auch aus der lateinischen
Schrift, herübernahm. Jedenfalls beweist die
Größe des Werkes, da
Ulfilas die
Bibel
[* 2] fast ganz übersetzte,
sodann der Umstand, daß man selbst
Erklärungen der biblischen
Schriften in gotischer
Sprache
[* 3] besaß, und besonders auch die
Pracht, mit welcher der
»SilberneKodex« geschrieben ist, daß die
Goten schon eine Litteratur hatten und
die
Kunst zu lesen sich nicht auf wenige Individuen beschränkte. Doch waltete ein unglückliches
Los über dieser so schönen
Sprache. In
Italien
[* 4] verschwand sie mit dem
Fall der
Goten bis auf die letzte
Spur, und in
Spanien
[* 5] scheint sie bei den Westgoten
durch die überwiegende einheimischeBevölkerung
[* 6] schon lange
vor derEroberung des
Landes durch die Araber
gänzlich unterdrückt worden zu sein, so daß sie sich kaum noch in einigen
Namen erhielt.
Dagegen haben sich in der
Krim
[* 7] Überreste einer schon früh dahin versprengten Gotenabteilung bis in die neuere Zeit erhalten.
Diese sogen. Gothi Tetraxitae oder Krimgoten hatten noch bis ins 16. Jahrh.
ihre
Sprache bewahrt, von welcher uns durch die Aufzeichnungen des Augerius Gisler von
Busbeck in
Flandern (1522-1592) beachtenswerte
Reste überliefert sind. Obwohl schon im 18. Jahrh. alle
Spuren dieses Völkchens verweht waren, so ist doch an der
Existenz
desselben sowie an der Echtheit der überlieferten Sprachreste nicht zu zweifeln. Ausführliche Nachweisungen
darüber gab
Maßmann in
Haupts
»Zeitschrift für deutsches
Altertum« (Bd. 1).
Die gotische Sprache zeigt eine große
Durchsichtigkeit der
Laut- und
Formenlehre. An Formenreichtum kommt ihr keine andre germanische
Sprache gleich. Sie hat z. B. im
Verbum und
Pronomen noch den
Dualis; in der Verbalflexion ist das Mediopassiv
in genauer Übereinstimmung mit dem
Griechischen erhalten, freilich nur im
Präsens. Der
Reichtum an Bildungssilben, welcher
das
Gotische vor dem
Althochdeutschen und noch mehr natürlich vor dem Neuhochdeutschen auszeichnet, tritt uns klar vor
Augen,
wenn wir z. B. das gotische habaidêdeima vergleichen mit dem identischen
althochdeutschen habêtim, neuhochdeutsch " (wir) hätten«.
Ist also in lautlicher und formeller Hinsicht das
Gotische die Grundlage der germanischen
Grammatik, so kann dies betreffs
der
Syntax nicht in ganz gleichem
Maß gelten. Da unsre gotischen Sprachdenkmäler Übersetzungen aus dem
Griechischen sind,
so liegt eine Einwirkung der griechischen
Syntax nahe, und es läßt sich dieselbe auch in der That in
manchen
Fällen nachweisen. Es gilt also bei der Betrachtung der gotischen
Syntax, immer das germanische
Element von den griechischen
Einwirkungen zu sondern, ehe man darauf das Gebäude der historischen
Syntax der germanischen
Sprachen gründen kann.
Die Kenntnis der gotischen
Sprache in neuerer Zeit datiert von dem Bekanntwerden des
»Codex argenteus« in der zweiten Hälfte
des 16. Jahrh. Der erste, welcher der gotischen
Sprache ein gründlicheres
Studium widmete, war der Niederländer
FranzJunius.
Außer seiner
Ausgabe des
»Codex argenteus« (1665) lieferte er auch schon grammatische und lexikalische
Arbeiten über das
Gotische. Auch die gotische
Grammatik wurde durch die eingehende Behandlung, welche ihr
Grimm in seiner
»DeutschenGrammatik« zu teil werden ließ, auf einen ganz neuen Standpunkt gestellt. Von spätern Werken sind zu nennen:
die ausführliche gotische
Grammatik von
Gabelentz und
Lobe (Bd. 2, Abtlg. 2 ihrerAusgabe des
Ulfilas, Leipz.
1846) sowie die mehr sprachvergleichende Behandlung
in dem
Buch von
LeoMeyer: »Die gotische
Sprache« (Berl. 1869). Das ausführlichste
Wörterbuch der gotischen
Sprache lieferte
ErnstSchulze
(»GotischesGlossar«, Magdeb. 1848) und in sprachvergleichender HinsichtL.Diefenbach (»Vergleichendes
Wörterbuch der gotischen
Sprache«, Frankf. a. M. 1851). Zur Einführung in
das
Studium des
Gotischen ist zu empfehlen die
Ausgabe des
Ulfilas von
Stamm-Heyne (8. Aufl., Paderb. 1885),
(Gottland), schwed.
Insel in der
Ostsee, 70 km von der schwedischen Ostküste und 44 km von der etwas südlicher
gelegenen
InselÖland entfernt, bildet mit den sie umgebenden kleinern
Inseln (Karlsinseln im W., Farö und Gottska Sandö
im N.) das Gotland- oder Wisbylän, welches 3152,5 qkm (57 QM.)
umfaßt mit (1885) 52,750 Einw. Die
Insel besteht aus einem mit fruchtbarem Erdreich bedeckten Kalkfelsen und ist 20-30 m,
in den Thorsbergen 60 m hoch.
Geologisch interessant ist der im äußersten
Süden gelegene
Berg Hoburg, ein Kalksteinplateau
von 38 m
Höhe, das auf den die Südwestseite der
Insel bildenden
Lagern von
Sandstein und
Oolith ruht.
Außer einigen
Bächen, die im
Sommer austrocknen, und mehreren
Quellen finden sich an Wasserflächen nur
Sümpfe. Das
Klima
[* 12] ist
so mild, daß selbst Walnuß und Maulbeere hier und da reifen. Die
Ufer sind im allgemeinen
hoch und enthalten viele gute Häfen,
von denen der jetzt befestigte Slitehamn zu den vorzüglichsten der
Ostsee gehört. Das Ackerland nimmt nur 20,52 Proz., die
natürlichen Weideflächen 10,18 Proz. der
Insel ein, doch bilden
Ackerbau und
Viehzucht
[* 13] die Hauptnahrungsquelle der
Bevölkerung;
die
Schafe
[* 14] mit grober
Wolle liefern vortreffliches
Fleisch; die kleinen
Pferde
[* 15]
(Öländer genannt) gehen zum
Teil auch den
Winter über auf die
Weide.
[* 16]
als Gehilfe in das Geschäft seines Bruders in Berlin
[* 23] ein, wo er mit Friedrich II. bekannt wurde. Auf dessen Veranlassung gründete
er in Berlin eine Samt-, dann eine Seidenfabrik und brachte sie trotz mancher Verluste zu hoher Blüte;
[* 24] ebenso errichtete er 1761 die
Berliner
[* 25] Porzellanmanufaktur. Als 1760 die RussenBerlin besetzten, wußte es Gotskowski durch seinen Einfluß bei
dem GeneralTotleben zu erreichen, daß die Stadt mit Plünderung verschont, mehrere bereits befohlene Gewaltmaßregeln unterlassen
und die Kontribution von 4 Mill. Thlr. auf 1½ Mill. herabgesetzt wurde, für deren Zahlung er selbst große Opfer brachte.
Einen ähnlichen Dienst leistete er 1761 der Stadt Leipzig.
[* 26] Durch die vielen Bürgschaften, die er während
des Kriegs aus Edelmut übernommen, wurde sein Vermögen zerrüttet; er machte 1763 Bankrott und starb zurückgezogen und arm in
Berlin. Seine Selbstbiographie, in der Form eines Briefs, erschien französisch (»Mémoires d'un négociant patriote«, Berl.
1769) und deutsch (neuer Abdruck in den »Schriften des Vereins für die Geschichte der Stadt Berlin«, Heft
7, das. 1873).