Der poetische
Gehalt der Sammlung ist, was die vaterländischen
Dramen betrifft, außerordentlich mager, und der
Eindruck des
Ganzen in seiner Regelmäßigkeit und kalten Nüchternheit mutet geradezu trostlos an. Von weit höherer
litterarhistorischer Bedeutung als die »Schaubühne« war Gottscheds »Nötiger
Vorrat zur Geschichte der deutschen dramatischen
Dichtkunst« (Leipz. 1757-65), worin ein Verzeichnis aller dramatischen
Produkte
aus den
Jahren 1450-1760 gegeben werden sollte.
Das Werk ist nicht vollständig, aber noch heute ein wichtiges Hilfsmittel für das
Studium der Geschichte
des deutschen
Schauspiels. Außer einer
MengeDissertationen litterarhistorischen und kritischen
Inhalts schrieb auch eine
Reihe
von Lehrbüchern, worunter als die wichtigsten anzuführen sind: »Ausführliche
Redekunst« (Hannov. 1728);
»Versuch einer kritischen
Dichtkunst für die
Deutschen« (Leipz. 1730 u. öfter) und »Grundlegung
einer deutschen Sprachkunst« (das. 1748).
Vgl.
Danzel, Gottsched und seine Zeit (Leipz. 1848);
2)
LuiseAdelgunde Viktorie, geborne Kulmus,
Gattin des vorigen, geb. zu
Danzig,
[* 3] machte sich nicht nur mit mehreren
neuern
Sprachen vertraut, sondern erwarb sich auch wissenschaftliche Kenntnisse und bildete ihren
Geschmack
namentlich durch die
Lektüre der englischen Dichter. Nach ihrer Verheiratung mit Gottsched (1735) soll sie in
Leipzig
[* 4] sogar noch
Lateinisch und
Griechisch gelernt haben. Sie starb Eine ebenso fruchtbare Schriftstellerin und Übersetzerin wie
ihrGatte, war sie vielfach über dessen
Schwächen erhaben. In ihren
»Briefen«
(Dresd. 1771-72, 3 Bde.)
zeigte sie feinen
Sinn und
Geschmack, sowie ihr auch als dramatischer Dichterin oder Bearbeiterin ausländischer
Stücke das
Verdienst zuzuerkennen ist, daß sie es besser als ihr
Gatte verstand, das
Fremde der deutschen
Bühne anzueignen. IhrLustspiel,
das, obgleich
Nachbildung, als Originalwerk unter dem
Titel: »Die Pietisterei im Fischbeinrock«
(Rost. 1736) anonym erschien,
war eine Bearbeitung der französischen
Komödie »La femme docteur, ou la théologie tombée en quenouille«
(Douai 1731, wahrscheinlich vonGuill.
Hyacinthe Bougeant).
Ihre »Gedichte« gab ihr
Gatte mit ihrer
Lebensbeschreibung (Leipz.
1763) heraus. Von ihren Übersetzungen heben wir hervor die des
»Spectator« (Leipz. 1739-43, 9 Bde.)
sowie die von
Popes »The rape of the lock« (das. 1744,
neue Aufl. 1772).
Vgl. Schlenther,Frau Gottsched und die bürgerliche
Komödie (Berl. 1885).
Die Stadt Gottschee ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein
Schloß, eine schöne Dechanteikirche,
ein Untergymnasium, eine
Fachschule für Holzindustrie, ein
Spital,
Glas- und Wolldeckenfabrikation und (1880) 1332 Einw. In der
Umgebung finden sich mehrere
Grotten und ein Braunkohlenbergwerk.
Vgl.
Schröer, Ein Ausflug nach Gottschee
(Wien
[* 8] 1869);
3)
Hermann,
Komponist, geb. zu
Königsberg
[* 18] i. Pr., erhielt zuerst geregelten Musikunterricht beiL.Köhler in seiner Vaterstadt, woselbst er auch (1858) die
Universität bezog, um
Mathematik zu studieren.
Bald jedoch vermochte
er der
Neigung zur
Musik nicht länger zu widerstehen und begab sich 1860 zu seiner künstlerischen
Ausbildung nach
Berlin,
[* 19] wo
er als Zögling in das Sternsche
¶
mehr
Konservatorium eintrat. 1863 kam er als Organist nach Winterthur, nahm aber vier Jahre später seinen Wohnsitz in Zürich
[* 21] und zog sich 1870 nach
Hottingen bei Zürich
zurück, wo er starb. Götz war eine echt musikalische, gemütvoll und poetisch angelegte
Künstlernatur. Seine Oper »Die Zähmung der Widerspenstigen« (nach Shakespeare) sowie seine Symphonie in
F dur haben allgemeinen Beifall erlangt. Eine zweite Oper: »Francesca von Rimini«, zu welcher er denText selbst schrieb, beendete
er nicht mehr;
Andre Werke von Götz sind: »Nänia«, für Chor und Orchester,
ein Violin- und ein Klavierkonzert, Frühlingsouvertüre, der 137. Psalm für Chor und Orchester, Kammermusikstücke u. a.