senden, obgleich Gribojédow selbst sich viel lieber ganz ins Privatleben zurückgezogen hätte. Gribojedows energisches,
die
Interessen und die
Würde Rußlands verfechtendes Auftreten in
Teheran zog ihm aber daselbst so viele Feinde zu, daß die
Erbitterung gegen ihn eines
Tags in offene Thätlichkeit ausartete. Am stürzte sich ein von der
persischen
Geistlichkeit angestachelter großer Volkshaufe auf das Gesandtschaftshotel, die persische
Ehrenwache vor dem
Haus
wurde zurückgedrängt, die
paar den Eingang schützenden
Kosaken niedergemacht und Gribojédow selbst, der sich mit dem
Säbel in der
Hand
[* 2] mutig zur
Wehr setzte, mit 36 zu der Gesandtschaft gehörenden
Personen ermordet.
Gribojedows Hauptwerk ist das in
Versen abgefaßte
Schauspiel
»Góre ot umá« (deutsch unter andern von
Bertram
[Schulz]:
»Verstand schafft
Leiden«,
[* 3] Leipz. 1853), ein mit bitterm
Humor in großen
Zügen gezeichnetes Gemälde gesellschaftlicher
Zustände in Rußland im Anfang des 19. Jahrh. Die Engherzigkeit und geistige
Nichtigkeit dieser
Gesellschaft, in der kein
Raum für eine ehrliche und geistig aufgeweckte
Individualität war, ist in lebendigen, sich frei und sicher
bewegenden Gestalten verkörpert.
Leider ist nur der
Held eine zu wenig thatkräftige
Natur, so daß seinem
Wesen etwas Phrasenhaftes anhaftet. Bemerkenswert
ist ferner das Shakespeareschen
Geist atmende
Fragment eines
Dramas: »Gruscinskaja notsch« (»Eine
grusinische
Nacht«);
Hermann, Dichter und Journalist, geb. zu
Köslin,
[* 5] studierte 1841-45 in
Breslau,
[* 6] betrat 1848 die journalistische
Laufbahn, zuerst in seiner Vaterstadt, übernahm 1850 die Redaktion der »Ostsee-Zeitung«
in
Stettin,
[* 7] 1852 der »Lübeckischen
Zeitung«, gründete 1853 in
Stettin die »Pommersche
Zeitung« und ward 1859 an die
»KölnischeZeitung« berufen, deren Mitredakteur er
noch ist. Mit Vorliebe beschäftigte er sich von
Jugend auf mit
Dante, dessen Werke,
namentlich die
»Divina Commedia«, er im entschiedenen
Gegensatz zu den moraltheologischen
Interpreten aus
dem kirchenpolitischen
Gesichtspunkt auffaßt.
worin er die »Göttliche
Komödie«
im ganzen wie in den kleinsten allegorischen
Anspielungen als einen
Protest für die Weltherrschaft des
Kaisers gegen die Anmaßungen
des von seinem kirchlichen
Beruf abgefallenenPapsttums auffaßt. Auch belletristisch ist Grieben vielfach thätig
gewesen. Als lyrischer Dichter hat er Beifall gefunden mit den Sammlungen:
»Lieder eines
Studenten« (1843);
Der Flächenraum der
Halbinsel umfaßt nach der alten Begrenzung etwa 88,000 qkm (1600 QM.). Eine genaue Zahl
läßt sich nicht angeben, da die nördlichen
Grenzen
[* 13] von
Epirus zu unbestimmt sind, dasselbe sogar den
meisten Griechen für halb barbarisch und darum als nicht zu
Hellas gehörig galt. Das Ganze zerfiel in drei Hauptteile: das
nördliche Griechenland oder
Epirus und
Thessalien, welche die kompakteste
MasseLandes bilden, während die beiden andern Teile durch
Golfe und weit vorspringende
Landspitzen vielfach gespalten sind;
Mittelgriechenland, nach römischem Sprachgebrauch vorzugsweise
Hellas genannt, und der
Peloponnes, die südliche
Halbinsel, die nur durch den schmalen
KorinthischenIsthmus mit Mittelgriechenland
zusammenhängt.
Dazu kommen zahlreiche größere und kleinere
Inseln, welche Griechenland auf allen Seiten umgeben, deren größere
Menge jedoch im Ägeischen
Meer zerstreut liegt. Die Griechen selbst nannten sich
Hellenen und ihr Land
Hellas, ursprünglich der
Name einer später verschollenen Stadt und ihres Gebiets im südlichen
Thessalien, später mehr eine
ethnographische als eine geographische Bezeichnung für alle
Länder griechischer
Zunge in Griechenland selbst,
Italien,
[* 14]
Asien
[* 15] und
Afrika,
[* 16] Die Benennung Graekoi (Graeci), welche die
Römer
[* 17] für dieses
Volk in Unteritalien vorfanden und annahmen,
und woraus das heutige »Griechen« entstanden, ist wahrscheinlich die illyrische
Bezeichnung für die
Hellenen.
Griechenland zeigt die größte
Entwickelung und
Gliederung von Land und
Meer; es übertrifft darin ebensosehr
alle andern großen
HalbinselnEuropas wie dieses die andern
Kontinente. Diese
Auflösung des
Festlandes und gegenseitige Durchdringung
von Land und
Meer nimmt mit wachsender südlicher
Breite zu und ist auf der Ostküste ausgeprägter als
im W. Diese schon von
Eratosthenes gerühmte Vielgestaltigkeit Griechenlands kehrt in den
Richtungen der
Gebirge wieder.
Während in
Kleinasien und
Spanien
[* 18] die ostwestliche, in
Italien die nordsüdliche die ausschließlich herrschende ist, laufen
hier die Kalkgebirge
Illyriens von
NW. nach SO., die Pindoskette von N. nach S., der
Hämos, der
Othrys,
die
Gebirge Mittelgriechenlands und
Achaias von O. nach W. Ganz
Epirus und
Illyrien ist vorherrschend ein Bergland von geringer
durchschnittlicher
Erhebung und mit kleinen, vorgelagerten Küstenebenen. Seine größte
Höhe erreicht es mit 3050 m im
Skardos
(ScharDagh). Gegen S. schließt sich mittels des
¶
Boion die Pindoskette (zwischen 39 und 40° nördl. Br.) an, heute ohne gemeinsamen Namen, wesentlich aus Kalk bestehend, von
rauher Natur, im heutigen Tsurnata und Budzikaki bis 2168 und 2160 m ansteigend. Epirus wird von einer Anzahl dem Boion und
Pindos parallel streichender Ketten durchzogen, deren höchste das Keraunische Gebirge unmittelbar am Adriatischen
Meer (bis 2045 m) ist, welches in das durch gefährliche Klippen
[* 21] und Stürme berüchtigte Vorgebirge Akrokeraunion (jetzt Kap Linguetta)
ausläuft.
Eine ganz andre Form haben wir östlich vom Pindossystem: vulkanische Erscheinungen, Schiefer, Granit und Gneis. Dort liegen dem
Pindos parallel die höchsten Erhebungen der ganzen Halbinsel, aber in kleine Gruppen zusammengedrängt und
von tiefen Einsenkungen und Spalten unterbrochen. Zuerst der Olympos (jetzt Elymbos, 2985 m hoch), schon bei Homer der heilige
und unnahbare Sitz der Götter, oben mit Schnee
[* 22] bedeckt, auf welchen weiter unten Tannen- und Laubwälder folgen.
Gegen N. trennt ihn ein nur 1560 m ansteigender Sattel, in der alten Kriegsgeschichte als Paß
[* 23] von Petra
bekannt, vom Pieros (jetzt Flamburo, 1878 m), welcher durch die niedrigen, in ihren Pässen nur 820 m hohen Kambunischen Berge
mit dem Pindos zusammenhängt. Es ergibt sich daraus, daß weder in Epirus noch in Thessalien von einer natürlichen gebirgigen
Nordgrenze Griechenlands die Rede sein kann. Vielmehr ist das nördliche Thessalien von N. her so zugänglich,
daß hier in Urzeiten nicht nur die Hellenen selbst eingewandert sind, sondern auch später Perser, Makedonier, Gallier, Römer
etc. eindrangen, während das Land westlich vom Pindos von diesen Völkerstürmen unberührt blieb und bis heute seine alte
illyrische Bevölkerung
[* 24] (die heutigen Albanesen) bewahrt hat.
Gegen S. trennt den Olympos vom Bergkegel des Ossa (heute Kissovo, 1953 m) das tief eingeschnittene, durch seine großartige
Naturschönheit berühmte Thal
[* 25] Tempe. Südlich vom Ossa erhebt sich der 1620 m hohe, waldreiche Pelion (heute Plessidi). Südwestlich
von ihm steigt der Othrys (jetzt ohne Gesamtnamen) im heutigen Hierakovuni bis 1728 m an und bildet die
Wasserscheide zwischen den Stromgebieten des Peneios und Spercheios. So ist das vom Peneios durchströmte Thessalien ein rings
von Bergen
[* 26] umschlossenes Thalbecken, welches durch eine von SW. nach NO. ziehende Kette wieder in zwei getrennte Kessel zerfällt:
einen obern, wo Pharsalos und Trikka lagen, und einen untern, wo Larissa die größte Stadt war.
Die GebirgeEuböas und der Kykladen, wie Andros, Tenos, Mykonos, sind als Fortsetzung der Olymposerhebung anzusehen. An den Pindos
schließt sich gegen S. ein sehr rauhes und wildes Bergland, das von den Dolopern, Ätoliern und Ötäern
bewohnt war. Dort steigt in zwei Absätzen der Tymphrestos (Veluchi) bis 2319 m empor, ferner die Ötäischen Berge, zu denen
der Pyra (heute Katavothra, 2152 m) gehört, die Stätte, wo sich Herakles
[* 27] der Sage nach verbrannte, dann der ätolische Korax
(Vardusia, 2495 m) und eine große Zahl von Gipfeln, deren alte Namen uns nicht überliefert sind.
Westlich davon liegen die fast selbständigen Gruppen des Arakynthos (Zygos, 955 m), welcher das ätolische Seebecken von der
Küstenebene trennt, und jenseit des Acheloos die Berge des nördlichen Akarnanien (bis 1490 m hoch). Die Fortsetzung des Öta
bilden gegen W. der Kallidromos (Saromata, 1370 m), dessen nördlicher Abfall mit dem Malischen Meerbusen
den berühmten Engpaß der Thermopylen gebildet hat
(jetzt durch die Anschwemmungen des Spercheios verschwunden), und der Knemis
(Spartia, 930 m), welche beiden Gebirge mit dem Parnassos und Helikon die zwischen Phokis und Böotien geteilte Ebene des Kephisos
einschließen.
Der Parnassos (jetzt Liakura) steigt im Lykorea (noch heute Lykeri) bis 2450 m, der Musenberg. Helikon (Paläo-Vuno)
bis 1749 m an. Eine tiefe Einsenkung trennt letztern vom westöstlich ziehenden Kithäron (Elateas, 1410 m) und seiner Fortsetzung,
dem einst wildreichen Parnes (Ozea, 1413 m), mit welchem der marmorberühmte Brilessos oder Pentelikos (Mendeli, 1110 m) nur
schwachen Zusammenhang hat. Ganz abgesondert davon erhebt sich südwestlich von Athen
[* 28] der kräuter- und honigreiche Hymettos
(Trelovuno, 1027 m), das Lauriongebirge (357 m) an der Südspitze Attikas, welche in das VorgebirgeSunion (KapKolonnäs) ausläuft,
wie auch die Geranischen Berge (Makryplagi, 1370 m) auf der politischen Grenze zwischen Megara und Korinth,
[* 29] zwischen Mittelgriechenland und dem Peloponnes. Letztere treten so nahe an den Saronischen Meerbusen (Golf von Ägina) heran,
daß sie nur für einen schmalen Saumpfad, die Skironischen Felsen (Kakiskala), Raum lassen, den erst Hadrian durch mächtige,
jetzt wieder zerfallene Unterbauten verbreiterte. Gegen S. folgt die tiefe Senkung des Isthmus vonKorinth,
in der Mitte 70 m hoch, 6 km breit, über welchen auf einer breiten Fahrbahn (Diolkos) Waren und selbst kleinere Schiffe
[* 30] gezogen
wurden. - Den Peloponnes durchziehen drei parallele Gebirgsketten ungefähr von N. nach S., nördlich davon eine in ostwestlicher
Richtung.
Die Mitte der Halbinsel nimmt das HochlandArkadien ein, abgeschlossen in sich und gegen außen, die natürliche
Festung
[* 31] des Peloponnes. Am meisten ragen seine Grenzgebirge im N. auf, wo der Kyllene (Zyria) 2374 m Hohe erreicht. An ihn schließen
sich, durch Einschnitte voneinander getrennt, westlich das Aroanische Gebirge (Chelmos, 2355 m) und der Erymanthos (Olonos, 2224 m);
gegen O. die Berge von Sikyon, Korinth (Akrokorinthos, 575 m hoch, Griechenlands stärkste Festung) und der
Argolischen Halbinsel, wie der Arachnäos (Hag Ilias, 1199 m), der Koryphäos (671 m), der Thornax (340 m) u. a. Dem Erymanthos
ist nördlich der Panachaikos (Voidia, 1927 m) vorgelagert.
Die östliche KetteArkadiens ist weniger hoch (12-1600 m), mit niedrigen Pässen, weshalb hier der Verkehr
stärker war und ist als im N. In der südlichen Fortsetzung dieser Kette liegt der Parnon (Malevo, 1957 m), dessen Namen man
verallgemeinernd meist auf die ganze Kette überträgt. Gegen W., wo die gesamten Gewässer des Landes, zum Alpheios vereinigt,
in einem leicht passierbaren Thal durchbrechen, ist Arkadien am leichtesten zugänglich. Dort schließen
sich an den Erymanthos im S. das Pholoegebirge, das sich plateauartig nach Elis hineinzieht, und jenseit des Alpheiosthals
die Grenzgebirge zwischen Elis, Arkadien und Messenien: Minthe (Alvena, 1222 m), Kotylios (1346 m), Lykäos (Diaphorti, 1420 m)
etc. Das so umschlossene Arkadien ist aber keineswegs eine zusammenhängende Hochebene, sondern abwechselndBerg- und Thalland;