Maximilian Karl Friedrich Wilhelm, philosophischer und juridischer Schriftsteller: geb. 28. Aug. 1781 zu Belgard
in Pommern, gehörte seit 1805 dem preußischen Staatsdienst in verschiedenen Stellungen an, wurde jedoch 1818 wegen seiner
Schrift »Neueste Behandlung eines preußischen Staatsbeamten« (Leipz.
1818) vom Amt suspendiert und privatisierte hierauf, bis er auf sein Ansuchen 1834 entlassen ward, welche Vorgänge er in
einer Schrift: »Die Geschichte meines Austritts aus dem Staatsdienst« (Jena 1837, 2 Tle.),
öffentlich bekannt
machte. Im J. 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, wo er zur äußersten Rechten gehörte, und im Mai 1849 vom
Reichsverweser nach Vorlegung seines Programms: »Mein Glaubensbekenntnis, angehend den politischen Zustand Deutschlands« (Frankf.
1849) mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt, zog er sich nach dem Rücktritt des Reichsverwesers
vom politischen Schauplatz zurück. Er starb 28. Sept. 1860 in Dresden. In seinen Schriften, wie: »Kommentar zu den Kreditgesetzen
des preußischen Staats« (Berl. 1813-20, 4 Bde.)
und »Praktischer Kommentar zur allgemeinen Gerichtsordnung für die preußischen Staaten« (Erf. 1825-31, 6 Bde.),
förderte er die wissenschaftliche Behandlung des preußischen Rechts.
(spr. graw'lott),
Dorf im deutschen Bezirk Lothringen, Landkreis Metz, 11 km westlich von Metz, hat eine kathol.
Pfarrkirche und (1885) 681 Einw. -
Hier fand 18. Aug. 1870 die dritte Schlacht um Metz (s. d. mit »Karte der Schlachten bei Metz«) statt; obwohl die Entscheidung des
Tags nicht bei Gravelotte, sondern bei St.-Privat fiel, so wird die Schlacht doch nach ersterm Ort genannt, weil während derselben das
große Hauptquartier sich dort befand. Bazaine hatte seine Armee nach der Schlacht von Vionville (s. d.) 16. Aug. näher an Metz heran
auf dem Höhenrücken zwischen Roncourt und Rozérieulles aufgestellt, der, durch künstliche Befestigungen
verstärkt, eine ausgezeichnete Defensivstellung gewährte. Er glaubte, der Feind wolle ihn von Metz abdrängen.
Vom linken Flügel ab standen das 2., 3., 4. und 6. Korps in erster Linie, die Garde auf dem Plateau von Plappeville in Reserve
(zusammen etwa 140,000 Mann). Deutscherseits waren von der ersten Armee das 7. und 8., von der zweiten
das 3., 9., 10., 12. und Gardekorps zur Stelle, das 2. von Pont à Mousson in Anmarsch (210,000 Mann mit 726 Geschützen). Vom
rechten Flügel ab standen in der Fronte das 7., 8., 9., Garde- und 12. Korps, das 3. und 10. in Reserve.
Da man den rechten französischen Flügel umfassen wollte und diesen bei Amanvillers vermutete, so bekam das 9. Korps gegen Mittag
Befehl, denselben mit Artillerie anzugreifen, während das Garde- und 12. Korps die Umgehung ausführen sollten.
Manstein begann demgemäß gegen Mittag den Kampf bei Vernéville. Da die feindliche Stellung, wie sich zu
spät herausstellte, viel weiter nach Norden reichte und die beiden andern Korps nunmehr einen
viel größern Umweg um Ste.-Marie
herum zu machen hatten, so geriet die Artillerie des 9. Korps dem überlegenen Feind (4. Korps Ladmirault) in seiner vortrefflichen
Position bei Amanvillers und Montigny la Grange gegenüber in große Bedrängnis, erlitt ungeheure Verluste
und mußte zwei Geschütze in den Händen der Franzosen lassen.
Auch die Infanterie hatte einen schweren Stand. Die 18. Division kam nicht über Chantrenne, die 25. nicht über das Bois de
la Cusse hinaus und mußte in ungünstigen Stellungen das verheerende Chassepotfeuer aushalten. Inzwischen
hatten auch das 7. und 8. Korps kurz nach Mittag den Kampf begonnen. Die tiefe, nur von einem schmalen, hohen Straßendamm durchschnittene
Einsenkung des Mancethals erschwerte den Angriff auf die Höhe von Moscou und Point du Jour außerordentlich.
Mit Mühe wurde der Pachthof St.-Hubert erobert und behauptet, und ein höchst kritischer Moment trat ein,
als General v. Steinmetz, der Oberbefehlshaber der ersten Armee, in der irrigen Annahme, der Feind sei im Zurückweichen, nach 3 Uhr
nachmittags die 1. Kavalleriedivision vorgehen ließ, diese, den einzigen Thalübergang versperrend, die Artillerie hinderte,
der bedrängten Infanterie zu Hilfe zu kommen, und, da sie, gänzlich nutzlos, wieder umkehrte, die Franzosen
die allgemeine Stockung und Verwirrung zu einem Vorstoß benutzten.
Die aufopfernde Tapferkeit mehrerer Truppenteile und das Eingreifen des 39. Regiments setzten demselben noch zur rechten Zeit
ein Ziel. Ein gegen Abend im Verein mit dem eben eingetroffenen 2. Korps unternommener allgemeiner Angriff der ersten
Armee brachte den Berghang von Moscou und Point du Jour, aber nicht diese Gehöfte selbst in die Gewalt der Deutschen, welche,
durch die Dunkelheit gezwungen, das Gefecht abzubrechen, dicht vor den französischen Linien sich sammelten, um am andern Morgen
den Kampf fortzusetzen.
Währenddessen war auf dem linken Flügel bei St.-Privat bereits die Entscheidung zu gunsten der Deutschen
gefallen. Das Garde- und 12. Korps hatten am Nachmittag Ste.-Marie genommen, und während das letztere auf Roncourt marschierte,
hatte der Kommandeur der Garde (Prinz August von Württemberg) die 3. Brigade dem 9. Korps zur Unterstützung gegen Amanvillers vorgeschickt,
mit den drei übrigen, ohne die Wirkung der Artillerie und die Umgehung der Sachsen abzuwarten, um 5¾ Uhr
einen Angriff auf das festungsartig auf einer sanft ansteigenden Höhe liegende St.-Privat versucht, der große Verluste kostete
und doch mißlang.
Erst als die Artillerie das Dorf in Brand geschossen hatte und um 7 Uhr die Sachsen nach Einnahme Roncourts
von Norden gegen St.-Privat vorgingen, hatte ein zweiter gleichzeitiger Angriff dieser und der Garde den gewünschten Erfolg.
Der in der Luft schwebende rechte Flügel der Franzosen (6. Korps Canrobert) wurde völlig zerschmettert und in das Moselthal
hinabgeworfen. In der Nacht traten auch das Zentrum und der linke Flügel den Rückzug an. Das Ziel des Kampfes,
dem Feind alle Wege nach Westen zu versperren, war erreicht, die Zernierung von Metz ermöglicht, welche sofort (19. Aug.) ausgeführt
wurde. Die Verluste des 18. Aug. waren allerdings sehr groß: 328 Offiziere, 4900 Mann tot, 571 Offiziere, 14,000 Mann verwundet
(davon allein bei der Garde 307 Offiziere, 7900 Mann Tote und Verwundete), während die Franzosen nur 13,000
Mann verloren.
Vgl. das preußische Generalstabswerk: »Geschichte des deutsch-französischen
Kriegs«, Bd. 1, Heft 6.