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oben erwähnten Stich ins Orangefarbige, den die Farbe bei Kerzenlicht erhält, davon zu unterscheiden. Man benutzt ihn insbesondere
zu Ring- und Busennadelsteinen, die, wenn sie groß sind, so teuer bezahlt werden wie Saphir. Im französischen Kronschatz
findet sich eine 85 mm lange Schale aus Granat von 12,000 Frank Wert. Ebenso benutzt man den Kaneelstein, der
als Hyacinth in den Handel kommt, und den Vermeille, einen blutroten Granat mit einem Stich ins Pomeranzengelbe. Der blutrote böhmische
oder ceylonische Granat ist der billigste und wird zu Ringen, Halsketten, Broschen etc. verwendet. In Schweden findet der Granat eine
ausgedehnte Anwendung als Zuschlag beim Eisenschmelzen. Künstlicher Granat ist ein durch Gold gefärbter
Glasfluß, der sich durch seine geringere Härte leicht vom echten unterscheiden läßt.
[* ] ein für die Weberei des Mittelalters typisches Ornament, welches, im Altertum schon bei den Assyrern
üblich, später von den Juden, Arabern und Griechen weiter ausgebildet wurde und aus dem Orient nach Europa
kam. Hier wurde es frühzeitig mit der Rose so verbunden, daß die Blätter derselben die Umrahmung für den aufgesprungenen
Apfel bildeten. Später gesellte sich noch dazu eine Krone, welche die des ewigen Lebens bedeutete, ebenso wie der Granatapfel
und die Rose Symbole der Madonna sind.
Das Granatapfelmuster wurde in der gotischen Epoche unter dem Einfluß der gotischen Stilisierung zu höchstem Reichtum
entfaltet, dann aber auch von der Renaissance angenommen. Es findet sich auf allen Gattungen von Geweben, deren prächtigste
die Kirchengewänder sind. (S. die Figuren.) Sehr häufig bezeichnet man als auch solche Ornamente, welche von einer
Granate nichts aufweisen, sondern eine Distel und zwar Carthamus tinctorius zeigen.
Vgl. Jacobsthal, Araceenformen in der Flora
des Ornaments (Berl. 1884).
[* ]
^[Abb.: Granatapfelmuster.]
dikotyle Pflanzengruppe, eine Unterfamilie der Myrtaceen bildend, kleine Bäume mit immergrünen, ganzen
Blättern, einem blumenkronenartig gefärbten Kelch, dem Kelchschlund eingefügten
Blumenblättern, zahlreichen
dem Kelch eingefügten Staubblättern und einem unterständigen Fruchtknoten, der einen äußern, höher stehenden Kreis von
fünf oder mehr Fächern und einen innern, tiefer stehenden von drei Fächern besitzt. Die Frucht stellt eine lederartig fleischige,
vom Kelchsaum gekrönte, vielfächerige und vielsamige Beere dar. Die Samen, in einem saftigen Fruchtbrei
liegend, enthalten kein Endosperm und einen geraden Keimling mit blattförmigen, spiralig gerollten Kotyledonen. Die Familie
besteht nur aus einer Gattung, Punica Tournef.;
zu welcher der Granatbaum gehört. Wenige Arten der Gattungen Punica und Punicites O. Web.
finden sich fossil in Tertiärschichten.
[* ] (vom ital. granata; frz.
grenade, auch obus), die eisernen Hohlgeschosse. Zur Zeit der glatten Geschütze hießen Granaten die aus Haubitzen und Granatkanonen,
Bomben die aus Mörsern geworfenen Geschosse, die im übrigen sich in nichts unterschieden (s. Bomben). Granaten für glatte Geschütze
sind sphärische, für gezogene Langgeschosse. Sie werden benannt nach dem Durchmesser des Geschützes,
also 8, 9, 12, 15 cm etc. Granaten Langgranaten hießen zum Unterschied von den ältern, 2 Kaliber langen Granaten 2,5 Kaliber lange Granaten. In
neuerer Zeit sind indessen bis 6 Kaliber lange Granaten mit Vorteil verwendet worden.
Hartgußgranaten dienen als Panzergranaten zum Beschießen von Panzerzielen. Die Granaten der glatten 12 cm
Granatkanonen (s. d.) hatten eine ellipsoidale Höhlung, deren große Achse senkrecht zur Schußebene, also parallel zur Rotationsachse,
um welche die Granate rotierte, lag. Durch die ellipsoidale Form erreichte man eine bedeutende Exzentrizität des Geschosses
und durch diese eine große Ablenkung aus der Flugbahn (s. d.), die nach der Seite hin erfolgte, auf
welcher der Geschoßschwerpunkt lag. Die gezogenen Granaten bestehen in der deutschen Artillerie aus dem Eisenkern und dem Weich-
oder Hartbleimantel, den Kupferringen oder Kupferbändern, ersterer aus einem cylindrischen Teil und der ogivalen Spitze.
Auf dem cylindrischen Teil befindet sich der zur Führung des Geschosses in den Zügen dienende Bleimantel,
welcher bei den ältern in einer Gußform umgegossen
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wurde. Seine Konstruktion ist aus
[* ]
Fig. 1 ersichtlich. Die vier Wülste des letztern pressen sich in die Züge. Der cylindrische
Teil des Eisenkerns der Lang- und Hartgußgranaten wird abgedreht, verzinkt und in einer Form mit Blei umgossen. Der Bleimantel
erhält dann mit einem Façonstahl auf der Drehbank seine Form. In neuerer Zeit wendet man nach Vavasseurs
Vorschlag statt des Bleimantels Kupferringe, bei den großen Kalibern Kupferbänder an. Bei Geschützen mit gezogenem Ladungsraum
dienen die beiden hintern Ringe oder Bänder zur Führung, ein vorderer Ring nur zur Zentrierung des Geschosses, der neuerdings
auch fortfällt; das Geschoß erhält hier eine wulstartige, abgedrehte Verstärkung, welche zentriert.
Zur Kupferführung mußte man übergehen, weil bei großen Geschoßgeschwindigkeiten mit Blei keine feste Führung erreichbar
ist. Granaten und Langgranaten werden aus gewöhnlichem Roheisen über einen Kern in Sand (Kasten), Hartgußgranaten mit der Spitze
in eisernen Schalen gegossen. Krupp fertigt vorzügliche Panzergranaten aus Gußstahl. Die Granaten werden über
einen Kern gegossen, dessen Spindel entweder an einem oder beiden Enden aufliegt, wodurch im Boden oder in der Spitze oder in
beiden ein Loch entsteht. Bei allen Langgranaten wird das Loch in der Spitze für den Zünder ausgearbeitet, das Bodenloch
[* ]
(Fig.
2) aber verschraubt, während Hartgußgranaten niemals ein Loch in der Spitze haben
[* ]
(Fig. 3), aber auch
im Boden keinen Zünder erhalten, da sich ihre Sprengladung auch ohne ihn entzündet, wenn das Geschoß einen genügend starken
Panzer trifft.
Für die Feldgeschütze sind Doppelwandgranaten nach dem System von Bassompières eingeführt worden. Dieselben werden um einen
innern Eisenkern gegossen, dessen oben und unten offene Höhlung auch die Höhlung der Granate ist; auf
seiner äußern Oberfläche trägt er vierseitige, pyramidale Erhöhungen, deren Kanten abgerundet sind. Beim Zerspringen des
Geschosses trennt sich der Mantel vom Kern, und es entsteht so (theoretisch) eine doppelte Zahl von Sprengstücken. 1876 wurden
nach dem Vorgang Österreichs statt ihrer die Uchatiusschen Ringgranaten eingeführt, deren Kern bei den
leichten Granaten aus 10, bei den schweren aus 12 übereinander gelegten Ringen besteht, die nach außen hin ähnlich einem Zahnrad
tief gezahnt sind, so daß sie in diesen tiefen Einkerbungen zerspringen und eine 2-2½mal größere Zahl von Sprengstücken
liefern als die Doppelwandgranaten. Sie sind (1880) auch bei der italienischen
und russischen Feldartillerie eingeführt und haben entweder Hartbleimantel oder Kupferringe.
Torpedogranaten nennt Krupp seine 6 Kaliber langen, dünnwandigen Stahlgranaten, die aus Mörsern geworfen werden und eine sehr
große Sprengladung (21 cm Granaten 40 kg) fassen. Die Granaten des französischen La Hitte-Systems sind aus
Gußeisen
[* ]
(Fig. 4), 2 Kaliber lang und tragen auf ihrem cylindrischen Teil Zinkwarzen (Ailetten), welche in die Züge eingreifen
und die Führung vermitteln. Die Granaten der russischen Vorderlader haben an beiden Enden Halbogivale aufgesetzt. Der
Boden ist flach,
in der Spitze sitzt der Zünder, auf dem cylindrischen Teil sitzen die zinkenen Führungswarzen.
Die Granaten der frühern österreichischen Feldgeschütze haben einen Mantel nach Form der Züge aus einer Zinnzinklegierung. Über
die Segmentgranaten der englischen Artillerie siehe Schrapnells. Über die historische Entwickelung der sphärischen Granaten s. Bomben.
Die kleinsten der gebräuchlichen Granaten waren die sogen. Spiegelgranaten mit einem Durchmesser von 8 cm, die
unter dem Namen Handgranaten von den Grenadieren (s. d.) aus der Hand geworfen wurden; außerdem wurden sie in größerer Zahl
(25-30) mit Einem Wurf aus Mörsern (28, 32 cm oder Steinmörser) geworfen (Rebhühner- oder Wachtelwurf). Wurden diese Spiegelgranaten
aus Haubitzen geworfen, so hieß der Wurf Granathagel. Über Gewichte und Sprengladung der Granaten s. die Tabellen
zum Artikel »Geschütze«.
^[Abb.: Fig. 1. Granate.]
[* ]
^[Abb.: Fig. 2. Granate mit Bodenloch.]
[* ]
^[Abb.: Fig. 3. Hartgußgranate.]
[* ]
^[Abb.: Fig. 4. Französische Granate.]