mit dünnem, meist unter der Rindenoberfläche ausgebreitetem, weißlich durchscheinendem
Thallus, welcher durch die rot gefärbten,
verästelte Zellenreihen bildenden, der Algengattung
Chroolepus entsprechenden
Gonidien ausgezeichnet ist, und mit schwarzen,
strichförmigen, Schriftzügen ähnlichen Apothecien, welche aus dem
Thallus und der
Baumrinde hervorbrechen.
Sehr häufig
an glatten
Rinden verschiedener Laubbäume ist die gemeine
Schriftflechte (Graphis scripta
Ach.).
[* 3]Künste, zunächst Schreiben,
Zeichnen und
Malen, dann auch diejenigen
Künste, mit deren
Hilfe man das einmal
Gezeichnete oder Geschriebene zu vervielfältigen suchte. Die erste
Erfindung auf dem Gebiet der neuern graphischen
Künste
war die
Xylographie oder
Holzschneidekunst (s. d.).
Stempel,
Patronen u. dgl. sind sicher
schon in sehr alten
Zeiten in
Holz
[* 4] geschnitten worden; der eigentliche
[* 1]
Figurenholzschnitt aber stammt aus dem
Mittelalter, und
bereits aus dem 14. Jahrh. sind
Holzschnitte unzweifelhaft nachgewiesen.
Eigne Formschneider und Briefdrucker traten auf. Offenbar hat diese Bilddruckerei den Anstoß zu
GutenbergsErfindung der
Typographie
oder
Buchdruckerkunst (s. d.) gegeben (1440), denn ihre ersten
Erzeugnisse deuten auf dieselben Hilfsmittel hin. Man suchte den zeitraubenden
Schnitt ganzer Tafeln für bestimmte
Arbeiten
derart zu vereinfachen, daß mit den einmal geschnittenen
Figuren jeder beliebige
Text hergestellt werden konnte, und so führten
die der neuen
Erfindung noch anhängenden Mängel zu weitern
Erfindungen.
Unterdessen hatte aber die
Kupferstecherkunst in ihren verschiedenen
Manieren eine weit universellere
Ausbildung
erlangt, denn während der
Holzschnitt seine großen
Meister hauptsächlich in
Deutschland fand, bemächtigten sich die ersten
Künstler und
Maler aller
Nationen des Kupferstichs teils zur direkten Wiedergabe ihrer
Kartons, teils zur
Nachbildung ihrer Gemälde.
Der Umstand, daß Zeichner und
Maler ihre Werke leichter in
Kupfer vertieft und mit aller möglichen Feinheit
als in
Holz erhaben wiedergeben konnten, und daß der
Abdruck größerer Kunstwerke weit treuer vom Kupferstich als vom
Holzschnitt
zu erzielen war, rechtfertigt diese Bevorzugung.
Wir finden deshalb die eigentlichen Prachtwerke seit dem Ende des 16. Jahrh. schon häufiger
mit Kupferstichen illustriert, und im 17. Jahrh. erreichte in den niederländischen
Radierern, den niederländischen und französischen Kupferstechern sowohl die originale
Erfindung als die nachbildende Thätigkeit
ihren Höhepunkt. Das 18. Jahrh. läßt auch hierin einen starken
Verfall erkennen. Erst in unserm
Jahrhundert nahmen auch
die graphischen
Künste erneuten Aufschwung, und den ersten Anstoß hierzu gab die
Erfindung derLithographie
(s. d.) oder des
Steindrucks durch
Senefelder (1796). Die
Lithographie bot jedem Zeichner das
Mittel, seine
Arbeit ohne schwierige
Vorstudien unmittelbar auf den
Stein zu bringen, der sich auch leichter als
Holz oder
Metall behandeln läßt.
Der einfache Über- oder
Umdruck vorhandener
Abdrücke sowie die
Übertragung der mit besonderer
Tinte auf
Papier geschriebenen oder gezeichneten
Objekte durch die sogen.
Autographie (s. d.) erhöhten die geschäftliche Bedeutung der
Lithographie, und diese hat sich seit der
Erfindung der lithographischen
Schnellpresse
[* 10] ganz besonders auch der
Buchdruckerkunst
gegenüber geltend gemacht. Aber auch in künstlerischer Hinsicht gewann sie sehr bald
Freunde und weiteste Verbreitung, so
daß der Kupferstich eine
MengeArbeiten an die billiger produzierende Rivalin abtreten mußte, während
für die feinern, in kleinerm
Maßstab
[* 11] gehaltenen
Illustrationen abermals eine neue
Erfindung, die
Siderographie oder Stahlstecherkunst
(s.
Stahlstich), als vollberechtigte Mitbewerberin auftrat (1820).
Die
Buchdruckerkunst hatte im großen und ganzen wenig Verbesserungen, welche durchgreifende Umgestaltungen ihrer selbst
bedingt hätten, erfahren; die
Kunst des Stempelschnittes und die
Schriftgießerei waren im 18. Jahrh.
zurückgegangen, von mittels des
Holzschnittes illustrierten Werken konnte bei dem gleichzeitigen
Verfall desselben keine
Rede
sein, aber es gehörten nur ein paar Jahrzehnte dazu, um das verlorne
Terrain wiederzuerobern.
Franzosen und
Engländer gingen
voran im Erzeugen neuer
Stempel und
Verzierungen aller Art; was in
England erfunden und vervollkommt wurde,
führten
Franzosen mit
Geschick und
Geschmack in die Buchdruckerwelt ein;
Deutschland folgte und stellte den Erfinder der
Schnellpresse,
Friedrich König (1810).
Nun war der
Kampf zwischen den graphischen
Künsten zu gunsten der
Buchdruckerkunst entschieden.
Man war aber einmal bemüht, ein billigeres Illustrationsmittel zu entdecken, und als das soeben erwähnte Verfahren sich
als zu zeitraubend erwies, verfiel man auf die sogen. Hochlithographie (s.
Lithographie) und ätzte die Steinzeichnung so hoch, daß ein davon genommenes Klischee mittels der
Buchdruckpresse gedruckt werden konnte. Baumgärtner in Leipzig
[* 17] hatte für das in seinem Verlag erscheinende »Hellermagazin«
mit dieser Erfindung (1834) das erste Surrogat für den Holzschnitt eingeführt, dem bald andre folgen sollten.
Bei PalmersGlyphographie (s. d.) wird das Bild vertieft entworfen und die Druckplatte durch galvanischen Niederschlag gewonnen.
Himelys erhabene Kupferplatten sollten es der Buchdruckpresse möglich machen, Bilder, die sonst nur in
Kupferstich ausführbar waren, zwischen dem Text wiederzugeben, was Dembour, Piil und Palmer nur unvollkommen erreicht hatten.
Heims in Berlin trat 1851 mit der Chalkotypie (s. d.) auf, die, wie schon der Name sagt, denselben Zweck verfolgte.
Zach in München
[* 21] nannte eine der Glyphographie verwandte KunstMetallographie. Wagner in Berlin benutzte die
von ihm erfundenen oder verbesserten Graviermaschinen zur Erzeugung vertiefter Platten, die dann durch Galvanoplastik
[* 22] wieder
in erhabene verwandelt wurden und an den freigelassenen Stellen die Vollendung mittels Stichels oder Ätzung erhielten. Das
für lithographische Zwecke schon lange dienstbar gemachte Zink gab den leichtern darauf überdruckbaren
Arbeiten den NamenZinkographie (s. d.); es lag aber nahe, das Übertragene, wie bei der Hochlithographie,
auch hier so erhaben zu ätzen, daß es den Holzschnitt vertreten konnte; Gillot nannte seine hierauf basierte, alles treu
wiedergebende Kunst (1850) Panikonographie (s. d.), während ein ähnliches Verfahren von Morse in New YorkCerographie (s. d.) genannt ward.
Comte in Paris bezeichnete sein Verfahren als Neographie, bediente sich dazu aber einer Metallkomposition statt des Zinks. Elektrochemitypie
(s. d.), von Josz erfunden, ist ebenfalls eine Vervollkommnung des Zinkätzverfahrens.
Collin benutzte das vulkanisierte Kautschuk, um ein auf diesen dehnbaren Stoff abgedrucktes Bild für den
Überdruck beliebig zu verkleinern oder zu vergrößern; der Apparat hierzu, Kautschukpantograph genannt, hat wesentliche Vervollkommnungen
erfahren und wird vielfach
angewandt.
Die Similigravüre (s. d.), erfunden
von Petit in Paris, dient zur Verwertung direkter photographischer Aufnahmen bei Herstellung auf der Buchdruckpresse
druckbarer Platten. Meisenbach in München, Angerer u. Göschl in Wien, Ives in New York gelang es, die Töne photographischer Aufnahmen
durch Zerlegung in Punkte und Linien in typographisch druckbare Zinkklischees zu verwandeln; Klič in Wien aber verwandte bei
seinem nach ihm Kličotypie genannten Verfahren (von Goupil in Paris Phototypogravüre genannt) auf Kupferplatten
übertragene photographische Aufnahmen zur Herstellung äußerst zarter Hochätzungen. Für den Kupferdruck, doch auch für
den Buchdruck als Surrogat für den Holzschnitt, ist hier nur die von Pretsch erfundene Photogalvanographie (s. d.) noch zu
nennen. Mandel in Stockholm
[* 25] erfand ebenfalls (1861) eine Art photolithographischen Lichtdrucks.
So erstaunlich auch die Fortschritte sind, welche einzelne dieser graphischen Künste gemacht, und so
dienstbar sie sich für besondere Zwecke erwiesen haben: den feinen Holzschnitt konnten sie nicht ersetzen. Ihm kam in technischer
Beziehung nicht bloß die leichtere Druckbarkeit vor den oft sehr seicht geätzten Rivalen zu statten, sondern auch die
inzwischen ebenso mannigfach vervollkommten Vervielfältigungsmethoden, unter denen vor allen die Galvanoplastik (s. d.) zu
nennen ist.
Neben dem Bücherdruck bildeten sich im Buchdruck einzelne Kunstzweige heraus, so namentlich die Polychromie (s. d.), der
mehrfarbige Druck, der zunächst merkantilen Zwecken diente, aber in so ausgedehnter Weise, daß die Handpresse nicht mehr genügte;
der Congrevedruck (s. d.), in Deutschland jetzt außer Brauch gekommen, bildete einen Zweig dieses Verfahrens.
Der von den ältern Holzschneidern geübte, damals Clair-obscur genannte Farbendruck wurde nicht nur wieder aufgenommen, sondern
entwickelte sich zur Chromatypie (s. d.) und zum Gemäldedruck. Bauerkeller in Paris kultivierte die Geomontographie, indem
er denFarbendruck mit dem Reliefdruck vereinigte. Raffelsperger in Wien erfand (1838) ein Typensystem, welches
den Landkartendruck (s. d.) oder die Typometrie für die Buchdruckpresse erschließen sollte, aber der Schwierigkeit und Langsamkeit
der Herstellung halber nur wenige
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