfen Europas« (das. 1866-70, 4 Bde.);
»Württemberg, nach seiner Vergangenheit und Gegenwart in Land und Leuten geschildert« (das.
1866) und »Zwölf Schicksalswege« (das. 1870, 3 Bde.).
3) Wilhelm, Mediziner, geb. zu Stuttgart, studierte in Tübingen, Zürich
und Paris, war 1839-41 Assistenzarzt Zellers an der
Irrenheilanstalt Winnenthal in Württemberg, machte 1841-42 wissenschaftliche Reisen nach Paris, Belgien
und Wien und wurde 1843 Assistenzarzt Wunderlichs an der Tübinger Klinik. 1847 ward er zum außerordentlichen Professor ernannt, 1849 ging
er als ordentlicher Professor der Poliklinik und Pathologie nach Kiel, 1850 als Leibarzt des Vizekönigs Abbas Pascha, Direktor
der medizinischen Schule zu Kasr el Ain und Präsident des Conseil de santé für Ägypten nach Kairo, kehrte
aber 1852 nach Europa zurück, veröffentlichte die Resultate seiner Studien über die Krankheiten in Ägypten und folgte 1854 einem
Ruf als Professor der medizinischen Klinik und Pathologie nach Tübingen. 1860 als Professor der medizinischen Klinik und Pathologie
nach Zürich
berufen, errichtete er in dem alten Irrenhaus eine psychiatrische Klinik und nahm an der Einrichtung
der neuen Irrenanstalt teil. Ostern 1865 folgte er einem Ruf nach Berlin als Professor der Poliklinik und Psychiatrie und dirigierender
Arzt an der Charitee in den Abteilungen für Gemüts- und Nervenkrankheiten. Er starb Griesingers Bedeutung
liegt auf dem Gebiet der Geisteskrankheiten, für welche er in seiner »Pathologie und Therapie der psychischen Krankheiten« (Stuttg.
1845; 4. Aufl., Braunschw. 1876) zum erstenmal eine wirklich wissenschaftliche
Darstellung des Gesamtmaterials gab. Er führte das sogen. No-restraint-System durch und
machte auch weitgehende Vorschläge für die Reform des Irrenanstalts- und Verpflegungswesens, welche einen
jahrelangen Streit hervorriefen, dem er erst durch den Tod entzogen wurde. Für Virchows »Handbuch der speziellen Pathologie
und Therapie« schrieb er die »Infektionskrankheiten« (2. Aufl.,
Erlang. 1864),
und seit 1867 gab er ein »Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten« (Berl.) heraus. Nach seinem Tod erschienen
noch »Gesammelte Abhandlungen« (Berl.
1872, 2 Bde.).
Vgl. Wunderlich, W. Griesinger Biographische Skizze (Leipz. 1869).