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in den Griechen zerstört. Aber die hellenische Bildung blieb, zwar nicht in der idealen Höhe und Reinheit, in der künstlerischen Schöpferkraft des Perikleischen Zeitalters: der Hellenismus ging mehr ins Breite; [* 2]
wissenschaftliche Erörterung trat an die Stelle philosophischen Denkens, formale Vollendung in der Kunst an die Stelle originaler Schöpfung;
die Bildung hielt sich nicht frei von fremdartigen Bestandteilen.
Trotzdem beugten sich die rauhen Eroberer willig vor der Hoheit des hellenischen Geistes, betrachteten es mit Stolz als ihre Aufgabe, ihn zu verbreiten, und während das griechische Volk in Knechtschaft und Verachtung verkümmerte, beherrschte es die Welt durch seine Sprache, [* 3] Kunstbildung und Denkformen.
Die Schlacht von Chäroneia erschien den Zeitgenossen nicht als eine so endgültige Entscheidung, daß nun alle selbständige Politik für immer ohne Erfolg hätte bleiben müssen. Philipps plötzlicher Tod (336) ließ Herstellung der Unabhängigkeit hoffen. Demosthenes sprach begeisternd für die Freiheit, Theben rüstete zum Kampf auf Leben und Tod. Aber der Widerstand, welchen Alexander vor Theben fand, hatte 335 den Untergang dieser Stadt zur Folge. Von Athen [* 4] ward die Rache durch Phokions und Demades' Fürbitten abgewandt; es wurde von Alexander aus Rücksicht auf seine geistige Größe für frei erklärt. An Alexanders glorreichem Feldzug gegen Persien [* 5] nahmen nur wenige Hellenen Anteil; desto mehr fochten gegen ihn in persischem Sold und machten auf dem Schlachtfeld dem hellenischen Namen Ehre. In Hellas selbst aber erregte persisches Gold [* 6] neue Gärung.
Heimatlose Thebaner und Arkadier griffen zu den Waffen; [* 7] Agis II., König von Sparta, gleichfalls von Dareios gewonnen, und, dem Beispiel Spartas folgend, auch die Eleier, Achäer, alle Arkadier außer denen von Megalopolis rüsteten. Aber das Bundesheer wurde (330) von Antipatros besiegt, worauf Sparta durch eine Gesandtschaft seine Unterwürfigkeit erklärte. Nach Alexanders Tod (323) erregte Leosthenes, ein kühner Söldnerhauptmann, im Wetteifer mit dem aus der Fremde zurückgerufenen Demosthenes die Athener zum Aufstand; mit ihnen ergriffen die Ätolier, Argeier, Epidaurier, Eleier, Messenier, Thessalier, Lokrer und Phoker die Waffen.
An den festen Mauern der Stadt Lamia (woher der Name Lamischer Krieg) aber brach sich der Ungestüm der Hellenen, und ihre Niederlage bei Krannon (322) beugte sie unter das drückende Joch ihres Siegers Antipatros. Athen mußte seine großen Redner und Patrioten Demosthenes, Hypereides u. a. preisgeben und kam, wie die andern griechischen Staaten, unter die Gewalt makedonisch gesinnter Dynasten, die durch makedonische Besatzungen etwanige Freiheitsgelüste im Zaum hielten.
Dieser Zustand dauerte unter Kassandros, Antipatros' Sohn, mehrere Jahre fort. Um einen Angriff auf Kassandros zu unterstützen, wurden die Hellenen 315 von Antigonos und Ptolemäos scheinbar für frei erklärt, und der Sohn des erstern, Demetrios Poliorketes, vertrieb 307 die Besatzungen des Kassandros und schlug in Athen seinen Sitz auf. Zu wirklicher Freiheit rang sich Rhodos empor, das sogleich nach Alexanders Tode die makedonische Besatzung vertrieben, darauf sich an Ptolemäos Lagi angeschlossen hatte und (304) den Kampf mit Demetrios siegreich bestand.
Nach der Entscheidungsschlacht bei Ipsos (301) fielen mehrere Städte, worunter auch Athen, auf kurze Zeit von Demetrios ab; er gewann indes das Verlorne bald wieder und nach Kassandros' Tod noch Makedonien dazu. Als Pyrrhos von Epirus und Ptolemäos seine Herrschaft brachen, griffen die Athener noch einmal zu den Waffen und erstürmten unter Anführung des wackern Olympiodoros das von den Makedoniern besetzte Museum (288); auch die Hafenstädte wurden wiedergewonnen und die Makedonier bei Eleusis geschlagen (287). In Athen wirkte für die wiederhergestellte Demokratie des Demosthenes Schwestersohn Demochares, der zugleich durch eine gute Finanzverwaltung sowie durch Freundschaftsbündnisse mit den Königen Lysimachos und Ptolemäos den Wohlstand des in gänzliche Ohnmacht versunkenen Staats, an dessen Spitze er bis an seinen Tod (zwischen 280 und 270) stand, wieder etwas erhob. In Böotien, Megara, Korinth [* 8] und einigen peloponnesischen Städten behauptete sich aber des Demetrios Sohn Antigonos Gonatas, welcher nach Zurückweisung des Einfalls der Gallier (279) und nach dem Tode des Pyrrhos (272) die Herrschaft in Makedonien und Griechenland [* 9] wiedergewann. Den Besitz von Griechenland suchte er durch Besatzungen (besonders in Demetrias, Chalkis und Akrokorinth, den »drei Fesseln Griechenlands«) und Tyrannenherrschaften zu sichern. Auch Athen mußte 262 makedonische Besatzung in Munychia und im Piräeus aufnehmen, sollte aber dessenungeachtet als freie Stadt gelten.
Griechenland während des Kampfes zwischen Makedonien und Rom.
Noch einmal thaten sich die Griechen zusammen, um politische Geltung zu erlangen; es bildeten sich der Ätolische und der Achäische Bund, ersterer in Mittelgriechenland, letzterer im Peloponnes. Beide aber bekämpften sich untereinander, und in dem Peloponnes entstand ein erbitterter Kampf zwischen dem Achäischen Bund unter Aratos und Sparta unter Kleomenes (225). Aratos rief endlich den makedonischen König Antigonos Doson zu Hilfe und zur Herrschaft über den Bund, der sich demselben in die Arme werfen mußte.
Antigonos kam (224), und seinem Sieg über Kleomenes bei Sellasia (221) folgten die Besetzung Spartas und seine Verbindung mit den Achäern, Böotiern, Phokern, Thessaliern, Akarnaniern und Epiroten zu einem unter Makedoniens Oberhoheit stehenden Bund. Der 215 ausbrechende Krieg zwischen Philipp von Makedonien und Rom [* 10] schien den Hellenen eine Besserung ihrer Lage zu versprechen. Die Ätolier schlossen sich den Römern an und reizten sie nach Beendigung des Kriegs (205) zur Erneuerung des Kampfes 200. Die Achäer wurden 198 auch von den Römern gewonnen, und als Flamininus durch die Schlacht bei Kynoskephalä (197) Philipp zum Frieden und zur Zurückziehung seiner Besatzungen aus allen hellenischen Orten genötigt hatte, wurde bei den Isthmischen Spielen 196 nach Anordnung des römischen Konsuls feierlichst die Freiheit der Hellenen durch einen Herold ausgerufen und der Freiheitsspender von dem Volk mit dem ausschweifendsten Jubel begrüßt.
Sehr bald aber brachen Zwietracht und offener Krieg von neuem aus. Die Ätolier fühlten sich durch die Anerkennung des Achäischen Bundes von seiten der Römer [* 11] zurückgesetzt und in ihrer Hoffnung auf Vermehrung ihrer Macht getäuscht und fielen, als der König von Syrien, Antiochos, 192 in Griechenland landete, von Rom ab. Aber der Sieg der Römer über Antiochos und die Ätolier bei Thermopylä (191) gab diese ihrer Rache preis, und sie mußten sich 189 den härtesten Bedingungen unterwerfen, welche die politische Bedeutung des Ätolischen Bundes vernichteten. Auch die Achäer fühlten bald die eiserne Faust der strengen Bundesgenossen und die Tücke der römischen ¶
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Gesandtschaften, von denen ihre Städte nicht leer wurden, immer empfindlicher. Gleichwohl erlangte jetzt der Bund durch Herbeiziehung Spartas nach des Nabis Sturz und durch den Zutritt von Herakleia in Trachis seine größte Ausdehnung. [* 13] Aber Philopömen, der den Abfall Messeniens nicht hatte hindern können, endete in den Banden der Messenier durch gewaltsamen Tod (183). Mit ihm brach die letzte Stütze des Achäischen Bundes zusammen. Zwar rächte sein treuer Gehilfe und Nachfolger Lykortas seinen Tod und zwang das abtrünnige Messenien, sich dem Bund wieder anzuschließen; aber dies war ein geringer Ersatz für die Beeinträchtigungen und Mißhandlungen, welche das hellenische Volk fortan und besonders seit dem Krieg der Römer mit Perseus [* 14] von jenen zu erdulden hatte.
Bei dem Ausbruch des Kriegs gab es der Unzufriedenen genug, und nicht alle hellenischen Staaten ergriffen die Waffen gegen Perseus. Die Bedrückungen, welche die römischen Befehlshaber ausübten, steigerten die Unzufriedenheit; aber mit ihr wuchs auch der Übermut der römisch gesinnten Partei, welche, von römischen Beamten und Soldaten beschützt, jegliche Unthat begehen durfte. Kallikrates lieferte (167) mehr als 1000 Achäer, darunter den Geschichtschreiber Polybios, zur Verurteilung nach Rom aus.
Noch 20 Jahre verflossen darauf unter innerm Hader und Verrat, unter römischen Bedrückungen und Aufhetzungen. Sparta trat wieder vom Achäischen Bund zurück und ward im Streit mit diesem von den römischen Schiedsrichtern begünstigt. Zum Ausbruch kam endlich der lange verhaltene Grimm der Achäer durch den Ausspruch des römischen Senats, daß Sparta, Korinth, Argos, Herakleia am Öta und das arkadische Orchomenos fortan nicht mehr Glieder [* 15] des Bundes sein sollten.
Den Führern Diäos und Kritolaos mangelten Kraft [* 16] und Mut, den letzten verzweifelten Kampf rühmlich zu bestehen. Dieser ward ebenso unbesonnen angefangen wie von den beiden Genannten schlecht geleitet und von ihren Scharen feig bestanden. Die Achäer wurden bei Skarpheia, die Arkadier bei Chäroneia von Metellus geschlagen, und nach Vernichtung des letzten Heers der Achäer bei Leukopetra 146 von L. Mummius Korinth erobert und zerstört und damit die Unterwerfung Griechenlands unter römische Herrschaft vollendet.
Griechenland unter römischer Herrschaft.
Griechenland ward jetzt von den Siegern ganz als unterworfenes Land behandelt, die Demokratie überall beseitigt, aristokratische Stadtverfassungen eingeführt und dem ganzen Land, welches unter dem Namen Achaia zu einer römischen Provinz gemacht wurde, eine Tributzahlung an Rom auferlegt, welche indes später erlassen wurde. Von den Römern begünstigt, und infolge besonderer Verhältnisse gediehen einzelne Orte wieder zu hoher materieller Blüte, [* 17] so namentlich Delos, das als Handelsemporium an Korinths Stelle trat.
Athens glänzende Vergangenheit achteten selbst die Sieger, indem sie der Stadt wenigstens der Form nach ihre freie Verfassung ließen. Als Athen aber auf des Demagogen Athenion Anstiften des Mithridates Partei ergriff, dem Heer desselben seine Thore öffnete und sich sogar zu verzweifeltem Widerstand gegen Sulla hinreißen ließ, ward es dafür mit einem furchtbaren Blutbad und mehrtägiger Plünderung heimgesucht (86). Auch Theben traf der Zorn des Siegers hart; es verlor die Hälfte seines Gebiets, um dem Sieger die Mittel zur Sühnung des am Heiligtum des olympischen Zeus [* 18] und am Apollontempel zu Delphi begangenen Frevels zu gewähren.
Noch waren die Wunden, die der Mithridatische Krieg dem Land geschlagen, nicht vernarbt, als es von den asiatischen Seeräubern, welche nach der Auflösung der Flotte des Mithridates das Mittelländische Meer beherrschten, arg heimgesucht ward. Sie setzten sich nicht allein auf einigen Inseln, wie Samos, Samothrake etc., fest, sondern landeten auch auf dem Festland und plünderten die noch vorhandenen Tempelschätze. Erst 67 wurden sie von Pompejus unterdrückt.
Athen behauptete unter allen griechischen Städten immer noch das größte Ansehen; nachdem es sich schon durch des Titus Pomponius Atticus Liberalität und des Pompejus Gunst wieder sichtlich gehoben, stand es in dem Bürgerkrieg zwischen Cäsar und Pompejus auf selten des letztern und reizte durch hartnäckigen Widerstand des Siegers Zorn. Aber Cäsar verzieh nicht nur der Stadt großmütig um des Ruhms der Altvordern willen, sondern bewilligte ihr selbst bedeutende Summen zu Verschönerungszwecken.
Nur das kleine Megara büßte seinen unzeitigen Trotz mit fast völliger Vernichtung seiner Bewohner. Den Thessaliern dagegen ward zum Lohn für geleistete Hilfe die Freiheit zu teil. 46 setzte sich der römische Diktator ein würdiges Denkmal seines Waltens in Griechenland durch den Wiederaufbau Korinths, das sich durch seine glückliche Lage und die Gunst der römischen Kaiser bald wieder zu einer der blühendsten Städte des griechischen Festlandes erhob. Antonius verzieh, wie Cäsar, den Hellenen bereitwillig ihre Sympathien mit den Mördern Cäsars, welche die Athener durch eine Bildsäule geehrt hatten, und bewies sich ihnen als Beschützer und Wohlthäter.
Doch war Hellas damals schon so entvölkert, daß es nicht einmal die wenigen Schiffe [* 19] zu bemannen vermochte, mit welchen Antonius dem Oktavian die Weltherrschaft streitig zu machen gedachte. Auch letzterer hielt es für seiner unwürdig, nachdem ihm die Weltherrschaft zugefallen, die schwachen Hellenen seinen Zorn fühlen zu lassen. Besonders hatte sich Sparta für die bei Actium geleistete Hilfe der Gunst des Kaisers Augustus zu erfreuen. Der Weltherrscher ehrte altspartanische Sitte nicht nur durch seine Teilnahme an den gemeinschaftlichen Mahlzeiten der Spartiaten, sondern vergrößerte Spartas Gebiet auch durch die Insel Kythera und einige Städte der Messenier, welche Antonius unterstützt hatten, und hob das Ansehen der Stadt, indem er ihr den Vorsitz einräumte bei den fünfjährigen Festspielen, welche auf dem Vorgebirge Actium zum Andenken des dortigen Siegs dem aktischen Apollon [* 20] geweiht wurden.
Nächst Sparta stand besonders die alte achäische Bundesstadt Paträ beim Kaiser in hoher Gunst; sie wurde ansehnlich erweitert, mit einer römischen Kolonie besetzt und für frei erklärt. Auch die zum Gedächtnis des Siegs bei Actium auf der dortigen Landzunge neu angelegte Stadt Nikopolis ward mit Römern und Hellenen bevölkert, in den Amphiktyonenbund aufgenommen und durch Beraubung andrer Städte mit altertümlichem Glanz ausgestattet. Paträ und Nikopolis, auch von den folgenden Kaisern begünstigt, erwuchsen in kurzer Zeit zu den bevölkertsten und reichsten Städten Griechenlands, wo sich alles sammelte, was die dahinschwindende Größe des alten Hellas noch in ihren Trümmern bewundern wollte.
Um so trauriger ist aber das Bild, welches Strabon kurz nach dieser Zeit von den Zuständen des übrigen Hellas entwirft. Das ganze nördliche Hellas, Epirus, Akarnanien, Ätolien und Lokris, war beinahe gänzlich entvölkert, die meisten Städte Trümmerhaufen, und die Reste der alten Einwohner lebten in Dörfern zerstreut unter dem Druck römischer ¶