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2) Karl Friedrich, Graf von der, preuß. General, geb. zu Stuttgart, [* 2] trat 1832 beim preußischen 1. Kürassierregiment in Breslau [* 3] als Avantageur ein, machte 1844-45 im Gefolge des Marschalls Bugeaud den Krieg in Algerien [* 4] mit, wurde 1845 Hofkavalier der Prinzessin Albrecht, 1848 Adjutant des Prinzen von Preußen [* 5] (jetzigen Kaisers), begleitete denselben 1849 auf dem badischen Feldzug, ward 1855 Major, 1859 Oberstleutnant und Kommandeur des 7. Königs-Husarenregiments, 1861 Flügeladjutant des Königs und 1864 Kommandeur der 14. Kavalleriebrigade, die er 1866 als General im Kriege gegen Österreich [* 6] befehligte. 1868 erhielt er den Befehl über die Gardekavalleriedivision, die er 1870 in den Schlachten [* 7] bei St.-Privat und Sedan [* 8] und während der Belagerung von Paris [* 9] kommandierte. Seit 1870 Generalleutnant und Generaladjutant, ward er 1873 zum Chef des reitenden Feldjägerkorps ernannt und 1875 zum General der Kavallerie befördert; auch ist er kommissarischer Generalgestütsdirektor im Ministerium für Landwirtschaft.
3) Robert Heinrich Ludwig, Graf von der, geb. zu Paris, wo sein Vater, General Graf Karl v. d. Goltz (gest. 1822), preuß. Gesandter war, studierte in Bonn [* 10] und Berlin [* 11] die Rechte, trat sodann in den Staatsverwaltungsdienst, unternahm aber gleichzeitig mehrere ausgedehnte Reisen. An der Bewegung von 1848 nahm er lebhaft teil und schrieb eine Broschüre: »Über die Reorganisation des Deutschen Bundes«. Auch schloß er sich während der Reaktionszeit der gemäßigt liberalen Partei an, übernahm jedoch 1854 die Stelle als Ministerresident in Athen [* 12] und wurde 1857 Gesandter am griechischen Hof, [* 13] 1859 am türkischen in Konstantinopel. [* 14] 1862 wurde er Bismarcks Nachfolger in Petersburg, [* 15] 1863 in Paris, wo er bis zu seinem Tod erst Botschafter Preußens, [* 16] dann seit Januar 1868 des Norddeutschen Bundes war. Er war am Hof Napoleons sehr beliebt, und dessen preußenfreundliche Haltung war nicht am wenigsten Goltz' Verdienst. Er starb in Charlottenburg. [* 17]
4) Hermann, Freiherr von der, protest. Theolog, geb. zu Düsseldorf, [* 18] studierte 1853-1858 in Erlangen, [* 19] Berlin, Tübingen [* 20] und Bonn, wurde nach einem dreijährigen Aufenthalt in der Schweiz [* 21] und in Frankreich 1861 preußischer Gesandtschaftsprediger in Rom, [* 22] 1865 außerordentlicher, 1870 ordentlicher Professor der Theologie in Basel, [* 23] 1873 in Bonn und siedelte 1876 als ordentlicher Honorarprofessor, Oberkonsistorialrat, ordentliches Mitglied des evangelischen Oberkirchenrats und Propst zu St. Petri nach Berlin über. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: »Die reformierte Kirche Genfs im 19. Jahrhundert« (Genf [* 24] 1861, auch französisch);
»Gottes Offenbarung durch die heilige Geschichte« (Bas. 1868);
»Über die sittliche Wertschätzung politischer Charaktere« (Gotha [* 25] 1872);
»Die christlichen Grundwahrheiten« (das. 1873, Bd. 1);
»Die Grenzen [* 26] der Lehrfreiheit« (Bonn 1873).
5) Theodor, Freiherr von der, Landwirt, geb. zu Koblenz, [* 27] studierte seit 1853 in Erlangen und Bonn Rechts- und Staatswissenschaften, erlernte dann praktisch die Landwirtschaft, studierte seit 1858 in Poppelsdorf und übernahm 1860 eine Stelle als Lehrer der Landwirtschaft und der Naturwissenschaften an der Ackerbauschule Biesenrodt bei Werdohl. In Westfalen [* 28] errichtete er auch die ersten landwirtschaftlichen Fortbildungsschulen. 1862 erhielt er einen Ruf als Domänenadministrator und Lehrer der Landwirtschaft an der königlichen Akademie Waldau in Ostpreußen; [* 29] auch hier errichtete er die ersten landwirtschaftlichen Fortbildungsschulen, deren Oberaufsicht für die Provinz Preußen ihm übertragen wurde.
Nach Auflösung der Akademie Waldau 1868 bewirtschaftete er die Domäne Waldau, ging 1869 als Professor der Landwirtschaft nach Königsberg, [* 30] wo er 1875 zum Direktor des landwirtschaftlichen Instituts ernannt wurde, und wirkt seit Oktober 1885 als Professor der Landwirtschaft und Direktor der landwirtschaftlichen Lehranstalt an der Universität Jena. [* 31] Er schrieb: »Beitrag zur Geschichte der Entwickelung der ländlichen Arbeiterverhältnisse im nordöstlichen Deutschland« [* 32] (Berl. 1863);
»Ländliche Arbeiterwohnungen« (Königsb. 1865);
»Die landwirtschaftliche Buchführung« (6. Aufl., Berl. 1886);
»Die heutigen Aufgaben des landwirtschaftlichen Gewerbes und seiner Wissenschaft« (Danz. 1870);
»Die ländliche Arbeiterfrage und ihre Lösung« (2. Aufl., das. 1874);
»Die soziale Bedeutung des Gesindewesens« (das. 1873);
»Die Lage der ländlichen Arbeiter im Deutschen Reich« (mit Richter und v. Langsdorff, Berl. 1875),
»Die soziale Frage im Lichte des evangelischen Christentums« (mit Beyschlag, Halle [* 33] 1878);
»Landwirtschaftliche Taxationslehre« (Berl. 1880-82, 2 Bde.);
»Handbuch der landwirtschaftlichen Betriebslehre« (das. 1886).
6) Colmar, [* 34] Freiherr von der, Militärschriftsteller, geb. zu Bielkenfeld bei Labiau in Ostpreußen, wurde in den Kadettenanstalten zu Kulm und Berlin erzogen, trat 1861 als Sekondeleutnant in das 41. Regiment, besuchte 1864-67 die Kriegsakademie in Berlin und machte 1866 beim 41. Regiment den Feldzug in Böhmen [* 35] mit, wo er 27. Juni bei Trautenau verwundet wurde. 1868 in das topographische Büreau des Generalstabs berufen, war er im französischen Krieg 1870/71 Generalstabsoffizier beim Oberkommando der zweiten Armee, wohnte den Schlachten und der Belagerung von Metz [* 36] sowie den Gefechten bei Orléans [* 37] und Le Mans [* 38] bei, ward 1871 in das 8. Regiment versetzt und Lehrer an der Kriegsschule in Potsdam, [* 39] im Oktober 1871 wieder als Hauptmann in den Großen Generalstab berufen und in der historischen Abteilung desselben beschäftigt. 1874 ward er zum Generalstab der 6. Division und 1877 in das 96. Regiment versetzt, weil er sich in seinem Buch über Gambetta für zweijährige Dienstzeit ausgesprochen, kehrte aber schon 1878 wieder zur kriegsgeschichtlichen Abteilung des Großen Generalstabs zurück und wurde zum Major befördert. Er kehrte auch Kriegsgeschichte an der Kriegsakademie. 1883 trat er in türkische Dienste [* 40] über und erhielt die Leitung des gesamten Militärbildungswesens. Er schrieb: »Die Operationen der zweiten Armee bis zur Kapitulation von Metz« (Berl. 1873);
»Die sieben Tage von Le Mans« [* 41] (das. 1873);
»Die Operationen der zweiten Armee an der Loire« (das. 1875);
»Léon Gambetta und seine Armee« (das. 1877, auch ins Französische übersetzt),
ein vortrefflich geschriebenes Werk, in dem er jedoch dem Diktator etwas zu begeistertes Lob spendete;
»Das Volk in Waffen« [* 42] (3. Aufl., Berl. 1885);
»Roßbach [* 43] und Jena« (das. 1883) sowie zahlreiche Aufsätze in Fachzeitschriften.