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eingesetzt; spartanische Besatzungen unter einem Harmosten sicherten die Herrschaft derselben. Aber Lysandros, der mit der Ausführung dieser Maßregel betraut war, verfuhr dabei höchst gewaltthätig; die Roheit und niedrige Bildung der Harmosten verletzten auch die Bestgesinnten. An Stelle der freien Selbstregierung aller Gemeinden, welche Sparta bei Beginn des Kampfes gegen Athen [* 2] versprochen hatte, herrschte ein willkürlicher Terrorismus. Die Mittelstaaten, deren eifriger Beistand Sparta zum Sieg verholfen, sahen sich vom Anteil an der Siegesbeute und der Neuordnung der Dinge in Hellas gänzlich ausgeschlossen. und während Sparta eine ausschließliche Herrschaft beanspruchte, lähmte es seine Kraft [* 3] durch den Zwiespalt, der bald zwischen Lysandros und den Ephoren ausbrach.
Die Städte Kleinasiens gab es den Persern preis, und als es sich nach dem unglücklichen Ausgang des Zugs des jüngern Kyros gegen seinen Bruder, König Artaxerxes II. (401), um die ionischen Städte vor der Unterwerfung durch Tissaphernes zu schützen, zum Kriege gegen die Perser entschloß, führte es denselben drei Jahre (400-397) lang ohne Energie und mit geringem Erfolg. König Agesilaos, der 396 den Oberbefehl in Kleinasien erhielt, schien mehr Thatkraft zu entwickeln und Aussicht auf Erreichung seines Ziels zu haben. Aber ehe er die Freiheit der griechischen Städte sichern konnte, wurde er 394 auf einen andern Kriegsschauplatz abberufen.
In Griechenland [* 4] war es inzwischen zu einer Schilderhebung gegen Spartas Gewaltherrschaft gekommen. Lysandros hatte Theben mit Krieg überzogen, weil es die opuntischen Lokrer in einem Streit mit den Phokern unterstützt hatte, war aber bei Haliartos 395 besiegt und getötet worden. Dieser Erfolg ermutigte Theben, Korinth, [* 5] Argos und Athen, das 403 die Herrschaft der Dreißig abgeschüttelt und seine alte Verfassung wiederhergestellt hatte, einen Bund zur Befreiung von Sparta zu schließen, dem sich die meisten Staaten Mittel- und Nordgriechenlands anschlossen (Korinthischer Krieg, 395-387). Ihre Stellung auf dem Peloponnes behaupteten die Spartaner allerdings durch den Sieg bei Nemea, und auch in Mittelgriechenland bewährte der aus Asien [* 6] zurückkehrende Agesilaos das spartanische Übergewicht im Landkrieg in der Schlacht bei Koroneia (394); aber ihre mühsam errungene Seeherrschaft ging durch die Niederlage, welche Pharnabazos und der Athener Konon mit der persischen Flotte der spartanischen bei Knidos beibrachten, mit Einem Schlag verloren.
Alle Seestaaten fielen von ihnen ab; Konon brachte 393 die Kykladen zur Unterwerfung, besetzte Kythera und stellte in Athen die langen Mauern wieder her. Ein neuer attischer Seebund bildete sich, während der Landkrieg um Korinth in blutigen Gefechten ohne Entscheidung sich jahrelang hinzog. Endlich gelang es dem Spartaner Antalkidas, den Perserkönig auf die Seite der Spartaner zu bringen, und dieser gebot 387 auf dem Friedenskongreß zu Sardes den griechischen Staaten die Bedingungen des Friedens (Antalkidischer Friede): das Festland von Kleinasien und die Inseln Klazomenä und Cypern [* 7] sollten den Persern gehören, alle übrigen Hellenenstädte autonom sein, nur Lemnos, Imbros und Skyros den Athenern verbleiben. So endete der Krieg, der die Kräfte der Griechen wiederum aufrieb, mit der Schmach der Preisgebung der asiatischen Kolonien und der Zerbröckelung Griechenlands in eine Menge kleiner Gemeinwesen, die im Innern von Parteiungen zerfleischt wurden, untereinander in ewigen Fehden lagen.
Sparta machte sich aber diese Zersplitterung zu nutze, um seine eigne Hegemonie fester zu begründen und als eng geschlossener Militärstaat eine schiedsrichterliche, gebietende Stellung zu behaupten. Nachdem es schon früher Elis gezwungen, seine Periökenstädte freizugeben, vernichtete es 385 die Selbständigkeit Mantineias, unterdrückte 380 in Phlius die demokratische Verfassung und setzte eine Oligarchie unter dem Schutz einer spartanischen Besatzung ein; endlich nötigte es Olynth 380 zur Auflösung des blühenden Chalkidischen Bundes und bemächtigte sich 382 im Bund mit den Oligarchen durch einen verräterischen Handstreich der Kadmeia, der Burg Thebens.
Spartas Fall und die Hegemonie Thebens.
Diese That, von Phöbidas eigenmächtig unternommen, aber von den spartanischen Behörden gutgeheißen, brachte Sparta auf den Höhepunkt seiner Macht, die es unbekümmert um den tiefen Haß von ganz Hellas rücksichtslos handhabte, war aber zugleich der Anlaß zu seinem erschütternden Fall. Die nach Athen geflüchteten thebanischen Demokraten, an ihrer Spitze der jugendlich ungestüme Pelopidas, überfielen 379 Theben, ermordeten die oligarchischen Machthaber und stellten die alte Verfassung wieder her; die spartanische Besatzung der Kadmeia wurde zum Abzug genötigt.
Ein Angriff des Spartaners Sphodrias auf den Piräeus veranlaßte Athen, mit dem befreiten Theben ein Bündnis zu schließen. Die Thebaner rüsteten unter Leitung des Pelopidas und des Epameinondas rasch ein stattliches Heer, welches die Einfälle der Spartaner in Böotien abwehrte und die Hegemonie Thebens über die böotischen Städte wiederherstellte. Die Athener stifteten einen neuen Seebund, der in kurzem 70 Mitglieder zählte, und erfochten mit ihrer Flotte unter Chabrias 376 über die Spartaner bei Naxos einen glänzenden Seesieg; eine zweite spartanische Flotte wurde 375 von Timotheos, Konons Sohn, bei Leukas vernichtet.
Die Spartaner, durch diese und andre Unglücksfälle gebeugt, boten zum Frieden die Hand, [* 8] und 371 versammelten sich die Gesandten der griechischen Staaten, um über denselben zu verhandeln. Er kam zu stande auf der Grundlage des Antalkidischen Friedens; Sparta und Athen verständigten sich darüber, daß der Peloponnesische Bund und der neue Seebund bestehen bleiben sollten; Theben aber wurde vom Frieden ausgeschlossen, weil es die böotischen Städte, die es eben erobert, nicht freigeben wollte.
Den scheinbar unvermeidlichen Untergang seiner Vaterstadt wehrte Epameinondas durch seine Entschlossenheit und Kriegskunst ab. Er besiegte 371 bei Leuktra das Spartanerheer unter Kleombrotos durch die berühmte schräge Schlachtordnung. Jetzt schlossen sich die Völker Mittelgriechenlands meist an Böotien an und leisteten Heeresfolge, und die Thebaner, geleitet von so hervorragenden Männern wie Epameinondas und Pelopidas, konnten hoffen, die Vorherrschaft über Hellas auf den äolischen Stamm zu übertragen.
Mit Klugheit und Energie griffen sie in die Verhältnisse des Peloponnes ein, um die Macht Spartas an ihrer Wurzel [* 9] zu treffen. Sie schützten das neugebildete Gemeinwesen Gesamtarkadien mit der Hauptstadt Megalopolis gegen den Angriff des Agesilaos, fielen sogar in Lakonien ein und stellten die Selbständigkeit Messeniens wieder her; am Fuß des Bergs Ithome wuchs rasch die neue Stadt Messene empor, scharenweise strömten die vertriebenen Messenier in ihre wieder befreite Heimat. Aber trotz dieser Erfolge war Theben nicht fähig, die Hegemonie über das ganze ¶
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Griechenland zu erlangen, und mit der Herrschaft über einen Teil wollte es sich nicht begnügen. Auch die überlegene Feldherrnkunst seiner Führer und die Tapferkeit des Heers waren nicht imstande, alle Feinde zu überwinden. Pelopidas fiel 364 in Thessalien, Epameinondas 362 auf einem neuen Kriegszug nach dem Peloponnes in der Schlacht bei Mantineia. Die Macht Spartas hatten die Thebaner vernichtet, ihre eigne überlebte aber ihre großen Feldherren nicht lange. Thebens Erhebung hat die Zersplitterung und damit die Ohnmacht Griechenlands nur vermehrt. Die beiden neuen Staaten, Messenien und Arkadien, lähmten Sparta, ohne selbst zu größerer Kraft und Bildung zu gedeihen; auch der Peloponnes, welcher in allen Stürmen eine geschlossene Einheit, einen unversehrten Kern hellenischer Kriegsmacht gebildet hatte, war nun innerlich zerrissen und wehrlos.
Ende der griechischen Freiheit.
Nur Athen machte sich den Kampf seiner Nebenbuhler mit zeitweiligem Erfolg zu nutze; es verdrängte die von Epameinondas begründete thebanische Flotte aus dem Archipel, vereinigte die Inseln, wie Euböa, Chios, Samos, Rhodos, sowie die Städte an der makedonischen und thrakischen Küste unter seiner Hegemonie und bemächtigte sich auch wieder der Zugänge zum Pontus. Aber mit dem Glück der Athener kehrten auch ihre Fehler zurück. Das attische Volk belegte die Verbündeten wieder mit Steuern und Leistungen, verteilte Ländereien an Kleruchen; die Söldnerheere übten Erpressungen und willkürliche Gewalt, die Feldherren waren unfähig und hatten nur ihren persönlichen Vorteil im Auge. [* 11] So entstand infolge des Abfalls der hervorragendsten Verbündeten der Bundesgenossenkrieg (358-355), der Athens letzte Kräfte aufrieb und damit endete, daß es den abgefallenen Staaten Chios, Rhodos, Kos, Byzantion u. a. die Unabhängigkeit zugestehen mußte; die Autorität Athens als Bundesoberhaupt war dahin, die jährlichen Einkünfte des Bundes sanken auf 4,5 Talente herab.
Ebenso schwächten die Thebaner ihre Kräfte durch fortwährende Kämpfe mit ihren Nachbarn und untergruben das durch ihren Freiheitskampf erworbene Ansehen durch die Heuchelei, mit der sie ihre Herrschsucht und Rachgier hinter Frömmigkeit und Gottesfurcht versteckten. Sie erweckten das Amphiktyonengericht aus seiner politischen Bedeutungslosigkeit und ließen durch dasselbe die Phoker wegen widerrechtlicher Aneignung von delphischem Tempelgut zu einer hohen Geldbuße verurteilen und, als dieselben die Zahlung verweigerten, die Acht über sie aussprechen, um sie unter diesem Vorwand unterwerfen zu können.
Die Mitglieder des Amphiktyonenbundes wurden aufgeboten, um unter Führung Thebens diesen Spruch zu vollstrecken (dritter Heiliger Krieg, 355-346). Die Phoker, an deren Spitze entschlossene Feldherren standen, bemächtigten sich des Tempelschatzes von Delphi und warben große Söldnerheere, welche das Gebiet der Nachbarn weit und breit verwüsteten. Die Thessalier riefen endlich den König Philipp von Makedonien (359-336) zu Hilfe, der sofort auch in Thessalien festen Fuß faßte.
Die Athener erkannten die Gefahr, die Griechenland von diesem schlauen Staatsmann und tüchtigen Feldherrn drohte. Durch Besetzung der Thermopylen verwehrten sie ihm das Vordringen nach Hellas, auch unterstützten sie das von Philipp bedrohte Olynth. Noch waren in ihnen das Gefühl für nationale Ehre und die Liebe zur Freiheit nicht erstorben, und Phokion und der Redner Demosthenes waren bemüht, das Nationalgefühl und die Opferwilligkeit in ihrem Volk anzuspornen. Aber es fehlte den Athenern doch an nachhaltiger Thatkraft.
Olynth fiel 348, und die Phoker wurden 346 im Frieden des Philokrates preisgegeben. Philipp, von den Thebanern herbeigerufen, besetzte die Thermopylen und unterwarf die Phoker, über welche das rachsüchtige Amphiktyonengericht ein furchtbares Strafgericht verhängte; der Barbarenkönig wurde nun selbst in den Amphiktyonenbund aufgenommen und ihm der Vorsitz bei den Pythischen Spielen übertragen. Im Peloponnes schürte er den Haß der Arkadier, Messenier und Argeier gegen Sparta und erregte neue Fehden; in Athen selbst hatte er eine makedonische Partei, an deren Spitze die Redner Äschines, Philokrates und Demades standen.
Die Verurteilung Amphissas durch den Amphiktyonenrat gab dem makedonischen König Anlaß, einem allgemeinen Bündnis der thatkräftigen griechischen Staaten, das Demosthenes betrieb, durch einen neuen Einfall in Hellas zuvorzukommen; 338 rückte er durch die Thermopylen in Phokis ein, züchtigte Amphissa und bemächtigte sich des wichtigen festen Platzes Elateia. In dieser höchsten Gefahr vereinigten sich Athen und Theben und schickten ihre Heere Philipp entgegen. Anfangs errangen dieselben einige Vorteile, aber 2. Aug. 338 unterlagen sie in der Ebene von Chäroneia der überlegenen makedonischen Kriegskunst. Theben mußte eine makedonische Besatzung in die Kadmeia aufnehmen, die böotische Eidgenossenschaft wurde aufgelöst, die Führer der Nationalpartei büßten mit dem Tod.
Glimpflicher wurde Athen behandelt; es entsagte seiner Seeherrschaft und versprach den Beitritt zum hellenisch-makedonischen Bund, behielt aber seine staatliche Selbständigkeit. Darauf zog Philipp nach dem Peloponnes, wo er von den Feinden Spartas als Befreier begrüßt wurde und Sparta auf sein ursprüngliches Gebiet beschränkte. Auf einer allgemeinen Tagsatzung der griechischen Staaten zu Korinth 337 wurde die Autonomie derselben verkündet und Landfriede geboten; die Oberhoheit des Königs wurde anerkannt und ihm für den Kriegszug gegen die Perser der unbeschränkte Oberbefehl übertragen. Nur die Spartaner schlossen sich von diesem Zug aus.
Griechenland unter makedonischer Herrschaft.
So endete die politische Selbständigkeit der Hellenen. Es war keiner ihrer staatlichen Schöpfungen gelungen, durch die Hegemonie die Nation zu einem politischen Ganzen zu einigen; auch hatten sie keine föderative Gestaltung gefunden, welche in gleichberechtigter Stellung alle Stämme zu gemeinschaftlicher Politik vereinigte. In dem Kampf um die Herrschaft, welchen Athen und Sparta führten, verlor das erstere seine Macht, beide aber den sittlichen Schwung, den Idealismus, der zu großen Thaten begeistert.
Politische Erfolge erfordern eine stete Anspannung der sittlichen und materiellen Kräfte, und das hellenische Volk war seit dem Peloponnesischen Krieg erschlafft. Es verlor seine Freiheit an einen mächtigen Eroberer und erhielt dafür keinen Ersatz. Die griechischen Gemeinden wurden nicht in ein größeres Ganze aufgenommen, um als Glieder [* 12] desselben ein neues Leben zu beginnen; ebensowenig wurden sie unter sich ein Ganzes; sie blieben unverändert in ihren abgeschlossenen Existenzen, feindselig gegeneinander, im Innern von Parteiungen durchwühlt. Hohe Ziele, wie sie früher die Staaten und Parteien geeinigt hatten, waren nicht mehr vorhanden; bloß die Schwächen und Nachteile der Kleinstaaterei erhielten sich und wurden immer fühlbarer. In politischer Hinsicht hat die makedonische Herrschaft keinen Segen gebracht, vielmehr den letzten Rest staatsmännischer Eigenschaften ¶