mehr
in hohem
Grad ab und sind als Verderbnisse der griechischen
Sprache
[* 2] zu betrachten, da sie nicht nur eine
Menge fremder barbarischer
und veralteter
Wörter aufnahmen und den vorhandenen Wörtern neue Bedeutungen gaben, sondern auch in den
Lauten und
Flexionen
große Veränderungen einreißen ließen. Die erstere ging aus einer Mischung des
Griechischen mit dem
Makedonischen hervor und verbreitete sich mit der makedonischen
Herrschaft über die unterworfenen barbarischen
Nationen, von
denen sie vieles aufnahm.
Die letztere ist die in
Alexandria herrschende Volkssprache, die sich aus der Vermischung von attischen und makedonischen
Elementen mit jüdischen und ägyptischen bildete und von der Gemeinsprache sehr verschieden war.
In diesem
Dialekt ist das
Alte Testament übersetzt (s.
Septuaginta); auch die Verfasser der neutestamentlichen
Schriften und
die
Kirchenväter haben sich teilweise derselben bedient, weshalb man sie auch die kirchliche
Mundart nennt (s.
Hellenismus).
Im Verlauf der Zeit artete die immer griechische Spracheimmer mehr im
Munde des
Volkes aus, indem sie nicht nur eine große Anzahl
von fremden
Ausdrücken aufnahm, sondern auch immer mehr den
Sinn für den richtigen
Gebrauch der
Wörter, der grammatischen
Formen und der syntaktischen
Konstruktionen verlor. Am stärksten tritt die Zerrüttung in den Werken der byzantinischen Schriftsteller
entgegen, welche um die Zeit der
Einnahme
Konstantinopels verfaßt sind. Aus dieser völlig verderbten,
mit zahllosen fremden
Elementen versetzten
Gräzität bildete sich nach der Zerstörung des griechischen
Reichs durch die
Türken
(1453) die neue griechische Sprache (s.
Neugriechische Sprache und Litteratur).
Die Buchstabenschrift entlehnten die Griechen nebst der Benennung der einzelnen Buchstaben von den Phönikern. Anfänglich wurde auch die bei diesen übliche linksläufige Schrift beibehalten. Aus der Vermischung der allmählich aufkommenden rechtsläufigen Schreibweise mit der linksläufigen entwickelte sich die furchenförmige Anordnung der Zeilen (Bustrophedon), welche in Athen [* 3] im Zeitalter Solons bei öffentlichen Urkunden angewendet wurde. Zur ausschließlichen Geltung gelangte die rechtsläufige Schreibweise im 5. Jahrh. v. Chr. Von den 22 Buchstaben des phönikischen Alphabets, von dessen fünf Hauchzeichen vier in Vokalzeichen umgewandelt wurden (aleph = a, he = e, iod = i, aion = o), während das fünfte (chet) seine Bedeutung als Hauchzeichen (Η) zunächst behielt, kamen allmählich die Zeichen vau, koppa und sampi für den Schriftgebrauch in Wegfall, anderseits erfanden die Griechen im Lauf der Zeit besondere Zeichen für y, ph, ch, ps und für das lange o, welche an das Ende der phönikischen Buchstabenreihe angefügt wurden. Schließlich wurde das Zeichen für den Hauchlaut zur Bezeichnung des langen e verwendet. Dieses so vervollständigte Alphabet von 24 Buchstaben:
Alpha (Α, α, a)
Beta (Β, β, b)
Gamma (Γ, γ, g)
Epsilon (Ε, ε, ĕ)
Zeta (Ζ, ζ, z)
Eta (Η, η, ē)
Theta (Θ, θ, th)
Iota (Ι, ι, i)
Kappa (Κ, κ, k)
Lambda (Λ, λ, l)
My (Μ, μ, m)
Ny (Ν, ν, n)
Xi (Ξ, ξ, x)
Omikron (Ο, ο, ŏ)
Pi (Π, π, p)
Rho (Ρ, ρ, r)
Sigma (Σ, σ, ς, s, s)
Tau (Τ, τ, t)
Ypsilon (Υ, υ, y)
Phi (Φ, φ, ph)
Chi (Χ, χ, ch)
Psi (Ψ, ψ, ps)
Omega (Ω, ω, ō)
(vgl. auch die Schrifttafel beim Art. »Schrift«) wurde zuerst von den kleinasiatischen Ioniern angewendet und als die vollkommenste Darstellung des griechischen Lautsystems von den übrigen griechischen Stämmen allmählich angenommen. Dies fand in Athen 403 v. Chr. unter dem Archontat des Eukleides statt, wo das schon früher im Privatgebrauch verwendete ionische Alphabet durch Volksbeschluß für den offiziellen Gebrauch eingeführt wurde.
Vgl. Kirchhoff, Studien zur Geschichte des griechischen Alphabets (3. Aufl., Berl. 1877).
Über die griechischen Zahlzeichen s. Ziffern.
Was die Aussprache des Griechischen betrifft, so bestehen zweierlei Arten. Die Erasmische Aussprache, von ihrem Urheber Erasmus von Rotterdam [* 5] in dem »Dialogus de recta latini graecique sermonis pronuntiatione« aufgestellt, geht von dem Grundsatz aus, daß die griechischen Buchstaben den entsprechenden Lauten gemäß, also rein phonetisch auszusprechen seien. Obgleich diese Aussprache mit der Aussprache der Neugriechen in scharfem Widerspruch steht und oft als ungriechisch angefochten worden ist, so hat sie doch nicht bloß wegen ihrer Leichtigkeit und Bequemlichkeit, sondern auch wegen ihrer relativen Richtigkeit fast überall über die Reuchlinsche den Sieg davongetragen.
Letztere verlangt, daß der eigentümliche Klang der griechischen Buchstaben von den Neugriechen erlernt werden müsse, und spricht also αυ und ευ wie af und ef, η, ει, οι, υ und υι sämtlich wie i, αι wie e aus. Die Verteidiger der Erasmischen Aussprache hießen, weil sie η wie e aussprachen, Etazisten (Etazismus), die der Reuchlinschen wegen des vorlautenden i Itazisten (Itazismus).
Vgl. insbesondere Blaß, Die Aussprache des Griechischen (2. Aufl., Berl. 1882).
Von den Accentzeichen findet sich auf den ältesten
Denkmälern griechischer
Schrift keine
Spur; in der
makedonischen
Zeit wurden sie infolge des abnehmenden Sprachgefühls zur Bezeichnung des richtigen
Tons notwendig und von
den
Grammatikern
Aristophanes von Byzanz (um 200
v. Chr.) und
Aristarchos eingeführt; bereits vor dem
Zeitalter des
Dionysios
Thrax (60
v. Chr.) kamen sie in die
Handschriften.
Die Bekanntschaft des Abendlandes mit der griechischen Sprache ward durch die griechischen Flüchtlinge Chrysoloras, Laskaris und Theodor Gaza, ferner durch Bessarion, Gemistos Pletho, Hermonymos von Sparta, Joannes Argyropylos, Demetrios Chalkondylas u. a. vermittelt, welche (die meisten nach Eroberung Konstantinopels durch die Türken) nach Italien [* 6] kamen. Unter den alten Griechen war die Pflege der wissenschaftlichen Grammatik schon eifrig getrieben worden (vgl. Grammatiker). In Deutschland [* 7] ward die griechische Sprache zuerst 1518 grammatisch behandelt von Erasmus und Reuchlin, dann von Melanchthon, Neander, Sylburg; in Frankreich von Clénard, H. Stephanus (Etienne) u. a., freilich noch in sehr dürftiger Weise.
Eine kritische und wissenschaftlichere Bearbeitung erfuhr die griechische Grammatik erst später, als die philosophische Forschung ihr zu Hilfe kam; namentlich zeichneten sich die Holländer Hemsterhuis und Valckenaer durch scharfsinnige Untersuchungen aus. Es erschienen in Deutschland seitdem zahlreiche auf die Grammatik der griechischen Sprache bezügliche Werke, unter denen aber nur die Grammatik von Weller (Amsterd. 1696 u. öfter; neu hrsg. von Fischer, Leipz. 1750 u. öfter, zuletzt 1781), die sogen. Hallesche (seit 1705) und die Märkische (vermehrt von Hülsemann, Leipz. 1802) erwähnt zu werden verdienen. Als die gediegensten Arbeiten der neuern und neuesten Zeit sind hervorzuheben die Sprachlehren von H. Matthiä (Leipz. 1807; 3. Aufl., ¶
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das. 1835, 3 Bde.), Buttmann (Berl. 1819-27, 2 Bde.; 2. Aufl. mit Zusätzen von Lobeck, das. 1830-39, 2 Bde.), F. Thiersch (Leipz. 1812, 3. Aufl. 1826), Kühner (2. Bearbeitung, Hannov. 1869-71, 2 Bde.), Rost (Götting. 1816, 7. Aufl. 1856), K. W. Krüger (Berl. 1852; 5. Aufl. 1873-79, 2 Bde.), R. Westphal (Jena [* 9] 1870-72, Bd. 1 u. 2); als Schulgrammatiken die von Buttmann (17. Aufl., Berl. 1875), Kühner (6. Aufl., Hannov. 1881), Griechische Curtius (15. Aufl., Prag [* 10] 1882), E. Koch (11. Aufl., Leipz. 1885), Bäumlein (5. Aufl., Stuttg. 1876). Die Syntax im besondern wurde bearbeitet von Bernhardy (Berl. 1829), Madvig (2. Aufl., Braunschw. 1884), die Etymologie von Curtius (5. Aufl., Leipz. 1879) und Vanicek (»Griechisch-lateinisches etymologisches Wörterbuch«, das. 1877, 2 Bde.); einzelne Partien der Formenlehre namentlich von Lobeck in »Pathologiae sermonis graeci prolegomena« (das. 1843),
»Pathologiae graeci sermonis elementa« (Königsb. 1853-62, 2 Tle.) und »Rhematikon« (das. 1846) und von Curtius in »Das Verbum der griechischen Sprache« (2. Aufl., Leipz. 1880). Wichtig für die griechische Grammatik ist auch Hermanns Schrift »De emendanda ratione graecae grammaticae« (Leipz. 1801) sowie dessen Bearbeitung von Vigers Werk »De praecipuis graecae linguae idiotismis« (4. Aufl., das. 1834). Eine vergleichende Grammatik des Lateinischen und Griechischen lieferte Leo Meyer (2. Aufl., Berl. 1882 ff., 2 Bde.); eine etymologische Darlegung des griechischen Sprachschatzes auf sprachvergleichender Grundlage versuchte Benfey im »Griechischen Wurzellexikon« (das. 1839-1842, 2 Bde.). Die griechische Lexikographie begründeten schon die alten griechischen Grammatiker, von deren Thätigkeit noch wertvolle Reste erhalten sind, namentlich in den Werken des Pollux, Harpokration, Hesychios, Suidas, dem sogen. »Etymologicum magnum« u. a. Das erste umfassende lexikalische Werk nach der Erneuerung der klassischen Studien ist des H. Stephanus »Thesaurus linguae graecae« (1572). Im Geiste der Hemsterhuisschen Schule bearbeitete Schneider das erste größere »Griechisch-deutsche Wörterbuch« (Züllichau 1797-98, 2 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1819-21),
das von Passow seinem »Handwörterbuch der griechischen Sprache« (das. 1819-24, 2 Bde.; 4. Aufl. 1831; neu bearbeitet von Rost, Palm, Kreußler, Keil, Peter und Benseler, das. 1841-57, 4 Bde.) zu Grunde gelegt ward. Treffliche Wörterbücher sind ferner die von Rost (Gotha [* 11] 1820; 4. Aufl., 7. Abdruck, Braunschw. 1871), Jacobitz und Seiler (3. Aufl., Leipz. 1876) und von Pape (3. Aufl., Braunschw. 1880, 2 Bde.), der seinem Werk als besondere Abteilung auch ein »Wörterbuch der griechischen Eigennamen« (3. Aufl., bearbeitet von Benseler, das. 1863-70) beigegeben hat. Die umfassendste Arbeit auf dem Gebiet der griechischen Lexikographie ist die neue Bearbeitung des »Thesaurus« von H. Stephanus (Par. 1829-63, Bd. 1-9), die aber trotz ihres Reichtums in Bezug auf Plan und Behandlung manches vermissen läßt. Unter den deutsch-griechischen Wörterbüchern sind die von Franz (Hannov. 1838, 2 Bde.), Rost (10. Aufl., Götting. 1874), Pape (3. Aufl. von Sengebusch, Braunschw. 1872), Jacobitz und Seiler (2. Aufl., Leipz. 1871) zu nennen.