Darauf begab er sich in die
Schweiz,
[* 17] gründete in Genf
[* 18] eineLehr- und Erziehungsanstalt und ward 1855 als
Direktor
der
Gewerbeschule nach
Bremen
[* 19] berufen, welcher er bis zu seinem
Tod, vorstand. Seine wichtigern
Schriften sind: »Das
Rechtsverhältnis der
Volksschule von innen und außen« (Quedlinb. 1829);
»Archiv für das
praktische Volksschulwesen«
(Jena u. Eisl. 1828-35, 8 Bde.).
3)
Albrecht von,
Mediziner, Sohn von Gräfe 1), geboren im Mai 1828 zu
Berlin, zeigte früh ausgezeichnete
Anlagen
zur
Mathematik und gedachte sich für diese
Wissenschaft auszubilden, wandte sich aber später den
Naturwissenschaften und der
Medizin zu. Nachdem er 1848 sein Staatsexamen absolviert hatte, besuchte er zu seiner weitern
AusbildungPrag,
[* 20]
Wien,
[* 21]
Paris,
[* 22]
London,
[* 23] Dublin
[* 24] und
Edinburg
[* 25] und wurde durch den vertrauten
Umgang mit den ersten Augenärzten jener Zeit für die
Augenheilkunde gewonnen. Zu Anfang der 50er Jahre begann er in
Berlin seine praktische Laufbahn. Er gründete daselbst, begünstigt
durch die reichen
Mittel, welche ihm zu
Gebote standen, zunächst eine Privataugenheilanstalt, welche das Vorbild für eine
große
Reihe ähnlicher
Institute in
Deutschland und der
Schweiz wurde. Im J. 1858 zum außerordentlichen
Professor ernannt, erhielt er bald darauf eine Abteilung für Augenkranke in der königlichen
Charitee zugewiesen; 1866 wurde
er ordentlicher
Professor. Er starb Mit sich fortreißend als
Lehrer, unübertroffen als scharfer Beobachter, unermüdlich
und energisch im
Handeln als
Arzt, erwarb er sich bald einen über die
Grenzen
[* 26]
Europas hinausreichenden
Ruf,
und in überraschend kurzer Zeit erhob er die
Augenheilkunde, indem er namentlich auch der Helmholtzschen
Erfindung des
Augenspiegels
sich bemächtigte, zu der exaktesten und vollendetsten
Disziplin der gesamten
Medizin. Er operierte zuerst den bis dahin unheilbaren
grünen
Star mit Erfolg und erfand eine neue Operationsmethode des grauen
Stars (sogen. peripherer Linearschnitt
im
Gegensatz zu dem frühern Lappenschnitt), durch welche die Gefährlichkeit des frühern
Verfahrens so weit beseitigt wird,
daß 94-96 Proz. aller Operierten ein gutes Sehvermögen wiedererlangen. Gräfe war ein
durchaus allseitiger
Mediziner und besonders auch auf dem Gebiet der
Nerven- und
GehirnkrankheitenAutorität,
so daß z. B. selbst von
Romberg in schwierigen
Fällen auf sein
Urteil hohes
Gewicht gelegt wurde. Gräfes überaus zahlreiche,
wahrhaft klassische
Arbeiten auf dem Gebiet der
Augenheilkunde sind fast alle in dem von ihm gegründeten, in
Gemeinschaft mit
Arlt und
Donders herausgegebenen
»Archiv für
Ophthalmologie« erschienen.
4) KarlAlfred, Mediziner, geb. 1830 zu Martinskirchen in der ProvinzSachsen, Vetter des vorigen, studierte 1850-54 in Halle und
Berlin, auch einige Zeit in Paris, ward 1853 Assistent bei Albrecht v. Gräfe und wohnte bis 1857 der ganzen
Neugestaltung der Ophthalmologie bei. 1858 habilitierte er sich in Halle für Augenheilkunde und begründete gleichzeitig eine
Anstalt für Augenkranke. 1873 erhielt er die ordentliche Professur der Augenheilkunde in Halle. Gräfe ist seit dem Tod seines
Vetters der Hauptvertreter der nach letzterm benannten Schule. Er hat sich sowohl durch seine akademische
Lehrthätigkeit als durch seinen rastlosen Eifer in der augenärztlichen Praxis und als ausgezeichneter Operateur einen so
großen Ruf erworben, daß jährlich etwa 4000 Kranke bei ihm Hilfe suchen. Er schrieb: »Klinische Analyse der Motilitätsstörungen
des menschlichen Auges« (Berl. 1858);
»Symptomenlehre der Augenmuskellähmungen« (das.
1867);
Mit Sämisch u. a. gab er das »Handbuch der gesamten
Augenheilkunde« (Leipz. 1874-80, 7 Bde.)
heraus, für welches er die Motilitätsstörungen bearbeitete.