das südlichere der beiden
ArrondissementsFranzösisch-Senegambiens, besteht aus der nur 36
Hektar großen
Insel
Gorée,
Dakar,
Rio
[* 2]
Pongo,
Rufisque u. a., mit (1879) 69,487 Einw.,
meist Woloff (nur 673
Europäer, darunter 128
Zivilisten). Die Stadt Gorée auf der gleichnamigen
Insel ist gut gebaut, hat ein
altes, von den Engländern errichtetes
Fort mit einer
Besatzung von 200 französischen
Soldaten, große
Warenlager und (1879) 2956 Einw., von denen 750
Mulatten und 50 weiße
Zivilisten sind. hat ein sehr ungesundes Fieberklima,
das wiederholt die
Europäer furchtbar dezimierte; sein
Hafen ist mit riesigen Basaltblöcken übersäet, daher sich der
Verkehr
mehr
Dakar (s. d.) zuwendet. Es wurde den
Holländern 1677 abgenommen, gehörte aber zweimal, 1758-1763
und 1809-15, den Engländern.
(spr. görge-i),Arthur, der Oberbefehlshaber der ungarischen revolutionären
Armee 1849, geb. zu
Toporcz im
ZipserKomitat aus einer alten protestantischen Adelsfamilie, welche, deutschen Ursprungs, mit
den gleichfalls deutschbürtigen Brezewiczi die Hauptrolle unter dem
Zipser Sachsenadel spielte, trat 1837 in die ungarische
adlige
Leibgarde zu
Wien,
[* 3] wo er nebenbei akademische Vorlesungen hörte, und ward 1842 als
Oberleutnant zu dem Palatinal-Husarenregiment
versetzt.
Von dem einförmigen Friedensdienst nicht befriedigt, verließ Görgei 1845 dieArmee, widmete sich zu
Prag
[* 4] dem
Studium der
Chemie und ging im Frühjahr 1848 nach
Ungarn,
[* 5] um in seinem Geburtsort die
Verwaltung des
Landguts seiner
Familie
zu übernehmen. Um jene Zeit schrieb Görgei eine ausgezeichnete Abhandlung über die flüchtigen
Säuren des Kokosnußöls, die
in den »Sitzungsberichten der
WienerAkademie« (1848, Heft 3) abgedruckt ward. Als sich die politischen
Verhältnisse
Ungarns ernster gestalteten, bot Görgei der ungarischen
Regierung seine
Dienste
[* 6] an, gewann durch sein gewandtes
Verfahren
bei Errichtung der Zündhütchenfabrik, später bei den Waffeneinkäufen in
Lüttich
[* 7] das Vertrauen der damaligen
Regierung
und ward zum
Kommandanten der mobilen
Nationalgarde im
Kreis
[* 8] diesseit der
Theiß ernannt.
Mit derselben besetzte er Ende
September die Donauinsel
Csepel unterhalb
Pest, um einen Übergang der Kroaten zu verhindern.
Hier fiel 29. Sept. der
GrafEugenZichy in seine
Gewalt, und das von Görgei eingesetzte und geleitete
Kriegsgericht verurteilte den reichen
Magnaten als Aufwiegler gegen die gesetzliche
Regierung und als Vaterlandsverräter zum
Tode durch den
Strang; 30. Sept. wurde
Zichy hingerichtet. Dies machte Görgei außerordentlich populär. Am 7. Okt. gelang es ihm, in
Gemeinschaft mit Oberst
Perczel die
10,000 Mann starke kroatische
Reserve, welche
Jellachich bei seinem eiligen
Rückzug zurückgelassen, bei Ozora zur
Kapitulation
im offenen
Feld zu zwingen. Er wurde daher nach dem unglücklichen
Treffen von
Schwechat(30. Okt.) an Mógas
Stelle mit dem
Kommando der Donauarmee betraut. Seine
Truppen, welche in langgestreckter
Linie die Westgrenze
Ungarns besetzt
hatten, hielten indes vor dem
AngriffWindischgrätz', der 15. Dez. die
Leitha überschritt, nicht stand, und Görgei wich
trotz aller Gegenbefehle
Kossuths bis vor
Ofen zurück, nach dessen Räumung er die Aufgabe erhielt, nach der Waaglinie
zu marschieren und das vordringende österreichische
Heer in der linken
Flanke zu bedrohen.
Von
Waitzen aus erließ Görgei 6. Jan. eine
Ansprache, welche alle
Schuld an der schlimmen
Kriegswendung den verkehrten
Befehlen der
Regierung zuschob und diese mit den härtesten
Anklagen überhäufte. Die
»Erklärung der obern Donauarmee«, von
sämtlichen
Offizieren unterschrieben, wiederholte diese Beschuldigungen und sagte der
Regierung förmlich den
Gehorsam auf.
Diese ignorierte den unerhörten, aus
Ärger über den
Rückzug und
Eifersucht hervorgegangenen
Schritt Görgeis, weil sie
sein
Korps nicht entbehren konnte.
Die offene und versteckte
Opposition des soldatischen
Kastengeistes in Görgei und seiner Umgebung gegen die
»Schreiber von
Debreczin«
[* 9] hörte aber im ganzen
Krieg nicht auf und wurde allerdings durch die entschiedenen Mißgriffe des auch in Kriegssachen sich
hervordrängenden
GubernatorsKossuth einigermaßen gerechtfertigt. Vor den österreichischen
Korps, welche
von verschiedenen Seiten heranrückten, warf sich Görgei nun in das
ungarische Erzgebirge und bewerkstelligte von da aus durch
kühne und geschickte
Bewegungen seine Vereinigung mit
Klapka in
Kaschau und dann mit
Dembinski, der inzwischen zum Oberbefehlshaber
ernannt worden war.
Irrtum über die Bewegungen des Feindes viele Zeit und kam erst 9. Aug. in Arad an, wohin der Sitz der Regierung verlegt worden
war, an demselben Tag, an dem Haynau bei Temesvár die ungarische Hauptarmee vernichtete. Am 11. Aug. verzichtete in AradKossuth
nach heftigem Streit mit Görgei zu dessen gunsten auf die Diktatur. Görgei übernahm sie, um ganz offen und mit
Zustimmung der Mehrheit der Armee und der Regierungsmitglieder mit dem russischen GeneralRüdiger über die Unterwerfung zu
unterhandeln, in der Hoffnung, daß Rußlands Fürsprache Ungarns selbständige Verfassung retten werde, was von Anfang an im
Gegensatz zu Kossuths extremen Plänen allein Görgeis Ziel gewesen war. Er irrte sich hierin und reizte
die Österreicher durch ihre absichtliche Umgehung unnützerweise.
Ein weiterer Widerstand war aber nach HaynausSiegen
[* 19] und der Vernichtung aller übrigen ungarischen Heere nutzlos, und an einen
Verrat Görgeis ist nicht zu denken. Von Bedingungen konnte jetzt freilich nicht mehr viel die Rede sein;
Görgei überließ alles der Großmut des Siegers und streckte 13. Aug. zu Világos mit 23,000 Mann vor den Russen die Waffen.
[* 20] Er bat
für sich selbst nicht um Gnade, erhielt dieselbe aber auf Verwendung des Zaren und wurde in Klagenfurt
[* 21] interniert. Enttäuscht
durch das grausame Strafgericht, welches jetzt über Ungarn verhängt wurde, beschuldigten die Ungarn Görgei allgemein
des Verrats. Derselbe suchte sich in seiner Schrift »MeinLeben und Wirken in Ungarn in den Jahren 1848 und 1849« (Leipz. 1852, 2 Bde.)
zu rechtfertigen; ein Gleiches versuchten der ehemalige Honvedoberst Aspermann mit der Schrift (in ungarischer
Sprache)
[* 22] »Ein offenes Wort in der Sache des Honvedgenerals A. Görgei« (Klausenb. 1867) und Görgeis BruderStephan mit der Brief- und
Aktensammlung »1848 és 1849 -böl« (Budapest
[* 23] 1885, 2 Bde.). Die leidenschaftlichen Anklagen gegen Görgei sind aber noch nicht
ganz verstummt, selbst nachdem 1885 eine größere Versammlung von angesehenen Männern in Pest Görgei von
jeder Schuld des Verrats freigesprochen und seine Vaterlandsliebe belobt haben. In jüngster Zeit hat in scharfer Weise die betreffenden
Abschnitte in KossuthsMemoiren angefochten. Görgei ist 1868 nach Ungarn zurückgekehrt, wo er in Visegrád in stiller Zurückgezogenheit
lebt.
Vgl. Horn, Arthur Görgei, Oberkommandant der ungarischen Armee (Leipz. 1850), und Kmety, A. Görgeis Leben
und Wirken in Ungarn (Lond. 1853). -