»Bragur« (Leipz. 1791-1804, 7 Bde.),
deren 3 letzte Bände auch u. d. T.: »Braga und Hermode« erschienen. Die Zeitschrift »Odina und Teutona« (Bresl. 1812) wollte
nicht recht gedeihen; bessern Fortgang hatte »Iduna und Hermode« (das.
1812-16, 5 Tle.). Von seinen übrigen Werken nennen wir die Übersetzung von Suhms »Geschichte der nordischen Fabelzeit«
(Leipz. 1804) und »Zerstreute Blätter« (Ulm 1822-24, 2 Bde.). Seinen Briefwechsel mit Jakob Grimm gab H. Fischer heraus (Heilbr.
1877).
(lat.), Gunst, Huld, Gnade;
Anmut, Dank;
gratia gratiam parit, Gunst zeugt Gunst;
bona gratia, mit gutem Willen, mit Dank;
gratiae exspectativae, s. Exspektanzen.
1) römischer Kaiser, ältester Sohn des Kaisers Valentinianus I., wurde als neunjähriger Knabe 367 von seinem
Vater zum Augustus ernannt und folgte diesem in der Herrschaft über die westliche Hälfte des Reichs 375. Er überließ seinem
Bruder Valentinianus II. Italien, während er selbst die schwierige Herrschaft über die Länder jenseit
der Alpen übernahm, und erfocht 378 einen großen Sieg über die Alemannen in der Gegend des heutigen Kolmar, während in demselben
Jahr der oströmische Kaiser Valens durch die Schlacht bei Adrianopel gegen die Goten Sieg und Leben verlor. Da sich Gratianus nicht stark
genug fühlte, den drohenden Andrang der Barbaren im Osten abzuwehren, überließ er die Regierung desselben
nebst dem Purpur und Augustustitel dem kräftigen Theodosius (s. d.). Anfangs durch Milde und Tapferkeit bei allen Ständen populär,
entfremdete er sich das Volk bald wieder durch seine Unthätigkeit als Regent und verscherzte die Gunst der Soldaten durch Bevorzugung
einer Schar von Alanen und durch Anlegung der skythischen Kriegertracht. Als daher Maximus in Britannien
die Fahne der Empörung erhob und von da mit einem Heer nach Gallien, wo sich Gratianus aufhielt, übersetzte, fiel ihm alles zu; Gratianus floh
mit einer Bedeckung von 300 Reitern und wurde auf der Flucht in Lyon von Andragathius, dem Oberbefehlshaber
der Reiterei des Maximus, ereilt und erschlagen (25. Aug. 383).
2) Gegenkaiser des Honorius, wurde von den meuterischen römischen Truppen in Britannien 407 mit dem Purpur bekleidet, aber schon
nach vier Monaten ermordet.
3) Begründer des kanonischen Rechts, geboren zu Chiusi in Toscana, Benediktinermönch in Bologna, wo er
im Kloster von San Felice starb, vollendete um 1150 die nach ihm benannte Sammlung kirchenrechtlicher Vorschriften (»Decretum
Gratiani«),
welche gesetzliches Ansehen erlangte. Vgl. Corpus juris.
(lat.),
Dank;
auch das Dankgebet, welches nach Tisch und vor dem Schlafengehen in den Klöstern gesprochen wird
und mit Gratias agāmus Deo (»Laßt uns Gott danken«) anfängt.
(lat.), freiwillig zugestandene Vergünstigung, Verwilligung einer einmaligen
Remuneration neben dem Gehalt;
im Konkursprozeß die rechtswidrige Bevorzugung eines Gläubigers durch den Gemeinschuldner.
Gratifizieren, einem etwas aus Gunst verehren, schenken.
(Grattin, franz., spr. -täng), eine Zubereitungsart
von Fleisch, Fisch und Gemüse (z. B. Blumenkohl), bei welcher das betreffende Stück zunächst paniert und
dann in Butter gebacken wird.
Rost- oder Gitterwerk zum Bedecken der Luken auf Kriegsschiffen;
auch in den Maschinen- und
Kesselräumen der
Kriegs- und Handelsschiffe finden sie zahlreiche Anwendung, indem sie dieselben für die Mannschaften in verschiedenen Höhen
zugänglich machen.
L. (Gnadenkraut), Gattung aus der Familie der Skrofulariaceen, ausdauernde, kahle oder drüsig-weichhaarige
Kräuter mit gegenständigen, ganzrandigen oder gesägten Blättern, einzelnen achselständigen, meist weißen Blüten und
eiförmigen, vielsamigen Kapseln. Etwa 20 Arten, meist in gemäßigten Klimaten. Gratiola officinalisL. (echtes Gnadenkraut, Purgierkraut,
Gichtkraut, Heckenysop), eine perennierende Sumpfpflanze in ganz Europa bis Südsibirien und in der Dsungarei,
auch in Nordamerika, mit über 30 cm hohem, einfachem Stengel, lanzettlichen, sägezähnigen Blättern und langgestielten, weißen
oder rötlichen Blüten. Die geruchlosen Blätter schmecken stark und rein bitter, dann anhaltend scharf kratzend und enthalten
ein kristallisierbares Glykosid (Gratiolin C20H34O7 ) und ein amorphes, ekelhaft bitteres, giftiges
(Gratiosolin). Das Kraut war früher offiziell und wurde als schwächeres Drastikum namentlich bei Geisteskrankheiten
benutzt, ist jetzt aber ganz obsolet. In starken Dosen wirkt es giftig.
(spr. graßiolä), Louis Pierre, Naturforscher, geb. 6. Juli 1815 zu Ste.-Foy (Gironde), studierte Medizin, trat
als Präparator in das Museum zu Paris, erhielt 1854 eine Anstellung an diesem Institut für die vergleichende
Anatomie, 1862 für Anatomie, vergleichende Physiologie und Geologie an der Sorbonne und ward 1863 Nachfolger von I. ^[Isidore]
Geoffroy Saint-Hilaire. Er starb 16. Febr. 1865. Gratiolet beschäftigte sich vorzugsweise mit der Anatomie des Gehirns des Menschen und
der Säugetiere und erforschte die Beziehungen zwischen Struktur und Entwickelung dieses Organs einerseits
und den Fähigkeiten der Tiere anderseits. Er schrieb: »Mémoire sur les plis cérébraux de l'homme et des primates« (1854);
»Note sur la disposition des plans fibreux des différents ordres, qui entrent dans la composition de l'hémisphère
cérébral«;
»Recherches sur le système vasculaire« (1862);
»De la physionomie et des mouvements d'expression«
(1865, 4. Aufl. 1882).
Auch lieferte erden 2. Band zu Leurets »Anatomie comparée du système nerveux« (1857).
(de Graes), Ortuin, berüchtigter Gegner der Humanisten des 16. Jahrh.,
insbesondere Reuchlins, geb. 1491 zu Holtewick bei Koesfeld, gest. 21. Mai 1542 als Professor der scholastischen Theologie an der
Universität zu Köln. An ihn, als das Werkzeug des Obskurantismus, sind angeblich die »Epistolae obscurorum virorum« (s. d.)
gerichtet, denen er seine matten und geistlosen »Lamentationen
obscurorum virorum« (Köln 1518) entgegenstellte. Seine wichtigsten andern Schriften sind die »Orationes quodlibeticae« (Köln
1508) und der »Fasciculus rerum expetendarum ac fugiendarum« (das. 1535), eine Sammlung von mehr
als 60 Schriften über die Geschichte und Gesetzgebung des Deutschen Reichs und der Kirche und über die Kämpfe zwischen beiden.
Seine Ehrenrettung versuchte Reichling (Heiligenstadt 1884).
Faliscus, röm. Dichter, Zeitgenosse Ovids und Verfasser eines Gedichts
über die Jagd, betitelt: »Cynegetica«.
Das erhaltene Bruchstück von 536
mehr
Hexametern behandelt den an und für sich undankbaren Stoff mit ziemlichem Geschick;
wiewohl fachmäßig trocken.
Neuere Ausgaben
besorgten M. Haupt (Leipz. 1838) und Bährens in den »Poetae
latini minores«, Bd. 1 (das.
1879).