Wiesen und
Weiden im frischen Zustand, die aus einer mehr oder minder großen Zahl von
Gräsern, Kräutern,
Klee und ähnlichen
Pflanzen besteht. Auf guten
Wiesen muß die Zahl der einzelnen
Pflanzen pro Quadratfläche möglichst groß, die der einzelnen
Arten aber gering sein und sollen breitblätterige
Kräuter gar nicht vorkommen; man liebt bei Kunstwiesen
die Ansaat mit nur wenigen
Gräsern und etwas
Klee, bei Kunstfutterbau die
Aussaat von
Gräsern unter den
Klee (s.
Kleegras und
Futterbau).
Obergras nennt man das höher wachsende, Unter- oder Bodengras das niedriger wachsende
Gemenge; nur in ganz guten Jahrgängen
entwickeln sich beide gleich gut, in trocknen wird mehr Untergras, in feuchten mehr Obergras gewonnen.
Jenes ist in der
Regel besser, weil Kleepflanzen und die zartern
Gräser
[* 2] enthaltend. Je nach dem Bestand wird das Gras sehr verschieden
in seinem Nährwert sein. Man rechnet 20, 22, 25, 30, 33 kg
Heu auf 100 km Gras, je nach Bestand und
Witterung
bei der
Ernte.
[* 3] Die sogen. sauren
Gräser
(Riedgräser, Cyperoideen) wachsen auf feuchten
Wiesen (vgl.
Wiese).
Hans, Dichter, geb. im obersteirischen
Marktflecken Obdach, studierte 1856-1860 in
Wien
[* 5] die
Rechte,
beteiligte sich 1859 an einer vom Severinusverein veranstalteten Pilgerfahrt nach
Jerusalem
[* 6] und trat später
in die Redaktion des »Österreichischen Volksfreundes«, welches
Blatt
[* 7] er bis 1864 leitete. Nachdem er 1866 zeitweilig in der
Redaktion der
»Presse«
[* 8] thätig gewesen, verbrachte er die Jahre 1867-73 in
Italien,
[* 9] größtenteils zu
Rom,
[* 10] wo er Kunststudien
trieb und als
Berichterstatter für die
Wiener
»Presse« und andre
Blätter thätig war.
Seit 1870
ist er ständiger Kunstreferent der
»Presse«. Erschienen sind von ihm: »Sonette aus dem
Orient« (3. Aufl.,
Brem. 1873),
Bei einer nahen Waldquelle (Siegfriedsbrunnen), die seit 1851 mit einem Denkstein bezeichnet ist, soll
Siegfried, der
Held
des
Nibelungenliedes, ermordet worden sein.
Nach Aufhebung der Schulratsstellen in den Regierungsbehörden 1825 in den
Ruhestand versetzt, starb
er zu
Baireuth.
Sein Hauptwerk:
»Divinität oder
Prinzip der einzig wahren Menschenerziehung« (Bair. 1810, 3. Aufl.
1830), steht ganz auf dem
Boden der SchellingschenPhilosophie. Als praktischer Schulmann wirkte Graser durch
seine begeisterte Hingebung an das
Wohl des
Volkes und der
Jugend sehr anregend. Er ist der Begründer der
Schreib-Lesemethode
im ersten
Unterricht der
Kinder.
Besondere
Teilnahme widmete er dem Taubstummenunterricht, für den er jeden Volksschullehrer vorbilden wollte. Von seinen
Schriften sind noch hervorzuheben: »Elementarschule fürs
Leben« (seit 1821; 4. Aufl. in 3 Teilen,
Hof
[* 19] 1839-1842,
der letzte Teil von
Ludwig bearbeitet);
»Der durch
Gesicht
[* 20] und Tonsprache dem
Leben wiedergegebene Taubstumme«, (Bair. 1829, 2. Aufl.
1834);
»Die
Erziehung der Taubstummen in der Kindheit« (hrsg. von
Ludwig,
Hof 1843).
Vgl. Leisker, Die
Pädagogik Grasers (Leipz.
1879).
[* 2]
(Gramineen,
[* 21]
Süßgräser), monokotyle Pflanzenfamilie, aus der
Ordnung der
Glumifloren, einjährige und perennierende,
in ihren vegetativen Teilen sowohl als in der Blütenbildung untereinander sehr übereinstimmende
Gewächse. Der
Stengel
[* 22]
(Halm,
culmus) besteht aus cylindrischen, meist hohlen (beim
Mais massiven)
Gliedern, welche durch massive, äußerlich angeschwollene
Gelenke
(Knoten) verbunden sind. AmBoden folgen die
Knoten dicht aufeinander und treiben hier zahlreiche
büschelförmige Seitenwurzeln in den
Boden; eine Pfahlwurzel wird nie gebildet.
An den
Knoten dieser verkürzten untern Teile kann der
Halm auch
Zweige entwickeln, die zu neuen
Halmen aufwachsen. Diese
Bestockung
kommt bei manchen einjährigen Gräsern, namentlich bei
Getreide,
[* 23] besonders aber bei vielen perennierenden
vor, welche dadurch zu rasenbildenden Gräsern werden. Die hier einen ausdauernden
Wurzelstock darstellenden, meist viel-,
aber kurzverzweigten untern Halmteile entwickeln nur wenige ihrer
Zweige zu wirklichen
Halmen; die meisten derselben bleiben
kurz und treiben nur einen
Büschel grüner
Blätter.
Bei andern Gräsern besteht der
Wurzelstock aus verlängerten, ausläuferartig im
Boden umherkriechenden
Zweigen; solche erzeugen einen minder dichten oder gar keinen
Rasen, wenn ihr
Wurzelstock gar keine Blätterbüschel, sondern
nur einzelne entfernt stehende
Halme treibt, wie die rohrartigen Gräser. Die an den
Knoten sitzenden
Blätter stehen abwechselnd
zweizeilig; der untere Teil bildet eine
Scheide (vagina), welche das auf den
Knoten folgende Halmglied
mehr oder weniger weit umgibt.
Selten ist die
Scheide am
Grund oder bis höher hinauf geschlossen, meist hat sie freie, übereinander gerollte Ränder; an
die
Scheide setzt sich unmittelbar die Blattfläche. Diese ist bei allen Gräsern einfach, ungeteilt und ganzrandig, immer
von vorwiegend langgestreckter Gestalt, meist linealisch und am Ende allmählich zugespitzt und von parallelen
Nerven
[* 24] durchzogen. Meist ist die Blattfläche flach, bei manchen Gräsern ist sie oberseits von beiden Rändern her zusammengerollt
und erscheint dann borsten- oder fadenförmig.
Zwischen
Scheide und Blattfläche befindet sich bei sehr vielen Gräsern ein
Blatthäutchen (ligula), d. h. eine Nebenblattbildung
in Gestalt eines der Blattoberseite querüber aufsitzenden, meist farblosen, häutigen
Ansatzes, der bisweilen
auch durch bloße Haarbildungen ersetzt ist. Einige Gräser sind borstig oder weich behaart, die meisten sind kahl;
sehr gewöhnlich aber besitzen ihre Teile, besonders die
Blätter, eine scharfe, oft schneidende
¶
mehr
Rauhigkeit, welche von vielen sehr kleinen, spitzigen und durch Kieselablagerung starren Unebenheiten der Epidermis
[* 26] herrührt.
Der Blütenstand
[* 27] auf dem Ende des Halms besteht bei allen Gräsern aus einer meist großen Anzahl einander gleicher Elemente,
welche Vereinigungen der eigentlichen sehr kleinen Grasblütchen darstellen (Ährchen, Grasährchen, spicula, locusta) und
die unmittelbaren Bestandteile des ganzen Blütenstandes bilden. Letzterer ist nach der Anordnung der Ährchen
eine Ähre oder eine Rispe (s. d.). Man hat danach die Gräser eingeteilt in Ährengräser,
Rispengräser, Rispenährengräser und Fingerährengräser. Die Ährchen (Fig. 1 u. 2) bestehen aus dicht aufeinander folgenden,
in zwei gegenüberliegenden Reihen an einer gemeinschaftlichen Achse (Spindel, rhachis) stehenden Hochblättchen
(Spelzen) und aus den zwischen diesen verborgenen sehr kleinen eigentlichen Blüten.
Die beiden ersten einander gegenüberstehenden, meist etwas ungleichen Spelzen eines jeden Ährchens heißen Hüllspelzen,
Kelchspelzen oder Klappen (glumae). Diese enthalten keine Blüte
[* 28] in ihrer Achsel und bedecken entweder nur den Grund des Ährchens,
oder umfassen dasselbe bis nahe an die Spitze. Darauf folgen die Blüten- oder Kronenspelzen (paleae).
Meist befindet sich in der Achsel einer jeden und zwar unmittelbar vor derSpindel des Ährchens noch eine zweite von jener umfaßte
Spelze, welche als obere Blütenspelze oder Vorspelze (palea superior) von der andern, der untern Blütenspelze oder Deckspelze
(palea inferior), unterschieden wird.
Beide schließen zwischen sich eine Blüte ein. Die äußere Blütenspelze ist meist den Hüllspelzen ähnlich, grün gefärbt,
kräftig gebaut, meist mehrnervig, und bisweilen setzt sich ihr Mittelnerv in eine Granne (seta) fort, d. h. ein faden- oder
borstenförmiges, gegen die Spitze zu verdünntes, gerades oder in der Mitte knieförmig gekrümmtes,
im untern Teil bisweilen spiralig gedrehtes, oft sehr langes Organ, welches entweder aus der Spitze oder aus dem Rücken der
Spelze entspringt.
Die innere Blütenspelze ist dagegen meist dünnhäutig, farblos, oft nur zweinervig und immer grannenlos. Das Ährchen enthält
entweder mehrere mit wohl ausgebildeten Blüten versehene Blütenspelzen (mehrblütige Ährchen, spicula
multiflora) oder nur ein einziges PaarBlütenspelzen mit einer Blüte (sp. uniflora). Bisweilen finden sich aber dann Rudimente
einer zweiten Blüte in Gestalt mehr oder minder ausgebildeter tauber Blütenspelzen. Die eigentliche Blüte besitzt ein rudimentäres
Perigon, welches aus äußerst kleinen, farblosen, meist in der Zweizahl vorhandenen, stets zwischen
den Spelzen verborgen bleibenden Schüppchen (lodicula) besteht.
Jede Blüte enthält 3, seltener 2 oder 6 Staubgefäße,
[* 29] welche mit den Schüppchen abwechseln. Die Staubfäden sind immer
sehr lang, fadenförmig und treten aus den Spelzen hervor. Die frei heraushängenden, auf den dünnen Staubfäden leicht
beweglichen
Antheren schütten ihren Blütenstaub in die Luft aus, von welcher er nach andern Blüten verweht wird. Der
kleine, oberständige, einfächerige Fruchtknoten trägt meist 2, selten 3 ziemlich große und an der Spitze oder beiderseits
am Grund zwischen den Spelzen hervorragende Narben, welche durch starke Haarentwickelung feder- oder pinselförmig erscheinen.
Im Grunde des Fruchtknotens ist eine einzige amphitrope Samenknospe vorhanden.
Bei manchen Gräsern enthalten die Ährchen außer Zwitterblüten auch männliche Blüten, welche im übrigen jenen gleich gebaut
sind. Bei wenigen dagegen (Mais) finden sich nur eingeschlechtige Blüten und zwar in besondern, voneinander getrennten, aber
einhäusigen Blütenständen; die männlichen Ährchen sind in eine endständige Rispe vereinigt, die weiblichen
sitzen dicht gedrängt und vielreihig auf der Spindel eines kolbenförmigen Blütenstandes, welcher an den Seiten des Halms
in der Achsel der Blattscheiden entspringt.
Die Frucht ist eine Karyopse, welche bei den meisten Gräsern von den beiden Blütenspelzen umschlossen bleibt, seltener aus
denselben herausfällt, wie beim Roggen und beim gemeinen Weizen. Der größte Teil des Samens besteht aus
dem stärkemehlreichen, mehl- oder glasartigen Endosperm. Die Gräser haben in ihren vegetativen Teilen, besonders in der Blattbildung,
viel Ähnlichkeit
[* 30] mit den Halbgräsern (Cyperaceae), und der gewöhnliche Sprachgebrauch dehnt die Bezeichnung auch auf die
letztgenannten Pflanzen aus. Diese bilden aber eine besondere Familie (s. Cyperaceen).
Die etwa 3800 Arten Gräser sind über die ganze Erde verbreitet;
in der größten Menge der Individuen und zugleich in großer Artenzahl
finden sie sich in der nördlichen gemäßigten Zone, wo sie vorzugsweise die niedrige Vegetationsdecke, den Hauptbestandteil
der Wiesen, bilden;
gegen den Äquator hin nimmt zwar die Zahl der Arten zu, aber die Menge der Individuen
ab;
die baumartigen Gräser (Bambus) sind auf die heiße Zone beschränkt.
Die südliche Halbkugel ist etwas weniger reich an Gräsern.
Gegen die Pole hin und ebenso in den höhern Gebirgsregionen verschwinden die Gräser allmählich; doch kommen einige wenige
auch noch im höchsten Norden
[* 31] und in der Nähe der Gletscher in den Gebirgen vor. In der Ebene und in den
tiefern Gebirgshöhen treten gewisse Gräser wiesenbildend auf, andre machen im Schatten
[* 32] der Wälder den Hauptbestandteil der niedern
Vegetation aus, wieder andre Gräser wachsen nur auf dürrem, sandigem oder steinigem Boden, auf Heiden u. dgl.
Auch in den höhern Gebirgen treten eigentümliche Arten auf. Nicht wenige Gräser sind streng an ganz feuchte Stellen oder selbst
an die Gewässer gebunden, wie das Schilf (Phragmitescommunis Trin.,
Phalaris
[* 33] arundinaceaL.,Glyceria
[* 34] spectabilisM. et K., GräserfluitansR. Br. u. a.). Die als Getreide angebauten Gräser kommen jetzt
nur noch als Kulturpflanzen vor