mehr
ernannt. Zwar ward er bei Pittsburg Landing von Beauregard überfallen, aber er stellte durch die siegreichen Gefechte gegen Bragg bei Juka Corinth und am Hatchiefluß (4. und 5. Okt.) seinen Feldherrnruhm wieder her und begann Anfang Februar 1863 die Belagerung von Vicksburg, welches er 3. Juli nach siegreicher Abwehr aller Entsatzversuche zur Kapitulation zwang. Der Fall von Vicksburg zog die Übergabe von Port Hudson, Yazoo City und Little Rock in Arkansas nach sich; der Zweck der hier geführten Kämpfe war also vollständig erreicht, die Schiffahrt auf dem Mississippi freigemacht, die Trennung der südlichen Konföderation in zwei Teile erreicht worden. Lincoln ernannte Grant zum Generalmajor in dem regulären Heer und zum Oberbefehlshaber aller am Mississippi, Ohio, Tennessee und Cumberland stehenden Bundestruppen. Durch die Kämpfe bei Chattanooga im November 1863 und die Besetzung von Knoxville im Dezember kam der ganze Staat Tennessee in den Besitz der Union. Durch die unerschütterliche Ruhe und Konsequenz, mit der er in festem Vertrauen auf den Erfolg seine Ziele verfolgte, hatte er den Sieg der Union im Westen entschieden. Überall wurde nunmehr Grants Leistungen die vollste Anerkennung zu teil. Anfang 1864 wurde er zum Generalleutnant und Oberbefehlshaber aller Unionsheere ernannt. Nach der unentschiedenen Schlacht bei Chancellorsville (im Mai) und nach den blutigen Kämpfen bei Wilderneß, Spottsylvania Court House, Cold Harbor, Petersburg, Richmond, Boydton und Plankroad gelang es Grant endlich im Herbst 1864, Lees Defensivstellung zu durchbrechen, den Jamesfluß zu überschreiten und sich auf dem rechten Ufer zu behaupten. Nachdem er im Winter sein Heer reorganisiert, durch Rekruten ergänzt und diese ausgebildet hatte, schnitt er durch einen schnellen Marsch auf Burkesville im März 1865 Lee den Rückzug nach Nordcarolina ab, eroberte 3. April Richmond und zwang am 12. Lee mit dem Rest seiner Armee zur Kapitulation.
Durch diesen Sieg stieg Grant aus den Gipfelpunkt der Popularität. Er blieb Obergeneral sämtlicher amerikanischen Truppen und wurde in dieser höchsten militärischen Würde vom Kongreß bestätigt. Im übrigen aber bewährte er eine bescheidene und kluge Zurückhaltung, aus der er nur in besondern Fällen heraustrat, um seine Anhänglichkeit an die herrschende republikanische Partei und seinen Gehorsam gegen die Bundesbehörden zu bethätigen. Er übernahm im August 1867 provisorisch das Amt eines Kriegsministers unter Johnson und bekleidete es bis zum Frühjahr 1868, obwohl er in dem Streit zwischen dem Präsidenten und dem Kongreß auf der Seite des letztern stand und Johnson in einem Schreiben auf die Grenzen seiner Gewalt und auf die Pflicht des Gehorsams gegen den Volkswillen aufmerksam machte.
Deswegen stellte ihn die im Mai 1868 zu Chicago versammelte Nationalkonvention der republikanischen Partei als ihren Kandidaten für die im Dezember bevorstehende Präsidentenwahl auf, in der Grant mit 206 Wahlmännerstimmen gegen 88 über seinen Gegner Seymour siegte. Sein Amt trat er mit der Erklärung an, daß er niemals seine Ansichten gegen den Willen des Volkes durchsetzen wolle. Sein Ministerium bildete er aus meist unbedeutenden Anhängern seiner Partei.
In der auswärtigen Politik zeigte er große Begehrlichkeit nach Annexionen und Erweiterung der Macht der Union in Zentralamerika. Er wollte die Landenge von Panama durchstechen (Vertrag mit Kolumbien Februar 1869) und San Domingo annektieren, mußte aber auf letzteres Lieblingsprojekt sowie auf den Ankauf der dänischen Antillen angesichts der entschiedenen Opposition im Kongreß, namentlich von seiten der Senatoren Sumner und Schurz, verzichten. Dem Aufstand in Cuba gegenüber verhielt er sich infolgedessen vorsichtiger.
Mit England schloß er den Vertrag von Washington, der die Alabamafrage zu gunsten Amerikas entschied und die Höhe der Entschädigungssumme zu bestimmen einem Schiedsgericht überließ, das 1872 in Genf zusammentrat und dieselbe 14. Sept. auf 15 Mill. Doll. festsetzte. Auch in dem Streit mit England über die San Juan-Frage erlangte Grant von dem zum Schiedsrichter erwählten deutschen Kaiser einen der Union günstigen Spruch. Die Freundschaft mit Rußland pflegte er eifrigst.
Schwieriger war die Ordnung der innern Verhältnisse, welche der Verfassungsstreit zwischen dem Kongreß und Johnson bislang verzögert hatte. Hier war Grants unselbständige Haltung, namentlich seine Nachgiebigkeit gegen die alte republikanische Partei, welche im Kongreß die entschiedene Mehrheit hatte und in schamloser Weise zum persönlichen Vorteil ihrer Mitglieder mißbrauchte, verhängnisvoll. In allen Ämtern saßen Verwandte oder Kreaturen der Parteihäupter, mehrere Senatoren hatten sich ihre Stellen nur durch Korruption verschafft;
die Beamten und Mitglieder des Kongresses ließen sich für Eisenbahnanlagen, Staatskäufe u. dgl. bezahlen;
Untersuchungen wurden wohl angestellt, blieben aber erfolglos. Grant selbst verhielt sich allen Beschwerden gegenüber indifferent;
ja, er trat ihnen sogar durch Beibehaltung oder Anstellung korrumpierter Beamten offen entgegen.
Die Unzufriedenheit der südstaatlichen weißen Bevölkerung über die Negeremanzipation wurde noch gesteigert durch die habgierigen, gewissenlosen Abenteurer aus dem Norden, welche in den rekonstruierten Staaten unter dem Schutz der Regierung und der Kongreßmajorität die höchsten Stellen an sich rissen und zu ihrer Bereicherung schamlos ausbeuteten. Widerstand wurde durch Waffengewalt unterdrückt, die Verschwörung des Kuklux (s. d.) streng verfolgt.
Selbst offenbare Gesetzwidrigkeiten der Gouverneure und Legislaturen wurden von der Bundesregierung in Schutz genommen. Die ehrenwerte Minderheit der Partei unter Sumner und Schurz versuchte eine Besserung durch Gründung einer Reformpartei, der liberal-republikanischen, welche im Verein mit der alten demokratischen bei der neuen Präsidentenwahl 1872 gegen Grants Wiederwahl sich erklärte. Aber die unglückselige Nomination Greeleys (s. d.) zum Gegenkandidaten auf der Konvention von Cincinnati verschaffte Grant 4. Nov. bei der Wahlmännerwahl einen noch entscheidendern Sieg als 1868: er erhielt 289 gegen 77 Stimmen, und nach Greeleys plötzlichem Tod (29. Nov.) wählten ihn 6. Dez. sogar 300 Stimmen. In der Botschaft vom 4. Dez. versprach auch eine Reform des Staatsdienstes, welche der Korruption ein Ende machen sollte; aber sehr bald erlahmte sein guter Wille, als der Kongreß Schwierigkeiten machte, und er ließ die Sache fallen. Nur gegen den Plan, die Einlösbarkeit der Bonds in Papiergeld zu dekretieren und damit einen betrügerischen Bankrott herbeizuführen, legte er sein Veto ein. Die allgemeine Entrüstung über das System der Korruption unter Grant, das man Grantismus nannte, wuchs endlich so, daß er 1876 mehrere hochgestellte Beamte, deren Betrügereien und Bestechungen allzu
mehr
schamlos waren, entlassen mußte und seine Partei ihn 1876 nicht wieder als Kandidaten aufstellen konnte. Nachdem er sein Amt niedergelegt hatte, trat er eine längere Reise nach der Alten Welt an, von der er erst Ende 1879 zurückkehrte. Er ward von seiner Partei mit großem Enthusiasmus (Grant-Boom) empfangen und 1880 wieder als Präsidentschaftskandidat aufgestellt, erhielt aber auf der Konvention in Chicago nicht die Majorität der republikanischen Stimmen. Er widmete sich nun der Ausbeutung Mexikos durch amerikanische Intelligenz und Geldkraft.
Auch ließ er sich in Gemeinschaft mit Bankhäusern in Spekulationen ein, durch die er 1884 sein ganzes Vermögen verlor, weswegen ihm der Kongreß eine Pension bewilligte. Grant starb in Mount Mac Gregor bei Saratoga. Nach seinem Tod erschienen seine »Personal memoirs« (New York 1885; deutsch, Leipz. 1886, 2 Bde.).
Vgl. die Biographien von Headley (neue Ausg., New York 1885) und Larke (das. 1879);
Badeau, Military history of U. S. Grant (neue Ausg., das. 1885, 3 Bde.).
4) James, engl. Schriftsteller, geb. zu Edinburg als der Sohn eines englischen Offiziers, kam schon mit zehn Jahren nach Neufundland, wo seine Erziehung in der Kaserne verlief, kehrte 1839 nach England zurück und trat als Fähnrich in das Heer, das er aber schon nach wenigen Jahren verließ, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Seinen Geschmack an militärischen Dingen sehr stark beibehaltend, färbte er damit die meisten seiner äußerst zahlreichen Schriften, meistens Romane, die bei jüngern Leuten große Beliebtheit erlangten.
Dies war der Fall gleich mit seinem ersten Buch: »The romance of war, or Highlanders in Spain« (1846),
welchem eine Fortsetzung: »Highlanders in Belgium« (1847),
folgte. Aus der langen Reihe der andern seien erwähnt: »Adventures of an aide-de-camp« (1848);
»Frank Hilton« (1855);
»The yellow frigate« (1855);
»Lucy Arden« (1859);
»The secret despatch« (1869);
»Six years ago« (1877);
»The Cameronians« (1881) etc. Mit schottischer Altertumskunde beschäftigte er sich in mehreren Werken: »Memorials of Edinburgh Castle« (2. Aufl. 1862),
»Old and new Edinburgh« (1881) u. a.;
volkstümliche Behandlung der Kriegsgeschichte findet sich in: »British battles on land and sea« (1873-84, 4 Bde.) und »British heroes in foreign Wars« (1873).
Viele seiner Werke sind ins Deutsche übersetzt; manche hat er mit eignen Handzeichnungen geschmückt. 1875 trat in London zur katholischen Kirche über.
5) James Augustus, engl. Offizier und Reisender, geb. 1827 zu Nairn in Schottland, machte als Offizier der Ostindischen Kompanie den Feldzug gegen die Sipoys mit, focht mit Auszeichnung bei Gudscharat und wurde bei Lakhnau verwundet. Er ist namentlich bekannt geworden durch die mit Speke (s. d.) 1860 von Sansibar aus unternommene Erforschungsreise zur Entdeckung der Nilquellen, worüber er das Werk »A Walk across Africa« (Lond. 1864) sowie »Summary of the Speke and Grant expedition« (letzteres im Journal der Londoner Geographischen Gesellschaft 1872) u. a. veröffentlichte. Im abessinischen Feldzug 1867-68 zeichnete er sich im Stab des Lords Napier aus.
6) Charles, engl. Dichter und Schriftsteller, ein Vermittler zwischen deutschem und englischem Schrifttum, geb. zu Hackney bei London, brachte beinahe sein ganzes Mannesalter im Ausland zu und lebt gegenwärtig in Florenz. In Jena hielt er 1864-65 eine Reihe von Vorträgen über englische Litteratur, die dann überarbeitet unter dem Titel: »The last hundred years of English literature« (1866) auch im Druck erschienen. Die deutsche Heldensage gab ihm den Stoff zu zwei Dramen: »The charm and the curse« (»Burnhilda's bridal« und »Atli's death«, 1873). Reizende Gedichte sammelte er in den »Studies in verse«, in welchen man die verschiedensten Töne angeschlagen findet. In der »Contemporary Review« berichtete er über deutsche Litteratur, während er wertvolle Aufsätze zur englischen Litteraturgeschichte in den »Preußischen Jahrbüchern« veröffentlichte.