geb. zu
London,
[* 5] ward in
Rugby erzogen, studierte in
Oxford
[* 6] und trat dann als Teilhaber in das Bankgeschäft der
FirmaFrühling u. Göschen. Die
öffentliche
Aufmerksamkeit zog Göschen zuerst auf sich durch seine
Schrift »Theory of foreign exchanges« (Lond.
1863, 12. Aufl. 1886; deutsch,
Wien
[* 7] 1876), welche scharfe theoretische Auffassung und weiten praktischen
Blick bewies. Im
Parlament, wo er seit 1864 die
City von
London; später einen
Bezirk von
Edinburg
[* 8] vertrat, that sich Göschen als Verfechter
liberaler
Grundsätze, namentlich in Religionssachen, so hervor, daß
Russell ihn 1865, als er nachPalmerstonsTode, die liberale
Regierung rekonstruierte, als Vizepräsidenten des Handelsaktes ins
Ministerium berief. Im
Januar 1866 wurde
er
Kanzler des Herzogtums
Lancaster und damit Mitglied des
Kabinetts. Er blieb dies bis zum
Sturz des
MinisteriumsRussell im Juni 1866. Als
im
Dezember 1868
Gladstone ans
Ruder kam, erhielt Göschen dasPräsidium des Armenamtes und entwickelte in dieser
schwierigen
Stellung ein solches Verwaltungstalent und einen so umsichtigen Reformeifer, daß er im März 1871, als
Childers
abdankte, dessen Nachfolger als erster
Lord der
Admiralität wurde.
Große Erfolge hatte aber seine Thätigkeit nicht aufzuweisen, und nachdem mehr ohne ihn als durch
ihn in den
Jahren 1880 und 1881 die montenegrinische und griechische Angelegenheit geregelt waren, wurde er im Mai 1881 abberufen
und durch
LordDufferin ersetzt. 1886 gehörte er zu den eifrigsten unter den liberalen Gegnern der irischen
PläneGladstones
und wurde infolgedessen nach
der
Auflösung des
Parlaments in
Edinburg nicht wieder gewählt. Seit in
England
eine politische
Stellung erlangt hat, schreibt er sich englisch
Goschen, wie er denn überhaupt bei mehreren Gelegenheiten
dem Stammland seiner
Familie wenig freundliche
Gesinnungen bewiesen hat.
Dorf im schweizer.
Kanton
[* 13] und
BezirkUri, 1109 m ü. M., an der
Reuß
[* 14] und an der Gotthardstraße
da gelegen, wo man, dem Bergpaß sich nähernd, die Felsschlucht der
Schöllenen betritt, mit (1880) 2990 Einw., darunter 2285
Italiener.
Hier ist der nördliche Eingang des 14,9 km langen
Tunnels der
Gotthardbahn, wie
Airolo die südliche
Pforte ist. Ursprünglich
ein
Weiler, zurGemeinde Wasen gehörig, hat Göschenen sich seit dem
Bau derEisenbahn sehr erweitert. Das linksseitige
einsame Alpenthal, welches hier in das Reußthal einmündet, heißt Göschenenthal, aus welchem, von den
Gletschern der Dammagrupge
^[richtig: Dammagruppe] genährt, die ungestüme
GöschenerReuß dem Hauptfluß zuströmt.
Flecken im preuß. Regierungsbezirk
Breslau,
[* 15]
Kreis
[* 16]
Wartenberg, Hauptort der gräflich Reichenbachschen Standesherrschaft
hat 2
Schlösser, eine evangelische und eine kath.
Kirche und (1885) 1037 Einw.
Nach N. zu schloß der Mensalehsee bis Pelusium im O. die
Landschaft ab. In diesem fruchtbaren, vom tanitischen und pelusinischen
Arm des Nildelta bewässerten
Gau vermehrten sich die
Hebräer so, daß sie bald die einheimischen Ägypter
an Zahl übertrafen und durch Zivilbeamte (»Fronvögte«) und
Soldaten streng überwacht werden mußten, bis, nachdem die Zeit
der Bedrückung vorüber war,
Moses sie während der
Regierung des
Pharao Menephtah aus Gosen ins
Gelobte Land führte.
Vgl.
Ebers,
Durch Gosen zum
Sinai (2. Aufl., Leipz. 1882).
[* 17] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Hildesheim,
[* 20] am
Rande des Nordharzes, nahe der braunschweigischen
Grenze,
am
Fuß des
Rammelsbergs und an der
Gose, einem Nebenfluß der
Oker, 260 m ü. M.,
Knotenpunkt der
LinienVienenburg-Goslar
und
Langelsheim-Goslar-Grauhof, hat mit seinen zahlreichen
Kirch- und Befestigungstürmen von außen ein sehr altertümliches Aussehen.
Unter diesen
Türmen ist der sogen.
Zwinger bemerkenswert. Er hat gegen 7 m dicke
Mauern, drei
Säle übereinander und gewährt
einen schönen
Blick über Stadt und Umgegend. Die meisten der früher vorhandenenKirchen und Klöster
sind verschwunden oder dienen andern
Zwecken, auch der altehrwürdige, vom
KaiserHeinrich III. erbaute
Dom wurde 1820 auf Abbruch
verkauft. In der noch vorhandenen kleinen
Kapelle¶
mehr
(einer Vorhalle des Doms aus späterer Zeit) werden Überreste der alten Ausschmückung des Doms aufbewahrt, darunter der sogen.
Krodoaltar,
[* 22] ein 1 m langer Kasten aus durchbrochenen Bronzeplatten, getragen von vier knieenden Bronzefiguren, wahrscheinlich
Männern des besiegten Wendenvolkes (aus dem 11. Jahrh.; Abbildung s.
Altar,
[* 23] Fig. 2). Unter den Kirchen, deren Goslar 4 evangelische und eine katholische besitzt, sind noch zu nennen:
die spätromanische Klosterkirche Neuwerk aus dem Ende des 12. Jahrh., mit vortrefflichen, restaurierten Decken- und Wandgemälden
aus dem 13. Jahrh., und die FrankenbergerKirche, eine überwölbte Pfeilerbasilika, 1108 eingeweiht und 1880 restauriert,
wobei die alten Wandgemälde wieder aufgefrischt wurden.
Auf der dem ehemaligen Dom benachbarten Höhe steht das Kaiserhaus, ebenfalls von Heinrich III. um 1050 gegründet, das bis
zur Mitte des 13. Jahrh. von den Kaisern als Wohnung benutzt wurde, die Geburtsstätte Heinrichs IV. ist und 23 Reichsversammlungen
gesehen hat. Von 1867 bis 1880 ist das Kaiserhaus in würdiger Weise restauriert und durch Wislicenus aus
Düsseldorf
[* 24] mit einer Reihe großartiger Fresken aus der deutschen Sage und Geschichte geziert worden, die (1886) bis auf zwei
vollendet sind.
Die Ulrichskapelle, einst die kaiserliche Hauskapelle, ist eine merkwürdige Doppelkapelle in zierlich romanischem Stil. Unter
den Profanbauten sind bemerkenswert: das Rathaus, 1136 vom KaiserLothar gegründet, 1184 von FriedrichBarbarossa
vollendet, gegenwärtig durch geschmacklose Anbauten verunstaltet, enthält eine reiche Menge interessanter Altertümer;
die
Kaiserworth, ein von sieben Bogen
[* 25] getragenes, mit acht Kaiserstatuen geschmücktes Gebäude (ehemals Gildehaus der Gewandschneider,
jetzt Gasthof);
ferner das Bäckergildehaus, das Geburtshaus des MarschallsMoritz von Sachsen,
[* 26] das Breite
[* 27] Thor
von 1447, das sogen. Brusttuch, ein altes Haus mit meisterhaft ausgeführten satirischen Holzschnitzbildern (darunter die
»Butterhanne«, ein Wahrzeichen von Goslar), und auf dem Markte das uralte bronzene Brunnenbecken, an das sich seltsame Sagen knüpfen.
Goslar soll von König Heinrich I. um 920 durch Zusammenlegung mehrerer Dörfer am Rammelsberg (Bergdorf, Warsleben, Sudburg) gegründet
worden sein. Unter Otto d. Gr. wurden die Schätze des Rammelsbergs entdeckt, was das Emporblühen der Stadt sehr begünstigte.
Goslar wurde ein Lieblingsaufenthalt der sächsischen und noch mehr der salischen Kaiser. 1039 wurde das Domstift
St. Simon und Judä, das den TitelCapella imperii führte, von der
Harzburg nach Goslar verlegt und dann von Heinrichs III. Gemahlin
Agnes das Stift zum Petersberg gegründet.
Der letzte deutsche König, der in Goslar weilte, war Wilhelm vonHolland. Von Rudolf I. mit der Reichsvogtei betraut, trat die
Stadt zur Hansa und behauptete sich im Besitz ihrer Freiheit und ihrer Bergwerke gegen die Fürsten ringsum,
besonders gegen die Welfen. Aus der Mitte des 14. Jahrh. stammen die goslarischen Statuten, ein Gesetzbuch, das von mehreren
Städten angenommen wurde (hrsg. von Göschen, Berl. 1840). Der Reformation wandte sich Goslar schon 1521 zu, 1528 war sie durchgeführt.
Doch folgten der Dom und das Petersstift erst 1566 und 1570. Inzwischen hatte die Stadt 1552 ihre Bergwerke
und Forsten an HerzogHeinrich den jüngern von Braunschweig,
[* 35] ihren »Erbschutzherrn«, verloren, und infolge des Dreißigjährigen
Kriegs, in welchem sie von den Schweden
[* 36] erobert und gebrandschatzt ward, erblich der Glanz der alten Stadt noch mehr. 1802 verlor
Goslar die Reichsunmittelbarkeit und kam an Preußen;
[* 37] 1807 kam es an Westfalen,
[* 38] 1816 an Hannover
[* 39] und 1866 wieder
an Preußen.
Vgl. Crusius, Geschichte der vormals kaiserlichen freien Reichsstadt Goslar (Gosl. 1842-43);
»Goslar am Harz sonst und jetzt« (anonym, das. 1863);