Gossenrecht,
s. Baurecht, ^[= im subjektiven Sinn die Befugnis des Grundeigentümers, auf seinem Grund und Boden bauliche ...] S. 526.
s. Baurecht, ^[= im subjektiven Sinn die Befugnis des Grundeigentümers, auf seinem Grund und Boden bauliche ...] S. 526.
Gustav von, preuß. Staatsmann, geb. zu Naumburg [* 2] a. S., Sohn des 1885 verstorbenen Tribunalspräsidenten und Kanzlers von Preußen, [* 3] Karl Gustav v. Goßler, Bruders der Frau Adelheid v. Mühler (vgl. seine Biographie von Schrader, Berl. 1886), besuchte die Gymnasien zu Potsdam [* 4] und Königsberg, [* 5] studierte in Berlin, [* 6] Heidelberg [* 7] und Königsberg die Rechte, trat 1859 als Auskultator in den preußischen Justizdienst, ward 1861 Referendarius in Königsberg, 1864 Gerichtsassessor in Insterburg, [* 8] 1865 Landrat des Kreises Darkehmen und 1874 Hilfsarbeiter im Ministerium des Innern. 1877 ward er in Stallupönen zum Reichstagsabgeordneten gewählt und schloß sich der deutschkonservativen Fraktion an. Er bewährte sich bald als einen tüchtigen, gewandten Parlamentarier und ward 1878 zum Mitglied des Oberverwaltungsgerichts ernannt. Im Juli 1879 berief ihn der neue Kultusminister v. Puttkamer an Sydows Stelle als Unterstaatssekretär in das Unterrichtsministerium.
Nachdem er im Februar 1881 von der klerikal-konservativen Majorität zum Präsidenten des deutschen Reichstags gewählt worden war, wurde er im Juni zum preußischen Unterrichtsminister ernannt. Er bemühte sich, eine Verständigung mit der römischen Kurie über die Beendigung des Kulturkampfs herbeizuführen, indem er der Kirche erhebliche Zugeständnisse machte, und erreichte auch 1886 im wesentlichen sein Ziel. Auch sonst erwarb er sich durch seine unermüdliche Thätigkeit und sein rein sachliches Verfahren in der Verwaltung seines Ministeriums die Anerkennung aller Parteien.
Friederike, ausgezeichnete Schauspielerin, geb. zu Würzburg [* 9] als Tochter eines Gymnasialprofessors, mit dem sie in früher Jugend nach München [* 10] kam. Nachdem sie durch Konstanze Dahn ihre theatralische Ausbildung erhalten, debütierte sie 1853 als Leonie (»Frauenkrieg«) in München und ging dann nach Königsberg, wo sie, wie auch in Elbing, [* 11] Danzig [* 12] und Gumbinnen, [* 13] ungewöhnliches Interesse erregte. 1855 kam sie an das Thaliatheater in Hamburg, [* 14] 1857 an das Hofburgtheater in Wien. [* 15]
Hier spielte sie zuerst die Grille, eine Rolle, welche durch sie eine typische Gestaltung erhielt und mit ihrem Namen gleichsam identisch wurde. Infolge ihrer Vermählung mit dem Baron Karl v. Prokesch-Osten (1861) zog sie sich von der Wiener Hofbühne zurück. Von 1862 bis 1867 gastierte sie noch während der Wintermonate auf den größern Bühnen Deutschlands, [* 16] auch in St. Petersburg [* 17] und Amsterdam; [* 18] später wirkte sie nur noch in Wohlthätigkeitsvorstellungen mit und lebt jetzt meist in Gmunden.
Aus ihrem Repertoire führen wir noch ihre Lorle (»Dorf und Stadt«),
ihre Julie (»Sie schreibt an sich selbst«),
Margarete (»Erziehungsresultate«),
Jeanne (»Lady Tartüffe«) und die Picarde an. In Hamburg spielte sie einst neben Levassor sogar die Carlotta in »La nuit aux soufflets« mit der Sicherheit und Verve einer gebornen Französin. Natürlichkeit nach der neckischen wie nach der rührenden Seite hin war der unbeschreibliche Reiz, der alle ihre Darstellungen umgab und das Ergebnis ihrer sorgfältigsten Studien stets wie Äußerungen des Augenblicks erscheinen ließ.
Johannes Evangelista, bekannter Konvertit, geb. zu Hausen bei Günzburg, machte seinen Studiengang in Dillingen unter Sailer und wurde 1797 Hilfskaplan; durch Briefe von Boos (s. d.) beeinflußt, empfand er seit 1804, wo er Pfarrer zu Dirlewang wurde, den Zusammenhang mit der Hierarchie drückend; 1811 nach München übergesiedelt, wurde er 1817 abgesetzt. Nachdem er 1819-24 in Petersburg und Odessa [* 19] thätig gewesen war, trat er 1826 in Leipzig [* 20] zur evangelischen Kirche über, wurde 1827 Prediger an der Bethlehemskirche in Berlin, wo er durch die von ihm geleitete Heidenmission sowiedurch seine erbaulichen Schriften (»Geist des Lebens aus der Lehre [* 21] Jesu«, 3. Aufl., Tübing. 1823; »Schatzkästlein«, Leipz. 1825) einen weitreichenden Einfluß ausübte und starb.
Vgl. Prochnow, Joh. Goßner (Berl. 1864);
Dalton, J. Goßner (2. Aufl., das. 1878).
Stadt im Ostkreis des Herzogtums Sachsen-Altenburg, 208 m ü. M., an der Pleiße und den Linien Gößnitz-Glauchau und Leipzig-Werdau-Hof der Sächsischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, Steinnußknöpfe- und Zementfabrikation, eine chemische Fabrik, Vigognespinnerei, Weberei, [* 22] Eisengießerei [* 23] und Maschinenfabrikation und (1885) 4560 Einw.
Flecken im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, Bezirksamt Pegnitz, 464 m ü. M., an der Wiesent und in der Fränkischen Schweiz, mit berühmter Wallfahrtskirche, Franziskanerkloster, Bergschloß und (1885) 533 kath. Einwohnern.
Nahebei die Dörfer Beringersmühl und Tüchersfeld in reizender Lage.
Pflanzengattung, s. Baumwolle. ^[= das Samenhaar mehrerer Arten und Varietäten der zur Familie der Malvaceen gehörigen Gattung ...] [* 24]
(russ., eigentlich »Gast«),
in der ältesten Zeit in Rußland s. v. w. Händler oder Kaufmann, namentlich ein fremder, im Gegensatz zu Kupez (s. d.), dem einheimischen Kaufmann.
Daher Gostjba, Land- oder Handelsstraße;
Gostinnoi Dwor, Kaufhalle, Bazar.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, [* 25] Kreis [* 26] Kröben, hat ein Amtsgericht, besuchte Pferde- und Viehmärkte und (1885) 3375 meist kath. Einwohner.
Auf einem Hügel vor der Stadt liegt das schöne, 1834 aufgehobene Philippinerkloster, ein besuchter Wallfahrtsort.
Kreisstadt im polnisch-russ. Gouvernement Warschau, [* 27] mit (1880) 8867 Einw., welche Fabrikation von Leder, Zucker, [* 28] Metallwaren und Branntwein betreiben.
(spr. goschtschinski), Seweryn, poln. Dichter, geb. 1803 zu Ilince im Gouvernement Kiew, [* 29] Sohn eines Wirtschaftsbeamten, besuchte das Gymnasium zu Human, wo er Freundschaft mit Bohdan Zaleski (s. d.) schloß, und erhielt seine höhere Ausbildung von 1820 an auf der Universität zu Warschau. Sein erstes größeres Gedicht: »Zamek Kaniowski« (»Das Schloß von Kaniow«, Warsch. 1828), eine düstere und auf Volkstradition beruhende poetische Erzählung in Byronscher Manier, welche den furchtbaren Aufstand in der Ukraine von 1768 zum Gegenstand hat und das Kosakenleben mit großer Anschaulichkeit malt, trägt den Stempel eines ursprünglichen Dichtergeistes an sich. Goszczynski beteiligte sich an den politischen Verschwörungen, war unter denen, die den Großfürsten Konstantin im Belvedere überfielen, trat hierauf in das polnische Heer ein, begeisterte dasselbe durch seine feurigen Vaterlandslieder und wohnte verschiedenen Treffen bei. Nach dem Fall Warschaus floh er nach Galizien, später nach Frankreich und ging dann in die Schweiz, [* 30] wo er zu Lenzburg im Aargau seinen Wohnsitz nahm. Hier und in Frankreich schrieb er in Prosa mehrere gelungene Erzählungen, als »Oda«, »Straszny strzelec« und »Król zamczyska«, verherrlichte in seinem Meisterwerk »Sobótka« die Johannisfeier in ¶
den Karpathen, übersetzte den Ossian und gab Revolutionslieder unter dem Titel: »Trzy struny« (Straßb. 1839, 3 Bde.) heraus, die alle den frühern leidenschaftlichen Geist atmen. Später ein eifriger Anhänger der mystisch-religiösen Sekte Towianskis, verbrachte er seine letzten Lebensjahre in Lemberg, [* 32] wo er starb. Seine letzte größere Dichtung war das 1871 veröffentlichte »Poslanie do Polski« (»Sendschreiben an Polen«). Goszczynski gehörte mit Malczewski, Zaleski und dem Kritiker M. Grabowski zu den Häuptern der sogen. ukrainischen Schule, welche die romantischen Motive eigenartig gestaltete. Die neueste Ausgabe seiner sämtlichen »Poezye« erschien in 2 Bänden (Leipz. 1875).