Es war schon im 10. Jahrh. eine ansehnliche Stadt (die »Etzelburg«
des
Nibelungenliedes), die
Residenz des Ungarnherzogs Geysa, dessen Sohn, der heil.
Stephan, hier geboren, getauft und gekrönt
wurde. Mit
Kirchen und
Palästen, Reichtümern und einer starken
Bevölkerung
[* 2] ausgestattet, war Gran
[* 3] der Sitz des
Erzbischofs oder
Primas von
Ungarn
[* 4] und zugleich einer der bedeutendsten Handelsplätze des
Landes, als dessen Bewohner
Ungarn,
Deutsche
[* 5] und
Italiener (Latini) urkundlich genannt werden.
Diese
Blüte
[* 6] vernichtete die Zerstörung der Stadt durch die
Tataren 1241, in welcher nur das
Schloß stehen blieb. Der König
Bela IV. that zwar viel zur Wiederherstellung der Stadt; allein
Ofen erhob sich seitdem über sie, und
Gran erreichte seinen alten
Glanz nicht wieder. Im J. 1543 kam die Stadt unter die Botmäßigkeit der
Türken, denen sie erst 1683 unter
Leopold I. auf immer wieder entrissen wurde. In der Zwischenzeit wurde das Erzbistum nach
Tyrnau verlegt, während derErzbischof
selbst in
Preßburg
[* 7] seinen Sitz nahm, bis beide 1820 nach Gran zurückkehrten.
[* 3]
Daniel, österreich.
Maler, geb. 1694 zu
Wien
[* 9] (nach andern in
Mähren),
[* 10] bildete sich in
Neapel
[* 11] an Solimena und der
Antike. Nach
Wien zurückgekehrt, fand er reichliche Beschäftigung; namentlich waren
KaiserKarl VI. und
der
FürstSchwarzenberg seine
Gönner. Gran
war in der Stilauffassung der Barockzeit als sehr geschickter und fruchtbarer Freskomaler
thätig. Er verband einen seltenen
Sinn für
Farbe und Lichtverteilung mit tiefer Kenntnis der
Perspektive und großartiger
Komposition. In
Österreich
[* 12] schmückte er viele
Schlösser des
Hofs und
Adels sowie
Kirchen und Klöster mit
seinen riesigen Plafondfresken, meist allegorischen
Inhalts. Am vorzüglichsten sind darunter die Deckengemälde in der Hofbibliothek,
im kaiserlichen Lustschloß zu
Hetzendorf, in der Schloßkapelle zu
Schönbrunn, im
PalaisSchwarzenberg, im Landhaus zu
Brunn,
im
KlosterBruck bei
Znaim etc. Auch die
Ölmalerei übte er nicht ohne Erfolg aus, wie seine heil.
Elisabeth
in der Karlskirche zu
Wien sowie mehrere Altarbilder in der
Domkirche zu St. Pölten beweisen. Obwohl für seine
Schöpfungen
glänzend bezahlt, starb Gran arm 1757 in St. Pölten.
[* 16] 1) ehemaliges
Königreich der
Mauren in
Spanien,
[* 17] umfaßt den südöstlichen Teil von
Andalusien (Oberandalusien)
oder die drei heutigen
Provinzen Granada,
Malaga
[* 18] und
Almeria mit einem Flächengehalt von 28,653 qkm (520 QM.). Das Land, bis auf
einen schmalen Küstensaum durchaus
Hoch- und Gebirgsland, mit der schneebedeckten
Sierra Nevada in seiner
Mitte, aber fruchtbar und von üppigster
Vegetation, bildete anfangs einen Teil des Kalifats
Cordova, sodann aber, nach dem
Verlust von
Cordova und
Sevilla,
[* 19] ein selbständiges
Königreich (seit 1238), dessen außerordentlich fruchtbares und fleißig
angebautes Gebiet 3 Mill. Bewohner ernährte und 100,000
Krieger ins
Feld stellte.
Die
Könige von Granada mußten indessen schon seit 1246 die
Hoheit der
Könige von
Kastilien anerkennen und einen
jährlichen
Tribut zahlen. Als König Mulei Abul Haschem die Fortentrichtung desselben 1476 verweigerte, brach zwischen den
Beherrschern von Granada und
Ferdinand dem
Katholischen ein elfjähriger
Krieg aus, der nach Besiegung des letzten maurischen
Königs,
Boabdil, der zur
Auswanderung gezwungen wurde, mit der
Eroberung der Stadt Granada und der Vernichtung
der
Mauren endete.
Die
Provinz gehört größtenteils demFlußgebiet des
Guadalquivir an, welchem hier namentlich der
Jenil
und der Guardal mit dem Fardes zufließen.
Direkt ins
Meer ergießt sich der Guadalfeo. Das
Klima
[* 21] ist sehr warm, jedoch durch
die Schneegebirge temperiert. Die
Provinz zählt (1878) 479,066 Bewohner (Ende 1883 auf 485,991 berechnet) oder 37 pro QKilometer.
Granada gehört zu den fruchtbarsten und reichsten
ProvinzenSpaniens; hier verbinden sich die
Produkte der gemäßigten
Zone mit denen der subtropischen.
Die gleichnamige Hauptstadt des Königreichs und der Provinz Granada ist gegen die Zeit ihrer Blüte unter den Mauren jetzt sehr herabgekommen,
aber trotzdem noch eine der größten StädteSpaniens. Sie liegt am Fuß der Sierra Nevada, mitten in der 250 qkm großen, überaus
fruchtbaren und reichbevölkerten Vega von an der Nordseite des Jenil, mit dem sich hier der Darro vereinigt, 686 m ü. M.
und an der oben genannten Zweigbahn, auf und zwischen zwei Hügeln, deren südlicher die weltberühmte Alhambra trägt. Um denselben
zieht sich die Stadt halbmondförmig herum und sendet ihre Vorstädte noch weit in die Thäler des Jenil
und Darro hinaus. Am Abhang des andern Hügels auf dem rechten Darroufer liegt der Albaicin, der älteste Stadtteil, und an
dessen Fuß ziehen sich zu beiden Seiten des Darro die stattlichen Häuserreihen der Alcazaba hin, wo zur Zeit der Mauren der
Adel von Granada wohnte.
Die eigentliche Stadt liegt westlich von der Alcazaba, ganz in der Ebene zu beiden Seiten des Darro, der hier großenteils
überwölbt ist, und wird im W. und N. noch von den weitläufigen Vorstädten Elvira und Antequeruela umschlossen. Die ältern
Häuser haben noch ein halb maurisches Ansehen: platte Dächer, Türmchen mit Balkonen, im Innern Höfe mit
Springbrunnen. Im übrigen bildet die jetzige Stadt ein Labyrinth von krummen, engen und unebenen Gassen, obschon der Anblick
derselben mit ihren zahllosen Türmen und Kuppeln und der stolz über der Stadt thronenden Alhambra von allen Seiten imposant
und prächtig ist.
Ganz im maurischen Stil restauriert ist der ehemalige Bazar, die Alcaiceria, welche nebst dem benachbarten
Zacatin, der belebtesten Straße, noch jetzt wie ehedem das Zentrum des Handels bildet. Unter den Plätzen ist der größte die
Plaza del Triunfo im N. der Stadt, mit einer 4½ m hohen korinthischen Säule, der schönste die Vivarrambla (jetzt Konstitutionsplatz),
auf dem ehemals die Volksfeste der Mauren, später die Autodafees der Christen stattfanden, und wo 1498 der Kardinal Jimenes sämtliche
in der Stadt vorgefundene arabische Bücher, an 80,000 Bände, verbrennen ließ, mit Ausnahme von 300 Bänden medizinischen
und naturhistorischen Inhalts, welche jetzt einen wertvollen Teil der Bibliothek des Escorial ausmachen.
hat eine Kathedrale nebst 23 Pfarrkirchen, 38 Klöster, einen erzbischöflichen Palast, mehrere Kasernen und schöne Promenaden
(z. B. die Alameda, mit einer vielreihigen Ulmenallee).
Juan deDios, aus erbetteltem
Almosen aufgeführte Hospital, das merkwürdigste und kunstvollste Bauwerk aber der maurische Königspalast der Alhambra (s. d.
und Tafel »Baukunst
[* 31] VIII«,
[* 28]
Fig. 6 bis 12). Ein schöner Park trennt diesen von der Stadt und den Torres Bermejas, einer andern,
angeblich von den Phönikern gegründeten Burg. Die Bevölkerung, ein heiteres, an Gesängen und Liedern
reiches Volk, beträgt (1884) 72,821 Seelen. Die Manufakturen Granadas sind ohne Bedeutung. An Bildungs- und andern Anstalten
besitzt Granada eine Universität (seit 1531) von 5 Fakultäten (mit über 1000 Studierenden), eine Notariatsschule, 6 Colegios,
ein Seminar, eine Bibliothek, ein Kunstmuseum, ein Theater,
[* 32] einen Zirkus für Stiergefechte, 10 Hospitäler
und 2 Gefängnisse. Es ist Sitz des Gouverneurs, eines Obergerichts und eines Erzbischofs sowie eines deutschen Konsuls.
Als die schönsten Punkte der Umgegend sind zu bezeichnen: der Generalife (Ginaraliph, »Haus der Liebe«),
die ehemaligen Klöster Jesus del Valle und Sacromonte (jetzt Priesterseminar) im Darrothal
etc. -
Araber gründeten die Stadt im 8. Jahrh. unweit der Ruinen der uralten keltiberischen Stadt Illiberis oder Eliberis (woraus
Elvira entstand) und gaben ihr den Namen Granada, der die Gestalt eines aufgesprungenen Granatapfels bedeuten
soll, dessen Mittelpunkt die Alhambra bildet, und der auch das Wappen
[* 33] ihrer Könige war.
Die Stadt gelangte unter den Mauren bald
zu einer außerordentlichen Blüte, so daß sie schon um 1350: 200,000, um die Zeit der spanischen Eroberung aber 400,000 Einw.
zählte. Sie hatte 15 km im Umfang (jetzt 8), zahlreiche Prachtbauten, 50 gelehrte Schulen, 70 Bibliotheken
und war von einer Mauer umgeben, aus der 1030 Türme emporragten. Nach der Einnahme durch die Spanier trieben Bedrückungen aller
Art die maurische Bevölkerung zu wiederholten Empörungen, die erst 1570 durch Versetzung derselben in das InnereSpaniens getilgt wurden.
2) Departement des mittelamerikan. StaatsNicaragua,
[* 34] liegt zwischen dem Nicaraguasee, dem Südende des Managuasees und dem StillenOzean und hat ein Areal von 6698 qkm (121,6 QM.) mit etwa 70,000 Einw.
Das Land ist vorwiegend ebene Savanne, doch steigen in demselben der Vulkan von Masaya und der Mombacho
(1370 m) an. Die gleichnamige Hauptstadt liegt an der Nordwestseite des Nicaraguasees und ist Endstation der Eisenbahnlinie
Granada-Managua. Früher die wichtigste Stadt der Republik, ist sie infolge der Bürgerkriege zwar in Verfall geraten, aber durch
ihre günstige Lage für den Handelsverkehr des Staats noch immer von Belang, mit 10,000 Einw. Granada, bereits 1522 gegründet,
ist eine der ältesten spanischen Niederlassungen. Unter den Gebäuden sind die Parochialkirche, die Kirche de la Merced,
das alte verlassene Franziskanerkloster im maurischen Stil und die Casade losLeones, ein reichgeschmücktes Privathaus, bemerkenswert.
Vor dem Hafen der Stadt nach SO. liegt die vulkanische Inselgruppe der Corrales.