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und 1805 begann derselbe eine neue, später vom Obersten Everest auf 21° 21' 16'' erweiterte Messung, die von Punnä (8° 9' 32'' nördl. Br.) bis Kaliana (29° 30' 48'' nördl. Br.) reicht. In das zweite und dritte Jahrzehnt unsers Jahrhunderts fallen die Gradmessungen. Von Schumacher zwischen Lauenburg [* 2] und Lyssabbel (1° 31' 53,3''), die von Gauß zwischen Göttingen [* 3] und Altona [* 4] (2° 0' 57,4'') und die von Bessel und Baeyer in Ostpreußen [* 5] zwischen Trunz und Memel [* 6] (1° 30' 29''); in das fünfte Jahrzehnt die etwa 4½° umfassende Gradmessung [* 7] am Kap der Guten Hoffnung, welche Maclear 1842-52 ausführte.
Alle frühern Arbeiten dieser Art überragt aber an Ausdehnung [* 8] die russisch-skandinavische, welche, 1817 vom General Tenner und dem Astronomen Wilh. Struve begonnen, in Schweden [* 9] und Norwegen 1845-52 unter Selanders und Hansteens Leitung bis zum nördlichsten Punkt, Fuglenaes bei Hammerfest auf Kval-Ö (70° 40' nördl. Br.), und gleichzeitig bis 1853 in Bessarabien bis an die Donau, Staro-Nekrassowska bei Ismail (45° 20' nördl. Br.), = 1,447,786,78 Toisen fortgeführt wurde.
Nächst den Meridiangradmessungen sind auch noch eine Anzahl Längengradmessungen zu erwähnen. Die erste derartige Messung wurde 1733-34 von Cassini de Thury und Maraldi auf dem Parallel [* 10] von Paris [* 11] ausgeführt, dann folgten Messungen auf den Parallelen von Straßburg [* 12] und von Brest. Im J. 1740 maßen Cassini de Thury und Lacaille einen Bogen [* 13] von 1° 53' 9'' zwischen St.-Claire bei Cette und dem Berg Ste.-Victoire bei Aix. In Ostindien [* 14] nahmen Burrow unter 23° 18' nördl. Br. und Lambton unter 12° 32' 30'' nördl. Br. solche Parallelbogenmessungen vor.
Die erste derartige Arbeit von wissenschaftlicher Bedeutung ist aber die von 1811 bis in die 20er Jahre von Marennes (Gironde) nach Fiume, [* 15] fast unterm Parallel von 45°, von Brousseaud und Largeteau, Plana und Carlini in einer Ausdehnung von 15° 32' 27'' ausgeführte Messung. Eine sehr genaue, auf den Parallelkreisen der Pyrenäen von Caraboeuf, Delcros und Peytier ausgeführte Messung ist besonders wichtig, weil sie zur Vergleichung des Niveaus des Atlantischen und Mittelmeers [* 16] geführt hat.
Auch in Großbritannien [* 17] sind bei Gelegenheit der allgemeinen Triangulation [* 18] mehrere Parallelkreisbogen gemessen worden, so zwischen Beachy Head und Dunnose (1° 26') und zwischen Dover [* 19] und Falmouth (6° 22'). In Frankreich wurde 1818-43 der Parallelbogen Paris-Brest durch Oberst Bonne gemessen, die östliche Fortsetzung bis Straßburg, zum Teil schon früher bearbeitet, wurde in den 20er Jahren vollendet, indessen ohne befriedigendes Resultat; später mit bessern Hilfsmitteln wieder aufgenommen und nach Osten über München [* 20] bis Wien [* 21] fortgesetzt, umfassen die Messungen jetzt einen Bogen von 20° 44'. Endlich ist noch die große europäische Bogengradmessung nach Wilhelm Struves Plan unterm Parallel von 52° von Valentia an der Westküste Irlands bis nach Orsk im russischen Gouvernement Orenburg, 69 Längengrade, zu erwähnen. Die astronomischen Arbeiten wurden 1864-67 ausgeführt, die Feldarbeiten 1872 beendigt. Innerhalb des russischen Reichs allein wurden 428 Hauptdreiecke vermessen.
Was nun die Resultate dieser großartigen Arbeiten anlangt, so hat Bessel 1841 aus zehn Gradmessungen die halbe Achse der Erde = 3,261,139,33 Toisen, den Äquatorialhalbmesser = 3,272,077,14 Toisen, die Länge des Meridianquadranten = 5,131,179,81 Toisen, die des Äquatorialgrads = 57,108,82 Toisen und die Abplattung = 1/299,1528 abgeleitet, Airy aber 1849 als Resultat aus 14 Meridian- und 4 Längengradmessungen die halbe Achse = 20,853,810 englische Fuß, den Äquatorialhalbmesser aber = 20,923,713 Fuß, die Abplattung = 1/299,33 berechnet. Da nach Oberst H. James 1 Toise = 6,39454378 engl. Fuß ist, so gibt die Airysche Rechnung für den kleinsten und größten Erdhalbmesser 3,261,188,4 und 3,272,119,6 Toisen.
Beide Resultate stimmen ziemlich überein; im allgemeinen aber liefert jede Gradmessung einen etwas andern Wert für die Abplattung, die englische Gradmessung gibt z. B. nach James 1/280,4. Der Versuch des russischen Generals v. Schubert (1859), diese Abweichung durch die Annahme zu erklären, daß die Erde ein dreiachsiges Ellipsoid [* 22] sei, für dessen Achsen er Größe und Lage aus der russisch-skandinavischen und sieben andern Gradmessungen berechnete, hat nur wenig Anklang gefunden, obwohl, wie Jacobi 1834 bemerkt hat, das dreiachsige Ellipsoid ebensowohl wie das Rotationsellipsoid den Gleichgewichtsbedingungen genügt. Im ganzen hält man an der Ansicht fest, daß die Erde die Form eines abgeplatteten Rotationsellipsoids besitzt, daß sich aber zahlreiche, durch Lotablenkungen zu konstatierende lokale Abweichungen von dieser Gestalt, wellen- und mantelförmige Erhöhungen und Vertiefungen, zeigen. Namentlich scheinen solche Abweichungen in Großbritannien in der lombardischen Ebene sowie im Gebiet der Alpen [* 23] vorhanden zu sein.
Um nun eine möglichst genaue Kenntnis von der Krümmung der Erdoberfläche im mittlern Europa [* 24] und den angrenzenden Meeresteilen zu erlangen, machte der General Baeyer 1861 den Vorschlag zu einer mitteleuropäischen Gradmessung. Im wesentlichen lief der Vorschlag auf eine Meridiangradmessung zwischen Christiania [* 25] und Palermo [* 26] hinaus, die durch Längengradmessungen mit der russisch-skandinavischen und der französischen Meridianmessung verbunden werden sollte. (Vgl. Baeyer, Über die Größe und [* 1] Figur der Erde, Berl. 1861.) Die verschiedenen Regierungen gingen bereitwillig auf den Plan ein; schon 1862 fand eine Konferenz der preußischen, österreichischen und sächsischen Kommissare in Berlin [* 27] statt, im Lauf des nächsten Sommers begannen die Arbeiten. 1864 wurde in Berlin die erste allgemeine organisierende Konferenz abgehalten, auf welcher 14 Staaten durch 24 Kommissare vertreten waren.
Die wissenschaftliche Leitung wurde einer »permanenten Kommission« von sieben Mitgliedern übertragen, der als ausführendes Organ das »Zentralbüreau der mitteleuropäischen Gradmessung« mit General Baeyer an der Spitze zur Seite gestellt wurde. 1867 fand die zweite Konferenz in Berlin statt, und da inzwischen alle Staaten Europas, mit Ausnahme der Türkei [* 28] und Griechenlands, ihre Teilnahme zugesagt hatten, so wurde der Name »Europäische Gradmessung« für das Unternehmen adoptiert.
Zwei Jahre darauf wurde in Preußen [* 29] das »Geodätische Institut« gegründet, welches die Arbeiten des Zentralbüreaus unter Mitwirkung der permanenten Kommission ausführt. Vgl. Geodätisches Institut. Weitere allgemeine Konferenzen fanden im Oktober 1871 in Wien, 1874 in Dresden, [* 30] 1877 in Hamburg, [* 31] 1880 in München, 1882 im Haag [* 32] und 1883 in Rom [* 33] statt. Die großartigen Dimensionen, welche das Unternehmen erhalten hat, haben seine Beendigung in weite Ferne gerückt. Es ¶
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sind aber schon umfangreiche Arbeiten ausgeführt, so eine Revision der französischen Messungen und deren Fortsetzung nach Algerien [* 35] durch Périer, ferner eine völlige Ummessung des Adriatischen Meeres; in Aussicht steht die Ummessung des Mittelländischen Meeres, die Verlängerung [* 36] des Bogens Nordkap-Ismail auf 40° bis nach Kleinasien hinein. Besondere Aufmerksamkeit hat man den Instrumenten, Beobachtungs- und Berechnungsmethoden zugewandt, auch arbeitet man an der Verbindung und Ausgleichung aller bereits vorhandenen geodätischen Arbeiten, namentlich derjenigen Triangulierungen, welche von der Gradmessung mitbenutzt werden, beschäftigt sich mit großartigen geometrischen Präzisionsnivellements und der hierdurch ermöglichten nivellitischen Verbindung der Pegelnullpunkte sowie mit der Ermittelung der relativen Meereshöhen, mit umfassenden Pendelversuchen, weitern Untersuchungen über lokale Lotablenkungen.
Wie alle frühern größern Gradmessungen einen fördernden Einfluß auf die Geodäsie geübt haben, der an Wichtigkeit die unmittelbaren Resultate rücksichtlich der Gestalt und Größe der Erde weit übertrifft, so wird dies in erhöhtem Maß bei der Europäischen Gradmessung der Fall sein. Über die jährlichen Fortschritte der Arbeiten geben die seit 1864 vom Zentralbüreau veröffentlichten »Berichte« (Berlin) nähere Mitteilungen. Die Arbeiten der Europäischen Gradmessung über Maßvergleichung haben auch Anlaß gegeben zur Niedersetzung einer internationalen Kommission in Paris behufs Herstellung neuer Meterprototypen. Besondere Aufmerksamkeit widmet man den Pendelversuchen, die namentlich an den Küsten und auf Inseln stattzufinden haben, um auch hiernach weiterhin den Abplattungskoeffizienten immer näher zu präzisieren (die Pendelapparate ergaben bis jetzt nämlich: 1/289, während das Resultat der eigentlichen Gradmessung davon abweicht: 1/299).
Das beinahe abgeschlossene Präzisionsnivellement (1885) steht in Verbindung mit einer großen Anzahl Meereshöhenbeobachtungen mittels Mareographen (automatischen Flutmessern). Deutschland [* 37] hat seit 1880 sich einen »Normalnullpunkt« für sämtliche Höhenermittelungen an der Sternwarte [* 38] zu Berlin festgestellt. Der geodätische Kongreß in Rom 1883 beschloß, den Meridian von Greenwich als Einheitsmeridian für alle internationalen Längenbestimmungen anzunehmen.
Die Längengradmessung auf dem 52. Grad erstreckt sich jetzt von Valentia bis nach Sibirien hinein, der französische Bogen von Dünkirchen [* 39] bis zur Sahara (27 Grad); der indische Bogen umfaßt 24, der russische 25 Gradbogen.
Vgl. Sadebeck, Entwickelungsgang der Gradmessungsarbeiten (Berl. 1876);
»Zusammenstellung der Litteratur der Gradmessungsarbeiten« (das. 1876);
die Berichte von Bruhns in Behm-Wagners »Geographischem Jahrbuch«; Bauernfeind, Elemente der Vermessungskunde (6. Aufl., Stuttg. 1879);
Derselbe, Die Bedeutung moderner Gradmessungen (Münch. 1866);
Jordan, Handbuch der Vermessungskunde (Stuttg. 1878).