nacheinander mehrere Gutspachtungen in
Polen und
Preußen
[* 2] ohne glücklichen Erfolg und ließ sich endlich 1830 mit den geretteten
geringen Resten seines
Vermögens in dem Städtchen
Gollub nieder, von wo er 1847 nach
Thorn
[* 3] übersiedelte. Die letzten Jahrzehnte
seines
Lebens ausschließlich mit litterarischen
Arbeiten beschäftigt, die von Zeit zu Zeit durch größere
Reisen unterbrochen wurden, starb er in
Thorn. Seine
Schriften sind: »Buch der Kindheit« (Frankf. 1847, 4. Aufl.,
Berl. 1877);
»Deutsche
[* 4]
Entartung in der lichtfreundlichen und modernen Lebensart« (Frankf. 1847);
»Das Menschendasein in seinen
weltewigen
Zügen und Zeichen« (das. 1850, 2 Bde.; 2. Aufl.,
Berl. 1867);
»Feigenblätter, eine Umgangsphilosophie« (das.
1862-64, 3 Bde.);
»Die
Bildung und die Gebildeten« (das. 1864, 2. Aufl. 1867);
»Die Weltklugheit und die Lebensweisheit mit ihren korrespondierenden
Studien« (das. 1869, 2 Bde.);
»Vorlesungen« (das. 1869, 2 Bde.).
In allen diesen Werken zeigt sich Goltz als realistischer
Sonderling. Wie
Rousseau Feind der zur Unnatur gesteigerten
Kultur, möchte
er, wie dieser, durch radikale Umgestaltung des Erziehungswesens ein kräftigeres
Geschlecht und ein neues
geistiges
Leben der Menschheit anbahnen. Naturwahr bis zum Äußersten, so daß er selbst vor dem
Cynischen nicht zurückscheut,
wird er bei Darlegung seiner
Ideen durch den Mangel an künstlerischer Abrundung und die
Fülle ungeordneter Gedankenmassen
oft ungenießbar. In seiner Schilderung virtuoser Kleinmaler, in seiner Beurteilung durchaus moralischer und politischer
Rigorist, schöpft er aus den
Details des wirklichen
Lebens, schwärmt für patriarchalische
Sitte und fühlt
sich nur da sympathisch berührt, wo ihm naturwüchsige
Kraft
[* 7] und Derbheit entgegentritt.
Seine wichtigsten Abhandlungen betreffen die
Lehre
[* 12] von den Reflexbewegungen. Die allgemein als Goltzscher
Klopfversuch bezeichnete
Thatsache, daß durch Reizung der Baucheingeweide
(Klopfen auf den
Bauch)
[* 13] der Hemmungsnerv des
Herzens
(vagus) so gereizt werden kann, daß dadurch das
Herz zum Stillstehen gebracht wird, hat den
Schlüssel zur
Erklärung zahlreicher
anderer
Reflexerscheinungen geliefert. Er schrieb: »Lehre von denFunktionen der Nervenzentren« (Berl. 1869);
»Über die Verrichtungen des Großhirns« (gesammelte
Aufsätze,
Bonn
[* 14] 1881).
Hendrik, niederländ.
Maler und Kupferstecher, geb. 1558 zu Mülebrecht bei Venloo, kam nach
Haarlem
[* 15] und
lernte unter
Coornhert und
Ph.
Galle. Er legte eine Kupferdruckerei an
und bereiste seit 1590 mehrere Jahre
Italien
[* 16] und
Deutschland,
[* 17] überall scharf beobachtend und treffliche
Studien machend. Er starb 1617 in
Haarlem. hat sich namentlich
um die
Technik der
KupferstecherkunstVerdienste erworben. Er bildete jene plastische Behandlungsweise des
Stiches aus, welche
durch den Schwung und die
Bewegung der Schattenlinien, durch ihr Anschwellen und Verschwinden, durch die verschiedene Art
ihrer Durchschneidung den
Gesetzen der Modellierung aufs genaueste sich anzubequemen sucht.
Bewundernswert ist die Feinheit seiner Schraffierung,
[* 18] die
Glätte und Reinheit seiner
Striche, die Mannigfaltigkeit ihrer
Lagen.
Nicht minder ausgezeichnet
ist er in der zarten
Arbeit, wo er die feinsten
Striche zu leichten, durchsichtigen
Schatten
[* 19] sich
verschmelzen läßt.
SeinTalent, denCharakter des
Stiches nach
Willkür zu modifizieren, zeigen insbesondere
seine sogen. sechs Meisterstücke: in der
Verkündigung suchte er
RaffaelsStil wiederzugeben;
Erst von seinem 42. Jahr an begann auch zu malen, doch stand
er als
Maler und Zeichner unter dem Einfluß der durch die äußerliche
Nachahmung italienischer
Meister hervorgerufenen manieristischen
Strömung, welche damals die ganze holländische
Kunst beherrschte. Seine Kupferstiche
(ca. 330) sind daher nur erfreulich
in derTechnik, dagegen gespreizt und hohl in der Formengebung. Auch lieferte er einige treffliche
Holzschnitte
in
Helldunkel. Seine
SchülerJacob de Gheyn,
JacobMatham, Jan
Müller und Jan Saenredam trieben den Manierismus ihres
Lehrers
auf die
Spitze.
Die erste Abteilung hat eine mittlere
Höhe von 34 m; die zweite Abteilung ist ihrer
Höhe nach in vier
Etagen eingeteilt, gebildet
durch
Gewölbe,
[* 25] welche in der ersten, zweiten und dritten
Etage aus zwei voneinander getrennten
Gurten bestehen;
die vierte
Etage, worauf das doppelte Bahngeleise liegt, hat ein ungetrenntes
Gewölbe von 8 m
Breite.
[* 26] Von der Fundamentsohle
bis an das Gewölbewiderlager sind sämtliche
Pfeiler der ersten
Etage aus
Granit- und Sandsteinquadern erbaut, die
Pfeiler der
übrigen
Etagen aber nur bis auf einige
Meter über das
Terrain von
Quadern oder
Bruchsteinen ausgeführt
und außerdem nur noch die
Bogen der vierten
Etage aus
Hausteinen konstruiert; alle übrigen Teile der
Brücke
[* 27] bestehen aus Ziegelmauerwerk.
Der
Bau, von dem Oberingenieur
HauptmannWille entworfen und geleitet, wurde im
Herbst 1845 begonnen und vollendet;
die Baukosten betrugen gegen 7 Mill. Mk.